Seewölfe Paket 26. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 26
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399949



Скачать книгу

gehalten. Diesmal müssen wir sie packen. Das Maß ist voll. Die sollen sich nicht einfach ungestraft verdrücken.“

      „Wäre für mich nicht so wichtig“, erwiderte Prado. „Deine anderen Punkte klangen vernünftiger.“

      „Gut“, erwiderte Acosta. „Dann lege ich noch einen besonders vernünftigen Punkt drauf: Wenn wir die Goldkisten finden – hier oder auf einer anderen Insel –, dann werden wir sie wohl in die Laderäume der ‚San Jacinto‘ schaffen müssen. Schließlich haben wir die Gewürzladung an die Fische verfüttert, damit wir Platz für unsere feinen Goldkisten haben. Solche Kisten sind aber eine ganze Ecke schwerer als handliche Gewürzballen. Habe ich recht?“ Er sah die beiden anderen lauernd an.

      Prado fing als erster an zu begreifen. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

      „Richtig, Acosta, das scheint mir der vernünftigste Grund von allen zu sein!“

      Morro sperrte den Mund auf und blickte fragend von einem zum anderen.

      „He, was für ein Grund? Von was redet ihr?“

      Acosta klopfte ihm auf die Schulter.

      „Amigo, du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Was ich sagen will, ist doch ganz einfach: Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe. Und wir schnappen uns die Bastarde, damit sie für uns die Goldkisten von der Insel an Bord unserer Galeone mannen. Jetzt klar?“

      Morros Gesicht glättete sich, und er begann zu strahlen.

      „Ja, verdammt, das ist es! Wir brauchen sie nur ein bißchen zu bewachen und können im übrigen Däumchen drehen.“ Er hieb sich vor Begeisterung auf die Oberschenkel. „Verdammt noch mal, das ist die Idee des Tages! Nach all den Strapazen können wir uns dann endlich erholen und zusehen, wie andere den Reichtum für uns schleppen.“

      Acosta nickte wie zu einem gelehrigen Schüler.

      „Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Amigo. In Zukunft werden es immer andere sein, die das Schleppen schwerer Lasten für dich besorgen. Ich sage dir, du wirst dich in der ersten Zeit mächtig beherrschen müssen, nicht mehr die Sachen zu tun, die deine Diener für dich erledigen. Reich sein will auch gelernt sein, glaub mir.“

      Prado und Morro grinsten begeistert. So plastisch war ihnen die leuchtende Zukunft überhaupt noch nicht vor Augen geführt worden. Aber die Aussichten, die der Schwarzbärtige da schilderte, waren natürlich faszinierend.

      „Sag mal“, fragte Prado gedehnt und mit listig-verschlagenem Blick. „Wenn wir die Kerle geschnappt haben und sie die Kisten für uns verladen haben – sollten wir sie dann nicht gleich ganz übernehmen? Als Sklaven meine ich.“

      Acosta wiegte den Kopf.

      „Würde mir nicht so gefallen. Bei solchen Burschen mußt du dauernd damit rechnen, daß sie dir Schwierigkeiten bereiten. Da wäre es schon besser, sie hier auf der Insel auszusetzen.“

      „Wozu über ungefangene Fische reden?“ sagte Morro. „Erst müssen wir unsere lieben Freunde aus der Bucht und die Goldkisten mal haben.“

      „Dann nichts wie los“, sagte Acosta siegessicher und wandte sich zu den Kerlen um, die das Gespräch mit großen Augen und offenen Mündern verfolgt hatten. „Steht nicht so faul herum, Kerls! Hievt Anker, setzt Segel, und dann klar bei Bordgeschützen! Los, los, bewegt euch, ihr lahmen Säcke! Morro!“

      „Señor Capitán?“ schnarrte der Dürre militärisch.

      „Du übernimmst das Ruder. Prado, du treibst die Kerle an, damit sie nicht im Gehen und Stehen einschlafen.“

      Die beiden Männer salutierten, und Acosta empfand unbändigen Stolz über seine wiedergewonnene Autorität.

      Während alle anderen an Bord in hektische Bewegung gerieten, begab er sich gemessenen Schrittes an seinen Platz auf dem Achterdeck, wo er als Kapitän ja auch hingehörte.

      Am Ankerspill asteten sich die Kerle ab, daß die Schweißtropfen auf die Planken fielen. Prado brüllte Kommandos im Takt und sorgte auf diese Weise dafür, daß keiner der Burschen in seinem Eifer nachließ.

      Der Rest der Mannschaft war bereits in den Luvwanten des Großmasts aufgeentert. Die gesamte Segelfläche konnten sie nur nach und nach setzen, da die Ankerspillcrew als nächstes an Brassen und Schoten gebraucht wurde. Acosta war sich darüber klar, daß sie sich erst einmal aus der Riffzone freikreuzen mußten, ehe sie die Verfolgung der Bastarde aus der Bucht aufnehmen konnten.

      Noch hatten die Kerle das Gespensterschiff nicht erreicht. Acosta beobachtete sie mit dem Spektiv und ärgerte sich von neuem gewaltig, daß er den alten Holzbeinhalunken nicht von der Ducht geholt hatte. Nun, wenn sie erst einmal zur Gefangennahme geschritten waren, würde er an dem Alten ein Exempel statuieren. Dann war mal wieder eine Hinrichtung fällig. Urteilsbegründung: Verspotten des Feindes durch meckerndes und unflätiges Lachen.

      Die Exekution würde den anderen Gefangenen erst einmal Respekt beibringen, und schließlich war der Alte mit seiner Beinprothese als Arbeitskraft sowieso nicht viel wert.

      Bei diesen Gedanken rieb sich Acosta voller Vorfreude die Hände.

      Beide Anker wären mittlerweile hoch, und die Segel füllten sich mit Wind.

      „Jetzt zeig, was du kannst!“ rief Acosta dem Dürren zu, der breitbeinig am Ruder stand.

      „Darauf kannst du Gift nehmen“, erwiderte Morro selbstsicher, ohne sich umzuwenden.

      Acosta nickte grimmig und voller Zuversicht, nahm sein Spektiv und fuhr fort, die drei Jollen zu beobachten.

      Sekunden später sträubten sich seine Nackenhaare.

      Die „San Jacinto“ krängte nach Steuerbord, statt auf Nordkurs zu gehen und Fahrt aufzunehmen. In Sekundenschnelle nahm die Schrägneigung immer mehr zu. Und gleich darauf geschah das Unfaßbare.

      Die Galeone trieb auf das Land zu.

      „Was, zum Teufel, ist los?“ brüllte Acosta.

      Morro stemmte sich verzweifelt gegen das Ruder.

      „Versager!“ schrie er. „Ein Ruderversager!“

      Acosta ließ das Spektiv einfach fallen und war mit wenigen Schritten bei ihm.

      „Laß mich mal ran, du Schwachlappen“, fauchte er, stieß den Dürren beiseite und packte mit harten Fäusten zu.

      Nicht einmal um Fingerbreite ließ sich das Ruder bewegen, sosehr er sich auch abmühte.

      „Hölle und Verdammnis!“ brüllte er mit überkippender Stimme. „Das kann doch nicht sein!“ Erst nach Sekunden wurde ihm bewußt, daß alles Abmühen nichts half. Er erwachte wie aus einem Alptraum, wich vom Ruder und stürzte zur Querbalustrade.

      Die Kerle standen schreckensstarr auf der Kuhl und beobachteten das Geschehen wie ein wehrloses Kaninchen die Schlange.

      „Werft Anker!“ brüllte er. „Beeilt euch, um Himmels willen, werft Anker!“

      Sie lösten sich aus ihrer Erstarrung, Prado inbegriffen, und hasteten zur Back.

      Zu spät.

      Ein jäher Ruck lief durch das Schiff.

      Den Schwarzbärtigen riß es von den Beinen wie die meisten anderen auch. Hart schlug er mit dem Hinterkopf auf die Achterdecksplanken, und sekundenlang drehten sich feurige Kreise vor seinen Augen. Voller Entsetzen hörte er dabei das Knirschen, das durch den Schiffsrumpf ging, bis es schließlich endete. Nur noch das Klatschen der Segel und das Singen des Windes in laufendem und stehendem Gut waren jetzt zu hören.

      Benommen rappelte Acosta sich auf.

      Die nächste Schreckensmeldung vernahm er, bevor er richtig zur Besinnung gelangt war.

      „Wassereinbruch im Achterschiff!“ schrie Morro von der Heckbalustrade her. „Und damit du weißt, was los ist, Acosta: Da hat uns jemand das Ruderblatt blockiert.“

      Der