Seewölfe Paket 26. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 26
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399949



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Moment ertastete. Er stieß einen Zischlaut aus, und sofort stellte sein Landsmann das ohnehin schwache Pullen ein. Nils Larsen verhinderte, daß das Dollbord gegen das Ruderblatt stieß und dabei einen verräterischen Laut verursachte.

      Vorsichtig holte Sven Nyberg die Riemen ein und packte das Ruderblatt an der achteren Kante, damit die Jolle nicht abtrieb.

      Nils Larsen hatte unterdessen schon den ersten Hartholzkeil bereit, stieß ihn mit der Hand zwischen Ruderblattvorderkante und Achtersteven und sorgte mit dem lappenumwickelten Hammer für festen Sitz.

      Für den zweiten Keil lavierten die Männer ihre Jolle vorsichtig um das Ruderblatt herum. Nur wenige Minuten waren verstrichen, als Nils Larsen danach auch das zweite Stück Hartholz festgerammt hatte. Nicht einmal Carberry und Stenmark hatten die gedämpften Hammerschläge gehört. Es war also so gut wie ausgeschlossen, daß die Kerle an Bord der „San Jacinto“ etwas bemerkt hatten.

      Die Dänen stießen die Jolle ab und kehrten zu ihren Gefährten zurück. Gemeinsam verholten sie daraufhin mit beiden Booten nach voraus – was abermals in Knochenarbeit ausartete, denn es gab nun keinen Windschutz mehr.

      Gischtfahnen wehten ihnen um die Ohren, und die Wogen schmetterten gegen die nicht gerade schnittig geformten Bootsbeplankungen. Die Männer hatten keine Zeit, darüber zu grinsen, daß es die Jollen der „San Jacinto“ waren, die sie benutzten, um eben jene Galeone in einen lahmen Eimer zu verwandeln. Ihre Muskelkraft und ihre Ausdauer wurde diesmal auf das Äußerste gefordert, denn es bestand größte Gefahr, daß sie vom Wind gegen die Backbordwand des Spaniers gedrückt wurden.

      Immerhin rührte sich aber an Bord der „San Jacinto“ nichts. Die Kerle hatten also nichts von dem mitgekriegt, was sich da soeben am Heck ihres feinen Schiffes abgespielt hatte. Genaugenommen mußten die Ankerwachen Bohnen in den Ohren haben.

      Carberry und seine Gefährten frohlockten mit solchen Gedanken zu früh. Das mußten sie begreifen, als sie sich etwa in Höhe der Back befanden.

      Kurz nacheinander klatschten zwei Riemenblätter auf das Wasser. In der Dunkelheit war nicht einmal zu erkennen, wer es verursacht hatte. Fest stand, daß es in dem Kabbelwasser ohnehin höllisch schwierig war, die Riemen stetig und ohne jeden Fehler zu führen.

      Es waren zwei schmetternde Schläge, die die Riemenblätter verursachten – auch im Tosen des Windes überdeutlich zu hören.

      „Himmel, Arsch und Wolkenbruch“, fluchte Ed Carberry leise. „Jetzt haben wir gleich das schönste Theater am Hals.“

      Er sollte sich nicht täuschen, und vor allem war es weder ein amüsantes noch ein amouröses Theater, wie es Roger Lutz auf der Galeone der Komödianten erlebt hatte. Hier handelte es sich um jene Art von Theater, bei der der Donner hinter den Kulissen echt war.

      Carberry war bereits auf eine der vorderen Duchten gewechselt und hatte Stenmark den Riemen übergeben, als oben über der Verschanzung der Kuhl die Silhouette eines Mannes auftauchte – wie ein Scherenschnitt vor dem hellen Hintergrund des Laternenlichts. Einen Augenblick verharrte der Kerl regungslos vor Schreck, das war zu erkennen.

      Ed Carberry, brauchte nur diese Sekunde, um eine Muskete hochzubringen und anzuschlagen.

      „Alarm!“ schrie der Spanier mit sich überschlagender Stimme. „Alarm! Zwei Boote längsseits! Alarm! Zwei Boote an Backbord! O Himmel, das sind unsere Boote.“ Bei den letzten Worten wurde er leiser, fast andächtig.

      Carberry jagte ihm eine Kugel haarscharf über den Kopf hinweg. Aus der zweiten Jolle feuerte Nils Larsen. Beide hatten genügend geladene Musketen bereit, damit sie wenigstens einen kleinen Vorsprung herausholen konnten.

      Auf der „San Jacinto“ pflanzte sich das Geschrei fort. Heisere Männerstimmen waren nun auch aus den Unterdecksräumen zu hören, sehr rasch erreichte es die Kuhl, und Schritte von harten Stiefeln dröhnten über die Planken der Kuhl.

      Nur noch für Sekunden hielten sich Carberry und Larsen die Spanier auf Abstand. Dann peitschten die ersten Musketenschüsse von der Galeone.

      In der Dunkelheit hatten sie beträchtliche Mühe, überhaupt ein Ziel zu erkennen. Doch immerhin – auch der Zufall konnte gefährlich werden. Das bekamen die Männer in den Jollen zu spüren, als kurz nacheinander zwei Kugeln ins Wasser klatschten – den Booten schon verteufelt nahe.

      Die Jollen befanden sich jetzt etwa in Höhe der Galion.

      An Bord der „San Jacinto“ begannen die Kerle, auf die Back zu eilen. Schon krachten die ersten Schüsse aus der für die Dons günstigeren Position.

      Carberry und Nils Larsen gaben es auf. Alle Musketen waren leergeschossen, und zum Nachladen blieb jetzt ohnehin keine Zeit. Das beste war eindeutig, das Weite zu suchen. Carberry und Nils Larsen begaben sich zu ihren Gefährten auf die mittlere Ducht, und während sich die Mündungsblitze auf dem Vorschiff der „San Jacinto“ verdichteten, erhöhten die beiden Jollen ihre Fahrt.

      Die Dunkelheit war ihr bester Schutz. Einmal schlug eine Kugel in die Achterducht der Carberry-Stenmark-Jolle. Doch alle anderen Geschosse peitschten nur das ohnehin aufgewühlte Wasser.

      „Fackeln!“ ertönte eine gellende Stimme an Bord der Galeone. „Zündet Fackeln an und schleudert sie außenbords! Dann können wir die Hurensöhne besser aufs Korn nehmen!“

      Begeistertes Gebrüll war die Reaktion.

      Die Männer vom Bund der Korsaren erhöhten ihre Schlagzahl. Über sich erkannten sie die Trosse des Backbordankers – zu hoch jedoch, um sie gewissermaßen im Vorbeigehen doch noch zu kappen. Die Trosse des zweiten Ankers sahen sie schon nicht mehr, denn sie holten in einem weiten Bogen vor dem Bug der Galeone aus, um aus der Reichweite der Musketen zu gelangen.

      Und dann half ihnen der Westwind, als sie auf Ostkurs gingen. Der Fackelplan der Spanier verfehlte seine Wirkung, denn sie konnten das Pechfeuer nicht weit genug schleudern, um die fliehenden Jollen damit noch aus der Dunkelheit zu holen. So blieben es auch jetzt nur etwaige Zufallstreffer, vor denen Ed Carberry und seine Gefährten sich fürchten mußten.

      Sie blieben verschont.

      Nach und nach verebbte das Knattern der Musketen auf der „San Jacinto“, während sie mit rauschender Fahrt in die Bucht stießen. Den Wind von achtern zu haben, erschien ihnen jetzt geradezu als ein Geschenk des Himmels.

      Die Freunde am Strand konnten auf Heimlichtuerei verzichten und waren mit Laternen zur Stelle. Mit vereinten Kräften zogen sie die Jollen hoch an Land und bargen Waffen, Munition und Ausrüstung. Dann begaben sie sich hinter den hohen Uferfelsen, wo der Kutscher mit einem wohltuenden Punsch aufwartete.

      Ed Carberry erstattete Bericht und endete mit einem Fluch, nachdem er erwähnt hatte, daß es ihnen nicht mehr gelungen war, die Ankertrossen zu kappen.

      „Aber wenigstens habt ihr das Ruder blockiert“, sagte der Kutscher. „Und wenn die Dons nichts davon gemerkt haben, ist das schon eine ganze Menge.“

      Old Donegal ordnete an, daß sich die Zwillinge für den weiteren Verlauf der Nacht im Vier-Stunden-Rhythmus ablösen sollten. Wenn nötig, konnte der jeweilige Ausguck die Männer innerhalb von Sekunden wecken. Doch es sah nicht so aus, als ob der Wind nachlassen würde. Die Spanier verfügten nach wie vor nur über ihr jämmerliches Floß. Es war also nicht damit zu rechnen, daß sie in dieser Nacht noch etwas unternehmen würden.

       5.

      Hinter grauen Dunstschwaden kroch der Morgen des 9. Juli herauf. Die Wetterlage hatte sich nicht nennenswert geändert. Die Windstärke war unvermindert, und noch immer wehte der handige Geselle aus westlicher Richtung. Lediglich die Wolkendecke riß von Zeit zu Zeit auf und schloß sich im nächsten Moment wieder. Der Nebel, der über der See lag, schien zum Schneiden dick.

      Hasard Killigrew junior hatte sich eine Decke übergeworfen, denn in diesen ersten Stunden eines neuen Tages geriet man doch leicht ins Frösteln, wenn man bewegungslos an einem Fleck ausharren mußte.

      Er