Название | Louis Nicolas Davout. Das Genie hinter Napoleons Siegen |
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Автор произведения | Alain Felkel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711448939 |
Aber Davout konnte die Früchte seines Erfolgs nicht ernten und sollte den Fall Luxemburgs nicht miterleben. Statt an dem weiteren siegreichen Feldzug unter dem Kommando Moreaux’ teilzunehmen, wurde er der Rheinarmee unter dem Kommando von General Charles Pichegru unterstellt und nahm an dessen verhängnisvollem Feldzug in die Kurpfalz teil.
Schlecht koordiniert, miserabel geführt, wurden die französischen Truppen am Neckar schwer geschlagen. Im Laufe der blutigen Gefechte mussten die Franzosen Heidelberg aufgeben und sich aus der Kurpfalz zurückziehen. Einzig das erst im September eroberte Mannheim blieb in der Hand einer Garnison von 9000 Mann, darunter Davout mit seiner Brigade.
Aber auch diese Festung fiel nach einer Belagerung von nur drei Wochen in die Hände des Feindes, was Davout zutiefst erzürnte. Seiner Meinung nach hatte sein Vorgesetzter, Festungskommandant General Montaigu, längst nicht alle Register der Verteidigung gezogen und die Festung aufgegeben, obwohl der Feind noch nicht mal eine Bresche geschossen hatte. Diesen Umstand verübelte Davout Montaigu. Machtlos musste Davout mit ansehen, wie die langen Reihen seiner Männer in die Gefangenschaft marschierten. Fast wäre es dem Brigadegeneral ebenso ergangen, hätte ihn nicht ein seltsamer Zufall vor diesem Schicksal bewahrt.
Diesmal war es ausgerechnet seine adelige Abstammung, die ihn rettete. Wie sich herausstellte, hatte der österreichische Feldmarschall Dagobert Wurmser mit Davouts Onkel Jean-Edme vor Jahren zusammen in einem französischen Regiment gedient und sich mit diesem angefreundet. Aus Verbundenheit zu seinem alten Kameraden ließ der greise Feldmarschall den jungen Brigadegeneral zu sich kommen und entließ ihn auf sein Ehrenwort als Offizier aus der Gefangenschaft. Die Bedingungen für Davouts Freilassung entsprachen den Gepflogenheiten der Zeit. Kraft seines Eids verpflichtete sich Davout, an keinen Kampfhandlungen gegen die Österreicher und ihre Verbündeten teilzunehmen, bis der nächste Gefangenenaustausch stattgefunden hatte.
Davout hielt Wort. Wieder zog er sich nach Ravières zu seiner Mutter zurück, wieder nistete er sich wissensdurstig in der reichen Bibliothek des benachbarten Schlosses Ancy-le-Franc ein, um erneut militärtheoretische Schriften zu studieren. Es sollte das letzte Mal sein.
Nach Ablauf eines Waffenstillstands stieß Davout nach neun Monaten zur Rheinarmee, deren Oberbefehl Jean Victor Moreau hatte. Dort wurde er dem Kommando von General Louis Charles Antoine Desaix unterstellt, dessen Freundschaft und Gunst für seinen weiteren Lebensweg entscheidend wurde.
Dieser Louis Charles Desaix war ebenfalls wie Davout adelig und hatte die Militärschulen von Effiat in der Auvergne besucht. 1792 hatte er sich geweigert, die Aufhebung des Königtums anzuerkennen, weshalb er für sechs Wochen ins Gefängnis geworfen wurde, aus dem ihn nur gute Beziehungen befreiten. Danach war Desaix zum Generalstab Custines versetzt worden und hatte dessen siegreichen Feldzug von 1792 mitgemacht, der mit der Eroberung von Frankfurt endete. Im September 1793 war er erst zum Brigadegeneral, dann im darauffolgenden Jahr zum Divisionsgeneral ernannt worden und hatte sich unter Pichegru 1795 in der Rhein-Mosel-Armee ausgezeichnet. Da die Qualitäten von Desaix als Kommandeur unbestritten waren und er zudem ein angenehmes Wesen hatte, wurde dieser neue Vorgesetzte für Davout zum bewunderten Vorbild und guten Freund, der ihn förderte, wo er konnte.
In den folgenden zwei Jahren bewährte sich Davout überall dort, wo er von Desaix eingesetzt wurde. Im Rheinfeldzug von 1796 hatte er auf dem Vormarsch nach Deutschland entscheidenden Anteil am Sieg von Haslach. Als der Feldzug scheiterte, sicherte er mit seiner Kavallerie den Rückzug von Moreaus Truppen zurück an den Rhein. Besondere Verdienste erwarb er sich jedoch im Winter 1796/97 unter Desaix’ Kommando bei der Verteidigung der Festung Kehl.
Hier nutzte Davout für seine Truppen eine in Abstimmung mit Desaix neu entwickelte Verteidigungsmethode. Mittels einer Rotation von zwei Tagen Frontdienst, vier Tagen Pause tauschten die Verteidiger stets die Kampftruppen aus, die dem Bombardement der österreichischen Artillerie ausgesetzt waren. Diese neue Methode hatte große Vorteile. Sie half nicht nur, die Motivation der kämpfenden Truppe hochzuhalten, sondern hielt auch die Verluste klein. Außerdem bewirkte diese Taktik, dass den angreifenden Österreichern stets gut ausgeruhte Verteidiger gegenüberstanden. Trotzdem konnte auch eine derartig ausgeklügelte Verteidigungsstrategie auf die Dauer nicht verhindern, dass Kehl nach 50 Tagen Belagerung in die Hände des Feindes fiel. Als die Österreicher jedoch in Kehl einmarschierten, war nicht mehr viel übrig von den vormals stolzen Bastionen der Festung.
Wie hohl dieser Sieg war, musste der österreichische Oberkommandierende Erzherzog Karl im Frühjahr 1797 erfahren. In einer gewagten amphibischen Operation überquerte Moreaus Rheinarmee auf einer Flotille von Landungsbooten 1797 den Rhein bei Diersheim und überrannte dort nach heftigem Widerstand die österreichischen Verteidigungsstellungen. Wieder war es der umsichtigen Führung Desaix’ und dem kühnen Wagemut Davouts zu verdanken, dass der Sieg so vollständig wurde.
So gesehen, entwickelten sich die Dinge für Davout gut. Sein Tatendrang hatte das richtige Betätigungsfeld gefunden, seine Aktionen waren erfolgreich. Die Operationen des Jahres 1797 hätten ihn zufrieden stimmen können, wäre da nicht ein gravierender Umstand gewesen, der ihn gegen seinen Oberkommandierenden Moreau einnahm. Der energische Brigadegeneral fühlte sich von Moreau benachteiligt und nicht genügend gelobt.
Wahrscheinlich dachte Davout über Moreau genauso wie Desaix, der stets nur negativ von seinem Vorgesetzten sprach und behauptete, dass sie unter seinem Kommando nichts, bei Napoleon jedoch alles erreichen würden.
Dieser hatte in Italien Moreaus Erfolg mit seinem überragenden Sieg von Rivoli überflüssig gemacht und den deutschen Kaiser Franz II. dazu genötigt, Frieden zu schließen.
Für wenige Monate schwiegen die Kanonen, hörte das Sterben auf den Schlachtfeldern auf. Fast wäre Davout erneut arbeitslos geworden, wenn ihm nicht Desaix gegen Jahresende eine Kommandostelle in der Englandarmee verschafft hätte, die auf Geheiß des Direktoriums in Großbritannien einfallen sollte, um unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte den einzigen noch verbliebenen Feind der Republik endlich auszuschalten.
Doch die Pläne des Direktoriums waren zum Scheitern verurteilt. Nachdem Napoleon im Winter 1798 die französische Flotte einer Inspektion unterzogen hatte, kam er zum Schluss, dass diese nicht in der Lage sei, gegen die Briten die Seeherrschaft im Kanal zu erringen.
Wie es schien, war die Englandarmee überflüssig geworden. Aber Napoleon wusste Abhilfe und schuf ein neues Betätigungsfeld für sich und seine Armee. Mithilfe von Außenminister Talleyrand setzte er Anfang März 1798 seine Vision durch, die britischen Handelsinteressen im Mittelmeer und in Indien durch einen Angriff auf Ägypten zu erschüttern.
Dieses Vorhaben, in der Geschichtsschreibung oft als tückischer Plan des Direktoriums skizziert, Napoleon aus Paris zu entfernen, trug von Anfang an die Handschrift des Korsen.
Militärisch gesehen war die Ägyptenexpedition ein Hasardstück, wie der Direktor Larevallère-Lepaux in einem Streitgespräch mit Bonaparte richtig erkannt hatte. Um den Truppenkonvoi nach Ägypten zu leiten, musste man die französische Flotte der Gefahr aussetzen, von den Briten vernichtet zu werden. Zudem entfernte die Expedition 40 000 der besten Soldaten Frankreichs aus Italien, der Schweiz und den Niederlanden, wo es seit der Einführung der Republik in weiten Bevölkerungsschichten gärte und Aufstände drohten.
Vor allem jedoch verstieß das Unternehmen politisch gegen sämtliche Grundsätze französischer Außenpolitik.
Ägypten gehörte zum Reichsverband des Osmanischen Reiches und war diesem pro forma zu jährlicher Tributentrichtung verpflichtet. De facto jedoch hatten die Mamelucken, eine Kriegeraristokratie aus ehemaligen tscherkessischen Sklaven, die Herrschaft inne. An ihrer Spitze standen zwei Mameluckenbeys, die mit ihren Gefolgsleuten das Land regierten: Ibrahim Bey und Murad Bey.
Eroberte Napoleon Ägypten, war damit zu rechnen, dass Sultan Selim III. aufgrund der Verletzung seines Reichsgebiets der französischen Republik den Krieg erklärte. Mit anderen Worten: Frankreich befand sich von Anfang an in einem politischen Dilemma. All dies irritierte Napoleon nicht. Seiner Meinung nach konnte das bevölkerungsstarke Frankreich den Abgang von 40 000 Mann verkraften. Die englische Flotte würde zu überrascht sein, um den französischen