Название | Der blaue Strand |
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Автор произведения | Erik Eriksson |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944369112 |
Er hatte viel an sie gedacht. Niemand hatte gesehen, was er damals getan hatte. Nur sie wusste davon und der Mann, den er laufen gelassen hatte.
Den Mann hatte Robert vergessen; an das Mädchen mit den hellen Haaren erinnerte er sich.
Kristina war mit Fisch zum Posthaus unterwegs. Auch dort wurden zu dieser Jahreszeit, in der der Verkehr zunahm, Gäste empfangen. Auf dem Weg dorthin begegnete sie einem Nachbarn, der wusste, wie das eben angekommene Schiff hieß.
»Ich habe das Schiff von Skatudden aus gesehen, als es ankam«, sagte Kristina.
»Dann weißt du ja schon Bescheid«, sagte der Nachbar.
»Ja«, sagte Kristina und ging weiter, aber sie wusste nichts über das, was sie am meisten beschäftigte und beunruhigte.
Denn jetzt ängstigte sie sich mehr als zuvor, weil die Wahrheit näherrückte. Bald würde sie wohl hören, ob die Besatzung jemanden im Kampf verloren hatte.
Als sie hinunter zum Hafen kam, sah sie das Schiff, das mitten in der Bucht vor Anker gegangen war. Auf dem Flaggenberg standen Leute und schauten. Ein Ruderboot mit Leuten von der Hecla war auf dem Weg zum Land; eine Schar Seemänner war bereits an Land gesetzt worden und auf dem Weg zum Wirtshaus.
Kristina ging mit ihrem Korb weiter zum Posthaus. Sie gab den geräucherten Fisch in der Küche ab, wurde zu einem Kaffee eingeladen, setzte sich eine Weile hin und sprach mit einer neuen Magd, die sie kaum kannte.
»Wir werden einige von den englischen Offizieren zum Abendessen dahaben«, sagte die Magd.
»Kannst du etwas von der englischen Sprache verstehen?«, wollte Kristina wissen.
»Nein, ich kann nur ja und nein und guten Morgen sagen.«
Die Magd sprach die englischen Wörter aus, langsam und eintönig. Kristina hörte genau hin und wiederholte dann.
»Klingt es richtig?«, fragte sie.
»Ich glaube schon, aber ich kenne mich ja nicht aus.«
»Goood morning«, sagte Kristina.
»Ja, sie sagen nicht a und o, wie wir es tun, das meine ich verstanden zu haben.«
»Goood«, sagte Kristina.
Sie ging zurück zum Hafen. Als sie sich dem Flaggenberg näherte, zögerte sie zuerst etwas; es standen mehrere Leute dort, die sie erkannte. Aber dann ging sie doch hin. Die Hecla lag direkt vor ihnen. Einige englische Seemänner standen an der Reling des Schiffs nahe dem Bug. Gerade eben wurde ein kleineres Boot ins Wasser gelassen. Fünf Matrosen gingen an Bord; vier von ihnen begannen, zum Land zu rudern, der fünfte saß an der Ruderpinne.
Kristina sah sich die Männer an und musterte sie genau. Sie saßen nebeneinander auf den Ruderbänken des Boots; keiner schaute in ihre Richtung.
Sie verließ den Flaggenberg, während das Boot in den Zollhafen hineinsteuerte. Als die englischen Seemänner an Land gingen, stand sie fünfzig Meter von ihnen entfernt. Einer der jungen Engländer hatte rotbraunes Haar, das hinten unter der Hutkrempe hervorguckte. Aber er wandte sich nicht zu ihr hin; er sah sie nicht.
Einer der Männer blieb beim Boot, die anderen begannen, hinauf zum Wirtshaus zu gehen. Sie hatten eine Aufgabe; sie sollten Wein und Bier für die Offiziersmesse der Hecla holen. Es war ein begehrenswerter Auftrag, denn sie würden vielleicht die Gelegenheit bekommen, eine Weile in der Küche des Wirtshauses zu bleiben, etwas zu essen oder zu trinken zu bekommen und einen Schwatz mit den Küchenmädchen zu halten. Keiner der Jungen hatte das Wirtshaus von Grisslehamn je besucht, aber sie nahmen an, dass dieses Lokal wohl wie alle anderen war. Und wenn sie auch zuvor noch nicht auf See gewesen waren, so hatten sie doch Gasthäuser im Hafen von London aufgesucht.
Kristina folgte der Gruppe, die zum Wirtshaus hinaufging. Sie ging langsam, wollte nicht aufdringlich wirken. Aber sie hatte wohl dort oben etwas zu erledigen. Sie konnte etwas fragen, schließlich gehörte sie zu den Lieferanten des Lokals.
Sie redete sich ein, dass das der Grund sein könnte, warum sie jetzt dorthin ging.
Die Engländer sprachen und lachten. Sie gingen nicht im Gleichschritt wie Soldaten. Wie sie so hinter ihnen ging, konnte Kristina die gute Stimmung zwischen den jungen Männern spüren. Sie sah, wie sie sich gegenseitig auf den Rücken klopften, einander die Hände auf die Schultern legten, sich anstießen und lachten. Aber man konnte nicht sehen, wer Offizier war, denn irgendjemand war es doch wohl.
Als die Gruppe vor dem Wirtshaus abbog, hielt Kristina inne. Sie wollte sehen, welchen Weg sie wählen würden.
Sie blieben vor dem Haus stehen. Einer von ihnen, wahrscheinlich war er der Offizier, ging hinein. Kristina ging weiter, etwas zögernd.
Einer der Engländer hatte sie gesehen. Er sagte etwas zu einem Kameraden und alle wandten sich Kristina zu.
Sie erkannte den Jungen von der Felseninsel sofort wieder. Er nahm den Hut ab und vielleicht war das ein Gruß. Sein rotbraunes Haar war jetzt wohl etwas länger, aber sein Gesicht war dasselbe, wie auch sein Lächeln.
Sie sahen einander an und noch hatte keiner der anderen Engländer begriffen, dass gerade etwas Außergewöhnliches geschah. Alle betrachteten das schwedische Mädchen mit den hellen Haaren, weil sie schön war und zu ihnen gewandt stand und so entzückend lächelte.
Aber bald begriffen sie, dass sie nur einen von ihnen ansah. Langsam drehten sie sich zu ihrem barhäuptigen Kameraden um, der mit dem Hut in der Hand dastand. Er wirkte ganz anders als sonst. Einer der Jungen lachte und streckte den Arm von sich, aber die übrigen standen fragend und ernst da. Derjenige, der gelacht hatte, verstummte.
In diesem Augenblick erschien der Offizier in der Tür des Wirtshauses. Er sagte etwas auf Englisch, das Kristina nicht verstand, aber sie nahm an, dass es ein Befehl war; es klang so.
Die Jungen wandten sich sofort ihrem Vorgesetzten zu. Aber derjenige mit dem rotbraunen Haar trat vor zu seinem Offizier, salutierte und fragte etwas. Der Offizier nickte und rief danach noch einen Befehl. Die Matrosen begannen alle, in Richtung der Küche zu gehen; sie wählten den Weg außen um die Ecke des Wirtshauses herum.
Einer von ihnen blieb stehen. Es war der Junge von der Felseninsel. Jetzt ging er zu ihr hin und stellte sich dicht neben sie.
»He gave me five minutes«, sagte er und hielt fünf Finger hoch.
Kristina lächelte ihn an, ohne etwas zu sagen.
Er zeigte auf die Finger, einen nach dem anderen, während er gleichzeitig auf Englisch schnell bis fünf zählte. Sie verstand.
»Fünf Minuten«, sagte sie.
Er hielt immer noch die Hand ausgestreckt. Sie berührte vorsichtig den Daumen, der die fünfte Minute war.
»Fünf Minuten«, wiederholte sie.
»Yes, that is right«, sagte er.
Sie machte sich nicht die Mühe zu erraten, was das bedeutete, weil die Zeit so kurz war.
»Kristina«, sagte sie und zeigte auf sich selbst.
»Robert«, sagte er.
»Erinnerst du dich an den Nebel?«, fragte sie.
Er antwortete nicht, und jetzt nahm er seinen Hut wieder ab. Er hielt ihn in der Hand und sah sie an, und sie sah ihn an, und es war keine Verlegenheit in diesem Schweigen. Sie verzichteten auf Worte, weil sie beide auf diesen Augenblick gewartet hatten. Ohne es richtig zu wissen, hatten sie auf genau das gewartet: einander wieder auf die Weise ansehen zu können wie das erste Mal im Nebel.
Dann rief plötzlich jemand von den anderen Engländern. Und als der Ruf zum zweiten Mal ertönte, berührte Robert mit der Hand Kristinas Schulter und dann ihre Wange.
»I promise to come back«, sagte er.
Dann ging er schnell davon. Kristina blieb nicht stehen und machte sich auch nicht die Mühe, ins Wirtshaus zu gehen und etwas zu fragen.
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