Название | Schnulzenroman |
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Автор произведения | Daniel Borgeldt |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783955756130 |
»Ich meine nur, wenn das so ist, wäre es schön, wenn ich davon wüsste. Ich werde ja wahrscheinlich dann dein Mitbewohner sein.«
»Ich sag dir rechtzeitig Bescheid.«
Mehr war zu diesem Thema nicht aus ihr herauszukriegen. Nach dem Essen tankten wir und machten uns wieder auf den Weg. Eine Frau und ein Mann, der ihr Vater sein könnte, mehr als 550 km von ihrem Ziel, einem verlassenen Haus an der Nordseeküste, entfernt. Sie werden verfolgt von zwei Männern in einem Oldtimer, in dem Albert Camus umkam. Und sie bekommen ein Baby. Ist das nicht wunderbar?
Einer anderen Geschichte, die Kurt Vechter geschrieben hat, hat er den Titel Schund gegeben. Er sagte mir, er schrieb sie, nachdem er in Düsseldorf eine Ausstellung von Jeff Koons gesehen habe.
In der Geschichte geht es um einen jungen Mann, der unbedingt Künstler werden möchte. Bei allen avantgardistischen Ideen, die er hat, stellt er allerdings fest, dass sie bereits jemand anderes vor ihm gehabt hat. Es bringt ihn geradezu zur Verzweiflung. Also beginnt er, Collagen zu kleben, die er aus Zeitungsannoncen herstellt. Jede Annonce kündigt eine Veranstaltung an, bei der Menschen zusammenkommen: eine Kinovorstellung, ein Theaterstück, das Sommerfest einer Schule, Tanzveranstaltungen usw. Er stellt über hundert dieser Collagen her und schafft es tatsächlich, einen Galeristen zu überzeugen, sie auszustellen. Als ihn der Journalist eines Lokalblattes dazu interviewt, antwortet der Mann: »In der Kunst ist alles schon gemacht worden, also sollte man den Leuten zeigen, wo man sich amüsieren kann.«
Vor einem ähnlichen Problem standen auch Amadeus und ich. Die große Zeit der Seriellen Musik waren die Fünfziger gewesen. Die Auslotung der Parameter in der Musik. Nach Schönberg hatten die Seriellen Musiker sie weitergeführt und die Tonalität endgültig für obsolet erklärt. Sie hatten mit Räumen, der Zahl Pi und Fibonacci-Zahlen experimentiert. Was blieb also zu tun? Es sah nicht gut aus.
Eines Tages kam Amadeus zu mir und spielte mir ein Stück von György Ligeti vor. Lux Aeterna. Die Töne waren hier kaum noch unterscheidbar, ein einziger Klangteppich. Ligeti grenzte sich wiederum von Serieller Musik ab und erklärte sie für veraltet. Trotzdem machten wir weiter. Amadeus besuchte Seminare in Physik und versuchte, manche Formeln in Musik zu übertragen. Eines Tages zeigte ich Alfred Oppermann ein paar meiner eigenen Kompositionen. Der sagte, es seien schon ganz interessante Ansätze, aber es käme ihm alles irgendwie bekannt vor.
»Junger Mann, Sie kennen sicherlich Theodor W. Adorno, der hier in Frankfurt lehrt. Er hat bei Alban Berg in Wien studiert und auch eigene Stücke verfasst. Sie sind nicht schlecht, hören sich aber an, als kämen sie nicht von ihm, sondern von Berg. Avantgarde wiederholt sich nicht.«
Ganz ähnlich ging es Amadeus. Manchmal hatte ich das Gefühl, er suche irgendetwas, aber dass er das nicht in der Seriellen Musik fand. Er war übrigens im Gegenteil zu mir ein großer Bach-Verehrer. Einmal sagte er, dass Bach der eigentliche und einzige musikalische Avantgardist gewesen sei, der größte, der je gelebt habe.
Jessy fragte mich, ob ich ihr ein paar von meinen eigenen Stücken vorspielen könnte. Leider konnte ich das nicht. Ich habe alle meine eigenen Kompositionen aus der Zeit vernichtet oder verloren.
Stattdessen spielte mir Jessy Stücke von ihrem Laptop vor, zuerst Songs ihrer eigenen Band, der Paloma Pussies. Ich sagte ihr, dass ich die Sachen nicht schlecht finde, aber sehr viel komplizierter als Schlager seien sie auch nicht. Dann spielte sie mir etwas von einer Band namens Pere Ubu vor. Das erinnerte mich irgendwie an Ligeti, nur viel aggressiver.
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