Bleierne Schatten. Erik Eriksson

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Название Bleierne Schatten
Автор произведения Erik Eriksson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783941895522



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müde und wollte ins Bett gehen. Wir waren auch müde. Es war Zeit zu gehen. Es war ein guter Abend. Man hätte nie geglaubt, dass es so verdammt scheußlich enden würde.«

      »Ja, es hat schlimm geendet.«

      »Woran starb Lasse?«

      »Das wissen wir nicht, aber wir werden es herausfinden.«

      »Er hatte Halsschmerzen, aber davon stirbt man ja nicht. Es ging ihm gut, soweit ich weiß. Aber klar, es kann einen ja trotzdem erwischen, das Herz oder sowas.«

      »Wir melden uns wieder, Björn. Danke für deine Hilfe. Wenn dir noch was einfällt, kannst du ja einen von uns anrufen. Und du kannst uns vielleicht Namen und Adressen der beiden anderen Männer geben, die hier waren.«

      Björn Åhman schrieb zwei Namen auf ein Blatt Papier, das Margret ihm reichte. Dann gab sie ihm eine Karte mit ihrer eigenen Nummer und sie gaben sich die Hand und verabschiedeten sich.

      »Gibt es eine Beerdigung?«, fragte Björn Åhman.

      »Ich rufe dich an, wenn ich es weiß«, entgegnete Verner.

      »Das ist gut, denn ich will hingehen. Lasse war mein Kumpel.«

      »Ja, meiner auch«, antwortete Verner.

      Verner und Margret erreichten Walter Olsson und Olle Magnusson am selben Nachmittag. Sie machten im Großen und Ganzen die gleichen Angaben wie Björn Åhman, und sie waren genauso erschüttert, als sie erfuhren, dass Lasse Bergman tot war. Sie wollten auch auf die Beerdigung gehen.

      »Sollen wir ihnen glauben?«, fragte Margret.

      »Ja, sie sagen die Wahrheit, da bin ich mir ziemlich sicher«, entgegnete Verner.

      »Ich stimme dir zu.«

      »Wir machen also weiter. Alle drei sagen, dass es ein ruhiges Fest war. Und niemand im Haus behauptet, dass Lasse gesoffen und Radau gemacht hat. Er trank, aber er konnte sich benehmen. Also hat er entweder auf eigene Faust ein nächtliches Fest gestartet, als die Freunde gegangen waren, oder aber jemand anders kam her und hat die Unordnung in der Küche gemacht.«

      »Damit es aussehen sollte wie ein Saufgelage.«

      »Gut möglich. Jemand will vielleicht, dass es so aussehen soll, als ob Lasse im Rausch gestürzt sei und sich tödlich verletzt habe. Vielleicht hat ihn jemand umgebracht und dann Unordnung in der Küche gemacht.«

      »Wer hat es in dem Fall getan? Wer kann davon profitieren, den alten Lasse zu töten und es dann wie einen Unfall aussehen zu lassen? Er war keine wichtige Person, er hatte nichts von Wert in der Wohnung.«

      »Oder er hatte etwas, von dem wir nichts wissen.«

      »Genau, Margret, vielleicht sollten wir so denken.«

      »In diesem Fall müssen wir die Wohnung noch einmal richtig gründlich durchsuchen und schauen, ob etwas fehlt. Aber das wird schwierig, denn wir wissen ja nicht, was er in seinen Geheimverstecken hatte, nicht wahr?«

      »Nein, aber wir fangen einfach an und sehen dann weiter.«

      Draußen dämmerte es, vor den Fenstern tropfte es von den Dächern, es war fünf Grad warm in Stockholm.

      10.

      Sie trafen sich am Bahnhof Waldfriedhof. Verner kam mit der U-Bahn, Margret mit dem Auto. Sie parkte, und sie gingen zur Kapelle. Es war neblig, halb elf vormittags, immer noch herrschte Tauwetter.

      »Ich frage mich, wie viele kommen«, sagte Margret.

      »Er hatte ein paar Freunde«, meinte Verner. »Aber es waren wohl nicht viele.«

      Sie gingen zur Waldkapelle, dem kleinsten Versammlungsraum des Waldfriedhofs. Sie blieben draußen stehen. Fünf Personen standen schon dort, fünf ältere Männer. Drei von ihnen erkannten Verner und Margret wieder. Es waren die Männer, mit denen sie gesprochen hatten, die drei, die den Abend zusammen mit Lasse Bergman verbracht hatten, seinen letzten Abend.

      Sie grüßten und gaben sich die Hand. Auch die beiden fremden Männer kamen und grüßten. Verner nahm an, dass sie Lasse auf die gleiche Art kannten wie die drei anderen.

      »Ich habe früher mit Lasse zusammengearbeitet«, sagte Verner.

      »Er war ein guter Kamerad«, sagte einer der beiden Fremden.

      »Ja«, sagte Verner.

      »Er dachte nicht nur an sich selbst«, meinte der Mann.

      »Nein«, stimmte Verner wiederum zu.

      Der Mann wandte sich Margret zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und sah ihr voller Ernst und Trauer in die Augen. Margret lächelte ihn an, fasste mit der Hand seinen Ellbogen und drückte ihn leicht. So standen sie eine ganze Zeit.

      Gerade da kam noch ein Mann, gekleidet in einen schwarzen Mantel und blaue Kappe. Es war Nils Lövgren. Er begrüßte die anderen hastig und murmelte etwas zu Verner von Verspätung bei der U-Bahn.

      Dann öffnete jemand die Tür zur Kapelle und die Besucher gingen hinein. Sie waren acht Personen, sieben Männer und eine Frau.

      Vorne stand der Sarg. Sie setzten sich auf die bereitgestellten Stühle, warteten, sprachen murmelnd, eine Orgel fing an zu spielen. Eine junge Frau betrat den Raum, vielleicht eine Pastorin. Ja, sie war Pastorin, denn sie trug einen weißen Kragen und eine schwarze Jacke. Sie begrüßte die Besucher.

      Die Orgel spielte die ganze Zeit über, ziemlich leise, auf dem Sarg lagen einige Blumen.

      Die Pastorin begann zu sprechen. Sie wandte sich an den toten Lars Bergman, sprach zu ihm, wandte sich an die Zuhörer, sprach zu ihnen, erzählte von Lasse. Sie sagte etwas von seinem Suchen nach der Wahrheit, seinem Kampf für die Ausgestoßenen und Wehrlosen der Gesellschaft.

      Verner dachte: Weiß sie das oder denkt sie sich das aus? Hat sie etwas über Lasse in Erfahrung gebracht oder glaubt sie, dass alle alten Journalisten so sind wie Lasse? Die Pastorin sprach weiter über Lasses Mitgefühl, seine Unterstützung für die Schwachen.

      »Er stand auf der Seite der unterdrückten Frauen«, sagte die Pastorin. »Er sah etwas, was alle Männer sehen, aber er versuchte zu verändern, was er sah. Er war ein mutiger Mann.«

      Vielleicht weiß sie es, dachte Verner.

      Die Orgel fing wieder an zu spielen. Die Pastorin bedeutete der Gemeinde sich zu erheben. Sie schloss die Trauerfeier mit einigen Worten über die Zeit, die schwer begreifliche Zeit, die so schnell verrinnt, und auf die man sich so schwer einstellen kann.

      Dann war es vorbei. Sie gingen hinaus, es war immer noch neblig. Nils Lövgren ging mit gebeugtem Kopf neben Verner. Seine Kappe hielt er in der Hand.

      »Keine Glocken, die läuten«, sagte Margret.

      »Nein, sie haben hier wohl keine Glocken«, antwortete Verner. »Ich erinnere mich an die Beerdigung meiner Mutter, da war es hier auch so, und damals dachte ich daran, dass es keine Glocken gibt.«

      »Liegt sie hier?«

      »Ja, auf der anderen Seite des Weges.«

      »Und Lasse, was geschieht mit ihm?«

      Margret hatte sich an Verner gewandt, aber es war Nils Lövgren, der antwortete.

      »Er wird eingeäschert, und dann wird seine Asche in einem Kiefernwäldchen hier in der Nähe verstreut.«

      »Auch dann wieder keine Glocken?«, fragte Margret.

      »Nein, nur der Wind und vielleicht ein paar Vögel.«

      Sie gingen langsam zum Parkplatz zurück. Als sie zum Auto kamen, fragte Margret Nils, ob er mit ihnen fahren wolle, aber er antwortete, dass es mit der U-Bahn schneller ginge, wenn der Zug denn pünktlich kam.

      Sie verabschiedeten sich. Margret und Verner setzten sich ins Auto. Margret ließ den Motor noch nicht an, sie saßen eine Weile still da. Margret hörte Verners langsame Atemzüge.

      Dann