Название | Buchstäblichkeit und symbolische Deutung |
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Автор произведения | Matthias Luserke-Jaqui |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783772002151 |
„O Bodmer rufest Du vor Dein Gericht
des deutschen kühne Klag, den falschen Trost des Britten;
Sey billig, tadle nicht;
Wir leiden noch, du hast bald aus gelitten.“4
Auch anderen Freunden und Teilnehmern der sogenannten Zirkularkorrespondenz Schlossers schenkte der Verfasser den Anti-PopeAnti-Pope. In einem unveröffentlichten Brief vom 28. Juli 1776 an Gottlieb Konrad PfeffelPfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809) und Franz LerseLerse, Franz Christian (1749–1800), der in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a.M. aufbewahrt wird, heißt es gleich zu Beginn: „Ich schike Ihnen hier das lezte Exemplar vom Antipope das ich habe. Lesen Sie ihn mit Parteylichkeit für ihren Freund. Das arme Büchlein wird wunderlich mißhandelt. Den einen ists Evangelium, den andern Antichrist.“ Demnach muss der Anti-Pope in der ersten Jahreshälfte 1776 erschienen sein. Sogar in der Korrespondenz von Goethes MutterGoethe, Catharina Elisabeth findet sich eine, wenngleich auch bescheidene, Spur des Anti-Pope. An WielandWieland, Christoph Martin schreibt Frau Goethe über ihren Schwiegersohn Schlosser, der mit ihrer 1777 verstorbenen Tochter CorneliaGoethe, Cornelia (geb. 1750) in Emmendingen verheiratet gewesen war, oder über das Buch selbst am 24. November 1778: „Lieber Sohn! Habt die Güte und bestelt innliegende Briefe auf beste – bey dem Anti-Pope ist auch alles besorgt, jeder hat so seine Art und Kunst“5. Das muss sich nun freilich nicht auf das gleichnamige Buch Schlossers beziehen, denn wie der Kommentar zu dieser Briefstelle ausweist, hatte Wieland für Schlosser den Spitznamen Anti-Pope aufgebracht.6
Die enge Freundschaft zwischen dem Sturm-und-Drang-DichterSturm und Drang Jakob Michael Reinhold LenzLenz, Jakob Michael Reinhold und SchlosserSchlosser, Johann Georg ist belegt, sie soll an dieser Stelle nicht nochmals in der Wiederholung der Fakten dokumentiert werden.7 Lediglich ein Aspekt gewinnt an Bedeutung, und das ist die Tatsache, dass Lenz den Emmendinger Freund in die Straßburger Deutsche Gesellschaft, deren Sekretär Lenz war, einführte. Das Protokoll der Sitzungen, soweit es uns durch Stöber mit den Korrekturen von Froitzheim überliefert ist, bemerkt dazu: „Den 16ten Febr. [1776] las Herr Lenz ein ursprünglich englisch geschriebenes von ihm selbst in’s deutsche übersetzte Gedicht des Herrn Hofrath Schlossers bis auf den 1ten Brief vor: Antipope genannt“8. Aber worauf bezieht sich dieses „von ihm selbst“, auf Lenz als Übersetzer oder auf Schlosser, der dann Autor und Übersetzer in einer Person gewesen wäre? Natürlich wissen wir, dass sich Lenz über dieses Vorlesen hinaus mit PopePope, Alexander beschäftigt hat. In seinem Werk gibt es durchaus eine Pope-Lesespur, die belegt, dass sich Lenz immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Werk des Engländers beschäftigt hat. Eine inhaltliche Analyse müsste dies sorgfältig über die eigentlichen positivistischen Stellenbelege hinaus verfolgen, doch soll dies nicht Ziel dieses Kapitels sein. Halten wir uns an die Fakten und versuchen wir eine chronologische Rekonstruktion, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit der wichtigsten Belegstellen erheben zu wollen, so ergeben sich folgende acht Gesichtspunkte:
1.) In seiner Berichtigung einer Anekdote den Dichter J.M.R. Lenz betreffendBerichtigung einer Anekdote den Dichter J.M.R. Lenz betreffend berichtet Friedrich NicolaiNicolai, Friedrich (1733–1811), dass ihm Lenz auf dem Weg von Königsberg nach Straßburg bei seiner Durchreise in Berlin 1772 eine „Uebersetzung von Popens Essay on CriticismEssay on Criticism in deutschen Alexandrinern“9 zur Beurteilung vorgelegt habe. Lenz brachte demnach bereits ein Manuskript aus Königsberg mit, und diese PopePope, Alexander-Übersetzung kann zu den frühesten literarischen Arbeiten von LenzLenz, Jakob Michael Reinhold gerechnet werden. Leider ist sie nicht erhalten.
2.) Lenz verfasste die Schrift Stimmen des Laien auf dem letzten theologischen Reichstage im Jahr 1773, die bereits zwischen 1772 und 1774 entstanden ist. Gedruckt wurde sie erst 1775, übrigens in demselben Verlag (die WeygandWeygand, Johann Friedrichsche Buchhandlung), in dem auch Schlossers Anti-Pope veröffentlicht wurde. Lenz schreibt am Ende:
„[…] beantworten Sie mich, widerlegen Sie mich, rezensieren, kritisieren, reformieren und satirisieren Sie mich, wo und wieweit ich’s verdiene, so kann doch dieses Geschwätz uns allen noch wozu nützlich werden, denn es war kein Buch so schlecht, das Pope nicht mit Nutzen zu lesen vorgab, und ich wollte auf die Rechnung gern mich zu schlechten Schmierern gesellen, wenn ich alle meine Leser zu Popen machen könnte“10.
3.) In seinem Gedicht Über die deutsche DichtkunstÜber die deutsche Dichtkunst, das zwischen 1774 und 1775 in Straßburg entstanden ist, wird Pope neben HomerHomer, OssianOssian, ShakespeareShakespeare, William, PetrarcaPetrarca, Francesco und anderen von Lenz als eine literarische Leitfigur genannt.11
4.) In seiner dramatischen Satire Pandämonium GermanikumPandämonium Germanikum spielt Lenz in der jüngeren Handschrift vom Frühsommer 1775 im Titelgedicht auf Popes Satire The DunciadThe Dunciad (1728) mit der Formulierung „Ein Dunsiadisch Spottgedicht“12 an.
5.) In der Selbstrezension zum Neuen MenozaDer neue Menoza schreibt Lenz in den Frankfurter gelehrten AnzeigenFrankfurter gelehrte Anzeigen vom 11. Juli 1775, „Popens Geißel“ hänge „noch ungebraucht an der Wand: Wer weiß, wer sie einmal über Deutschland schwingt“13.
6.) Den Text Nur ein Wort über Herders Philosophie der GeschichteNur ein Wort über Herders Philosophie der Geschichte, am 18. Juli 1775 in den Frankfurter gelehrten Anzeigen veröffentlicht, schließt Lenz mit der Bemerkung ab: „Wenigstens, sagt Pope in einer seiner Satiren, mag dieses Blatt zeugen (wenn es anders soweit hinausdauert) daß einer da war, der dies mißbilligte und verabscheute“14.
7.) In dem Essay Hochburger SchloßHochburger Schloß kommt LenzLenz, Jakob Michael Reinhold in einem Textabschnitt auf PopesPope, Alexander ShakespeareShakespeare, William-Beschäftigung zu sprechen:
„Eine ganz andere Verteidigung von Shakespearn nehme ich über mich, gegen seine Verteidiger, gegen seine Schutzredner, gegen Alexander Popen der seine Werke herausgegeben hat. […] Wie aber, wenn ich bei näherer Untersuchung gefunden, daß Pope all diese Stücke […] wahrscheinlich nicht gelesen, geschweige auf kritischer Waage abgewogen?“15
Diese Schrift entstand, nachdem Lenz Weimar verlassen hatte, im Januar oder Februar 1777 und erschien in demselben Jahr im Teutschen MerkurDer Teutsche Merkur.
8.) In dem Text Etwas über Philotas CharakterEtwas über Philotas Charakter nimmt Lenz auf PopesPope, Alexander Essay on ManEssay on Man (1733/34) Bezug. „Mich dünkt, Pope sagt mit zwei Worten mehr: To enjoy is to obey / Genießen ist gehorchen“16. Entstanden ist diese Schrift mutmaßlich in der zweiten Jahreshälfte 1779. The Essay on Man von Pope ist ein Lehrgedicht in vier Briefen, das die Grundfrage der Theodizee erörtert, wie die Erfahrung des Bösen in der Welt mit der Vorstellung eines guten, gnädigen Gottes zu verbinden sei, den Widerstreit von Vernunft und LeidenschaftenLeidenschaften thematisiert und nach den Bedingungen menschlichen Glücks fragt.
In den Jahren 1765 und 1766 übersetzte SchlosserSchlosser, Johann Georg die ersten vier Briefe des popeschen Buchs.17 Er wählte fünfhebige Jamben, die paarweise gereimt sind (heroic couplets). GoetheGoethe, Johann Wolfgang berichtet in Dichtung und WahrheitDichtung und Wahrheit, Schlosser habe seine Pope-Übersetzung schon beim Besuch in Leipzig dabei gehabt:
„Er studierte die Engländer fleißig, Pope war, wo nicht sein Muster, doch sein Augenmerk, und er hatte, im Widerstreit mit dem Versuch über den Menschen jenes Schriftstellers, ein Gedicht in gleicher Form und Silbenmaß geschrieben, welches der christlichen Religion über jenen Deismus den Triumph verschaffen sollte. Aus dem großen Vorrat von Papieren, die er bei sich führte, ließ er mir sodann poetische und prosaische Aufsätze in allen Sprachen sehen, die, indem sie mich zur Nachahmung aufriefen, mich abermals unendlich beunruhigten“18.
Allerdings