Название | Buchstäblichkeit und symbolische Deutung |
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Автор произведения | Matthias Luserke-Jaqui |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783772002151 |
„Zurük! Hier ruhn die Erdenriesen,
Fern von dem Volk in ihrer Gruft –
Um mit dem Volk nicht auferstehn zu müssen,
Wenn einstens die Trompete ruft.“8
Angesichts dieser persönlichen und kommunikativen Nähe kann man daher nicht ausschließen, dass SchillerSchiller, Friedrich über Ludwig SchubartSchubart, Ludwig Albrecht unveröffentlichte Gedichte des Vaters zu lesen bekam. „Schiller ist ein groser Kerl – ich lieb’ ihn heiß – grüß ihn!“9 Das schreibt Schubart an seine Frau zu Beginn des Sommers 1782. Ist dies eine Reaktion auf die Lektüre der AnthologieAnthologie auf das Jahr 1782 oder auf Schillers Besuch auf dem Hohenasperg im Herbst des Jahres zuvor?
Auf die Parallelen zwischen SchubartsSchubart, Christian Friedrich Daniel FürstengruftDie Fürstengruft und Schillers Gedicht Die schlimmen MonarchenDie schlimmen Monarchen ist immer wieder hingewiesen worden. Man muss Schillers Gedicht aber auch im Zusammenhang sehen mit den nur fünf Zeilen umfassenden lyrischen Fragmenten Die Gruft der KönigeDie Gruft der Könige und Triumphgesang der HölleTriumphgesang der Hölle, die vermutlich 1778 oder 1779 entstanden sind.10 Nach dem Zeugnis von (vermutlich) Karl Philipp ConzConz, Karl Philipp in der Zeitschrift Der Freimüthige oder Ernst und ScherzDer Freimüthige oder Ernst und Scherz vom 4. November 1805, einem Jugendfreund Schillers, veranlasste die Gruft der Könige Schubart, seine Fürstengruft zu dichten. Das ist aber sehr zweifelhaft, weil Ludwig Schubart 1798 ja einen anderen Anlass für Schubarts Gedicht anführt.11 Die Themen von Herrschaftskritik und absolutistischer Machtwillkür trägt Schiller im Ton radikal vor. Die Monarchen werden als Erdengötter und als Gottes Riesenpuppen bezeichnet, die mit pompendem Getöse ihren Spleen ausleben. Eine solch eindeutige Aussage lässt keinerlei Spielraum für eine parodistische Lesart zu. Im Unterschied zu SchubartsSchubart, Christian Friedrich Daniel versöhnlichem Schluss – sofern man diesen eben nicht als Parodie lesen will – mit seinem Appell an die guten und das bedeutet die aufgeklärten Vertreter des Absolutismus, droht der junge SchillerSchiller, Friedrich in der Schlussstrophe seines Gedichts unverhüllt mit der Macht der Poesie:
„Aber zittert für des Liedes Sprache,
Kühnlich durch den Purpur bohrt der Pfeil der Rache
Fürstenherzen kalt.“12
Die Nationalausgabe spricht durchaus von einer „Abhängigkeit des Schillerschen Gedichts von dem Schubarts“13, obgleich das Thema Fürstengruft durchaus auch zum gängigen literarischen Motivinventar der Zeit gehört. Demgegenüber ist als Gegenbeispiel etwa KlopstocksKlopstock, Friedrich Gottlieb Gedicht FürstenlobFürstenlob (1775) mit folgendem Wortlaut zu nennen:
„Dank dir, mein Geist, daß du seit deiner Reife Beginn,
Beschlossest, bey dem Beschluß verhartest:
Nie durch höfisches Lob zu entweihn
Die heilige Dichtkunst,
Durch das Lob lüstender Schwelger, oder eingewebter
Fliegen, Eroberer, Tyrannen ohne Schwert,
Nicht grübelnder, handelnder Gottesleugner,
Halbmenschen, die sich, in vollem dummen Ernst, für höhere
Wesen halten als uns. Nicht alte Dichtersitte,
Nicht Schimmer, der Licht log,
Freunde nicht, die geblendet bewunderten,
Vermochten deinen Entschluß zu erschüttern.
Denn du, ein biegsamer Frühlingssproß
Bey kleineren Dingen,
Bist, wenn es größere gilt,
Eiche, die dem Orkane steht.
Und deckte gebildeter Marmor euch das Grab;
Schandsäul’ ist der Marmor: wenn euer Gesang
Kakerlakken, oder Oranutane
Zu Göttern verschuf.
Ruhe nicht sanft, Gebein der Vergötterer! Sie sinds,
Sie habens gemacht, daß nun die Geschichte nur
Denkmaal ist; die Dichtkunst
Nicht Denkmaal ist!
Gemacht, daß ich mit zitternder Hand
Die Saite von Daniens Friederich rührte;
Sie werde von Badens Friederich rühren,
Mit zitternder Hand.
Denn o wo ist der sorgsame Wahrheitsforscher,
Der geht, und die Zeugen verhört? Geh hin, noch leben die Zeugen,
Und halte Verhör, und zeih, wenn du kanst,
Auch mich der Entweihung!“14
Von SchubartsSchubart, Christian Friedrich Daniel FürstengruftDie Fürstengruft wird im Deutschen Literaturarchiv Marbach eine Handschrift aufbewahrt, die offensichtlich eine Reinschrift (vielleicht auch die Druckvorlage?) darstellt, die aber nicht Schubarts eigene Handschrift wiedergibt. Auf dem Umschlagblatt steht das Jahresdatum „1783“; die Handschrift bildet mutmaßlich die Druckvorlage für D4. Ludwig SchubartSchubart, Ludwig Albrecht bemerkt, dass sein Vater nahezu alles diktiert habe, „selbst Gedichte dictirte er“15. Wie kam diese Reinschrift nach Marbach? Zu berücksichtigen ist auch eine Selbstauskunft Schubarts, die er im Vorbericht zum ersten Band seiner gesammelten Gedichte von 1786 niederlegt: Er schreibt im Vorbericht zum ersten Band seiner Sämtlichen GedichteSämtliche Gedichte (Schubart) von 1785: „Und doch hab ich nie ein Gedicht […] ausdrücklich für den Druck bestimmt“16. Die folgende Übersicht bietet einen für das 18. Jahrhundert vollständigen und für das 19. Jahrhundert nahezu vollständigen Überblick über die Drucke der FürstengruftDie Fürstengruft:
D1: Erster Druck unter dem Titel Die Gruft der FürstenDie Gruft der Fürsten in: Frankfurter Musenalmanach auf das Jahr 1781. Herausgegeben von H.[einrich] Wagner: Frankfurt, bey Johannes Bayrhoffer, S. 144–150, unterzeichnet mit Schubarth[!]. Wahrscheinlich ist der Almanach im Herbst 1780 erschienen.17 – Insgesamt 25 Strophen, es fehlt (nach der Zählung gemäß Reclam 1978) Strophe Nr. 13. – Der Herausgeber Heinrich WagnerWagner, Heinrich (1747–1814) wurde bis dato oft mit dem hinlänglich bekannten Dramatiker des Sturm und Drang Heinrich Leopold WagnerWagner, Heinrich Leopold (1747–1779) verwechselt.
D2: Zweiter Druck unter dem Titel Die Gruft der Fürsten in: Leipziger Musenalmanach auf das Jahr 1781. Leipzig im Schwickertschen Verlage, S. 81–85, unterzeichnet mit Schubarth[!]. Insgesamt 25 Strophen, es fehlt (nach der Zählung gemäß Reclam 1978) Strophe Nr. 13. – Dieser Almanach wurde in den Jahren 1779 bis 1781 von August Kornelius Stockmann herausgegeben.18
D3: Dritter Druck unter dem Titel Die Gruft der Fürsten in: Deutsches Museum, Dezember 1782, Bd. 2, 12. St. Leipzig: in der Weygandschen Buchhandlung, S. 496–499. Insgesamt 25 Strophen, es fehlt (nach der Zählung gemäß Reclam 1978) Strophe Nr. 13.
D4: Vierter Druck unter dem Titel Die FürstengruftDie Fürstengruft in: Chr. Dan. Friedr. Schubarts Gedichte aus dem Kerker. Erster Theil. Zürich: Orell, Geßner, Füßli und Comp. 1785, S. 181–184. Insgesamt 25 Strophen, es fehlt (nach der Zählung gemäß Reclam 1978) Strophe Nr. 2; Nr. 13 vorhanden. [Nicht autorisierter Druck! Herausgabe und Vorrede von Armbruster, S. IV: „Daß diese Ausgabe ohne Wissen des Verfassers gemacht werden mußte, wenn sie je gemacht werden sollte“, u. S. V: „feyerlich sey es hier gesagt: Schubart hat durchaus keinen Antheil daran …“. Erschienen vor Mai 1785, denn das ist das Datum von Schubarts Vorbericht, wo er u.a. über seine Gedichte schreibt: „die kürzlich herausgekommene Schweizersammlung, die alle mit sinnlosen Druckfehlern verunstaltet seyn mußten,