Die magische Welt Rialar. Edgar Deschle

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Название Die magische Welt Rialar
Автор произведения Edgar Deschle
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076896



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      Jetzt kommt der spannende Teil. Alle Sammelpunkte des Arkanen Netzwerks waren in Wäldern und sogar in besonders gefährlichen Gebieten mit vielen Tieren, Magrennar und den höchsten Bäumen, die ich je gesehen habe.

      Meiner Meinung nach kann nur einer von zwei Gründe dafür verantwortlich sein. Entweder war der Sammelpunkt zuerst da und hat die Natur beeinflusst, so dass die Bäume und Tiere an dem Punkt besonders stark mit magischer Kraft versorgt werden oder es ist genau anders herum, dass die Bäume gut gewachsen sind und sich viele Tiere versammelt haben. Die haben viel Magie abgegeben und so hat sich dort der Sammelpunkt gebildet. Die große Frage ist: Was war zuerst da?“

      Die Seele Salmin macht eine dramatische Pause, während die anwesenden Maginar mit Gemurmel untereinander darüber diskutieren, was sie eben gelernt haben. Dann ergreift Salmin wieder das Wort.

      „Diese Frage kann ich Euch leider auch nicht beantworten. Ich habe keinen Weg gefunden, das Alter solcher Sammelpunkte des Arkanen Netzwerks herauszufinden. Doch ich konnte sie mit meiner Magie etwas betrachten und zwar wesentlich genauer als jeder andere Magi. Was ich dort gesehen habe, ist ziemlich erstaunlich. Ich habe dort elementare Magie gesehen, aber auch verschiedene Gefühle und verschiedene Magi-Eigenschaften erspäht. Ihr fragt Euch sicher, wie Eigenschaften und Gefühle aussehen, doch als Lichtmaga sieht man diese Seiten an den Maginar. Doch in diesen Sammelpunkten waren diese Teile nicht als Ganzes, sondern in Einzelteilen vorhanden. Als wäre eine Seele, wie ich es bin, eine Mauer und im Sammelpunkt war dieselbe Mauer vorhanden, nur nicht in einem Stück, sondern dort sind die Steine durcheinandergeflogen. Deshalb habe ich die Theorie, dass die Seelen, wenn sie in das Arkane Netzwerk übergehen, in ihre Bestandteile wie Wut, Neid, Willenskraft, Wahrnehmung und so weiter zerlegt wird. Deshalb auch die Gefühlsfelder. Wenn ein Gefühl zu stark am Ort des Übergangs gebunden ist, steckt es sozusagen im Strom fest. Dann wird das Gefühl vom Arkanen Netzwerk nur noch mehr gespeist und beeinflusst alles in der Umgebung.

      Doch zurück zu den Bestandteilen der Seelen. In einem Sammelpunkt des Arkanen Netzwerks sind die Bestandteile von sehr vielen Maginar vermischt, je nachdem, wo sie nach ihrer Lösung hingetrieben wurden. Und wenn ein neues Magi’i geboren wird, werden diese Bestandteile vom Neugeborenen angezogen und zufällige Gefühle und Eigenschaften bilden eine neue Seele. Das könnte auch für Tiere gelten, auch ihre Eigenschaften kommen in diese Sammelpunkte und wenn sich Maginar-Bestandteile mit denen von Tieren vermischen, könnte das die Existenz der Magrennar erklären. Das ist alles natürlich hoch theoretisch, doch vor dem Beweis muss ja schließlich die Theorie kommen, oder?“

      Ein lautes Raunen geht durch den Raum. Die Maginar müssen das alles verarbeiten, indem sie weiter darüber miteinander diskutieren. Dann meldet sich eine Maga aus der Gruppe.

      „Dann wäre das so, dass unsere Magi’inar die Fähigkeiten und Gefühle der durch Lösung freigegebenen Unlebenden bekommen? Beispielsweise meiner Großeltern?“ Salmin antwortet gleich auf die Frage:

      „Ganz genau, nun welche Fähigkeiten und Gefühle die Magi’inar bekommen, ist im Grunde Zufall, doch es ist möglich. Jedoch konnte ich in solchen Sammelpunkten keine Persönlichkeiten und Erinnerungen finden. Diese werden wohl zum Arkanen Netzwerk selbst. Die Theorie beschränkt sich ganz auf Fähigkeiten, Eigenschaften und Gefühle, all unsere Instinkte sozusagen.“ Wieder unterhalten sich die Maginar im Publikum über das gerade Gelernte.

      „Doch das soll es erst mal gewesen sein, den ausführlichen Bericht gibt es in verschiedenen Städten im Norden. Fragt einfach im Archiv nach meinen Forschungen“, verabschiedet sich die Seele Salmin von den Zuhörern und zieht sich kleiner werdend in ihr Riaberan zurück.

      „Wenn Euch die Geschichte gefallen hat, liebe Maganar und Magonar, lassen Sie uns doch bitte den einen oder anderen Luxon da. Diese sehen wir gerne als Wertschätzung für unsere Arbeit und die Bereitwilligkeit der Seelen, ihre Geschichten zu erzählen.“

      Als sich dann das Publikum auflöst und sich weiter über das eben Gehörte unterhält, geben sie einige Luxon her. Es ist nicht viel, doch das Abendbrot ist gesichert.

      Am Ende, als die Löser allein mit dem Bürgermeister in der Unlebenwacht sind, sieht man Hadien seine Begeisterung an und er spricht die Brüder voller Entzückung an.

      „Das ist beeindruckend, nicht nur habt Ihr diesen ganzen Maginar ermöglicht, sich von ihren Liebsten zu verabschieden, Ihr habt ihre Trauer auch noch in Wissen und Hoffnung verwandelt. Das ist erstaunlich für zwei Tage Arbeit. Ich fühle mich fast schuldig, aber würdet Ihr bitte noch die verbliebenden Unlebenden lösen? Dann kommt Ihr zu mir, ich gebe Euch Euren restlichen Lohn und spendiere Euch im Gasthaus so viel, wie Ihr saufen könnt.“ Die Zwillinge verziehen keine große Miene, sie schmunzeln nur über die ganze Begeisterung und das Lob.

      „Gut, dann kümmern wir uns um die verbliebenen Unlebenden und wenn wir fertig sind, kommen wir gleich zu Euch“, geben die Löser zurück und wenden sich dann ihrer Arbeit zu.

      „Sehr wohl, ich will Euch nicht weiter von der Arbeit abhalten, wir sehen uns dann, wenn Ihr fertig seid.“

      Bürgermeister Hadien verlässt die Unlebenwacht mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. Wie es scheint, hat auch er über etwas nachzudenken, was er hier über das Arkane Netzwerk gelernt hat.

      Die weiteren Lösungen laufen ohne Zwischenfälle ab. Die Seelen erwachen eine nach der anderen aus ihren Körpern. Keine der Seelen ist begeistert von ihrer Situation, doch sie akzeptieren es. Ausnahmslos alle Seelen wollen gleich in das Arkane Netzwerk übergehen, sie haben keine Angelegenheiten mehr mit den Lebenden zu klären. Die Brüder freut es, da es ihnen keine extra Arbeit macht, doch sie müssen es den Seelen zumindest anbieten.

      So ist die Arbeit kurz nach Sonnenuntergang erledigt. Die Brüder räumen die Riaberane auf und kehren die Unlebenwacht aus. Dann sind sie bereit für den Feierabend. Sie verlassen die Unlebenwacht in Richtung des Amtshauses des Bürgermeisters.

      Beim Amtshaus angekommen, werden sie gleich von Rogu und dem Bürgermeister empfangen. Zu viert machen sie sich auf zum Gasthaus, in dem die Brüder auch schon zweimal übernachtet haben. Dort angekommen wird wieder herzlich gegrüßt, besonders Bürgermeister Hadien möchte jeden Gast und den Wirt einzeln begrüßen und die Hand schütteln. Rogu kennt dieses Verhalten vom Bürgermeister und wählt mit den Zwillingen währenddessen einen Tisch für alle vier aus. Nachdem er ausnahmslos jedem die Hand geschüttelt hat, gesellt sich Hadien zu den Zwillingen und Rogu. Zusammen essen und trinken sie und erzählen sich Geschichten und Anekdoten bis spät in die Nacht hinein. Ordentlich angeheitert wanken Hadien und Rogu nach Hause, während die Brüder wieder ihre üblichen Zimmer zum Schlafen bekommen und sich erschöpft in die Betten fallen lassen.

      Ein Käfig aus Zorn

      ***

      Der nächste Morgen fängt für die Zwillingsbrüder noch später an als sonst. Dank des Katers schlafen die beiden bis zur Mittagszeit. Die hochstehende Sonne zwingt sie förmlich aus dem Bett und nach dem langen Schlaf sind auch die Kopfschmerzen durch den gestrigen Alkoholgenuss fast verflogen. Im Schankraum angekommen, bestellen sich die Brüder gleich Wasser für den trockenen Mund und, da es sowieso Mittag ist, auch gleich Mittagessen dazu.

      Danach führt ihr Weg sie wieder zum Amtshaus des Bürgermeisters. Sowohl Rogu als auch der Bürgermeister hatten leider nicht die Möglichkeit, nach der durchzechten Nacht auszuschlafen. Sie mussten schon früh raus und sind deshalb langsamer in ihrer Arbeit als sonst. Rogu lässt die Brüder zum Bürgermeister durch und Hadien selbst sitzt an seinem Schreibtisch und bearbeitet seine Schriftrollen.

      „Grüße, werte Löser, ich hoffe, Euch geht es besser als dem guten Rogu und mir. So eine lange Nacht hatten wir schon länger nicht mehr. Wir sind das wohl nicht mehr gewohnt“, flüstert er fast schon, da ihm wohl der Kater zu schaffen macht.

      „Ja, wir haben den Vorteil, uns unsere Arbeitszeiten selbst einzuteilen. Jedenfalls wollten wir sagen, dass wir heute noch in der Stadt bleiben. Normalerweise würden wir weiterziehen, da wir in der Regel nicht viel Geld auf einmal verdienen. Doch da Ihr uns vielleicht noch braucht für den unglückseligen Fall von Unleben, bleiben wir,