Bleierne Schatten. Erik Eriksson

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Название Bleierne Schatten
Автор произведения Erik Eriksson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783941895522



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kannst du so schnell wie möglich herkommen?«

      »Du weißt, dass du mich nicht reinlassen darfst?«

      »Klar weiß ich das.«

      Verner rief ein Taxi und war fünfundzwanzig Minuten später in der Bondegata. Er klopfte an, wartete aber die Antwort nicht ab, sondern trat ein. Er kannte sich aus, war schon früher in der Wohnung gewesen, hatte viele Male mit Lasse dort gesessen und geredet.

      Verner umarmte Margret und küsste sie auf die Wange. Es schien ihm, als sei es lange her seit dem letzten Mal, und er wusste, dass er es war, der sich bei ihr hätte melden sollen.

      »Alles in Ordnung?«, fragte er.

      »Ja, bei dir auch?«

      »Hast du etwas Besonderes gesehen?«

      »Nein, nicht direkt.«

      Er sah sich um. Margret beobachtete ihn, eine lange Zeit sprachen sie nicht miteinander. Verner saß lange in der Hocke neben dem Blutfleck, stand auf, sah sich weiter um, wandte sich um, ging wieder in die Hocke.

      Er fasste nichts an. Aber er schaute genau und lange hin, schnupperte, sagte nichts.

      Dann ging er hinüber ins Schlafzimmer. Margret folgte ihm. Er öffnete die Schranktür.

      »Hast du in den Kartons nachgeschaut?«, fragte er.

      »Ich habe die Deckel aufgemacht, aber ich habe nichts von dem angefasst, was in den Kartons ist. Sind das Sachen von seiner Arbeit?«

      »Ich nehme es an.«

      »Weißt du, was das für Sachen sind?«

      »Ich kann es nur vermuten, aber ich weiß es nicht genau. Wahrscheinlich sind es Dinge, die er nicht wegwerfen wollte, aber es kann ja zum größten Teil alter Krempel sein, alte Zeitungen und Zettel und sowas.«

      »Wie viel weißt du eigentlich über Lasse Bergman?«

      »Über sein Privatleben fast nichts. Wenn wir uns trafen, sprachen wir über die Arbeit, und das ist lange her. Wir haben einander bei ein paar Sachen geholfen.«

      »Du hast schon damals auf deine eigene Weise gearbeitet, nehme ich an.«

      »Das kann man vielleicht so sagen. Wir hatten ganz einfach Nutzen voneinander.«

      »Kannst du mir denn jetzt helfen?«

      »Ich darf nicht mit dir arbeiten, das weißt du.«

      »Aber wenn es sich regeln ließe, hättest du dann Lust?«

      »Wie zum Teufel sollte das zugehen?«

      »Ich weiß nicht, es war nur so ein Gedanke.«

      Um halb fünf war Margret zurück im Dezernat. Sie bekam den Gerichtsmediziner vom Karolinska institutet zu fassen. Ja, die Obduktion war abgeschlossen.

      »Und was kann man sagen?«

      »Tja, der Schlag auf den Kopf war tödlich. Es war ein einziger Schlag, und er war sehr hart. Der Mann könnte gestürzt sein, aber in dem Fall hätte er eine ordentliche Geschwindigkeit drauf gehabt. Es sieht fast aus, als sei er gegen etwas Hartes geschleudert worden, eine Ecke, könnte man tippen.«

      »Das klingt, als sei er Gewalt ausgesetzt gewesen.«

      »Das kann sein, aber es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass er sich die Verletzung selbst zugefügt haben kann. Er kann ja auf dem Tisch gestanden haben und gestürzt sein oder gelaufen und gestolpert sein.«

      »Und sonst?«

      »Er hatte eine Menge Alkohol intus, über ein halbes Promille. Er hatte Anzeichen von Leberschäden, die er wohl durch dauerhaftes Trinken bekommen hat.«

      »Sonst nichts Besonderes?«

      »Einige Proben dauern noch etwas, aber ich glaube kaum, dass noch etwas Bemerkenswertes dabei herauskommt. Er war ein verbrauchter Mann, aber nicht von der schlimmsten Sorte, kein Penner, keiner von den Saufbrüdern. Anständige Zähne und Nägel, sauber und ordentlich, keine Narben. Und in erster Linie Gurke und Brot im Magen sowie einiges an Alkohol, wie gesagt. Er hatte wohl spät am Abend, bevor er starb, gegessen.«

      »Und wann starb er?«

      »Sechs oder sieben Stunden nach seiner letzten Mahlzeit, irgendwann morgens gegen 7 Uhr.«

      »Okay, vielen Dank, jetzt kann ich mir ein Bild machen.«

      Margret blieb am Schreibtisch sitzen. Sie notierte, was der Obduzent berichtet hatte. Dann ging sie zu Lennart Philipsson. Seine Tür stand wie gewöhnlich offen.

      »Hast du Zeit?«, fragte Margret.

      »Komm rein«, sagte Philipsson.

      »Ich glaube nicht, dass Bergman durch einen Unfall gestorben ist.«

      »Und wie kommst du darauf?«

      »Im Moment weist eigentlich alles darauf hin, das Gespräch mit dem Rechtsmediziner, Details am Tatort, Gespräche mit Verner. Er kannte Bergman ja.«

      »Ach so, du hast mit Verner gesprochen?«

      »Ich habe ihn ein bisschen zu Bergman befragt.«

      »Aha.«

      »Lennart, können wir Verner einbeziehen, gibt es irgendeine Möglichkeit dafür?«

      »Du meinst, ihn wieder arbeiten zu lassen?«

      »Ja, du weißt genauso gut wie ich, dass Verner ein unglaublich guter Polizist war, und jetzt fehlen uns Leute wie nie zuvor. Er wird hier gebraucht.«

      »Schon, aber du weißt, warum Verner aufgehört hat.«

      »Das weiß ich, aber er bekam ja die Chance, selbst zu kündigen. Du warst es, Lennart, der ihm die Chance gegeben hat. Das war verdammt anständig von dir. Und das bedeutet, dass Verner nicht verurteilt worden ist, es gibt keine Anklage, seine Papiere sind sauber.«

      »Ja schon, so ist es.«

      »Und du stimmst mir zu, dass er gebraucht wird?«

      »Das ist eine heikle Angelegenheit, Margret. Ich würde Verner gerne wieder einstellen, wenn es ginge, aber viele hier würden an die Decke gehen. Er hat sich eine ganze Reihe Feinde gemacht. Er ist ja nicht gerade einer von der diplomatischen Sorte.«

      »Ich weiß, aber kannst du dir nicht etwas einfallen lassen?«

      »Lass mich bis morgen darüber nachdenken.«

      Margret verließ Philipssons Büro. Sie wusste nicht, was sie erwarten konnte. Aber vielleicht gab es trotz allem eine Möglichkeit.

      Um halb sieben räumte sie die Papiere weg, die auf dem Tisch lagen. Sie zog ihre Jacke an und öffnete die Tür, um zu gehen, als das Telefon klingelte. Es war Philipsson.

      »Komm zu mir«, sagte er. »Ich glaube, mir ist etwas eingefallen.«

      Margret zog die Jacke wieder aus, hängte sie an den Haken an der Tür und ging in den Flur. Philipsson kam ihr entgegen.

      »Ich glaube, ich weiß, wie wir es machen«, sagte er.

      »Du meinst mit Verner?«

      »Ich habe noch einiges an ungenutztem Geld. Es ist eine besondere Zuweisung vom Ministerium, um die alten Haushaltslöcher zu stopfen.«

      »Aha?«

      »Wir können Verner als Berater beschäftigen, mit Vertrag. Wir stellen ihn für drei Monate ein. Er bekommt natürlich seinen Dienstausweis nicht zurück, und er bekommt auch keine Dienstwaffe. Er wird nicht wieder Polizist, aber er kann trotzdem für uns arbeiten, und wir können von seinen Kenntnissen profitieren.«

      »Das klingt ganz fantastisch.«

      »Ich werde es morgen Vormittag checken, aber ich bestimme selbst über dieses Geld, und ich habe ja schon früher Berater beschäftigt, wie du weißt.«

      »Ja,