Название | Der Kessel der Götter |
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Автор произведения | Jan Fries |
Жанр | Религия: прочее |
Серия | |
Издательство | Религия: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944180328 |
Der Text, verunstaltet durch zahlreiche Lücken, erweist sich als eine Urkunde, welche die Nutzungsrechte des heiligen Bezirks festlegt. Dazu gehören Regeln, die Brandbeschädigung untersagen, die Gebäude und die Anlagen beschützen und die Pflichten der Benutzer festlegen, so zum Beispiel gangbare Wege auszustechen und bestimmte Abgaben in Silber zu bezahlen. Am verblüffendsten war die Passage, die Schmidt sehr vorsichtig wie folgt übersetzte:
6. er dabei ist, zu schützen, diese (Gebäude), sollen außerhalb (und) innerhalb drei Bären säugen. In
7. die Halle des Neitos sollen sie sie schicken. Da dieser, dem sie die gesäugt Habenden schicken, Bärinnen hat, da (er) des Custaix
8. Bärinnen (hat), weil er diejenigen, welche ihm gehören, entweder außerhalb oder zu Hause tötet, sollen sie jede zehnte von ihnen opfern für diesen starken (?), möge sie klein oder groß sein, (?)…, für den Sarnikios (und) die Akainakoi
10. sollen sie nicht getötet werden; für den Togoites, der Urantios oder Arandis gedeihen lassen soll/wird, sollen sie die (jede) zehnte (Bärin) opfern. Diese…
(Zur keltiberischen Inschrift von Botorrita. Bulletin 26, VI, Mai 1976, Übersetzung von Karl Horst Schmidt)
Was hat dieser mysteriöse Text zu bedeuten? Manche Details sind einen Kommentar wert. Es existierten mehrere Bärenkulte in der La Tène-Zeit, die sich Göttinnen und Göttern wie Artio, Matunus oder dem gallischen Mercurius Artaios widmeten. Dass gelegentlich Bären geopfert wurden, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, da die meisten von den Kelten geopferten Tiere domestizierte Tiere waren. Als die obige Übersetzung veröffentlicht wurde, verursachte sie eine Menge Aufregung. Die Sache mit den Bären war einfach zu schön. Inzwischen wurde die Platte gründlich gereinigt und restauriert. Eine etwas neuere Übersetzung von W. Meid (1994), der den Text nach einer neuen Studie des Originals transkribierte, beseitigt alle Romantik. In seiner Wiedergabe kommt das Bärenopfer nicht mehr vor. Was bleibt, ist ein nüchterner Text betreffend die Riten zur Bestellung sakralen Landes.
Betreffend das ‘bergige’ Gebiet des Togoit- und des Sarnicios wurde Folgendes verfügt als nicht erlaubt. Wer immer aber diese (Verbote) übertritt’ bzw. ‘wer immer aber derartige (Tätigkeiten) durchführen möchte, soll… Silber nehmen, (und zwar) hundert śancili´stara (Werteinheiten), um es im (Tempel des) Togoit- zu deponieren.’
Weder ist es erlaubt, dort (?) (etwas) draufzutuen, noch ist es erlaubt, (Arbeiten) zu verrichten, noch ist es erlaubt, durch ‘Bruch’ Schaden zu verüben.’ …
(Meid 1993 : 36 und 38)
Der Text beginnt mit Verboten und mit Bussgeldern für die Übertretung der Verbote. Er fährt damit fort, dass jeder, der auf dem Gelände Kuhställe, Koppeln, ummauerte Schanzen oder kleine Hütten erbaut, verpflichtet ist, auch einen Pfad dazu anzulegen. Wer einen Pfad anlegt, ist dazu verpflichtet, alles Material innerhalb von drei Tagen (?) zu entfernen und es zum Territorium des Neitos zu bringen. Als nächstes folgen Verpflichtungen und Gebühren für das Säen und Ernten, eine Regel, dass weder umgrenztes noch offenes Land im Inneren des Gebietes oder in der Nähe von Sarnicios abgeerntet werden durfte und schließlich die Erklärung, dass die Nutzung dieses Landes für Ackerbau und Viehzucht einen Zehnt kostete.
‘Dieses verkünden wir (hiermit) wahrhaft und fest, anlässlich des Festes von Togoit und Sarnicios, (ich), Ablu Ubocum, Regens der Beschlussversammlung, (und deren Mitglieder, nämlich…)’, woran sich die Namensliste auf Seite B in logischer Fortsetzung anschliesst.
(Meid 1993 : 73)
Auf der Rückseite der Platte sind die betreffenden Leute genannt. Jede Person wird mit dem Ausdruck pintis aufgeführt, vielleicht vom IE *bhendh, was soviel bedeutet wie gebunden oder verpflichtet. Was wir aus dieser Inschrift erfahren, ist, dass die Götter Tocoit- und Sarnicios einen heiligen Platz, eine Schanze oder ein größeres Areal „besaßen” und dass dieses Land interessanterweise göttliches Eigentum war und keiner Gemeinschaft gehörte. Der Ort wurde, wenn er nicht gerade für sakrale Zwecke benutzt wurde, an die Mitglieder von fünf Gemeinschaften vermietet. Unser Text ist in einem Sinn eine Liste von Bestimmungen. Aber in einem anderen Sinn ist er mehr als ein bloßer Vertrag. Der Anlass war heilig, das Gelöbnis wurde graviert, damit es dauerhaft sichtbar war, und es wurde beim Kultfest der Götter verkündet, die es betraf. Das Fest wird aiuisas genannt, was eng verwandt ist mit dem Althochdeutsch, eh- (heiliges Gesetz), ehwa- (Recht, Gesetz, Ewigkeit, für immer), e(o)haft (gerecht, heilig) und ehwart – das war ein Hohepriester, ein Beschützer des Rechts, der Heiligkeit und der Tradition. Das Wort hat faszinierende Wurzeln und geht zurück auf das IE *aiw (Lebenskraft, Lebensspanne). Was lernen wir daraus noch über die Gesellschaft, Religion und Wirtschaft bei den Keltiberern? Denk darüber nach.
Göttliche Tiere
Zum Abschluß zwei weitere Themen. Eines von ihnen ist, dass viele keltische Gottheiten mit Tieren in Verbindung gebracht wurden, wie zum Beispiel Pferden, Wölfen, Ebern, Bären, Schlangen und so weiter. Man kann in den Tieren Stellvertreter bestimmter göttlicher Eigenschaften sehen, aber es ist ebensogut möglich, dass ein bestimmter Gott als das Tier selbst erscheint. In den Kultbildern finden wir das wieder. So zum Beispiel in der Statue des jungen Mannes mit Hirschbeinen, im unbekannten Gott mit einem Wildschwein an seinen Flanken, in der Bärengöttin Artio, in Verbeias Statue (sie hält zwei Schlangen) und natürlich in den vielen Tieren, die mit Göttern in Verbindung gebracht werden und auf dem wunderbaren Gundestrupkessel erscheinen. Wenn Tiere allein dargestellt werden, ist es auch möglich, dass sie eine Gottheit verkörpern. Zahlreiche Tierstatuen sind aus Gallien und anderen Ländern mit keltischer Bevölkerung auf uns gekommen. Aber noch wichtiger ist die Darstellung von Tieren auf keltischen Münzen. Wie Du vielleicht bemerkt hast, habe ich die Gelegenheit genutzt, um einige meiner Lieblingsmünzen zu zeichnen. Du findest sie überall in diesem Buch, nicht, weil sie zum Text der Seiten passen, auf denen sie erscheinen, sondern, weil ich sie einfach zu schön finde, um sie außer Acht zu lassen. In diesen einzigartigen Münzen sieht man Vision und Phantasie vieler Künstler am Werk. Münzen waren etwas, was die Kelten während der La Tène-Zeit entwickelten. Während der großen Migrationsbewegungen verließen viele Krieger, in manchen Fällen sogar ganze Stämme, ihr regnerisches Heimatland, um in den sonnigen Ländern rund um das Mittelmeer auf Heerfahrt zu gehen. Viele zogen in den Balkan, wo sie plünderten und wüteten, bis die Armeen Philipps II. von Mazedonien oder seines Sohns Alexander des Großen ihnen eine Karriere mit Zukunft anboten.
Epona, begleitet von Pferden und Eseln
gefunden in der römischen Festung Kapersburg, Taunus, Hessen, Deutschland
Diejenigen, die Jahre später zurückkehrten, waren mit unerhörten Schätzen beladen. Unter diesen Schätzen befand sich etwas ganz Einmaliges. Winzige Scheiben aus Gold, sehr klein, aber dennoch sehr sorgfältig gemacht. Auf der einen Seite war ein Kopf im Profil zu sehen (üblicherweise der alte Philipp oder der junge Alexander mit seinem halbgöttlichen Widderhorn-Haarschnitt) und auf der anderen Seite ein Reiter oder Wagenlenker mit Pferd. Die ersten Münzen, die die Kelten herstellten, sahen fast genauso aus wie die Originale. Mit anderen Worten, es war ein Kopf