Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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nassen Schädel, von dem immer noch das Wasser tropfte. Mit der anderen Hand zog er sich am Schanzkleid hoch.

      „Ich wollte ja nur …“, murmelte er.

      „Ging in die Hose“, sagte Carberry trocken. „Das kommt davon, wenn Kombüsenhengste hoch hinaus wollen.“

      Jetzt ging der Disput zwischen dem Profos und Mac los. Sie gerieten sich fast in die Haare.

      Auf dem Achterdeck sah Don Juan de Alcazar den Seewolf von der Seite her an. Er grinste ein bißchen, wie auch Ben Brighton und Dan O’Flynn, denen natürlich nichts entgangen war.

      „Dieser arme Mac ist wirklich ein bedauernswerter Pechvogel“, sagte er. „Der muß an einem Dreizehnten geboren sein. Die Sache hätte allerdings böse ausgehen können.“

      „Ja, Mac ist wirklich ein Pechvogel“, gab Hasard zu. „Mal latscht er in aufgestellte Rattenfallen, mal ersäuft er fast im Tang. Diesmal war’s ein Wasserfaß, in dem er baden ging. Aber offenbar ist ihm weiter nichts passiert.“

      Sie lauschten grinsend den erbaulichen Dialogen auf der Kuhl und staunten darüber, daß Mac schon wieder groß herumtönte. Augenblicklich ging es um die Frage, wer das Wasserfaß zu reparieren hätte. Darüber erhitzten sich die Gemüter.

      Dan O’Flynn studierte anschließend zusammen mit dem Spanier Don Juan das Kartenmaterial, das sie hatten. Auch die Zwillinge Hasard und Philip, die die Karten gefunden hatten und sie als einzige einigermaßen entziffern konnten, waren dabei.

      „Diesen Törn sind die Kaufleute gesegelt“, sagte Jung Hasard. „Das beweist die feine Linie, die sie eingezeichnet haben. Auf der anderen Seite, die wir nicht sehen können, liegt das Land Persien. Irgendwann müssen wir also nach Norden segeln. Aber wann? Das geht aus den Karten nicht einwandfrei hervor.“

      „Mir ist einiges an den Karten noch längst nicht klar“, sagte der hochgewachsene Spanier nachdenklich. „Hauptsächlich nicht der Weg oder der sogenannte wundersame Weg, der in das große Binnenmeer führen soll. Wenn mich nicht alles täuscht, sind da Gebirge eingezeichnet, aber wie gelangt man mit einer Galeone durch die Berge?“

      „Über die Flüsse“, sagte Jung Hasard. Es klang etwas lahm, als könne er es selbst nicht so richtig glauben. „Das steht jedenfalls hier. Immerhin sind die Kaufleute vor über fünfzig Jahren in Istanbul aufgebrochen und haben das Arabische Meer erreicht.“

      „Fragt sich nur, wie sie es erreicht haben“, meinte der Seewolf. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie die gesamte Strecke gesegelt sind.“

      Dan O’Flynn blickte auf und reckte sich.

      „Das wollen wir ja herausfinden. Zunächst müssen wir die beiden Flüsse Euphrat und Tigris finden. Bisher stimmt also alles.“

      „Fast alles“, korrigierte Philip, „bis auf ein paar Kleinigkeiten. Die Kaufleute schrieben, daß die Karten den Weg weisen, soweit er ihnen im Gedächtnis geblieben ist. Das nämlich dürfte der springende Punkt sein. Wer hat schon so ein ausgezeichnetes Gedächtnis?“

      Don Juan sah Philip nachdenklich an. Er nickte unmerklich.

      „Ja, wer hat das schon! Es werden sich eine Menge Fehler eingeschlichen haben, die uns zum Verhängnis werden können.“

      Hasard selbst war jedoch zuversichtlich. Er kannte die aufgeschriebene Geschichte fast Wort für Wort auswendig, sooft hatte er sie sich von seinen Söhnen übersetzen lassen.

      „Wie auch immer der Weg beschaffen sein mag, es gibt ihn jedenfalls, daran besteht kein Zweifel. Immerhin sind Städte, Flüsse und Meere namentlich benannt worden, und die Kaufleute hatten den Segen von Chairedin Barbarossa persönlich. Bedauerlich ist dabei nur, daß sie den Rückweg nicht mehr schafften.“

      „Meine Bemerkung war keinesfalls pessimistisch gemeint“, sagte Don Juan. „Wenn es den Weg gibt, haben wir eine umwälzende Entdeckung gemacht. Er wird nur sehr beschwerlich sein.“

      „Das nehme ich auch an.“

      „Vor allem wird dieser Weg sehr wundersam sein“, sagte Jung Hasard, „was immer man darunter auch verstehen mag. Diese Formulierung taucht immer wieder in der alten Schrift auf.“

      „Segeln wir doch erst einmal zu dieser ebenfalls wundersamen Stadt namens Bagdad“, sagte Ben Brighton sehr ruhig und gelassen. „Wenn wir das geschafft haben, können wir uns immer noch die Köpfe heiß reden. Ich bin sicher, daß wir in dieser Stadt mehr erfahren werden, denn sie liegt sehr weit oben im Norden.“

      „Vielleicht war das die Stadt, die wir als Luftspiegelung vor der südlichen Küste gesehen haben“, meinte Don Juan. „Der Beschreibung nach kann sie es gewesen sein.“

      Hasard warf durch das Spektiv einen Blick weit voraus. Sie befanden sich zur Zeit in einer riesigen halbkreisförmigen Bucht. Er überlegte, ob er nicht doch den Kurs nach Norden ändern sollte, entschied sich dann jedoch, weiterhin in Sichtweite der Küste zu bleiben, wie auch die gestrichelten Linien es zeigten. Der Nordkurs kam offenbar erst später in Betracht.

      Der Karte nach hieß die weit vorausliegende riesige Halbinsel Quatar. Hatten sie die erst einmal hinter sich gelassen, dann war schon fast die halbe Strecke durch den riesigen Golf geschafft.

      „Du hast recht, Ben“, sagte Hasard nachdem er das Spektiv wieder abgesetzt hatte. „Sehen wir uns erst einmal diese wundersame Märchenstadt an. Alles Weitere wird sich finden. Wenn sich das alles als ein Irrtum erweisen wollte, können wir immer noch zurücksegeln und auf den alten Kurs gehen.“

      „Wir schaffen es“, sagte Philip zuversichtlich. „Was die alten Barbarossaburschen vor fünfzig Jahren schafften, das erledigen wir spielend mit links.“

      Das Söhnchen grinste dazu ein bißchen und tat so, als sei alles nur ein Klacks.

      „Dein Wort in Allahs Ohr“, meinte der Seewolf augenzwinkernd.

      Auf der Kuhl war mittlerweile entschieden worden, daß Ferris Tucker das Faß reparieren sollte. Denn nach den Worten des Profos’ war Mac Pellew „ausgesprochen dämlich“ für derlei Arbeiten, und es würde zwangsläufig nur noch ein weiteres Unglück geben. Aber er mußte Ferris dafür tatkräftig zur Hand gehen. Außerdem erhielt er die Auflage, das Faß aus den Vorräten unter Deck aufzufüllen.

      Dabei geschah allerdings kein Unglück, sondern nur ein kleines Mißgeschick. Mac hielt seine Flossen so unglücklich hin, daß Ferris ihm mit dem Holzhammer kräftig auf den Daumen schlug. Der Treffer wiederum veranlaßte Mac Pellew zu einem wilden Tänzchen auf den Planken. Zudem schnitt er Grimassen und jammerte lauthals.

      Carberry hörte sich kopfschüttelnd das Gezeter und Gemecker an.

      „Hört sich an wie Orgeltöne in Moll“, sagte er. „Da kann ich nur schlicht und ergreifend sagen, daß dieser Mister Pellew der größte und ungeschickteste Elch ist, der jemals auf einem Schiff segelte. Warum, zum Teufel, haben sie dich nicht einfach als Galionsfigur an den Bug genagelt, Mister Pellew?“

      „Du kannst mich mal“, jaulte Mac.

      „Lieber nicht“, brummte Carberry. „Möglicherweise verbrennst du dir dabei noch den Hintern, und dann mußt du zur Abkühlung wieder ins Wasserfaß. Diesmal aber mit dem Achtersteven nach unten.“

      Der Profos fand diese Vorstellung so köstlich, daß er in wildes Gelächter ausbrach und sich kaum noch beruhigen konnte.

      Zum Glück passierte an diesem Tag nichts mehr, wenn man davon absah, daß Mac ein prächtiges Horn auf dem Schädel wuchs und sein Daumen eine Farbe aus zartem Türkis annahm. Später ging diese prächtige Farbe allerdings in ein ziemlich ordinäres Blauschwarz über.

       3.

      Sie tauchten vor dem gefürchteten Außenriff an der Nordostspitze von Quatar, wo die kleine Tartane vor Anker lag.

      Der Himmel war seidig-blau, und die Sonne schickte sengende Strahlen auf