The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders

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Название The Family (Deutsche Edition)
Автор произведения Ed Sanders
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862871469



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      Manson eignete sich eine Menge scientologischer Phrasen, Neologismen und Praktiken an, die er für seine eigenen Zwecke nutzbar machte, als er später den Geist seiner Jünger neu zu gestalten begann. Ausdrücke wie »Hör auf zu sein« und »Komm ins Jetzt« und die Vorstellung vom »Bilder-Heraufbeschwören« scheinen ihren Ursprung in seinen Sitzungen mit Lanier Ramer zu haben.

      Manson befasste sich außerdem mit Freimaurerei und erwarb einige Kenntnisse über freimaurerische Handzeichen (die er später bei Gerichtsverhandlungen den Richtern signalisieren sollte). Offenbar erfuhr er auch einiges über die Erkennungszeichen der Scientology. Später, in der Ära des Grusel-Grauens, sollte Manson unter seinen Anhängern ein eigenes komplexes System von Hand- und Körperzeichen, eine regelrechte Sprache aus Bewegungen und Zuckungen, entwickeln.

      Für jemanden, der im Lesen und Schreiben so ungeübt war, zeigte Manson ein hohes Interesse an bestimmten Büchern über Hypnotismus und Psychiatrie. Einem Freund zufolge interessierte er sich ganz besonders für ein Buch mit dem Titel Die Transaktionsanalyse in der Psychotherapie von Dr. Eric Berne, dem Autor von Spiele der Erwachsenen. Charlie, der ewige Ereiferer, drängte seine Freunde, die von ihm entdeckten Bücher ebenfalls zu lesen. Vielleicht war es das Studium der Transaktionsanalye, das Manson auf seine perverse Doktrin vom Kind-Geist brachte. Sicher dürfte sein, dass er aus den ersten Werken der Gruppentherapie eine Menge Ideen entlehnt hat.

      Er hatte einen Freund, einen gewissen Marvin White, der anscheinend aus dem Gefängnis McNeil-Island entlassen wurde und dann dafür sorgte, dass Manson Bücher über Schwarze Magie und verwandte Gebiete geschickt bekam.

      Ein weiteres Buch, das Manson eine theoretische Basis für seine Family lieferte, war Robert Heinleins Stranger in a Strange Land_1, die Geschichte eines machthungrigen, telepathisch veranlagten Marsmenschen, der mit seinem Harem und einem unstillbaren Sexualhunger die Erde durchstreift und Anhänger für eine neue religiöse Bewegung wirbt. Am Anfang übernahm Manson viele Begriffe und Ideen aus diesem Buch – darunter hoffentlich nicht den darin beschriebenen rituellen Kannibalismus.

      Mit dem Helden des Buches, einem gewissen Valentine Michael Smith, sollte sich Manson später identifizieren (sein erstes Kind von einer Anhängerin erhielt den Namen Valentine Michael Manson). Dieser Smith, der eine religiöse Bewegung gründete, tötet oder »entleibt« seine Feinde. Er wird schließlich von einer aufgebrachten Menge zu Tode geprügelt und fährt zum Himmel auf.

      Bis zum heutigen Tag halten Mansons Anhänger Zeremonien der Wasser-Kommunion ab, bei denen ein Kreis sitzender Adepten auf ein Glas Wasser starrt, und an denen Manson im Gefängnis auf magische Weise aus der Ferne teilnimmt.

      Am besten scheint er sich jedoch in der Bibel ausgekannt zu haben, aus der er lange Stellen zitieren konnte. Außerdem fing er an, seine Zeit auch mit Singen und dem Schreiben von Songs auszufüllen. Der Gedanke, Künstler zu werden, schien ihn zu verlocken. Um diese Zeit hat er offenbar die Erlaubnis bekommen, sich eine Gitarre schicken zu lassen. »Ein Mexikaner hat mir Gitarrespielen beigebracht«, schrieb er. Eine junge Dame, die in der Silverlake-Gegend von Los Angeles eine Boutique hatte, erinnerte sich an Charlie, wie er nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis mit seiner Gitarre in ihrem Laden erschien und ihr »wunderschöne Liebeslieder auf spanisch« vorsang – Lieder, die er wahrscheinlich im Gefängnis gelernt hatte.

      Die Beatles erregten schon sehr früh seine Aufmerksamkeit – schon während der Wanna-Hold-Your-Hand-Manie von 1963/64. Alvin Karpis von der Barker-Karpis-Bande erinnert sich daran: »Ständig redete er davon, dass er wie die Beatles rauskommen könnte, wenn er die Chance hätte. Immer wieder bat er mich, ihn mit großen Leuten wie Frankie Carbo und Dave Beck zusammenzubringen; mit irgendwem, der ihm zu einem großen Start verhelfen konnte, wenn er raus war.«

      Nach fünf Jahren in McNeil-Island klügelten mehrere Freunde von Manson, sogenannte Gefängnisanwälte – Häftlinge mit Rechtskenntnissen –, ein juristisches Manöver aus, durch das Manson am 29. Juni 1966 von McNeil-Island, Washington nach Terminal-Island in San Pedro in die Nähe von Los Angeles verlegt wurde. Wahrscheinlich glaubte man, die Chancen, früher entlassen zu werden, stünden für ihn dort besser.

      Auf Terminal-Island begann Manson wirklich, sich auf die Operation Superstar vorzubereiten. Er verbrachte knapp ein Jahr dort.

      Freunde erinnern sich, wie er sich fanatisch der Musik und dem Singen widmete.

      Ein gewisser Phil Kaufman, der wegen einer Marihuana-Sache im Gefängnis saß, war beeindruckt von Mansons musikalischen Fähigkeiten und machte ihm das Angebot, ihm mit gewissen Verbindungen, die er draußen hatte, weiterzuhelfen, sobald Manson entlassen werde. Anscheinend hat Kaufman ihm den Namen eines Bekannten bei den Universal Studios in Hollywood gegeben, wo Manson Ende 1967 seine Songs aufnehmen lassen sollte.

      Manson schloss viele Freundschaften im Laufe dieser sieben Jahre im Gefängnis. Einige Zellengenossen sagen, er hätte die ganze Zeit geplant, eine Armee von Outcasts um sich zu scharen, mit denen er »unter dem Bewusstsein« der Mutterkultur operieren wollte. Andere sagen, er sei ein Widerling gewesen, aber viele erinnern sich seiner mit Zuneigung und sind anscheinend ganz verstört darüber, dass er später zum Anführer einer Killerhorde werden konnte.

      Dennoch kann man bestimmt sagen, dass er nach seiner Entlassung durchaus eine Chance hatte. Eine verwickelte, langwierige Tragödie hatte Charles Manson sein ganzes Leben lang herumgeboxt. Doch nun, 1967, hatte die Liebe die Aufmerksamkeit des kriegstollen Amerika gefesselt, und die Straßen waren gepflastert mit Anerkennung für einen Troubadour und umherziehenden Sammler von wehmütigen, verwundeten Kindern des Krieges.

       2. Aus dem Knast in den Sommer der Liebe

      Mit 35 Dollar und einem Koffer voll »Kleidung« verließ Manson am 21. März 1967 das Gefängnis, nachdem er eine Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten abgesessen hatte. Er war 32 Jahre alt.

      Der Legende nach soll Manson versucht haben, ins Gefängnis zurückzukehren, oder zumindest beim Verlassen des Gebäudes gezögert haben. Doch als er sich dann draußen auf der Straße befand, begann er eine zweieinhalb Jahre währende ruhelose Wanderschaft.

      Zunächst streifte Charlie drei Tage lang zu Fuß und in Bussen durch Los Angeles. Dann ging er in Richtung Norden, nach Berkeley, um dort einige Freunde zu besuchen, die er im Gefängnis kennengelernt hatte.

      Manson war darauf aus, als fahrender Musikant oder wandernder Straßensänger aufzutreten. Einige Zeit verbrachte er mit seiner Gitarre auf dem Campus der Berkeley University. Mit der Gitarre in der Hand begann er, in den Straßen von Berkeley zu schnorren. An einem Frühlingstag saß und sang er auf der Campus-Promenade neben dem Sather-Gate, als er die schlanke, rothaarige Mary Theresa Brunner aus Eau Claire, Wisconsin kennenlernte. Das Mädchen hatte kürzlich ihr Studium an der Universität von Wisconsin abgeschlossen und arbeitete nun in der Bibliothek der Universität von Kalifornien. Abigail Folger, die Erbin des Vermögens der Folger Coffee Company, arbeitete damals ebenfalls in Berkeley, und zwar am Kunstmuseum der Universität. Manson und Mary Brunner wurden sofort Freunde, und offenbar zog er zu ihr in die Wohnung.

      Da er unter Bewährungsaufsicht stand, musste Manson in engem Kontakt mit seinem Bewährungshelfer bleiben, das heißt, er musste ihn über seinen Wohnsitz, seine Arbeit und seine sonstigen Aktivitäten auf dem laufenden halten. Manson war einem Bewährungshelfer namens Roger Smith zugeteilt worden, der sich mit ihm anfreundete. Charlie benutzte viele Ausdrücke und Redensarten aus dem Roman Stranger in a Strange Land, wie »Grok« und »Du bist Gott« und »Teile das Wasser«, und so tauften er und die Mädchen Roger Smith auf den Namen Jubal – nach dem väterlichen Beschützer Jubal Harshaw aus dem Heinlein-Roman.

      Straffällige, die unter Bewährung stehen, sind gehalten, sich eine nützliche Arbeit zu suchen, und so suchte sich Manson einen Job als Alleinunterhalter beziehungsweise bekam ihn angeboten. Tatsächlich trat er in einem Nachtclub im Vergnügungsviertel von San Francisco auf. Außerdem hat er möglicherweise auch in einem Club in North Beach gespielt. Sein Bewährungshelfer sagt, Manson sei ein Job in Kanada angeboten worden, wo er singen sollte.

      Es