Название | The Family (Deutsche Edition) |
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Автор произведения | Ed Sanders |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871469 |
Haight-Ashbury zog gemeine Verbrecher an, die sich langes Haar wachsen ließen. Motorradgangs versuchten, mit brutal-sadistischen Methoden den LSD-Markt zu übernehmen. Gepanschte Drogen wurden von pickeligen Amphetaminsüchtigen verkauft. Teufelsanbeter und satanisch-brutale Todes-Freaks überschwemmten die überfüllten Pennlager. Leute wurden in den Parks ausgeraubt. Rassenunruhen kamen auf. Kotze wurde als Heilsbotschaft verkauft. Die Szene ging kaputt.
Und Manson führte seine Kinder fort. Denn am Ende dieses Sommers der Blumen waren die Straßen von Haight-Ashbury verrottet und voller Unrat, und die Flower-Power-Krämerläden begannen den großen Ausverkauf an psychedelischem Plunder. Als Charlie die kalifornische Küste hinauf- und hinunterzog, warnte er alle Autostopper und Ausreißer davor, nach Haight-Ashbury zu gehen.
1967, in diesem Sommer der Liebe, lebten zwei Knastfreunde, die er auf Terminal-Island kennengelernt hatte, mit Charlie in Haight-Ashbury. Einer war der legendäre Danny M., ein geschickter Geldfälscher. Mitglieder der Family pflegten damit zu prahlen, dass Dannys Zwanzig-Dollar-Noten gewöhnlich zu 96 Prozent perfekt seien, die vom US-Schatzamt dagegen nur zu 94 Prozent.
Diese Burschen waren gemein, rücksichtslos und gerissen, doch als sie nun unter Charlies Einfluss gerieten, ließen sie sich die Haare lang wachsen und begannen an der Flower-Power-Bewegung Gefallen zu finden und mitzumachen – so wie der Wind bald von der einen, bald von der anderen Seite weht.
Eine Geschichte aus diesem Sommer der Liebe berichtet von dem Ritual des Waffenversenkens am Golden Gate. Es heißt, dass Charlie und seine Blumenmädchen gegen Ende des Sommers entschlossen gewesen seien, die Kurve zu kratzen. Seine beiden Freunde aus Terminal-Island wollten offenbar zurückbleiben. Charlie bat die Typen um die Waffen, die sie, wie er wusste, besaßen. Er bekam die Waffen, hüllte sie in Tücher, hielt eine Art Zeremonie über ihnen ab und brachte sie dann zur Golden Gate Bridge, wo er sie mehrere hundert Fuß tief in der Bucht von San Francisco versenkte.
Am Ende dieses Sommers der Liebe brach die Gruppe auf, um auf den Küstenstraßen umherzustreifen. Sie lebten von Gelegenheitsjobs, sie machten Tankstellen sauber, taten dies und jenes. Eine weitere Geschichte, die sich rasch verbreitete, war die von Manson dem Meisterschnorrer. Es fiel ihm leicht, Dinge zu bekommen. Er ging zu einem Haus, und jedes mal schienen ihm die Leute etwas zu geben – die Legende schreibt das den »Vibrationen Christi« zu, die von Manson ausgingen.
Irgendwann, möglicherweise im August 1967, bezogen Charlie, Lynette Fromme – genannt Squeaky – und Mary Brunner eine Wohnung in der Bath Street 705 im kalifornischen Santa Barbara, 330 Meilen südlich von San Francisco. Am oder um den 8. September 1967 herum besuchten die drei einen früheren Knastbruder Mansons namens Greene, der in Manhattan Beach, in der Nähe von Los Angeles, wohnte. Ebenfalls bei Greene zu Besuch war ein Mädchen namens Patricia Krenwinkel, ein einsames, suchendes Geschöpf mit einem endokrinen Problem – zu viel Körperhaar. Sie war der Typ Mädchen, der – wie ihre früheren Tagebucheintragungen belegen – bei Schultanzveranstaltungen als Mauerblümchen in der Ecke sitzen geblieben war.
Patricia kam aus dem kalifornischen Inglewood und war achtzehn Jahre alt. Sie hatte früher an einer Sonntagsschule unterrichtet und war von der Bibel besessen – später sollte sie noch weite Reisen ins LSD-Bibelland Mansons unternehmen und dabei im Übermaß aus der Heiligen Schrift zitieren. Zusammen mit ihrer Schwester Charlene lebte sie in einem Apartment in Manhattan Beach, und während die anderen Mädchen mit dem Kleinbus nach Norden fuhren, blieb Manson mit Miss Krenwinkel für vier Tage dort zurück.
Dann kamen Squeaky und Mary wieder. Patricia hatte bis dahin einen unbefriedigenden Job bei der Insurance Company of North America gehabt. In der Nacht zum 12. September 1967 ließ sie ihren Wagen an einer Tankstelle stehen und schloss sich der Manson-Bewegung an. Die meisten populären Berichte der Manson-Story berichten staunend, dass Miss Krenwinkel gar ihren Gehaltsscheck von der Versicherung uneingelöst zurückließ. Ja, welcher echte Amerikaner würde schon einen Gehaltsscheck liegen lassen?
Patricia Krenwinkel war in der Lage, der wachsenden Family – deren Mitglieder damals natürlich nur als »Charlies Mädchen« bekannt waren – neben ihrer Seele die Gabe aller Gaben darzubringen: eine gültige Chevron-Kreditkarte, für die ihr Vater bürgte, der seine Tochter genügend liebte, um weiterhin die Rechnungen zu bezahlen. Außerdem stellte sie auch eine Telefon-Kreditkarte zur Verfügung.
Solcherart finanziert fuhren sie nordwärts, durch Santa Barbara und nach San Francisco. Dann, am 15. September 1967, reisten sie weiter nach Oregon. Der VW-Bus fuhr zwei Wochen lang zwischen Washington und Oregon hin und her und hielt sich geraume Zeit in der Gegend von Seattle auf. Eines der Ziele dieser Reise nach Nordwesten war es wahrscheinlich, Charlies verlorengegangene Mutter ausfindig zu machen.
Auf dieser Reise in den Norden trafen Manson und Anhang einen 25jährigen Jungen aus Monroe, Louisiana, Bruce Davis, der bald einer der männlichen Hauptjünger Mansons werden sollte. Davis war der Herausgeber des High-School-Jahrbuches in Kingston, Tennessee gewesen, hatte danach drei Jahre lang die University of Tennessee besucht, dann eine Reihe Gelegenheitsjobs gehabt, bis er schließlich im November 1966 von der Bildfläche Amerikas verschwand und sich vorübergehend dem Underground anschloss.
Am 1. Oktober 1967 fuhr der Kleinbus auf dem Rückweg nach San Francisco durch Carson City, Nevada. Die Mitglieder der Gruppe verbrachten ungefähr zehn Tage im Gebiet von San Francisco/Berkeley, dann brachen sie nach Sacramento auf, wo sie ein paar Wochen blieben, möglicherweise in der dortigen Wohnung der hübschen Ex-Nonne Mary Ann, mit der sie den Sommer der Blumen verbracht hatten.
Am 6. Oktober 1967 hielten die Bewohner von Haight-Ashbury im Buena Vista Park in San Francisco eine Begräbnisfeier für einen »Hippie, Sohn der Medien« ab. Die Feier war mehr als ein Symbol, denn sie bezeichnete das Ende eines großartigen Experiments und den Beginn der Ära der »Pigs«. Einladungen mit folgendem Text wurden verschickt:
- BEGRÄBNISANZEIGE -
H I P P I E
Haight-Ashbury
Bezirk dieser Stadt,
Hippie, ergebener Sohn
der Massenmedien
Freunde sind eingeladen,
der Trauerfeier beizuwohnen.
Beginn bei Sonnenaufgang,
am 6. Oktober 1967
im Buena Vista Park
Mansons Gruppe wuchs. Es waren zu viele Mitglieder, als dass sie alle in dem VW-Bus hätten schlafen oder gar sich rühren können. Außerdem machte sich der Winter langsam bemerkbar. Da bot sich ihnen die Gelegenheit, für ihre weiteren Reisen einen Schulbus zu erwerben.
Es waren Ken Kesey und seine Gruppe der Merry Pranksters, darunter auch der großartige Neal Cassady, die in den Jahren 1964 und 1965 die Idee aufgebracht hatten, in angemalten und kunstvoll dekorierten Schulbussen als »sittsame« Fahrensleute umherzureisen.
Diese Leute waren es, die in Gruppen mit LSD-Trips und, wichtiger noch, mit mystischen Gruppenerfahrungen unter LSD-Einwirkung experimentierten. Auf ihren Fahrten drehten sie auch Filme. Keseys Gruppe jedoch war auf der »guten« Seite.
An diese Geschichte knüpfte Manson an: Aber sein schwarzer Bus, der von Bob Beausoleil mit einem Ziegenkopf bemalt worden war, verließ die Blumeninsel, um ein Land anzusteuern, wo Folter und Gemetzel zu Hause sind.
Sie gaben – vermutlich in Sacramento – den VW-Bus gegen einen alten gelben Schulbus in Zahlung, der groß genug war, um das wachsende Rudel von Jugendlichen aufzunehmen. Manson behauptet, das Geld dafür beim Zocken in Nevada gewonnen zu haben. Den Bus hätten sie einem Holländer abgekauft.