Название | Die magische Welt Rialar |
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Автор произведения | Edgar Deschle |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076896 |
„Sehr gut, ich bin Bürgermeister Hadien und habe schon eine Weile auf Löser gewartet. Seid Ihr beide Löser? Normalerweise reicht einer.“
Der Bürgermeister erkennt die Professionen der Brüder gleich und ist deshalb neugierig.
„Richtig, normalerweise ist nur einer von uns notwendig. Doch wir sind fast immer auf Reisen und müssen unsere Arbeit schnell erledigen, um unseren Lebensunterhallt zu verdienen und weiter zu reisen. Wir sind sehr geschickt darin, unsere Fertigkeiten zu kombinieren und sowohl die Seelen als auch die Körper schnell zu lösen. Keine Angst, Ihr müsst uns nicht doppelt bezahlen.“ Bürgermeister Hadien nickt zustimmend.
„Es ist momentan für unsere Stadt dringend notwendig, dass Ihr hier seid. Wir hatten einen Löser, der hier gelebt hat. Leider wurde er gerade bei seiner Arbeit außerhalb der Stadt angegriffen und ihn ereilte das Unleben. Da sich das noch nicht herumgesprochen hat, bekommen wir kaum Besuch von Lösern, denn für sie gibt es im Normalfall keine Arbeit. Wärt Ihr interessiert, dauerhaft nach Oradi zu ziehen, um hier langfristig als Löser zu arbeiten?“
Der Bürgermeister sieht die Zwillingsbrüder erwartungsvoll an, doch diese blicken sich nur kurz gegenseitig an und dann wieder zurück zum Bürgermeister.
„Wir übernehmen gerne die Lösungsarbeit, zu der Euer früherer Löser nicht im Stande war, und wir können noch ein wenig bleiben, falls wieder etwas passiert. Doch dauerhaft an einem Ort zu bleiben, ist nicht unsere Natur“, antwortet Erwin frei heraus und wechselt dann auch gleich das Thema.
„Wie lange ist denn Euer Löser schon im Zustand des Unlebens und wie viele Fälle konnte er nicht mehr bearbeiten?“ Bürgermeister Hadien seufzt und gibt mit melancholischer Stimme zurück.
„Sein Unglück ist einen Monat her und seitdem hatten wir 27 Fälle von Unleben.“ Die Brüder bekommen große Augen.
„Bitte? 27 Fälle in einem Monat … ist das normal in so einer großen Stadt?“ Der Bürgermeister nickt bedrückt.
„Leider ist diese Zahl keine Seltenheit. Das Leben in Oradi oder generell in großen Städten ist sicher mit dem ganzen Glanzstein und Maginar, die nur für den Schutz zuständig sind. Deshalb vergessen viele Bürger die Gefahr und gehen allein und unachtsam aus der Stadt. Dann kommt ein Tier, das sich bedroht fühlt, und befördert sie ins Unleben. Das sind auch nur die Fälle, von denen wir wissen und die wir bergen konnten. Es gibt auch viele Maginar, die verschwunden sind und anschließend nicht mehr gesehen wurden“, erklärt der Bürgermeister das Stadtleben, dann geht er zu seinem Schreibtisch und kramt eine Karte aus der Schublade. Er breitet diese auf seinem Tisch aus.
„Das ist ein Überblick über Oradi. Ich markiere Euch alle wichtigen Orte. Hier ist mein Amtshaus, da sind wir gerade. Geht diesen Weg, um zur Arbeitsstätte unseres früheren Lösers zu kommen.“
Der Bürgermeister berührt mit der Fingerspitze die Orte auf der Karte, woraufhin diese anfangen zu leuchten. Auch der Weg, den er mit seinem Finger zwischen dem Amtshaus des Bürgermeisters und der Arbeitsstätte des Lösers abfährt, leuchtet.
„Gestern im Gasthaus hörte ich etwas über ein starkes Zornesfeld in der Nähe der Stadt. Meint Ihr, wir können uns diesen Ort einmal ansehen?“, fragt Erwin der Seelensammler. Bürgermeister Hadien wirkt nicht begeistert, dennoch antwortet er darauf.
„Mir wäre es recht, wenn Ihr Euch zunächst der Lösungsarbeit zuwenden würdet. Wenn das erledigt ist, könnt Ihr Euch allem annehmen, was Euch interessiert.“
Die Brüder nicken zustimmend und der Bürgermeister markiert einen ungefähren Bereich in einem Waldstück im Nordosten der Stadt.
„Das versteht sich von selbst. Unsere Profession ist die Lösung. Deshalb werden wir das als erstes erledigen. Wir werden etwa zwei Tage brauchen und als Lohn berechnen wir 25 Luxon pro Unleben. Falls wir noch bleiben sollen, obwohl für uns keine Arbeit da ist, würden wir 15 Luxon pro Tag berechnen.“ Edwin nennt die Bedingungen und der Bürgermeister rechnet kurz im Kopf nach.
„Das klingt gerecht. Während Ihr die Lösungen durchführt, werde ich die Familien informieren. Ihr bekommt die Bezahlung am Ende jeden Tages.“
Die Zwillinge und der Bürgermeister geben sich die Hände auf die Einigung. Die Brüder verabschieden sich, verlassen das Amtshaus des Bürgermeisters und folgen der Karte zur Lösungsstätte.
Dort angekommen gilt der erste Besuch der beiden Löser dem Lösungs-Hof, wo normalerweise die Bunterde gemischt wird. Der Bereich zum Lösen ist gut markiert und im Inneren ist eine Fläche, die knöchelhoch mit Steinen umrahmt ist.
Danach führt sie ihr Weg in die Unlebenwacht, dem Gebäude gleich neben dem Lösungs-Hof. Da finden sie die in Stoff eingewickelten Körper liegen, die noch keine Lösung hatten. Während Erwin die nötigen Riaberane in der Unlebenwacht zusammensucht, die dort bereitstehen, um kurzzeitig Seelen aufzunehmen, wählt Edwin die Körper aus, die sie gleich lösen werden. Der Auswahlprozess läuft größtenteils zufällig ab, doch es sind Paare dabei, die zusammenliegen, und diese bedienen sie zuerst, weil Paare meistens gleich in das Arkane Netzwerk eintreten wollen, weil sie zufriedener sind, wenn die Lösung bei ihnen gleichzeitig durchgeführt wird und sie zusammen den Eintritt erleben.
Sobald Erwin genug Riaberane am Lösungshof aufgestellt hat, tragen die beiden das erste Paar hinaus und legen die Körper in den von Steinen umrahmten Bereich eng aneinander.
Wieder außerhalb des markierten Bereichs fängt Erwin an, sich zu konzentrieren. Er streckt die linke Hand aus, atmet gleichmäßig und schließt die Augen. Schon einige Augenblicke später entspringt aus Erwins linker Hand eine zweite geisterhafte Hand. Die Geisterhand raucht und gleitet mit Erwins richtiger Hand verbunden auf die Körper zu. Als erstes greift die geisterhafte Hand an die Schulter der Maga. Die Hand zieht und rüttelt scheinbar am Körper, bis die Seele der Maga herausspringt wie ein Korken aus einer Flasche. Dasselbe macht Erwin dann beim Mago gleich daneben – es wird gerüttelt und gezogen, bis die Seele herausspringt.
Nun schweben die beiden Seelen in Form von Büsten gut zwei Schritt in der Luft. Wie bei allen Seelen, die kurz vorher aus ihren Unleben gezogen wurden, sind sie noch verwirrt und orientierungslos. Die beiden Seelen brauchen einen Moment, um ihre geisterhafte Erscheinung zu begreifen. Dann erinnern sie sich zurück an die Situation, die sie ins Unleben gebracht hat, während die Löser vor ihnen geduldig warten, bis die Seelen letztendlich beschließen, gleich in das Arkane Netzwerk zurückzukehren. Nachdem die Namen der beiden Seelen von den Lösern notiert wurden, tippt die geisterhafte Hand von Erwin die Seelen mit einem rosafarbenen Schimmer an. Die Seelen fühlen sich langsam immer leichter und schweben immer höher. Der rosa Schimmer von Erwins Berührung breitet sich in den Seelen aus und lässt sie zerfließen. Ab einer gewissen Höhe lösen sich die Seelen in Luft auf, als würden sie von einer Strömung weggeschwemmt werden. Schließlich sind sie verschwunden und es bleiben nur noch die seelenlosen Körper übrig. Die geisterhafte Hand kehrt in Erwins körperliche Hand zurück und es bleibt keine Spur des geisterhaften Spuks.
Nun ist Edwin an der Reihe. Er konzentriert sich, atmet gleichmäßig und faltet die Hände vor seinem Mund. Er pustet zwischen den beiden Daumen in seine Hände und nimmt seinen Mund wieder weg. Als er die Hände öffnet, hält er eine durchsichtige Kugel in der Hand, die von innen rot leuchtet. Er wiederholt den Vorgang, bis er vier solcher Kugeln hat, eine rot-feurige, eine blau-wässrige, eine weiß-stürmische und eine braun-erdige. Er wirft eine Kugel nach der anderen zu den Körpern in den mit Steinen umrandeten Bereich. Mit einem Fingerschnippen von Edwin lösen sich die äußeren Schutzhüllen der Kugeln auf. Die Essenzen der Elemente im Inneren werden freigesetzt und sickern in den Boden. Die jeweiligen Elemente färben den Boden in ihrer entsprechenden Farbe und breiten sich aus. Als sich zwei Elemente treffen, beginnt eine Reaktion. Die Essenzen breiten sich schlagartig aus, bis sich alle vier Elemente treffen, dann verhält sich der Boden, der in den Farben der Kugeln getränkt ist, wie eine Flüssigkeit. Die Elemente verwirbeln wie in einem Strudel, bis sie ineinander übergehen und der Boden in Regenbogenfarben leuchtet. Die nun erschaffene Bunterde gibt ein leises Summen von sich. Langsam versinken die Körper in der regenbogenfarbenen