The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders

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Название The Family (Deutsche Edition)
Автор произведения Ed Sanders
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862871469



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einem Fluch belegt. Uiii!

      Am 16. Oktober 1967 statteten sie bei Stewart E. Millers Standard-Chevron-Tankstelle in Sacramento den Schulbus mit einer Batterie von 39 Dollar und zwei Sätzen 825-20-Reifen von insgesamt 216,20 Dollar aus.

      Aus dem hinteren Teil des Busses entfernten sie die Sitze, um sich so einen Wohnraum zu schaffen. Auf das Dach montierten sie eine große Box. Im Laufe der Zeit brachten sie in dem Bus einen Eisschrank, eine Stereoanlage und einen an Drähten hängenden Tisch sowie eine Menge von Kissen unter. Die Innenwände bemalten sie nach und nach mit Farbstrudeln im Early-Acid-American-Dayglo-Stil. Gottesaugen, Pfauenfedern und Musikinstrumente vermittelten die drogenbewegte Stimmung. Zunächst behielt der Bus zwar sein Schulgelb, doch als die Polizei sie anzuhalten begann, weil sie gegen die Verordnungen zur Benutzung von Schulbussen verstießen, besorgten sie sich an irgendeinem Strand eine ganze Menge schwarzer Sprühfarbe, und einige Bikers sprühten den Bus einschließlich der Fenster schwarz an. Sie wollten den Bus mit weißen Lettern bemalen, eine Arbeit, die eine junge Französin übernahm, doch unter ihrer Hand wurden aus den geplanten »Hollywood Productions« die »Holywood Productions«. Die Idee war nämlich, sich als umherziehendes Filmteam auszugeben – dadurch wollte man den Problemen aus dem Weg gehen, die sich, besonders seitens der Polizei, für einen 33jährigen Mann mit einer Busladung voller Teenagern in Miniröcken aufwerfen konnten.

      Im November wurde Mansons Bewährungsaufsicht von San Francisco nach Los Angeles übertragen, das heißt, Charlie wollte offenbar seine Operationsbasis nach Südkalifornien verlegen. Um den 7. oder 8. November herum fuhr Manson nach San Francisco, wo er ein hübsches junges Mädchen, Susan Denise Atkins, in einem Haus an der Oak, Ecke Lyon in Hashbury kennenlernte, wo sie mit einigen Dealern zusammenlebte. Die geniale Janis Joplin wohnte in der Nähe, und Susan saß gern auf der Veranda, um ihr beim Üben zuzuhören. Einige andere Mädchen aus dem Haus bestiegen gemeinsam mit Susan Atkins den Bus. Eins von ihnen war Ella, vermutlich identisch mit Yeller, die die Gruppe später bei Beach Boy Dennis Wilson in Los Angeles einführen sollte.

      Susan war eine leicht zu beeindruckende Neunzehnjährige aus San Jose, Kalifornien, die in ihrer Kindheit nur Zank und Widerwärtigkeiten erlebt hatte. In ihrem Elternhaus war ständig gestritten und getrunken worden. Als Susan 13 war, starb ihre Mutter an Krebs, und sie selbst sang mit ihrem Kirchenchor eine religiöse Serenade draußen vor dem Schlafzimmerfenster ihrer sterbenden Mutter. Nach dem Tod der Mutter musste Mr. Atkins ihr Haus verkaufen, um die Rechnungen für die Krebsbehandlung bezahlen zu können.

      Mit 15 ging Susan von der Schule ab, und dann, mit 16, ging sie nach San Francisco. Das war 1964. Dort richtete sie sich ein. Im Jahre 1966 arbeitete sie als Kellnerin und lebte mehr oder weniger allein in einem Hotel in San Francisco. Sie machte die Bekanntschaft einiger Männer, die von bewaffneten Raubüberfällen lebten.

      Im August 1966 begegnete die inzwischen achtzehnjährige Sue in San Francisco einem Typen namens Al Sund. Al und ein anderer Typ, Clint Talioferro, nahmen Susan in einem gestohlenen Buick Riviera mit auf einen Trip nordwärts, nach Salem, Oregon. Als sie spitz bekamen, dass die Bullen hinter ihnen her waren, versteckten sie sich in den Wäldern, wo sie von anderen Campern Essen schnorrten – eben ganz gewöhnliche Outlaws in der Wildnis.

      Am 12. September 1966 wurde Susan von der Oregon State Police verhaftet. Sie schmachtete drei Monate lang im Knast und im Dezember wurde ihre Strafe mit einer zweijährigen Bewährungsfrist ausgesetzt. Sie verkrümelte sich und kehrte nach San Francisco zurück, wo sie schon zuvor als Kellnerin, als Busenwacklerin in einer Oben-ohne-Bar und als Hausmädchen in Muir Beach gearbeitet hatte.

      Sie setzte ihre Karriere als Oben-ohne-Tänzerin und Kellnerin in einer Bar fort. Sie schluckte LSD und experimentierte mit verschiedenen Lebensstilen. Sie hatte eine Reihe von Affären mit Männern, die sie ausnutzten. Dann begegnete sie Gott.

      Am Tag, bevor sie Manson traf, erzählte sie einem Sozialarbeiter, sie wolle als Tänzerin Karriere machen. Als sie Charlie kennenlernte, sang er ihr Lieder vor und begleitete sie dann zu ihrer Wohnung. Während sie miteinander schliefen, bat er sie, sich vorzustellen, er wäre ihr Vater. Sie tat es. Später meinte sie, es sei die erhebendste Erfahrung gewesen, die sie mit ihren neunzehn Jahren bis dahin gemacht habe.

      Nach dieser ersten Begegnung soll Manson nach Sacramento zurückgefahren sein und den neu geschmückten Bus nach San Francisco gebracht haben. Er hielt seine Dropouts dazu an, sich auf die Reise nach Süden vorzubereiten. Er fragte Susan, ob sie bereit sei, sich ihnen anzuschließen. Ja, sie war es. Später beglückte er sie mit einem neuen Namen, Sadie Mae Glutz. Um den 10. November 1967 herum meldete sich Susan Atkins bei ihrer Bewährungsstelle in San Francisco und erzählte aufgeregt von einem Wanderprediger namens Charlie. Seinen Nachnamen wusste sie nicht. Susan erzählte von sieben Mädchen, zwei von ihnen schwanger, die diesen Charlie auf einer Fahrt nach Los Angeles und weiter nach Florida begleiten wollten.

      Der Bewährungshelfer war von diesem Abenteuer alles andere als begeistert. Auf der Stelle schrieb er an die Behörden in Oregon mit dem Ersuchen, Miss Atkins dem Gericht zu einer Verhandlung über den Widerruf der Bewährung vorzuführen. Doch Sadie/Susan saß bereits im Bus, der die 101 hinuntersauste.

      Aus Kreditkartendaten lässt sich entnehmen, dass Manson am 10. November die Universal Studios in North Hollywood anrief. Offenbar wollte er einen Termin für Tonaufnahmen vereinbaren, um die »Operation Superstar« anlaufen zu lassen.

      In den Universal Studios in Los Angeles war ein gewisser Gary Stromberg tätig, ein enger Freund von Mansons Gefängnisgefährten Phil Kaufman. Charlie setzte sich über Kaufman mit Stromberg in Verbindung und die beiden einigten sich darauf, dass er für Universal Records eine oder mehrere Aufnahmen machen sollte, wobei Universal offenbar die Kosten übernehmen wollte.

      Der Bus fuhr nun die Küste hinunter, einer ruhmreichen Verabredung entgegen. Sie machten Station in San Jose, wo sie Reverend Dean Morehouse und seine Frau besuchten und deren vierzehnjähriger Tochter Ruth Ann erzählten, wo sie die Gruppe finden könnte. Ruth Ann kam auf der Stelle mit und begleitete sie auf einer Reise, die drei Jahre dauern sollte. Drei Tage nachdem Manson mit der eigenwilligen Ruth Ann auf und davon war, stöberte ihn Morehouse, begleitet von dem Mann, der Charlie damals den VW-Kleinbus gegeben hatte, in der Nähe von Los Angeles auf und wollte ihm einen Tritt in den Hintern geben.

      »Ich mach' mit ihr nur das, was du gern mit ihr machen würdest«, soll Manson zu dem wutentbrannten Vater gesagt haben. Charlie verpasste Morehouse auch etwas LSD. Seine Frau, die sich später scheiden ließ, war verblüfft über die Wirkung, die Manson im Verlauf dieser Reise auf ihren Mann ausgeübt hatte: Ruth blieb bei Charlie, während Dean als veränderter Mensch nach San Jose zurückkehrte. Wutschnaubend war er ausgezogen, und halb bekehrt zum »Way of the Bus« kam er zurück.

      Am 12. November 1967 wurde Manson 33 Jahre alt.

      Seit seinem LSD-Trip auf dem Grateful Dead-Konzert hielt sich Manson für Jesus und begann geschickt, einen der größten Sektenschwindel überhaupt zu inszenieren, den »Ich-bin-Jesus«-Schwindel. Im Jahre 1967 musste man dabei vorsichtig vorgehen. Da er ohnehin abergläubische und spiritistisch-veranlagte Typen anzog, bestand eine seiner Methoden darin, sich in das Zentrum angeblicher »Wunder« zu stellen, die man unter Einfluss von Halluzinationen erlebte. Ein solches Ereignis hat sich anscheinend auf der ersten Fahrt mit dem schwarzen Bus nach L.A. abgespielt. Man könnte es die »Parabel vom strahlgerösteten Biker« nennen:

      Im Bus befand sich der harte Kern der Family, darunter auch die eben erst angeworbene Susan Atkins sowie ein von Manson als Biker bezeichneter Mitfahrer. Manson erhob sich und befahl dem Biker, sich hinzulegen und zu sterben. Er brüllte mit erschreckender Lautstärke. Die umnebelten Gemüter nahmen wahr, dass der Biker anfing, zu würgen und zu stammeln, Manson kreischte weiter und, so will es die Legende, der Biker schrumpfte, das »Fleisch fiel ihm von den Knochen«, und grüner Rauch stieg auf.« – »Wow,« dachte Manson, bis ihm plötzlich das Gefängnis in den Sinn kam und er beschloss, besser aufzuhören. Er nahm die Beeinflussung zurück, kehrte sie in ihr Gegenteil, sprach eine Zauberformel und gab dem strahlgerösteten Biker Muskeln, Fleisch und Leben zurück. Diese Legende bekam man wieder und wieder zu hören.

      Die