Die magische Welt Rialar. Edgar Deschle

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Название Die magische Welt Rialar
Автор произведения Edgar Deschle
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076896



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ist es, wir wollen es nicht hoffen, doch ein Fall von Unleben kann immer eintreffen. Falls das geschieht und Ihr eine oder mehrere Lösungen durchführen müsst, bekommt Ihr die üblichen 25 Luxon pro Lösung. Wenn nichts geschieht, bekommt Ihr für Eure Bereitschaft 15 Luxon pro Tag“, wiederholt der Bürgermeister die Vereinbarung noch mal.

      „Wir werden uns dann das Zornesfeld im Südosten ansehen. Warum wurde es bisher nicht entkräftet, wenn Ihr doch ein Lichtmago seid und Ihr dies vorher schon mit Eurem ehemaligen Löser gemacht habt?“ Auf die Frage lehnt sich Bürgermeister Hadien in seinen Stuhl zurück und seufzt schwer.

      „Die Sache ist die, ich habe es versucht. Dieses Zornesfeld ist ungewöhnlich stark. Mir ist es nicht möglich, nahe genug heranzukommen, um es zu entkräften. Alle anderen Lichtmagi, die bisher hier waren, haben sich auch daran versucht, doch keiner hat es geschafft. Ich hatte gehofft, es kommt irgendwann ein Licht- oder eine Art Gefühlsmagi, der erfahren genug ist, um dieses Zornesfeld zu entkräften. Doch bis jetzt hatte ich kein Glück.“ Der Gesichtsausdruck des Bürgermeisters bleibt bei der Erklärung düster und ernst.

      „Was Ihr erzählt, macht uns noch neugieriger darauf. Wir sind zwar keine Lichtmagi und können dieses Zornesfeld wahrscheinlich nicht entkräften, doch wir haben Salmin dabei, vielleicht kann sie herausfinden, ob das Zornesfeld besondere Umstände verbirgt.“ Nachdem Erwin das sagte, wird Hadien nachdenklich.

      „Hmm, so habe ich das noch nie gesehen. Schon viele Magi wurden vom Zorn dieses Felds verschlungen und fanden das Unleben. Bisher haben sich nur Lichtmagi dorthin begeben, um das Zornesfeld zu entkräften. Vielleicht gibt es uns Aufschluss über das Feld, wenn sich Löser und Seelen das einmal ansehen.“ Hadien überlegt und schaut in Gedanken aus dem Fenster in die Ferne, dann wendet er sich wieder den Zwillingen zu.

      „Doch seid vorsichtig. Wie ich schon sagte, diesem Zornesfeld sind schon viele erlegen. Geht man zu nahe ran oder bleibt zu lange in der Nähe, gibt es kein Zurück aus dem Zorn.“

      Die Brüder nicken bestätigend und verlassen das Büro und das Amtshaus in Richtung Südosten.

      Sobald die beiden die Stadt verlassen, werden sie vorsichtiger. Sie sind lange genug herumgereist, um zu wissen, wie schnell außerhalb von Ortschaften Tiere aus dem Nichts auftauchen können. Die Karte mit den Markierungen des Lichtmago Hadien führt sie in einen Wald.

      Bevor die beiden den Wald betreten, suchen sie nach einem Pfad, der in den Wald hineinführt. Wenn Orte regelmäßig besucht werden, sind immer Wege vorhanden, um den sichersten Pfad zu markieren.

      In diesen Wald ist allerdings schon lange niemand mehr gegangen. Es ist nicht mal die Spur eines Pfades in den Wald zu sehen. So suchen sich die Brüder eine geeignete Stelle, an der die Bäume nicht so nahe beieinander stehen, um den Wald zu betreten. Edwin benutzt seine Erdmagie, um die Pflanzen vor sich in Wellenbewegungen links und rechts auf die Seiten zu verschieben. So schafft Edwin kurzerhand selbst einen Pfad in den Wald hinein und Erwin folgt Schritt für Schritt hinterher. Auf diese Weise könne sie allerdings nur Gräser und kleinere Blumen aus dem Weg bekommen. Bäume, Sträucher und dergleichen müssen sie immer noch umgehen. So schlängelt sich der Weg der Zwillinge durch den Wald, immer auf der Hut vor der Natur um sie herum.

      Je näher sie ihrem Ziel kommen, desto mehr spüren sie den Zorn, der üblicherweise von einem Zornesfeld abgegeben wird. Die Brüder fühlen immer größere Aggressivität in sich aufsteigen und ihre Sicht verschwimmt etwas. Der Zorn ist schwer zu ertragen, als sie endlich etwas sehen können. Die Zwillinge müssen erstmal eine Weile die Augen schließen und gleichmäßig durchatmen, damit sie sich dort etwas länger aufhalten können.

      Sie sehen vor sich seltsam geformte Holzstacheln wie Bäume ohne Äste und Blätter, die wie spitze Finger aus dem Boden ragen und alle im Kreis zu einen Mittelpunkt gekrümmt sind. Solche Pflanzen haben die beiden noch nie gesehen. Um nicht den ganzen Weg umsonst gegangen zu sein, beschließen sie, die Seele Salmin um Rat zu fragen, um wenigstens ein wenig über dieses Zornesfeld herauszufinden. So wird Salmin kurzerhand beschworen. Jedoch verwendet Erwin anfangs nur wenig magische Kraft, damit sich die Seele nur langsam manifestieren kann. Anfangs wundert sich die Seele, warum sie ihr Riaberan nur so langsam verlassen kann. Doch nachdem sie halbwegs draußen ist, wird es ihr klar. Das Zornesfeld beeinflusst sogar die Seelen der Unlebenden. Salmin spürt den Zorn, der sie einnehmen will, doch der Abstand zum Zornesfeld ist groß genug, um noch bei Verstand zu bleiben.

      „Das ist das seltsamste Gefühlsfeld, das ich jemals gesehen habe. Hast du eine Ahnung, wie das zustande gekommen ist?“, fragt Erwin die Seele, während diese in Richtung der Quelle des Zornesfeldes blickt.

      „Ja, ich denke, ich habe den Ansatz einer Ahnung für diesen seltsamen Anblick. Ich spüre einen leichten Puls von dem Zornesfeld ausgehen. Seht Ihr den geisterhaften Nebel, der meine Form umgibt? Der wird in pulsierenden Abständen von dem Zornesfeld weggedrückt. Das habe ich schon mal gespürt, wenn sich zwei Ströme des Arkanen Netzwerkes gekreuzt haben und zwar in gegensätzlicher Richtung. Es verhält sich so, als ob zwei Wildscheine regelmäßig aufeinanderprallen. Doch es hat noch mehr mit dem Zornesfeld auf sich. Seht Ihr diese fingerartigen Bäume, die dort wachsen? Das sind eigentlich normale Bäume, aber ihnen wird Kraft entzogen. Sie wachsen nicht sehr hoch und nehmen seltsame Formen an, wenn sie von einem starken Strom des Arkanen Netzwerkes durchzogen werden UND ein Unlebender in der Nähe liegt. Diese sehen nicht wie Bäume aus, wahrscheinlich liegt es an dem Zornesfeld, dass sie so geformt sind“, berichtet die Seele den Lösern.

      „Dann ist das Zornesfeld nur so stark und weitreichend, weil mindestens zwei besondere Umstände zusammengekommen sind? Würde es helfen, wenn wir die Umstände einen nach dem anderen angehen?“, schlägt Erwin vor, nachdem er sich Salmins Bericht angehört und etwas nachgedacht hat, was in der Nähe eines Zornesfeldes gar nicht so einfach ist.

      „Ich denke, das ist die einzige Möglichkeit, dieses Zornesfeld zu entfernen. Nun ja, außer Ihr habt einen so mächtigen Lichtmagi, der aus dieser Entfernung eine Gefühlsquelle zwischen zwei Strömen entkräften kann. Glaubt mir, dafür ist große magische Kraft nötig. Wenn Ihr den Unlebenden in der Nähe lösen könntet, würde das gleich um ein Vielfaches leichter werden.“

      Salmin klingt dabei sehr enthusiastisch.

      „Dann wissen wir, was zu tun ist, danke.“ Mit Stolz zieht sich die Seele in ihr Riaberan zurück.

      Edwin benutzt wieder seine Erdmagie und lässt eine Erdwelle in Richtung des Zornesfeldes gleiten, um zu fühlen, wo sich der Körper das Unlebenden befindet. Leicht zu finden ist der Körper nicht, der Unlebende ist halb in der Erde versunken und von Wurzeln und Ranken umschlossen, als wäre er Teil der Natur. Nachdem die beiden nun wissen, wo sich der Körper befindet, ist es jetzt an Erwin, ihn zu lösen. Er streckt den linken Arm aus und seine Seelenhand kommt aus seiner physischen Hand herausgefahren. Nun spürt Erwin auch die impulsartigen Stöße vom Zornesfeld, die seine geisterhafte Hand immer wieder zurückstoßen. Wie eine Schlange windet sich die Seelenhand nach vorne Richtung Zentrum des Zornesfeldes. Wegen des Gegenwindes ist es für Erwin sehr viel schwerer, zum Unlebenden zu kommen. Immer wieder wird von den Impulsen etwas Nebel der geisterhaften Hand weggedrückt. Doch die Hand kann nicht einfach irgendetwas greifen und sich ausruhen, da das nächste Seelenhafte in der Nähe erst der Unlebende im Zentrum der Impulswelle ist. Es braucht eine ganze Weile und kostet viel Konzentration von Erwin, sich des Zornes zu erwehren und die Seelenhand zum Unlebenden zu bewegen. Die Anstrengung und Konzentration schwächen Erwin gegenüber dem pulsierenden Zorn.

      „Wo ist dieser vermaledeite Körper! Versteckt er sich absichtlich?!“, brüllt Erwin frustriert. Ihm läuft der Schweiß von der Stirn, da er keine Pause machen kann und sich der geistige Stress auch körperlich bemerkbar macht. Er bekommt Kopfschmerzen, seine Muskeln verkrampfen sich und die Glieder fangen an, weh zu tun. So hat das Zornesfeld leichtes Spiel mit ihm und er zwingt sich immer weiter Richtung Zentrum des Zornesfeldes mit seiner Seelenhand.

      „Ich finde dich schon noch und dann reiße ich dich heraus! Du wirst schon sehen!“, brüllt er wieder und nach weiteren Strapazen kommt die Hand am Körper an. Die geisterhafte Hand von Erwin kann sich dann an der schlafenden Seele im Körper des Unlebenden festhalten und wird nicht mehr so leicht vom Impuls zurückgeworfen.