Leben aus dem Sein. Radhe Shyam

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Название Leben aus dem Sein
Автор произведения Radhe Shyam
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783946433279



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Yogananda gelesen und war ebenfalls fasziniert von den Berichten über Mahavatar Babaji. Als Margaret im Sommer 1979 von Babajis Dasein in Haidakhan erfuhr, entschloss sie sich, im Januar 1980 zusammen mit Leonard Orr und einer Gruppe von Rebirthern nach Haidakhan zu fahren. Ich hatte ihr bei den Reisevorbereitungen geholfen und Margaret sollte mich anschließend, wenn meine Pensionierung erfolgt war, auf einer Geschäftsreise durch Europa und Israel begleiten, bei der es um die mögliche Gründung einer internationalen Beratungsfirma ging. Doch als ich in London ein­traf, fand ich zwei Briefe von ihr vor, in denen sie mir schrieb, dass sie wünschte, den Rest ihres Lebens in Babajis Gegenwart zu verbringen. Mehr wolle sie nicht und sie danke mir für alles. Nachdem ich eine Nacht überlegt hatte, was ich tun sollte, verlängerte ich mein Flugbillet über Tel Aviv nach Neu Delhi und telegraphierte an das indische Außenministerium wegen eines Gesprächstermins. Auf diese Weise bin ich früher zu Shri Babaji gelangt, als mein Steinbockgemüt es mir zugestanden hätte.

      In Neu Delhi, in Vrindaban und während der zehn Tage in Haidakhan versuchte ich Margaret zur Rückkehr in die Vereinigten Staaten und zur Heirat zu bewegen, aber sie ließ von ihrem Wunsch, bei Babaji zu bleiben, nicht ab. Ich aber wurde immer unruhiger bei dem Gedanken an meine Geschäftsangelegenheiten und flog schließlich in die USA zurück. Margaret begleitete mich nach Neu Delhi, um mich dort zu verabschieden, blieb aber in Indien.

      In Washington D.C. saß ich dann an meinem Schreibtisch, um einen Bericht an zukünftige Kunden über die gewonnenen Erkenntnisse meiner Geschäftsreise zusammenzufassen, aber er glückte mir nicht. Tag für Tag saß ich da, schweifte ab, war konfus und durcheinander. Jeden Morgen und jeden Abend las ich das Haidakhan Arti durch, und es endete fast immer unter Tränen und in Verwirrung. Ich konnte nicht verstehen, was mit mir los war. Nach ungefähr zehn Ta­gen kam der Durchbruch. Die Worte flossen mir nur so aus der Feder, und nochmals zehn Tage später verfügte ich über einen guten Bericht, den ich meinen zukünftigen Kunden zusenden konnte. Außerdem war ich noch meinem früheren Arbeitgeber vertraglich verpflichtet und wollte das Projekt abschließen. Dabei ging ich noch einmal durch den Prozess des "Nichtkönnens", gefolgt von einem erfolgreichen Arbeitsanfall.

      Margaret rief mich aus Indien an, um mir mitzuteilen, dass Shri Babaji sie nach seiner Ankunft in Haidakhan als erstes fragte: "Warum ist dein Freund ohne meine Erlaubnis abgereist?" Wenige Tage später schickte er Margaret aus dem Ashram fort (das dritte Mal während ihres dreimonatigen Aufenthaltes dort) mit der Bemerkung, sie solle "nach Hause gehen". Da für sie ihr Zuhause bei Babaji war, ging sie einfach in einen anderen seiner Ashrams.

      Ich war so durcheinander und so unzufrieden mit meinem Verhältnis zu Margaret und zu Shri Babaji, dass ich sechs Wochen nach meiner Rückkehr aus Indien wieder im Flugzeug auf der Reise nach Neu Delhi und Haidakhan saß.

      Als ich oben an den "108 Stufen" des Haidakhan Ashrams angekommen war, traf ich Margaret, die vor Swami Fakiranands Büro einen kleinen Teppich ausschüttelte. Ich hatte Washington so über­stürzt verlassen, dass ich keine Zeit gefunden hatte, ein Telegramm zu schicken. Als Margaret mich sah, fiel sie fast in Ohnmacht vor Überraschung, doch sie erholte sich schnell und sagte, Shri Babaji würde im Tempel Darshan abhalten und ich solle mich schnell waschen, bevor ich zu ihm ginge.

      Babaji saß auf seinem Sitz in der Kirtanhalle, einem Raum mit nur drei Wänden, dessen offene Seite zum Tempel hin lag, in dem die Statue des "Alten Haidakhan Baba" stand. Babaji sprach gerade mit einem Inder, und so kniete ich mich hin, berührte seine Füße und setzte mich. Als Babaji seine Unterhaltung beendet hatte, wandte er sich mir zu und fragte: "Warum bist du ohne meine Erlaubnis fort gegangen?" (Später erfuhr ich, dass das Ashram Protokoll Shri Babajis Einverständnis verlangte, wenn man kommen oder gehen wollte). Ich erklärte ihm, dass ich an meinem Geschäftsvorhaben hätte weiterarbeiten müssen, wie es um die Arbeit stand und weshalb ich zurückgekehrt sei. Nach einigen Minuten beendete Shri Babaji seinen Darshan, verließ seinen Sitz und nahm mich bis zum Fuß der Treppe mit, von wo aus man zu den Gästezimmern im geräumigsten Ashramgebäude geht. Er wies einen Schüler an, mir einen der Räume zu geben, und wir trugen dann später unser Gepäck hinauf.

      Als ich zurückkam, saßen die Leute bereits beim Mittagessen. Margaret setzte sich von mir fort, doch nicht lange, denn, als Shri Babaji kam, bat er die Person, die zwischen uns war, sich an einen anderen Platz zu setzen. Er setzte uns also mit Nachdruck zueinander und fügte noch hinzu: "Du darfst sie in dein Zimmer nehmen, wenn du möchtest!" Dann entfernte er sich. Margaret war über diese Worte entsetzt und sehr ärgerlich, denn nach den Ashramregeln hatten Männer und Frauen getrennte Unterkünfte. Noch bevor Margaret damit fertig war, mir zu sagen, ich solle nicht von ihr verlangen, in meinen Raum zu ziehen, kam Shri Babaji zu uns zurück und sagte: "Du kannst sie heiraten, wenn du willst!" Nach diesen Worten ging er in das Zimmer, in dem er einige Bissen von dem ihm angebotenen Essen nahm. Margaret wusste aber auch, dass sie Shri Babaji vollends ihren Willen übergeben hatte und ihm aus diesem Grunde nichts abschlagen könne. Aber als Rechtsanwältin bemerkte sie natürlich, dass Shri Babaji bei beiden Bemerkungen mir die Wahl überlassen hatte, folglich begann sie mit Nachdruck an mir zu arbeiten, dass ich ja nicht von meinem "Vorrecht" Gebrauch mache.

      Eine Woche lang spielte Shri Babaji mit uns. Wir teilten das Zimmer, arbeiteten gemeinsam, aßen zusammen und sprachen gemeinsam mit Babaji. Einmal, bei den Tempeln nahe des Abhanges, als wir uns vor ihm hinknieten, nahm er unsere rechten Hände in die seine, drückte sie und sagte lachend auf Englisch: "Ihr seid verheiratet! Ihr seid verheiratet!" Dann ging er schnell fort und ließ uns verwundert zurück. Natürlich fragten wir uns, ob das jetzt Ernst gewesen war. Wir kannten zwar seine Art, Menschen plötzlich in unerwartete Situationen hineinzuwerfen, um sie zu prüfen und um ihnen über ihre Probleme und Gelüste hinwegzuhelfen, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, dass er unsere Heirat wünschte. So fingen wir an, Babaji zu fragen: "Ist diese Heirat dein Wille?" oder war es mein Wunsch, den Shri Babaji erfüllte? Als Margaret ihm eines Tages diese Frage stellte, antwortete er, er würde meinen Wunsch unterstützen. Ein andermal gab er mir auf diese Frage eine unverbindliche Antwort.

      Nach einigen Tagen des Hin und Her kam ich zu der Einsicht, dass ich nicht wirklich mit einer Frau verheiratet sein wollte, die absolut dagegen war. Mit diesem Entschluss ging ich zu Babaji, um ihn das mitzuteilen. Ich kniete vor ihm nieder, berührte seine Füße und richtete mich auf, um zu sprechen, aber er stand auf und lief davon. Eine Weile sprach er nicht mehr über Heirat, und weil es um dieses Thema still wurde, folgerten wir, dass er dieses Spiel aufgegeben habe. Sollte er nochmals diese Frage an uns richten, so beschlossen wir, würde ich antworten, dass es keine Heirat gäbe.

      Bald zu Anfang dieses Besuches in Haidakhan bekam ich Durchfall, und Shri Babaji wies mich an, zu ruhen und mit Vorsicht zu essen. Eines Morgens spät, etwa eine Woche nach meiner Ankunft, ich hatte gerade geruht, war ich durch das Läuten der Tempelglocken erwacht. Das Geläute kündigte Babajis Rückkehr von den Arbeitsstätten auf der anderen Flussseite an. Ich hörte Babaji lachen und fühlte mich von ihm angezogen. Als ich zu ihm kam, saß er auf der Mauer vor seinem Zimmer und etwa zwanzig Schüler, Margaret eingeschlossen, standen und saßen um ihn herum. Ich verneigte mich vor ihm, und als ich mich erhob, fragte er: "Was wolltest du sagen?" Mein Geist war noch vom Schlaf benebelt und ich hörte mich spontan sagen: "Babaji, wir möchten einfach nur deinen Willen tun." "Es ist mein Wille, dass ihr heiratet!" antwortete er, und er verheiratete uns auf der Stelle. Er band unsere Hände zusammen, schickte uns zum Tempel, um uns dort zu verneigen, organisierte Ringe, die wir tauschen konnten und wies uns an, für den nächsten Tag ein Hochzeitsmahl zu arrangieren.

      Am nächsten Tag machte ich Mundan, eine vollständige Haar- und Bartrasur. Shri Babaji empfahl manchmal Mundan zur Heilung oder um einer Person über eine spirituelle Blockade hinwegzuhelfen, (wie dem Hängen an seinem Aussehen oder seiner Identifizierung damit) oder ganz einfach als Symbol der Hingabe an seinen oder ihren Meister. Ich glaube, es war der letzte Gedanke, der mich zu Moti Bhagwan, dem Ashram-Friseur, führte.

      Am späten Nachmittag gingen Margaret und ich zum Garten, wo Babaji die nachmittägliche Arbeit überwachte. Er führte uns ganz lieb zu einem Steinblock und bedeutete uns, darauf Platz zu nehmen, so dass wir in das wunderschöne Tal hinuntersehen konnten. Wenige Tage zuvor hatte Shri Babaji Margaret den Namen Sita Rami gegeben. Rama war die erste große "menschliche" Manifestation des Göttlichen in der Hindu-Tradition und Sita war seine Frau,