Название | Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors |
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Автор произведения | John Densmore |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | Rockbiographien / Rock-Kultur Rock-Geschichte |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854456346 |
Nach einigen Stunden mit ihm, wobei er einen Joint nach dem anderen rauchte und die Philosophie kritisierte, kam seine andere Seite zum Vorschein. Manchmal war ich ziemlich erschrocken und fragte mich, gottverdammt, wie weit will dieser Typ es eigentlich noch treiben? Morrison kannte eine Seite des Lebens, von der ich keine Ahnung hatte. Seine Neugier war unersättlich und Bücher verschlang er förmlich. Ich kapierte nicht einmal die Hälfte von den Dingen, auf die er sich bezog, aber die Leidenschaft, mit der er sie vortrug, war mir immer bewusst.
„John, hast du jemals darüber nachgedacht, was eigentlich auf der anderen Seite ist?“ fragte er dann mit einem eigenartigen Glimmern in den Augen.
„Was genau meinst du mit ‚andere Seite‘?“
„Weißt du … die Leere, den Abgrund.“
„Klar, ich hab’ drüber nachgedacht, aber nicht oft.“ Ich lachte verlegen, um die gespannte Stimmung zu entschärfen.
Dann vertiefte er sich wieder in einen düsteren Monolog, zitierte Dichter wie Rimbaud und Blake.
„Der Weg des Exzesses führt zum Palast der Weisheit“, wiederholte er immer und immer wieder.
Das Zusammentreffen mit Jim war der Tod meiner Unschuld. Glücklicherweise gab es die Musik als stabilisierenden Faktor für uns. Ich behaupte, dass er meine Fähigkeiten als Musiker anerkannte, so wie ich seine Intelligenz bewunderte.
„Was meintest du neulich abends mit dem Satz, dass der Gitarrist draußen spiele?“, fragte er mich, als wir eines Abends in Richtung Hollywood fuhren.
„Er war so weit von der Akkordstruktur entfernt, dass er gerade noch eben hineinpasste. Mit anderen Worten: er spielte wirklich frei. Man will so weit außerhalb des Laufs spielen, dass es sich wirklich losgelöst anhört, aber auch nicht zu weit, sonst klingt es, als hätte man seine Akkordwechsel verpasst. Man tänzelt in etwa nur wenig über die Bandbreite hinaus. Wie Coltrane und Miles. Sie haben ein Recht darauf, weit über das Maß hinauszugehen, weil sie es sich verdient haben. Schließlich haben sie einige wundervolle Mainstream-Platten gemacht.“ Jim tat so, als hätte er es kapiert. Als ich dann über Coltranes Platten sprach und sie als „Klangschichten des Unterbewussten“ bezeichnete, hörte Jim aufmerksam zu und zog Parallelen zur Literatur.
„Ja, genau. Wie Rimbaud und die ‚Unordnung der Sinne‘! Hey, bringst du mich heute abend zum Trip? Allen Ginsberg soll da aufkreuzen.“ „Einverstanden. Weißt du … falls Jazz und Poesie zusammenkommen sollen … sind’s vermutlich wir!“
„Wetten?“ fiel Jim mir ins Wort.
„Was?“
Jim fischte einen Quarter aus der Tasche, schnippte ihn in die Luft und ließ ihn in den Mund fallen.
„Hast du den verschluckt?“
„Japp!“
„Du bist bescheuert.“
„Japp. Huhu!”
5
LIGHT MY FIRE
Ojai, 1977
Die Sonne näherte sich im Westen dem Horizont und die berühmte „Rosa Stunde“ von Ojai würde in wenigen Augenblicken am östlichen Ende des Tals in der Topa Topa Schlucht hinter meinem Stall sichtbar werden. Die Abendröte des Himmels war ergreifend. Soweit das Auge schauen konnte, zogen sich Orangenhaine hin, kilometerweit. Ich sprang von meiner Stute Metchen und begleitete sie zum Ende des Pferches unter den strohgedeckten Unterstand. Vor vierzig Jahren hatte sich Ronald Colman in dem Filmklassiker „Lost Horizon“ zu derselben Klippe an einem ähnlich nebligen Abend geschleppt und auf sein mystisches Shangri-La hinuntergeblickt. Es war mir klar, warum das Filmteam ausgerechnet dieses Tal für bestimmte Szenen ausgesucht hatte. Vom ersten Augenblick an war ich in diesen Blick verliebt, als ich nach einem Zuhause für meine zwei Pferde suchte.
Metchen scharrte mit ihrem Huf den Boden und wieherte laut ihren Artgenossen hinten in der Koppel zu. Sie wollte nicht in den Stall, sondern immer nur nach Hause, aber ich focht diesen Streit schon zehn Jahre lang mit ihr aus und schließlich gehörte sie zur Familie.
Es war schon zehn Jahre her, dass Jac Holzman, der Präsident von Elektra Records, sie mir zu dem außerordentlichen Erfolg von „Light My Fire“ geschenkt hatte.
Jim durfte sich ein Auto aussuchen und wählte einen Mustang Cobra. Ray und Robby wünschten sich Tonbandmaschinen und ich wählte mir dieses Pferd. Wir machten damals Witze darüber und der Überfluss hatte gerade erst begonnen.
*
Es war Juli 1965. Ray erinnerte sich, dass ihm sein Freund Dick Bock noch drei Stunden Studiozeit schuldete. Dick war der Besitzer der World Pacific Recording Studios in Hollywood. Schließlich entschied sich Ray, die paar Stunden für uns zu nutzen und einige Songs auf ein Acetat aufzunehmen, damit wir hören konnten, wie wir klangen.
Ich traf eine halbe Stunde vor dem Termin ein, um mein dreiteiliges GretchSchlagzeug aufzubauen. Meine Nervosität befand sich schon auf einem hohen Level, aber als ich Ravi Shankars Band ihre Instrumente in dem großen Aufnahmestudio zusammenpacken sah, klopfte mein Puls noch schneller. Mir wurde in diesem Moment eigenartig schwindlig zumute. Hier stand ich, in demselben Raum mit Musikern, die ich bisher nur von weitem bewundern konnte. Ich beobachtete Alla Rakha, Ravis Drummer, wie er seine kleinen indischen Trommeln einpackte. Im Vergleich zu den Mikrofonen sahen sie viel einfacher aus als meine eigenen Trommeln, aber ich wusste, dass sie wesentlich schwieriger zu spielen waren.
Dick Bock verabschiedete sich von den indischen Musikern in ihren farbenprächtigen Saris. Er fragte mich, ob er helfen könnte.
„Ich möchte nahe beim Klavier sein“, erwiderte ich schüchtern. Das hier war meine erste Aufnahmesession. Wer war ich, um dem Produzenten vorzuschreiben, wo ich platziert werden wollte?
Er zuckte mit den Achseln. „Kein Problem“, meinte er und zeigte auf eine Ecke in der Nähe des Konzertflügels. Ich war erleichtert. Auf diese Weise war ich nahe bei Ray. Wir beide bewunderten ungefähr die gleichen Jazzmusiker und er war derjenige in der Band, dem ich mich verbunden fühlte.
Beim Aufbauen meines Schlagzeugsets schaute ich mich in dem Raum um. Akustikdämmplatten mit Millionen kleiner Löcher absorbierten den Sound. Ich wusste lediglich, dass bei einer Aufnahme ein Echo unerwünscht war. Man konnte das später hinzumischen.
Ray und Dorothy kamen kurz darauf mit Jim herein, ihnen folgten Rick und Jim Manczarek. Wir nahmen binnen weniger Stunden in nur ein oder zwei Takes sechs Songs auf: „Moonlight Drive“, „End of the Night“, „Summer’s Almost Gone“, „Hello, I Love You“, „Go Insane“ und „My Eyes Have Seen You“.
Alles ging sehr schnell. Alles war live. Bock war ein unaufdringlicher Mensch, der früher West Coast-Jazz produziert hatte und da man Jazzmusikern keine Vorschriften macht, wie sie zu spielen haben, sagte er kaum etwas. Bevor wir es merkten, war die Session auch schon vorbei und wir waren wieder draußen.
Nun besaßen wir unser eigenes Acetat mit sechs Songs. Ray nahm es an sich und kletterte mit Dorothy und Jim in seinen gelben Käfer. Ray beugte sich zum Fenster hinaus und rief, dass er während der nächsten Tage die Platte einigen Plattenfirmen vorspielen würde. Jim, der zum ersten Mal seine Stimme von einem Tonband gehört hatte, strahlte vor Freude auf dem Rücksitz.
Die Reaktionen der Plattenfirmen waren amüsant. Ray erinnerte sich später: „Es war recht witzig – wir latschten quer durch Los Angeles mit diesen Demos herum, stellten uns bei den Firmen vor und sagten: ‚Hier sind sechs Songs drauf, wir haben aber noch viel mehr; hören Sie sich die Platte mal an.‘ Und alle, aber auch alle meinten: ‚Nein, so was kann man doch nicht spielen – furchtbar – ich hasse diesen Sound – nein, nein!‘ Besonders dieser Typ bei Liberty fällt mir ein. Er hörte sich die Songs an und sagte dann: ‚So ein Zeug kann man sich nicht anhören!‘ Er warf uns aus seinem Büro raus!“
Als