Der Kessel der Götter. Jan Fries

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Название Der Kessel der Götter
Автор произведения Jan Fries
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783944180328



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Wurde Bernstein auch von den Lebenden getragen, oder war er exklusiv Begräbnisriten vorbehalten? Mehr über Talismane und ungewöhnliche Begräbnisarten findet sich im nächsten Kapitel.

       Große Gräber mit Mehrfachbegräbnissen aus der Hallstattzeit

      1. Magdalenenberg, Villingen-Schwennigen, Baden-Württemberg, Deutschland, Durchmesser 102 m, Zentralkammer in einem polygonalen Steintumulus plus 126 Nachbegräbnisse, nach Spindler

      2. Dautmergen, Baden-Württemberg; die Zentralkammer enthielt einen Mann und eine Frau, sieben Nachbegräbnisse in der Peripherie, 6. Jh. vor unserer Zeit Der Hügel war umgeben von einem Kreis aus Pfosten und einem Graben, nach Reim.

      3. Breisach-Oberrimsingen, Baden-Württemberg, Zentralkammer plus 21 Nachbegräbnisse, von Ha D bis LA 1. Schwarze Punkte zeigen Töpferwaren, die nagelförmigen Symbole sind die Leichen und verdeutlichen die Lage der Köpfe. Der Hügel war ursprünglich gekrönt von einer Stein-Stele oder Figur, die 1930 gewaltsam entfernt und zerstört wurde. Nach Wamser und Bittel.

      4. Glauberg, Hessen, Deutschland, späte Hallstattzeit oder früher La Tène-Hügel mit zwei Gräbern und einer quadratischen Grube im Zentrum, angeordnet in einem System aus komplizierten Gräben. Eine „Prozessionsstraße“ 350 m lang, die vom Tal aus zwischen den Gräben hindurch zum Hügel führt. In der Nähe des Hügels befand sich ein kleines, quadratisches Gebäude (ein Schrein?). Punkte symbolisieren große Pfosten, x den Ort, wo die Statue in einer Grube gefunden wurde, die 1 im linken Graben den Ort, an dem eine alte Frau und ein Kind begraben waren. Teilweise ausgegraben, nach Schmid.

       Die edle Dame, die oben erwähnt wurde, und die dünnere Frau, die sie auf dem Weg in die Anderswelt begleitete, wirft die Frage nach Doppelbegräbnissen auf. Eine Anzahl von ihnen tritt in der Hallstattzeit auf, was die Frage aufwirft, warum eine Person eine andere in die hohlen Hügel hinein begleiten sollte. Es wäre trügerisch einfach, indische Traditionen als Erklärungshilfe zu verwenden und zu behaupten, es habe vielleicht etwas wie die Sati, das Witwenopfer, gegeben, oder das abscheuliche Ritual, das Ibn Rustah um das 10. Jahrhundert herum bei den Wikingern erlebt haben will. Cäsar, der über die späte La Tène-Zeit in Gallien schrieb, behauptet, dass die Toten oft zusammen mit ihren Verwandten und Dienern verbrannt wurden. Bei den Kelten der Hallstattzeit war das aber definitiv nicht die Regel.

      Es gibt einige wenige Gräber, die für Paare gemacht worden waren. In diesen Zusammenhang ist es vielleicht interessant, sich mit dem Magdalenenberg-Grab 100 zu beschäftigen. Es beherbergte zwei Erwachsene, einen Mann und eine Frau, in einem von Steinwällen umgebenen Grab. Anders als bei den meisten anderen Gräbern lagen die Toten nicht nebeneinander auf dem Rücken, sondern Rücken an Rücken auf der Seite. Vielleicht handelte es sich um ungewöhnliche Menschen – die Frau trug den einzigen Zehenring der gesamten Hallstattperiode. Die Positionierung Rücken an Rücken mag magische Gründe gehabt haben. Es ruft einem das Grab einer jungen Frau in Esslingen-Sirnau ins Gedächtnis. Ihre Grabbeigaben umfassen achtzehn goldene Ohrringe, Armreifen, Korallenperlen, neun Bronzereifen, die an der Hüfte getragen wurden, einen Ring mit einem mondförmigen Anhänger und ein einzigartiges Bronzeamulett, dass ein nacktes Paar zeigt, welches Rücken an Rücken liegt. Die Begeisterung für die Zahl neun ist bemerkenswert; mehr als ein Toter der Hallstattzeit wurde mit Gegenständen begraben, deren Anzahl drei, neun oder achtzehn betrug. Diese Tradition setzte sich über lange Zeit hinweg fort, man findet sie noch in der La Tène-Zeit und sogar noch später in den Schriften der mittelalterlichen Barden. Es ist umstritten, ob eine der Personen im Magdalenenberg der anderen ins Grab folgte; vielleicht war es auch keine ganz freiwillige Angelegenheit. Es ist auch möglich, dass beide zur gleichen Zeit starben, vielleicht an einer Seuche oder durch die Hand von Feinden.

      Es gibt etwa vierzig Paargräber in der westlichen Hallstattregion, was etwa ein bis zwei Prozent aller bekannten Gräber ausmacht. Bei manchen scheint es sich um Ehepaare zu handeln, so zum Beispiel im Seitengrab 6 im Hohmichele (zwei Leichen, die Seite an Seite auf einem Kuhfell liegen), andere deuten möglicherweise auf eine Herr-und-Diener-Beziehung hin (im Hügel Croix Du Gros Murger, zwei Leichen und ein Pferdeskelett. Eine der Leichen trägt Schmuck, die andere nicht), und noch andere geben uns Rätsel auf, wie zum Beispiel Grab 93 im Magdalenenberg, dass einen erwachsenen Krieger mit einem Kind im Arm enthält.

      In mehreren Fällen ist es sogar wahrscheinlich, dass die Toten, die ein Grab miteinander teilen, nicht zur gleichen Zeit gestorben sind. Das bedeutet, dass die Leichen aufbewahrt wurden, vielleicht für Jahre, und deutet auf ein Zwei-Phasen-Begräbnis hin.

      Bevor wir uns von den Hügeln abwenden, möchte ich einige andere interessante Themen ansprechen. Eins davon ist die Möglichkeit, dass Leichen gelegentlich einbalsamiert worden sind. Einige Haare, die im Zentralgrab des Magdalenenberghügels gefunden wurden, sind extrem reich an Arsen. Dem Adligen von Hochdorf war sein goldener Torque gewaltsam nach dem Tod entfernt und vor dem Begräbnis repariert und wieder angelegt worden; möglicherweise wurde die Leiche in der Zwischenzeit irgendwie präpariert. Eine einbalsamierte Leiche würde uns etwas über die Glaubensvorstellungen der Zeit verraten. Haben wir es hier mit Personenkult zu tun oder mit einem Glauben an eine körperliche Wiederauferstehung?

      Ein weiteres faszinierendes Thema ist die Art, wie die Hallstattleute über ihr zukünftiges Leben nach dem Tod dachten. In der frühen Hallstattzeit trugen die meisten Männer, im Osten wie im Westen, schwere Waffen. Bei vielen Leichen liegen Schwerter, Äxte, Speere, ein Helm, Brustpanzer, Beinschienen, Schilde und so weiter. Als diese Menschen ins Jenseits gingen, rechneten sie mit Kämpfen und waren dementsprechend bewaffnet.

      Dann ergaben sich massive Veränderungen in der westlichen Hallstattzeit. Die immens reich ausgestatteten „Fürstengräber” und riesigen Grabhügel waren der Beginn eines neuen religiösen Trends. Körperbestattungen kamen in Mode; es fing bei den Adligen an und wurde später von fast allen Bevölkerungsschichten nachgeahmt. Noch verblüffender ist die neue Ideologie.

      Die Adligen von Ha D hatten nur wenige Waffen in ihren Gräbern. Nur 10–20 % der Männer sind für einen Kampf gerüstet. Die anderen tendierten dazu, kurze Zeremonialdolche bei sich zu tragen, deren Griffe für einen echten Gebrauch zu kurz waren, und es sind nur einige wenige, leichte Jagdspiesse oder eine Ausrüstung an Jagdpfeilen vorhanden. Anstelle von Rüstungen findet man teure, bestickte Stoffe und anstelle von schweren Helmen leichte, aus Birkenrinde genähte Hüte.

      Das Leben in Ha D war genauso gewalttätig wie in den Jahrhunderten davor und danach. Trotzdem deuten die Begräbnisriten dieser Zeit darauf hin, dass die Adligen an ein friedliches Nachleben glaubten, wo keine echten Kämpfe nötig waren. Diese Einstellung änderte sich gegen Ende der Periode, als die meisten der alten Dynastien verschwanden. In La Tène A wurden plötzlich Feuerbestattungen beliebt, und die Asche wanderte in Flachgräber, zusammen mit Unmengen an Waffen.

      Nun haben wir einige Bräuche und Traditionen in Bezug auf Begräbnisse betrachtet. Es gibt wenig feste Regeln in dieser Sache, die Grabbeigaben und die Art der Bestattung variieren sehr stark. Ein gemeinsames Merkmal der reicheren Begräbnisse ist einfach, dass eine Art Hügel errichtet wurde. Was bedeutet ein Hügel? Soll er einen schwangeren Bauch darstellen, ist er ein Gefäss des Übergangs von einer Welt in die andere? Eine kleine Meditation könnte jetzt nutzen. Willkommen in der weiten Welt der subjektiven Träume! Wenn Du etwas Originelles lernen möchtest, dann führe jetzt diese Übung durch.

       Übung:

       Trancereise in die hohlen Hügel

      Fangen wir ganz einfach an. Wir haben hier eine fortgeschrittene Übung vor uns, die für Magier/innen mit Erfahrung gedacht ist. Ich setze mal voraus, dass Du bereits Erfahrungen in Imagination und elementarer Trancetechnik hast, und körperlich, geistig und seelisch gesund bist. Diese Praxis verlangt Fitness auf allen drei Ebenen. Falls Du Dir nicht sicher bist, lerne erst mal die Grundlagen. Zum Beispiel mit Visueller Magie.

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