Название | Tales of Beatnik Glory, Band I-IV (Deutsche Edition) |
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Автор произведения | Ed Sanders |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870998 |
Für das entsprechende Durchziehen auf der Matratze gab es eine Wasserpfeife mit fünf Schläuchen dran, die Rick aus einer riesigen Korbflasche gebastelt hatte. Die Gummischläuche hatte er sich in einem Laden für Laborbedarf besorgt und mit Samtbändern umwickelt. Der geschnitzte Pfeifenkopf war stets randvoll mit Gras, und während des Gelages konnte jeder bequem von seiner Matratze aus an einem der Schläuche nuckeln.
Zum Auftakt gab es ein Arpeggio von e. e. cummings, Marianne Moore, Dylan Thomas und ein paar Minuten aus Ginsbergs Howl. Dann war es Zeit für Siobhan McKenna. Und als die sanfte, volle, einschmeichelnde Stimme der McKenna ertönte, brach eine Fummelorgie los, die kreuz und quer über beide Matratzen tobte, ein rasendes Drunter und Drüber von Armen und Beinen — wie eine verstreute Handvoll Mikadostäbchen. Als sie Yeats’ The Stolen Child vom Stapel ließ, hatten prompt drei Leute einen spontanen Abgang. »Siobhan! Siobhan!« stöhnte Bill, der mit Obtak, Ava und Nelson in ein E3 verwickelt war. E3 war ihre Bezeichnung für jene Nummer, bei der Ava zwei Typen abwechselnd mit beiden Händen einen runterholte und abkaute, während sie gleichzeitig ein dritter von hinten pimperte.
Es gab zahlreiche Kombinationen, aber gewöhnlich verzogen sie sich gegen Ende ihrer Parties zu zweit oder dritt in irgendeine Ecke. Ava und Nelson schliefen zusammen. Sie schienen am Ende immer zusammenzustecken, und waren auch in der Tat die Einzigen, die zusammenlebten. Ava rieb ihren schmalen Körper an dem seinen. Dann hockte sie sich rittlings auf ihn drauf und schaukelte rhythmisch auf und ab. Sie schaffte sich zum Höhepunkt, wippte und hopste und pumpte, bis sie geradewegs im Siebten Himmel landete.
Direkt neben Ava und Nelson lagen Rick und Rosebud nebeneinander. Rick brachte sie mit einem verblüffenden Gerät, das er sich aus einem pelzigen Pfeifenreiniger zurechtgebogen hatte, immer mehr auf Touren, bis sie röchelnd in den bodenlosen Abgrund der Lust hinabstürzte.
Obtak und Trudy, sie auf der Seite, er hinter ihr, trieben es mit zusammengekniffenen Augen auf der kleineren Matratze. Trudy hatte ein Bein angezogen und brachte es fertig, ihn obendrein noch mit den Zehen an der Brust zu kitzeln.
Was Bill betrifft — der schlief meist schon nach einem einzigen Liebesakt ein, der für ihn gewöhnlich mit einem langen Trillerschrei, dem sogenannten »Yohimbin-Jodler« endete. Im House of Nothingness hatte Bill an diesem Abend ein Gedicht mit dem Titel »Hommage to the Buttock« vorgelesen. Später lag er dann mit Ava zusammen und die beiden rammelten, was das Zeug hielt — das dumpfe Klatschen ihrer Unterleiber, die wie Zimbeln aneinanderschlugen, war nicht zu überhören. Womöglich spukte ihr immer noch jenes Gedicht im Kopf herum, jedenfalls bat, ach was sag ich, beschwor Ava ihn nach einer Weile flüsternd, sich doch mal zwischen ihre Arschbacken zu klemmen. Verwirrt hielt er inne und fragte sich, ob sein Gedicht sie wohl dazu inspiriert hatte, ihm ihr Hinterteil zu offerieren — derlei Angebote kriegt man schließlich nicht alle Tage.
Das dachte er noch eine ganze Weile, bis er allmählich dahinterkam, dass er’s hier mit einer überzeugten Anhängerin der Popolygamie zu tun hatte. Nie würde er vergessen, wie er sie damals in ihren hautengen Jeans auf dem Schlafsack und der Luftmatratze liegen sah, bäuchlings, oben ohne, und wie Rick ihr am Ärschchen rumfummelte, mit der Hand die Furche herabfuhr und mit kreisender Bewegung den Muskel massierte. »Mach weiter, mach weiter«, wisperte sie. »Das macht mich mehr scharf, als alles andere ... davon kann ich nie genug kriegen ...«
Bill und Trudy hatten eine Vorliebe für Dylan Thomas, besonders für jene Platte, auf der er sein Fern Hill las. Es machte sie kirre. In dieser Nacht spielten sie es immer und immer wieder, bis Bill schließlich beim siebten Mal seinen berühmten Yohimbin-Jodler losließ, und kurz darauf war er auch schon eingeschlafen.
Die Zeit verrann. Sie redeten. Sie rauchten. Sie schrieben. Sie aßen. Ein paar brachen auf. Andere schliefen. Und manche küssten sich bis zur Dämmerung. So spielten sich ihre Fummeltreffs ab, jeden Montagabend aufs neue, zehn Wochen lang, bis ihr Plattenspieler eines Nachts endgültig seinen Geist aufgab. Und dann trennten sich ihre Wege.
Während des folgenden Jahrzehnts kam es öfter vor, dass sich die Sieben irgendwo in die Arme liefen — auf dem Flughafen Orly etwa oder in einem Meditationszentrum in den Bergen von Colorado oder wo auch immer. »Erinnerst du dich noch an diese Nächte damals mit Siobhan McKenna?«
»Und ob ich mich erinnere!«
Und stets die Freundschaft – blühend - zu erneuern - die Freuden - früherer - Gemeinschaft.
Autorenliste der Lyrikplatten, die man bei den Fummeltreffs spielte:
1. Yeats (rezitiert von Siobban McKenna)
2. e. e. cummings
3. Ezra Pound
4. T. S. Eliot
5. Dylan Thomas
6. Edith Sitwell
7. A. Ginsberg
8. Marianne Moore
9. W. C. Williams
10. Delmore Schwartz
11. Arthur Rimbaud (rezitiert von Siobhan McKenna)
12. E. A. Poe
13. Lawrence Ferlinghetti
14. Edna St. Vincent Millay
15. W. H. Auden
LOPHOPHORA-ROLLSCHUHBAHN
Nachdem er seine Literaturliste für die absehbare Zukunft auf die Sprachen beschränkt hatte, die er studierte, und zwar auf die Dichtung dieser Sprachen, diverse religiöse Studien über koptische Sekten, Buddhismus, die Veden und die Beatpoeten, nahm er sich vor, ab sofort keine Romane mehr anzurühren. Er hatte das Gefühl, dass ihm in den kommenden Jahren ganz einfach die Zeit fehlen würde, Romane zu lesen. Zwar kam es noch vor, dass er sich in den Seiten von Kerouacs On the Road verlor, aber er konnte der Versuchung widerstehen, sich allzu lang damit abzugeben. Joyce dagegen, ja, das war ein Dichter von rechtem Schrot und Korn, und unser junger Mann fand, dass es durchaus angemessen war, hier länger zu verweilen.
Seine Weigerung, sich mit zeitgenössischer Prosa zu befassen, lief auf eine Katastrophe hinaus, die sich fünfzehn Jahre später offenbarte, als er sich selbst an ein paar Romanen versuchte. Sogar Literaturkritiker, die er zu seinen besten Freunden zählte, fühlten sich außerstande, sie in der sonntäglichen Literaturbeilage der New York Times zu rezensieren.
Er lebte von fünf Dollar die Woche, die für Spaghetti, altes Brot und Hühnerklein draufgingen — Herz, Hals, Flügel und Bürzel gab’s auf der Avenue A für fünfundzwanzig Cents das Pfund; was er sonst noch brauchte, organisierte er frühmorgens, wenn die Lieferwagen ihre Ladungen vor den noch geschlossenen Supermärkten deponierten. Seine Bude an der Vierten Straße Ost war ein verkommenes Dreizimmer-Apartment voller Dreck und Ungeziefer. Er liebte seine Bude. Er hatte sie mitsamt den Möbeln von einem Polizisten gemietet, der als Vermittler für die Vormieterin fungierte, die man vor Kurzem in eine Heilanstalt gebracht hatte. Die gesetzlich vorgeschriebene Miete für die Wohnung betrug achtzehn Dollar, aber der Bulle knöpfte ihm glatt achtundvierzig Dollar dafür ab.
Wollte man in jenen Tagen eine Wohnung ergattern, lief das folgendermaßen ab: Die Village Voice erschien offiziell mittwochs, aber schon am Dienstagnachmittag wurden am Sheridan Square die ersten Exemplare ausgeliefert. Man stand also zwischen all den andern Wohnungssuchenden, fiebrig wie Junkies, die auf ihren Dealer warten, und wenn dann der Laster mit der Zeitung kam, grabschte man sich eine und rannte damit, ohne auch nur einen Blick in die Anzeigen zu werfen, in den Tabakladen gegenüber, wo es ein paar Telefonzellen gab. Sobald man in der