Название | Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors |
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Автор произведения | John Densmore |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | Rockbiographien / Rock-Kultur Rock-Geschichte |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854456346 |
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Am 14. Juli, dem Tag der Bastille, fuhr ich Jim zu seiner Musterung. Diesmal stand eine lange Warteschlange vor dem Musterungsgebäude, darum meinte Jim lässig, ich solle einfach in ein paar Stunden wiederkommen. Er hätte dann alles überstanden. Ich sagte ihm, dass es mich einen ganzen Tag gekostet hätte, aber er zeigte mir nur grinsend seine Zähne. Ich willigte also ein und fuhr davon, um etwas zu essen und danach nochmal in der Gegend vorbeizuschauen. Irgendwie wollle ich auch nicht dort warten. Diese mit Militär prallvolle Ecke machte mich allein schon nervös.
Am Mittag kehrte ich zurück und traute meinen Augen kaum, als ich ihn so cool wie immer vor dem Eingang stehen sah, lässig an die Mauer gelehnt, ein Bein nach hinten geknickt und dabei mit den Händen seine Haare zur Seite streichend.
Ich fuhr bis zur Absperrung und kletterte aus dem Wagen, während er gleichgültig herangeschlendert kam. „Nun, was ist passiert?“, rief ich durch den Straßenlärm. „Haste’s geschafft? Sag’ schon!“
Morrison zuckte mit den Schultern und meinte: „Keine Aufregung. Alles abgehakt. Man gab mir ein ‚Z‘ als Einstufung.“ Er glitt in das Auto.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf und rutschte zurück auf den Fahrersitz. „Was zum Teufel bedeutet die Stufe ‚Z‘?“
„Weiß ich nicht“, sagte er, um mich zu quälen.
Ich startete die Gazelle, legte den ersten Gang ein und fuhr in Richtung Hollywood los. „Sag’s mir, Jim, was hast du da drin getrieben?“
Er reagierte mit einem boshaften Grinsen. Gottverdammt, dachte ich. Der Kerl ist mir über. Er übergeht kurzerhand ein Trauma, das mir beinahe eine Herzattacke eingebracht hätte. Ich versuchte, ihn während der Fahrt mehrmals zum Reden zu bringen, aber er hüllte sich in Schweigen. Mit welchem Bluff er wohl an dieser Sache vorbeigekommen ist, fragte ich mich.
Während wir auf dem Santa Monica Freeway nach Westen zum Allouette Coffee Shop in Venice fuhren, lief im Radio die Stones-Version von „King Bee“.
Jim wurde sofort wieder munter und schlug mit den Händen ziemlich ungleichmäßig den Takt dazu auf dem Armaturenbrett.
„Weißte, ich mag diesen Song, aber ich werde sauer, wenn Ray – der ‚alte Bluesmann‘ – ihn singt“, meinte er mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck.
„Warum?“ fragte ich. „Es ist eine Frage des Tempos und Robby sollte Bottleneck dazu spielen.“ Jim zuckte nur mit den Achseln und versuchte weiterhin, auf dem Armaturenbrett den Takt zu halten.
„Ich weiß nicht … aber es gefällt mir irgendwie, wenn Ray den Song bringt“, fügte ich hinzu.
Immer noch keine Antwort.
„Es klingt schmalzig“, sagte Jim schließlich.
Ich wechselte das Thema. „Du wirst es nicht glauben, aber als ich letzte Woche Acid nahm, hielt ich mich für Gott!“
„Tatsächlich?“ fragte Jim sarkastisch.
„]a, ich war in Malibu mit Bill Wolf und Georgie, dem Girl, das mal mit Robby ging, und meinem Piano-Freund Grant und wir wanderten in diesem ausgetrockneten Flussbett herum. Ich stieg auf einen Hügel, von dem aus man das Flussbett überblicken konnte, wo Grant und Bill sich herumtrieben. Georgie war zum Sierra Retreat-Kloster hinübergewandert und wir konnten aus der Entfernung beobachten, wie sie auf das große Holzkreuz kletterte und über den Ozean schaute!“
„Hahaha!“
„Anhand des trockenen Mooses konnte ich genau den Weg erkennen, den das Wasser bei einem Ungewitter nimmt und ich hatte das Gefühl, dass die Natur ewig ist, außer wir bomben uns selbst in die Luft. Ich rief zu Grant und Bill nach unten ins Strombett: ‚Macht weiter, macht weiter mit den Dingen, die nötig sind, alles an Ort und Stelle.‘ Sie lachten, weil es so aussah, als ob ich sie mit ihren Gefolgsleuten dirigieren würde. Ich fühlte mich wie Gott, wenn er das Universum lenkt.“
„Ziemlich stark. Hört sich wie ein dicker Egotrip an!“
„Ach komm! So habe ich mich nicht gefühlt. Eher wie ein Wohltäter!“
„Ray machte letzte Woche eine total entgegengesetzte Erfahrung.“
„Ihr habt Acid geschmissen?“
„Yeah, und Ray erwischte der Horror.“
„Wirklich? Was ist passiert?“
„Nichts, … außer dass er an allem herumnörgelte.“
„Warum denn?“
„Keine Ahnung, aber das war ein ziemlicher Mist, denn wir mussten uns darauf konzentrieren, ihm zu helfen, anstatt unseren eigenen Trip zu genießen.“
„Yeah, ich weiß, was du meinst.“
„Hey John, meinst du, wir könnten mal so groß sein wie die Stones?“ fragte Jim und wechselte das Thema von einer Sekunde auf die andere, was er gerne zu tun pflegte.
Ich zog die Augenbrauen hoch, was soviel wie „Natürlich!“ bedeuten sollte. Im richtigen Tempo nickte Jim mit dem Kopf zu „King Bee“, klopfte mit dem Fuß den Takt.
Als ich schließlich auf dem Durchgang hinter dem Pier von Venice anhielt, hatte ich das Gefühl, dass uns nun nichts mehr aufhalten kann – kein Militär saß uns mehr im Nacken, wir hatten ein Acetat unterm Arm und eine Gemeinschaft in der Band, die sich neben unserer Musik etablierte.
Jim hat mir niemals gesagt, was zum Teufel die Einstufung „Z“ bedeutete.
Während der Proben im folgenden Winter bekam Jims Stimme mehr Autorität. Jede Woche kam er mit einigen zerknitterten Zetteln oder kaffeebefleckten Servietten an, auf denen die unglaublichsten Texte standen; er erinnerte mich an Dylan Thomas mit seinen Gedichten auf Streichholzbriefchen.
Jim war ein Typ mit einem natürlichen Instinkt für Melodien, konnte sie aber notenmäßig nicht einordnen.
„Manchmal erfinde ich Wörter, nur um die Melodie nicht zu vergessen, die ich gerade höre.“ Er hatte die Begabung, eine Melodie in seinem Kopf zu hören und dann war es an uns, sie mit ihm zusammen auszuarbeiten und ihm zu sagen, welche Noten er tatsächlich sang.
„Jim war nicht besonders musikalisch, aber er konnte auf dem Klavier ziemlich gut herumhämmern“, kommentierte Robby dieses Thema in einem lnterview. „Das war aber auch alles. Er war wirklich nicht musikalisch. Man konnte ihm nicht sagen: ‚Jim, sing mal in H-Moll.‘ Er war nicht wie Frank Sinatra, der Noten vom Blatt singen konnte. Zu den Arrangements trug er nicht viel bei.“
„Hört sich nach G an“, vermutete Ray, während Jim eine Strophe sang. Dann spielte Robby meistens ein paar Tone, dann einen Akkord auf der Gitarre. Danach fiel ich mit einem Kommentar zum möglichen Takt ein. „Das klingt nach einem 4/4 Takt. Wie ein Shuffle.“ Dann musste Jim einen weiteren Vers oder Refrain zu den drei Instrumenten singen.
Diese Sessions, bei denen wir unseren Stil schliffen, waren für mich sehr aufregend. Die Kombination von Robby, Ray und mir war perfekt, um Jims Worte zu orchestrieren.
She holds her head so high
Like a statue in the sky
Her arms are wicked and her legs are long
When she moves my brain screams out this song
Hello, I love you
Won’t you tell me your name
Hello, I love you
Let me jump in your game
Sidewalk crouches at her feet
Like a dog, that begs for something sweet
Do ya hope to make her, see you, fool
Do ya hope to pluck this dusky jewel
Hello, hello, hello.
(Sie hält ihren Kopf so erhoben