Die magische Welt Rialar. Edgar Deschle

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Название Die magische Welt Rialar
Автор произведения Edgar Deschle
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076896



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dem Frühstück kommt der Wirt zu ihnen und spricht sie beim Abräumen an.

      „Noch etwas, heute bekommen wir Ziegenfleisch herein. Soll ich Euch jeweils eine Portion zurücklegen?“

      Ein freudiges Grinsen bildet sich auf den Gesichtern der Zwillinge.

      „Sehr gerne, es ist ewig her, dass wir einen herrlichen Braten genießen konnten“, antwortet Edwin und Erwin fügt hinzu:

      „Das waren doch die Explosionen gestern, oder? Greifen solche Tiere öfter an?“ Der Wirt denkt sich nichts dabei und wirkt gelassen.

      „Ja, das passiert hier sehr oft. Die Tiere wittern oder spüren, dass wir Vorräte haben, und wollen diese für sich selbst. Das spielt unseren Jägern natürlich in die Hände, da sie nicht hinaus in die Wildnis müssen. Die Gefahr ist nicht so groß, wenn Ziegen oder Schafe Radau machen. Dramatisch wird es erst, wenn Vögel oder springende Tiere angreifen. Diese können die Mauer überwinden und eindringen. Doch es ist zum Glück lange her, dass das passiert ist.“

      Die Brüder hören aufmerksam zu und nicken am Ende, als sie aufgegessen haben. Dann stehen sie auf und bevor die beiden das Gasthaus verlassen, bekommen sie vom Wirt noch eine Brotzeit mit auf den Weg.

      Die beiden gehen wiederum zum Amtshaus des Bürgermeisters, doch dort finden sie nur den Diener Rogu vor, der ihnen ausrichtet, dass Bürgermeister Hadien nicht im Amtshaus ist und später zur Lösungsstätte kommen möchte.

      Also machen sie sich auch zur Lösungsstätte auf und beeilen sich dabei etwas. Schließlich wissen sie nicht, wie lange der Bürgermeister schon auf sie wartet.

      Als die Brüder die Lösungsstätte durch den Eingang betreten, sehen sie einige Maginar vor der Unlebenwacht. Sie werden begrüßt und hineingelassen. Drinnen ist schon der Bürgermeister.

      „Ah, da seid Ihr ja. Ich habe mir erlaubt, die Familien der Seelen zu versammeln, deren Lösung noch nicht abgeschlossen ist und die noch auf ihre Lösung warten.“

      Bürgermeister Hadien begrüßt die Löser mit seiner üblich tosend lauten Stimme. Die Brüder gehen zu der Gruppe von Stadt-Maginar und stellen sich kurz vor.

      „Dann wollen wir weder die Unlebenden noch die Lebenden weiter warten lassen.“ Erwin kling voller Tatendrang, nimmt sich einen Riaberan nach dem anderen und beschwört die Seelen der Reihe nach.

      Die Familien der Seelen, die beschworen werden, erkennen ihre Liebsten gleich und es formen sich Gruppen um die Seelen. Es wird über alte Zeiten geredet, Erinnerungen werden hervorgekramt, Konflikte aus der Welt geschafft und Anweisungen für die Zukunft verteilt. Alles in allem ist es ein friedlicher letzter Abschied. Nach einer Weile entschließen sich die ersten Seelen, in das Arkane Netzwerk zu gehen.

      Erwin nimmt das jeweilige Riaberan und legt wieder die drei Finger darauf. Dabei wird die Verbindung der Seele zum Riaberan getrennt. Die Seelen steigen auf, bis sie wie von einem Fluss weggeschwemmt werden.

      Zuletzt bleibt noch die Seele übrig, die sich am Vortag schon geweigert hat, ihr Schicksal zu akzeptieren. Diese Seele hat sich inzwischen beruhigt, kann aber noch nicht loslassen. Sie richtet das Wort unmittelbar an die beiden Löser.

      „Wisst Ihr … Ich hatte noch viel vor. Ich habe weder eine Maga noch Magi’i, meinen Beruf konnte ich auch eher schlecht als recht. Es fühlt sich an, als ob ich nichts erreicht hätte und verschwinden werde, ohne dass sich jemand an mich erinnert.“ Die Seele erzählt den Lösern ihre melancholische Geschichte, was auch auf die Stimmung der anwesenden Maginar schlägt. Erwin antwortet der Seele:

      „Wir hinterlassen unser ganzes Leben lang Spuren auf Rialar, ob wir wollen oder nicht. Ich glaube nicht, dass man bestimmte Ziele erreichen muss, um in der Erinnerung seiner Mitmaginar zu bleiben. Sieh dir all die Maginar an, die noch hier sind, um dich zu verabschieden. Ich denke, dass sie alle froh sind, dich gekannt zu haben.“

      All die Maganar und Magonar lächeln zur Seele hinauf und teilen ihre Erinnerungen. Nach einer Weile hat sich der Weltschmerz der Seele verzogen und diese ist nun bereit für das Arkane Netzwerk. Zum Abschied haben alle Maginar ihre Hände zur Faust geballt und öffnen diese langsam mit den Worten „Sei befreit“. So löst Erwin die Verbindung der Seele zum Riaberan und sie verschwindet nun auch.

      Obwohl keine Seele mehr da ist, bleiben die Maginar noch und wenden sich an die Löser, doch das Wort ergreift der Bürgermeister.

      „Werte Löser, diese netten Maginar würden Euch gerne fragen, ob Ihr ihnen ein wenig über den Zustand im Unleben und als Seele erzählen könntet. Unser bisheriger Löser war ein Elementarist, er hat sich um die Körper gekümmert und die Seelen mussten gleich in das Arkane Netzwerk übergehen. So hatten wir keine Gelegenheit, mehr darüber zu erfahren.“

      Diese Frage richtet sich offensichtlich an Erwin den Seelensammler, da Edwin auch ein Elementarist ist und daher von sich selbst aus auch keine großen Erfahrungen mit Seelen hat.

      „Tja, wenn ich meine Seelenmagie einsetze und mein geistiger Körper den Lebendigen verlässt, fällt es mir schwer, den Geist in Form zu halten. Etwas zieht und zerrt daran. Deshalb kommt es einem vor, als ob die geisterhaften Seelen qualmen, doch das ist nur der Rest des geistigen Körpers, den es in alle Richtungen zerrt. Der Kopf ist meist gut zu erkennen, da er der Sitz des Verstandes ist und auch gleichzeitig der Sitz der Seele“, belehrt Erwin die Menge.

      „Doch ich will Euch nicht mit dieser dürftigen Erklärung abspeisen. Ich habe Euch etwas anzubieten. Und zwar begleitet mich eine Seele, die Euch mehr berichten kann. Ich habe sie gestern schon im Gasthaus beschworen. Ihr Name ist Salmin, eine Lichtmaga, die mit einigen Pionieren eine Siedlung gegründet hat. Doch das ist nicht alles, die Siedlung diente einer Expedition, um das Arkane Netzwerk zu erforschen.“

      Die anwesenden Maginar sind begeistert. Alle gehen in die Unlebenwacht und die meisten müssen sich auf den Boden setzen, doch wegen der Vorfreude auf die Geschichte scheint es niemanden zu stören.

      Erwin beschwört nun die Seele aus dem Riaberan mit seiner Drei-Finger-Berührung. Die Seele steigt auf und blickt auf ihr Publikum hinab. Erwin spricht sie an und erzählt, dass die Maginar gerne mehr über das Arkane Netzwerk erfahren möchten.

      Die Seele Salmin schaut sich in dem Raum um, in dem sie beschworen wurde.

      „Eine Unlebenwacht, das ist der Raum, in dem ich mir dieselbe Frage gestellt habe wie Ihr jetzt. Natürlich nicht in genau diesem Raum, sondern in der Unlebenwacht in unserem Dorf. Ich hatte gerade der Lösung meiner beiden Geschwister beigewohnt. Als sie sich auflösten, sah es für mich so aus, als ob man Erde in einen reißenden Fluss wirft. Noch waren sie da und im nächsten Moment waren sie weg. Ich fragte mich … existieren sie noch als diejenigen, die ich kannte? Werden sie wirklich wie in einem reißenden Strom herumgewirbelt? Oder verschwinden sie vielleicht im Nichts? Diese Fragen haben mich nicht mehr losgelassen. Damals hatte ich beschlossen, mich der Lichtmagie zu widmen, da sich diese Form der Magie mit dem Sehen und Durchblicken des Verborgenen beschäftigt.

      Nach einer langen Zeit des Trainings waren meine magischen Sinne so weit geschärft, dass ich das Arkane Netzwerk förmlich spüren konnte. Ich habe die Ströme und Flüsse des Arkanen Netzwerks in meinem Heimatdorf so weit erforscht, wie ich konnte. Doch das hat mir nach einer Weile nicht gereicht, denn es gab dort keinen Punkt, an dem sich die ganzen Flüsse sammelten. Ich wollte weiter hinaus in die Welt gehen, doch war es für mich allein zu gefährlich. Nach einiger Zeit fasste ich den Beschluss, eine Expedition in unbekannte Gefilde zu leiten. Leider wollte mich niemand zur Erforschung des Arkanen Netzwerkes begleiten. Also fragte ich die Leute in den umliegenden Dörfern, ob sie denn neues Land erschließen möchten. Dafür fanden sich dann glücklicherweise Leute und ich konnte, natürlich nur nebenbei, meinen Forschungen nachgehen, während wir das Land durchstreiften.

      So zogen wir los, ich hatte die Expedition gestartet und deshalb war ich auch für die Führung und Navigation verantwortlich. Ich wollte in die Nähe eines großen Sammelpunktes des Arkanen Netzwerks kommen und wenn möglich dort die Siedlung errichten. Meine Begleiter konnten nicht nachvollziehen, wie ich meinen Weg fand. Die anderen konnten die Magieströme, die ich wahrnahm, natürlich nicht fühlen.