Название | The Family (Deutsche Edition) |
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Автор произведения | Ed Sanders |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871469 |
Universal hat diesen »Jesus-als-Neger«-Film dann nie gemacht, weil die Studiobosse der Idee nichts abgewinnen konnten. Aber die Arbeit an diesem Jesus-Projekt mag in Manson einen starken Eindruck hinterlassen haben. In der Tat stoßen wir in seinen späteren »Vorlesungen« auf diese Idee von einer Wiederkunft Christi – den Geldschein-schwenkenden Christen von heute fiel dabei die Rolle der übersättigten Römer zu, die bald auf dem Müllberg der Geschichte landen würden.
Unterwerfung war stets ein Schlüsselelement in Mansons Meuchelhorde. Einmal, während der Sitzungen zur Ideensuche für besagten Film, zogen Charlie und die zwanzigjährige Squeaky alias Lynette Fromme – die mit dem schönen Popo – die Show einer wechselseitigen Fußlutsche ab: Beide knieten sich hin, und jeder küsste die Füße des anderen.
In den Jahren 1967 und 1968 waren Fußküssen, gegenseitige Unterwerfung und Liebe sehr en vogue bei der Manson-Brigade. Aber erst 1969 fing Charlie an, die Füße von Leuten zu küssen, nachdem er sie erschossen hatte.
Manson hat einige extravagante Behauptungen über seine Zeit bei den Universal Studios aufgestellt. So meinte er zum Beispiel, es mit mehreren Stars getrieben zu haben. »Ich könnte ein paar Erlebnisse mit Leuten aus Hollywood zu Protokoll geben«, schrieb er in seiner Autobiografie, »gegen die meine sonstigen Sexpraktiken rein und unschuldig wirken.«
Zu der Zeit, als Manson für die Universal Studios besagte »Satans«-Demoaufnahmen gemacht hatte, legte Roman Polanski letzte Hand an den Film Rosemary's Baby. Polanski lebte in Santa Monica an der Küste bei Los Angeles. Bald darauf sollte er zur Weltpremiere seines satanoiden Epos nach London zurückkehren und Sharon Tate heiraten.
Die Mitglieder der Family blieben ungefähr eine Woche in der Gegend von Los Angeles, dann fuhren sie weiter. Sie machten einen Abstecher in die Mojave-Wüste und am 26. November 1967 kehrten sie nach Los Angeles zurück. Tags darauf waren sie in Santa Barbara, dann fuhren sie nach San Francisco und zurück quer durch den ganzen Staat, quer durch die Mojave-Wüste, dann nach Las Vegas, Nevada, wo sie Anfang Dezember vier Tage verbrachten. Sie zogen durch Arizona und New Mexico und am 6. Dezember 1967 trafen sie in El Paso, Texas ein. Sie fuhren wieder den gleichen Weg zurück nach New Mexico, blieben dort eine Woche, dann ging es hinunter in den tiefen Süden, nach Mississippi und Alabama. Patricia Krenwinkel besuchte am 14. Dezember in Mobile, Alabama ihre Mutter. Anschließend fuhr der schwarze Blumen-Bus zurück nach Los Angeles, wo er um den 19. Dezember herum ankam. Vier Tage lang hielten sie sich im Topanga-Canyon auf, dann ging's nach Arizona.
Fort, Dämon, fort!
3. Topanga-Canyon und das Wendeltreppenhaus
Der Topanga-Canyon windet und schlängelt sich vom Topanga-Beach am Pazifik bis zu einem hoch gelegenen Punkt hinauf, von dem aus man das San-Fernando-Valley überblickt. Es gibt dort einen Creek, der über Felsgeröll und zwischen lieblichen, mit Blockhütten bestandenen Ufern den Topanga-Canyon hinunter in den Pazifik fließt. Parallel zum Creek verläuft die Topanga-Straße, die vom Ozean bis zum höchsten Punkt des Canyons hinaufführt und dann hinunter ins San-Francisco-Valley und weiter in gerader Richtung ein paar Meilen nordwärts zur Santa-Susanna-Passstraße, der Heimat von Helter-Skelter.
In dem Canyon lebte einst Woody Guthrie, und seine Blockhütte steht heute noch. Trotz der Nähe des sich ständig ausbreitenden Los Angeles hat der Canyon noch immer etwas von seiner ländlichen Schönheit, und seine Bewohner gehören zu den klügsten Menschen, denen man begegnen kann.
Hier, im Gebiet des Topanga-Canyon und des Malibu-Canyon, sollte die Family im Dezember 1967 zum ersten Mal Wurzeln schlagen. Wegen der Scharen neuer Anhänger war es nötig, dass man sich irgendwo in der Nähe freundlich gesinnter Leute ansiedelte.
Zeitgleich mit den ersten Versuchen, seine Songs in den Universal Studios aufzunehmen, schlug Manson sein Basislager in einem abgelegenen Haus an der Öffnung des Topanga-Canyons auf, nicht weit vom Pacific-Coast-Highway. Das Haus befand sich hinter dem Raft-Restaurant an der Topanga-Canyon-Lane. Wegen einer Wendeltreppe im Eingangsbereich wurde das Haus, das sich aus seinen Fundamenten gelöst hatte und schief stand, immer nur das »Wendeltreppenhaus« genannt. Entlang der Mauern im ersten Stock verlief ein Riss. Manson sollte später schildern, dass das Haus ziemlich groß gewesen war und an der Rückseite Fenster zum Hügel hin hatte und Türen, die sich kaum acht Meter oberhalb des Creeks befanden. Zu Mansons Zeiten ein Tempel für Drogen, Fickorgien und die Verehrung seltsamer Götter, ist das Haus zwischenzeitlich abgerissen worden.
Es war im Wendeltreppenhaus, wo Manson, wie er selbst berichtet, zum ersten Mal mit allen möglichen Teufelsanbetern und Satanisten zusammenkam. Die Besitzerin des Hauses hatte er in San Francisco kennengelernt. Er beschreibt sie als »heiße Braut, so Mitte Vierzig, die alles ausprobierte. Als ich sie traf, war sie ganz erfüllt von Teufelsverehrung und satanischen Aktivitäten.«
Wie er sagt, ließ sie ihm völlig freie Hand. Für mehrere Monate wurde das Haus zum Schnorrerstützpunkt der Family. Hier kamen und gingen sie, stellten ihren Bus ab und machten Bekanntschaft mit den unterschiedlichsten Typen von Bluttrinkern und Ritualisten. Aber auch viele andere Leute zog das Wendeltreppenhaus an, darunter gelegentlich ein Starlet, das einen Rolls-Royce fuhr.
Bei einer Lightshow-Party im Wendeltreppenhaus tauchte ein gewisser Robert K. Beausoleil auf, ein zwanzigjähriger Schauspieler und Musiker aus Santa Barbara, der einen Spitzbart hatte und eine handgeschnitzte Pfeife aus Schädelknochen rauchte. Er sah Charlie und die Mädchen zusammen singen, gesellte sich zu ihnen und spielte mit Charlie ein paar Songs gemeinsam. Ein paar Tage später besuchte Charlie, angetan mit einer alten Tweedjacke, Tweedmütze und einem Spazierstock, Beausoleil, der damals im Haus von Gary Hinman wohnte. Hinman war ein 30 Jahre alter Musiklehrer aus Colorado mit einem Master Degree der Soziologie.
Beausoleil besaß eine gewisse musikalische Begabung und war ein guter Songwriter. Außerdem hatte er ein mehr als nur flüchtiges Interesse an Teufelsverehrung und an Magie. 1967 war er in San Francisco ständig mit dem berühmten Autor und exzentrisch-wirren Filmemacher Kenneth Anger zusammen gewesen. Offenbar hatte Beausoleil mit Anger in einem alten Haus in San Francisco zusammengelebt, das die »russische Botschaft« genannt wurde; dort führte ihn Anger in die Welt der Magie und nicht zuletzt in das von Grausamkeit durchsetzte Universum Aleister Crowleys ein. Anger war mit den Dreharbeiten für den okkulten Film Lucifer Rising beschäftigt, in dem Beausoleil die Rolle des Luzifer spielte. Zu jener Zeit erklärte Beausoleil, er halte strikte Fleisch-Diät und er sei überzeugt, er sei der Teufel. Er spielte Leadgitarre und Sitar in der Magick Powerhouse of Oz, einer elfköpfigen Rockgruppe, die Kenneth Anger für die Musik zu Lucifer Rising zusammengestellt hatte.
Am 21. September 1967 spielten Magick Powerhouse of Oz bei einem Treffen im Straight Theater in der Haight Street, wo die sogenannten »Äquinoktien der Götter« gefeiert wurden. Der Film Lucifer Rising war fast fertig, und auch das war ein Anlass zum Feiern. Anger filmte das nächtliche Ereignis, doch Beausoleil erinnerte sich später daran, dass Anger im weiteren Verlauf des Festes ausflippte und einen kostbaren Spazierstock in Gestalt eines Hermesstabs zerbrach, der einst dem König der Sexmagie, Aleister Crowley, gehört hatte.
Bald darauf kriselte es zwischen Beausoleil und seinem Mentor Anger. Beausoleil scheint Angers Wagen geklaut zu haben, Teile seiner Kameraausrüstung und wichtiger noch, einige Streifen von Lucifer