Название | Die Herren von Glenridge |
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Автор произведения | Heike Ploew |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944145570 |
Ihr fiel eine ähnliche Situation ein, in die Jonathan sie ein paar Wochen nach ihrer Heirat gezwungen hatte. Es war so ein verregneter Sonntagnachmittag gewesen; stillschweigend hatten sie keine Verabredung mit ihren Freunden getroffen, um sich endlich mal wieder in aller Ruhe miteinander zu beschäftigen. Jonathan hatte sie über viele Stunden hinweg mit den verschiedensten Instrumenten behandelt, die sie sich im Laufe der Zeit angeschafft hatten, und Brenda freute sich nur noch auf den einen Moment, in dem er sie endlich erlösen würde. Normalerweise endete so eine Behandlung mit einer entspannenden Massage und den für Brenda so wichtigen, ausgiebigen Streicheleinheiten, doch diesmal besiegelte Jonathan die Züchtigung noch mit ein paar zusätzlichen, derben Rutenschlägen, die sich tief in Brendas Haut gruben, und erst als die ganze Fläche ihres Hinterns dunkelrot leuchtete und von wulstigen Striemen übersät war, hörte er auf. Keine Massage. Kein gemeinsames Kuscheln im Bett.
Stattdessen mußte Brenda sich chic anziehen – was nicht ohne Protest ihrerseits und einer ziemlich einseitig geführten Diskussion vonstatten ging, denn Jonathan ließ sich auf keine Kompromisse ein –, und er führte sie in ein nahegelegenes französisches Restaurant, welches sie oft besuchten. Dort bestellte er ein opulentes Sieben-Gänge-Menü und verlangte von ihr absolutes Stillsitzen. Er achtete peinlichst genau darauf, daß sie nur den Oberkörper bewegte, und Brenda hielt tatsächlich durch. Sie saß vier Stunden auf dem Stuhl, ohne sich zu rühren; ihr brennender Hintern quälte sie, ließ sie die vergangenen Stunden nicht eine Sekunde vergessen. Nach dem fünften Gang winkte Jonathan plötzlich den Kellner an den Tisch, stand auf, legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter und lächelte ihn verschwörerisch an.
»Antoine, ich habe eine etwas ungewöhnliche Bitte an Sie. Meine Frau und ich spielen gerade ein Spiel, und dazu brauchen wir unbedingt Ihre Hilfe. Wären Sie bitte so freundlich – und würden Sie das auch Ihren Kollegen vermitteln –, darauf zu achten, daß sich meine Frau nicht bewegt, während ich den Waschraum aufsuche? Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das für mich tun würden und ich meine Frau gut beobachtet wüßte …«
Das war einer jener Augenblicke, in denen Brenda vor Scham am liebsten in den Boden gesunken wäre. Antoine hingegen hatte ein verständnisvolles Grinsen aufgesetzt und genickt.
»Selbstverständlich, Monsieur McArcher, immer stets zu Diensten. Ich nehme an, Madame darf ihre Hand heben, um nach ihrem Glas zu greifen?«
Jonathan verzog abwägend das Gesicht.
»Mmh – ich würde sagen: nein … Sie soll vollkommen reglos hier sitzen und warten, bis ich wiederkomme. Das ist dir doch recht so, Liebling?«
Nein, das war es überhaupt nicht, vor allem, da Brenda sich vorkam wie eine Skulptur, die von zwei Kunstkritikern fachmännisch beäugt wurde. Mal ganz davon abgesehen, daß nun das gesamte Personal ihres Lieblingsrestaurants über das Eheleben der McArchers Bescheid wissen würde. Sie funkelte Jonathan mit blitzenden Augen an.
»Ich scheine ja wohl keine andere Wahl zu haben«, säuselte sie dann ziemlich schnippisch.
»Doooch«, hatte Jonathan langgezogen erwidert und sich zu ihr hinuntergebeugt, »du kannst sofort aufstehen und nach Hause gehen … allein … Aber ich werde auch irgendwann nach Hause kommen, und dann …!«
Was dann passieren würde, war nicht nur Brenda klar, auch Antoine verzog kurzzeitig zweifelnd das Gesicht. Lieber Gott, war ihr dieser Auftritt peinlich gewesen!
Jonathan ließ sich natürlich absichtlich Zeit, erst nach einer Viertelstunde kam er aus dem Waschraum zurück. Indessen fühlte Brenda ununterbrochen die Blicke der sechs Kellner und des Barkeepers auf sich ruhen, allesamt gutaussehende Franzosen, und sie war sich sicher, daß diese … diese Kerle vollstes Verständnis für Jonathans Beweggründe hatten und sich insgeheim daran aufgeilten. Sie sah, wie Jonathan zu Antoine ging und sich kurz mit ihm austauschte, und für das Grinsen, das sie sich zuwarfen, hätte sie die beiden am liebsten erwürgt.
»Das war gemein von dir«, fauchte sie ihn an, als er sich hinsetzte, »gemein und niederträchtig! Die denken doch jetzt alle, daß … daß …!«
»Daß was? Daß ich dich unendlich liebe und dich keinen Moment unbeobachtet lassen möchte? Aber da haben sie doch recht, meinst du nicht?«
Er hatte ihre Hand zu seinem Mund geführt und sie mit Küssen übersät.
»Komm schon, Kleines, entspann dich, es hat dich angemacht, das sehe ich doch an deinen glänzenden Augen. Wenn es dich beruhigt – ich kenne Antoine schon viele Jahre, lange bevor er hier angefangen hat zu arbeiten, und ich weiß, daß ihm absolut nichts fremd ist, was zwischen Mann und Frau so alles passieren kann …«
Brenda hatte ihre Hand weggezogen.
»Ach, wie furchtbar interessant! Trotzdem – ich trau mich ja gar nicht mehr hierher nach diesem … diesem Auftritt.«
»Aber sicher werden wir wieder herkommen – jetzt, da alle wissen, daß du aufs Wort parierst … Und damit du siehst, daß sich dein Gehorsam auch lohnt …« – unnachgiebig hatte er sich wieder ihrer Hand bemächtigt – »was hältst du davon, wenn wir nachher durch den Park nach Hause laufen, ich würde dich unentwegt küssen und streicheln, und wenn wir zu dieser versteckten Bank kommen, die hinter dem Spielplatz, erinnerst du dich – dann würde ich dich genau dort das erste Mal in dieser Nacht vernaschen, auf eine ganz brutale, rücksichtslose Art, dich wie eine Hure nehmen, die es für 40 Euro mit jedem treibt … und zu Hause im Aufzug würde ich dich schon mal ausziehen, und du dürftest mich mit deinem Mund verwöhnen, bis ich wieder bereit für dich wäre … damit ich dich sofort ins Bett legen und wieder lieben könnte, diesmal ganz sanft und zärtlich … und ich würde mir unendlich viel Mühe dabei geben … noch mehr als sonst … denn du hast dir eine Belohnung redlich verdient!«
Just in diesem Moment kam Antoine mit dem nächsten Gang, und Brenda hätte ihm am liebsten die Teller auf den Kopf gedonnert, denn Jonathans Worte hatten sie wieder versöhnlich gestimmt, und sie hätte gerne noch mehr gehört. Beim Verlassen des Restaurants wartete dann noch eine kleine Prüfung auf Brenda, als Antoine ihnen dienstbeflissen die Tür aufhielt und Jonathan stehenblieb.
»Vielen Dank, Antoine, es war wieder mal vorzüglich bei Ihnen, sagen Sie das Ihrem Chef. Ach ja, ich glaube, meine Frau wollte sich auch noch mal bei Ihnen bedanken – ist es nicht so, Brenda?«
Aufmunternd hatte er sie angesehen, und Brenda hatte fragend zurückgeblickt.
»Na ja, wolltest du Antoine und seinen Kollegen nicht danken, daß sie so gut auf dich achtgegeben haben?«
Sie hätte es wissen müssen. Verlegen räusperte sie sich und reichte dem Kellner dann trotzig die Hand.
»Ich danke Ihnen wirklich sehr, Antoine, daß Sie in der Abwesenheit meines Mannes seine Funktion übernommen haben. Sagen Sie das bitte auch Ihren Kollegen!«
Und als Antoine ihr ein liebevolles, fast entschuldigendes Lächeln schenkte, da konnte sie ihm schon nicht mehr böse sein. Tja, so war das mit Jonathan und seinen Ideen …
Brenda tauchte aus dieser Erinnerung auf, als Miß Gibbons eine Glocke läutete und der Butler wieder das Speisezimmer betrat. Der Hauptgang konnte aufgetragen werden. Schüsseln und Platten wurden auf die Anrichte auf vorbereitete Wärmeplatten gestellt, Wein und Wasser wurde nachgeschenkt, und dann war die Familie wieder unter sich. Brenda staunte nicht schlecht, als zuerst die Frauen aufstanden, zum Büfett gingen und die gefüllten Teller dann vor die Männer plazierten. Die jungen Frauen taten das für ihre Ehemänner, und Miß Gibbons bediente den Lord. Als einziger Mann stand Jonathan auf und füllte für sich und Brenda einen Teller. Aha, anscheinend würde es wohl zu ihren Aufgaben gehören, ihren Mann beim Essen zu bedienen. Na gut, das konnte sie ja mal machen. Angesichts der Umstände verlief das Abendessen ruhig und harmonisch. Die Unterhaltung plätscherte dahin, drehte sich um das Gut und seine Belange, etwas Politik und allgemeine Themen. Und es schien völlig natürlich zu sein, daß zumindest zwei Personen schweigend und mit gesenkten Köpfen an der doch gemütlichen Zusammenkunft teilnahmen. Denn auch diese Katherine saß,