Название | Seewölfe Paket 26 |
---|---|
Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
„Die Frage ist“, sagte Old Donegal nach einem ausgiebigen Schluck Rotwein, „ob wir diese Nacht noch einmal eine Aktion gegen die Galeone starten. Schlechte Vorzeichen kann ich jedenfalls nicht entdecken.“
„Kein Wunder, bei der Dunkelheit“, sagte Carberry, und im rötlichen Lampenschein wirkte sein Grinsen beinahe boshaft.
Der alte O’Flynn versuchte es diesmal mit einer anderen Methode. Er tat, als hätte er die Bemerkung des Profos überhaupt nicht gehört. Und es funktionierte.
Der Kutscher ergriff das Wort, alle Aufmerksamkeit lenkte sich auf ihn, was dazu führte, daß Carberrys Bemerkung unterging, ohne von einem der Männer wirklich beachtet zu werden.
„Die Gelegenheit für eine Aktion wäre günstig“, sagte der Kombüsenmann in jener etwas geschraubt klingenden Sprache, die er sich in seiner Zeit bei Sir Anthony Freemont in Plymouth angewöhnt hatte. „Die Spanier dürften kaum damit rechnen, daß wir ein zweites Mal auf ähnliche Weise zuschlagen wie zuvor. Außerdem deutet alles darauf hin, daß sie den Westwind abflauen lassen wollen, bevor sie selbst etwas unternehmen.“
„Woher willst du das wissen?“ sagte Martin Correa. „Vielleicht haben sie von uns gelernt und schleichen sich heimlich mit ihrem Floß an.“
„Ausgeschlossen“, entgegnete der Kutscher. „Das Floß trägt nur vier Mann. Sie wissen also, daß sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen wären. Außerdem können sie zur Zeit ihre Geschütze nicht abfeuern. Für ein Landeunternehmen gäbe es folglich keinen Feuerschutz.“
„Die stoßen sich nicht noch einmal die Nase“, sagte Stenmark im Brustton der Überzeugung. „Was mit ihrer kleinen Jolle passiert ist, werden sie nicht so schnell vergessen.“
„Anzunehmen“, entgegnete Old Donegal und nickte. „Dann sind wir uns also einig, daß wir in dieser Nacht noch einmal losschlagen?“ Er blickte fragend in die Runde.
Die Männer brummten zustimmend. Es gab keine Gegenstimme.
„In Ordnung“, fuhr der alte O’Flynn fort. „Dann fragt sich nur noch, was wir uns diesmal einfallen lassen. Die gleiche Prozedur wie beim letzten Mal? Kappen wir die Ankertrossen, brummen sie diesmal allerdings im Handumdrehen auf.“
„Ich meine, wir sollten ihnen auch zusätzlich ein bißchen das Ruder verkeilen“, sagte Ed Carberry. „Genug Jollen haben wir jetzt ja, und wenn wir schon mal dran sind, warum dann nicht gleich ganze Arbeit leisten?“
Im Laternenlicht grinsten die Männer sich an.
„Guter Vorschlag“, sagte Sven Nyberg.
„Finde ich auch“, ließ sich Nils Larsen vernehmen. „Ich bin dafür, daß wir das so durchführen, wie Ed gesagt hat.“
Old Donegal murmelte widerstrebend Zustimmung. Er ließ noch einmal abstimmen, und das Ergebnis war einmütig.
Besser, etwas zu unternehmen, als die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, ob der Gegner etwas tat. Das war die Überzeugung der Männer vom Bund der Korsaren, und der Beschluß wurde entsprechend zügig in die Tat umgesetzt. Als Ausrüstung wurden Hartholzkeile, mit Lappen umwickelte Hämmer und die vom Kutscher geschärften Entermesser zusammengetragen.
Außerdem wendeten die Männer erneut das schon bewährte Rezept des Kombüsenmanns an, die Dollen der Boote mit Schmalz einzufetten. Auf diese Weise, das hatte sich gezeigt, gaben die Riemen beim Pullen nicht das leiseste Knarren von sich.
Es war zwei Stunden nach Mitternacht, als die Männer ihr Unternehmen begannen. Ein weiterer günstiger Umstand hatte sich dazugesellt: eine dichte Wolkendecke schottete das Licht von Mond und Sternen ab. Es herrschte völlige Finsternis, und die Männer hatten Mühe, auch nur die Hand vor Augen zu erkennen.
„Die wahre Nacht für Diebe und Halunken“, sagte Ed Carberry, während er eine der Jollen gemeinsam mit Stenmark klarierte. Als „gelernte Ankerkapper“ waren sie bereits ein eingespieltes Team, und es hatte deshalb keine Diskussion darüber gegeben, daß sie diese Aufgabe auch jetzt wieder übernehmen würden.
Der blonde Schwede lachte leise.
„Fehlt bloß noch, daß wir mit irgendwelchen lichtscheuen Elementen den Kurs kreuzen.“
„Wenn, dann kann so was nur auf einem Floß unterwegs sein“, entgegnete Carberry, und jeder der anderen konnte sich vorstellen, welches Grinsen dabei sein Narbengesicht kerbte.
Nils Larsen und Sven Nyberg übernahmen eine weitere Jolle. Ihre Aufgabe würde es sein, das Ruder zu verkeilen. Das sollte geschehen, bevor Carberry und Stenmark die Ankertrosse durchsäbelten. Mit dieser Verfahrensweise, so rechneten sich die Arwenacks aus, würde der Erfolg wahrhaft durchschlagend sein.
Behutsam verstauten sie Waffen, Munition und Ausrüstung zwischen den Duchten der beiden Jollen, die sie ebenso vorsichtig an den Strand geschoben hatten. Die Jolle der „Empress“ blieb zurück.
Das stete Heulen des Windes half den Männern um Old Donegal Daniel O’Flynn. Sie konnten sicher sein, daß die Dons weder hörten, geschweige denn sahen, was sich am Strand abspielte.
Martin Correa, der Kutscher und die Zwillinge halfen mit, bis die Jollen genügend Wasser unter dem Kiel hatten. Dann kehrten sie in ihre Deckung zurück, und die Zwillinge begaben sich erneut auf ihren Ausguckposten.
Mit lautlosen Riemenschlägen entfernten sich die Jollen und wurden buchstäblich von der Dunkelheit verschluckt.
Auf der „San Jacinto“ waren drei Lampen gesetzt – achtern, mittschiffs und auf der Back. Schemenhaft konnten Hasard und Philip die Wachen erkennen. Der schwarzbärtige Kapitän hatte diesmal zwei Mann eingeteilt. Offenkundig war er aus Schaden klug geworden. Ob klug genug, würde sich noch zeigen.
Carberry, Stenmark und die beiden Dänen wurden unterdessen hart gefordert. Der Westwind trieb ihnen machtvolle Wogen entgegen, und beträchtlich war auch der Winddruck, den die Bootsrümpfe mit ihrer Angriffsfläche zu schlucken hatten.
Entsprechend kraftvoll mußten sich die Männer in die Riemen legen und sich überdies noch anstrengen, den Kurs auf das Heck der Galeone zu halten. Immer wieder drohten sie abzudriften, sobald sie den Bug nicht präzise in den Wind hielten.
Dann, nach Minuten, die sich endlos dehnten, ließ der Druck von vorn spürbar nach. Carberry spähte voraus. Der hoch aufragende Schatten des Achterschiffs der „San Jacinto“ war nur dank der Hecklaterne zu erkennen, wobei die unteren Seitenlinien bereits in der Dunkelheit verschwammen. Der matte Lichtkreis der Laterne reichte nur bis zur Heckgalerie. In einer der Achterdeckskammern, vermutlich der Kapitänskammer, blakte ebenfalls noch ein schwaches Licht. Das Ruderblatt lag völlig im Dunkeln.
Je höher sich die beiden Boote an das Heck der Galeone schoben, desto mehr verringerte sich der Winddruck. Das Wasser war weniger kabbelig, und den Männern fiel es leichter, geräuschlos zu pullen.
Ed Carberry und Stenmark verhielten in zwanzig Yards Entfernung vom Schiffsheck. Mittels sanfter Riemenbewegungen hielt der Schwede das Boot auf Position. Carberry schnappte sich eine der Musketen und spähte aus schmalen Augen zur Heckbalustrade des Spaniers.
Noch rührte sich dort oben nichts. Jede Bewegung wäre im Licht der Hecklaterne jedoch sofort zu erkennen gewesen.
Lautlos glitt die Jolle mit Nils Larsen und Sven Nyberg auf das Heck der Galeone zu. Schon in zehn Yards Entfernung von ihren Gefährten waren die beiden Männer und das Boot nicht einmal mehr als Schattenrisse eindeutig zu erkennen.
Sven Nyberg übernahm beide Riemen allein und bugsierte die Jolle mit mäßiger Fahrt in die Finsternis zwischen Ruderblatt und Schiffsheck. Nils