Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum. Nina MacKay

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Название Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum
Автор произведения Nina MacKay
Жанр Языкознание
Серия Hipster-Märchenreihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959919883



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nichts spüren. Daraufhin tausche ich einen Blick mit Jaz. Er hat es auch. Einen Snapnap-Blumenfilter direkt vor dem Haaransatz. Und übergroße Manga-Augen zusätzlich. Als lebten wir in einem Smartphone.

      »Kawaii«, sagt die Grinsekatze.

      Snow tritt nach ihr. »Mach das sofort weg, unfähigste Fee aller Zeiten!« Sie springt auf und deutet auf Flavia. »Wenn ich zwischen dir und der Dreizehnten wählen müsste, ich würde mich für das kleinere Übel entscheiden und sie nehmen!«

      Die kleine Fee schluckt. Und irgendwie tut sie mir ein wenig leid. Aber daran, dass Snow ziemlich schnell jedem in ihrem Umkreis die Pest an den Hals wünscht, wird sie sich gewöhnen. Immer vorausgesetzt, sie überlebt die nächsten fünf Minuten.

      Ich schiele in Richtung Snow, beschließe allerdings, vorerst nicht einzugreifen. Schnurrbärte und Snapnap-Filter? Was kommt als Nächstes? Irgendwie kann ich mich nicht entscheiden, ob ich Flavia unterhaltsam oder anstrengend finden soll.

      »Entschuldigt bitte.« Die Fee schlägt die Hände vors Gesicht. »Warum passiert mir das immer bei Niesern und Schluckauf?«

      »Manchmal macht sie das auch im Schlaf«, ergänzt die Herzkönigin. »Was?«, fügt sie hinzu, sobald sie meinen Blick auffängt. »Das haben mir Äffchen erzählt, die aus ihrem Wäldchen gehüpft kamen.« Sie blinzelt. »Heißen jetzt Schnurrbart-Tamarine.«

      Aha. Ich verstehe.

      »Sag es, Flavia. Sag einfach den Spruch«, fordert Jaz sie auf.

      Die Fee nickt, hebt dann ihren Zauberstab. »Peng, peng.«

      Puh. Endlich kann ich wieder aufatmen. Der Anteil an Snapnap-Filtern im Raum ist soeben dramatisch gesunken und praktisch nur noch auf Cinders Handy vorhanden, mit dem sie gerade ein Selfie schießt.

      »Was?« Sie sieht sich um. »War irgendwas?« Ein grinsender Pan legt ihr eine Hand auf die Schulter.

      »Nein, nichts, Schatz. Du hast nichts verpasst.«

      Gerade als wir alle aufatmen und Asher die langen Beine seiner Mom umarmt, klatscht zum zweiten Mal etwas gegen die Scheibe. Mein Kopf schnellt herum. Und doch kann ich es irgendwie nicht glauben. Ein Albatros? Im Märchenwald?

      »Ich glaube, die Drohnen sind aus«, bemerkt die Grinsekatze, die sich dort leckt, wo die Sonne nicht hinscheint.

      »Ekelhaft, Grin. Einfach ekelhaft«, herrscht Quinn den Kater an.

      Natürlich macht der Kater seelenruhig weiter.

      »Post«, krächzt der Vogel, ehe er am Glas hinabrutscht wie eben noch Flavia. »Einladung zur Nicht-Verhochzeitung von Alice und dem Hutmacher.«

      »Kotz es einfach auf der Türmatte aus«, empfiehlt Snow, weswegen wir sie alle anstarren.

      »Was denn?«, fragt sie in die Runde. »Den Brief wird er doch sicher im Schnabel haben. Wie soll er ihn sonst befördern? In seinem Hintern?«

      Ehe sie das letzte Wort ganz aussprechen kann, hält Fear Asher bereits die Ohren zu. Sie und die restlichen Hexen starren Snow böse an. Demnächst muss ich ein Trinkspiel daraus machen.

      Nicht-Verhochzeitung? Heißt das, die beiden heiraten auf ihre verschrobene Art und Weise? Oder nicht? Ich bin verwirrt.

      »Mir kommt auch gleich alles hoch«, gesteht Rapunzel, die anscheinend dasselbe wie ich denkt.

      »Also kommt ihr mit? Zur Schneekönigin?« Prinz Philip rutscht vom Ebenholztisch, als sei nichts gewesen.

      »Irgendjemand sollte auf die da aufpassen.« Pain deutet auf die Prinzen. »Nicht dass die zum dritten Mal entführt werden und wir sie wieder retten müssen. Würde unsere Pläne ruinieren.«

      »Aller guten Dinge sind drei«, sagt Rexia, die die Hände in die Hüften stemmt.

      Pain wiegt den Kopf hin und her, als gelte es abzuwägen, ob sie zwei oder drei Prinzen in Rehe verwandelt. »Ich sag ja nur.«

      »Ach ja, bitte, lockt die drei mit Lebkuchen in euren Ofen und schließt doppelt ab«, sagt Quinn. »Wir haben keinen zum Baby­sitten übrig.«

      »Ich möchte auch ein Prinz sein, wenn ich groß bin.« Auf einmal strafft Asher die Schultern. »Dann kann ich meine Mama beschützen und Daddy mit Red verhochzeiten.«

      Täusche ich mich, oder ist es gerade äußerst still in diesem Raum geworden?

      Selbst Grin verharrt mit ausgestreckter Zunge und schielt zu mir empor.

      Ich räuspere mich, meide mit aller Macht Jaz’ Blick. Mein Hals fühlt sich furchtbar kratzig an.

      »Jemand Lust auf eine Wanderung in den Norden?«, krächze ich. »Wer begleitet die Prinzen?«

      Nur scheint niemand so recht Lust zu haben, den hintersten Winkel der nördlichen Seen aufzusuchen, in dem sich eine Insel ganz aus Eis befindet. Und mitten darin: die Schneekönigin.

      »Leider habe ich Besseres zu tun«, sagt Snow. »Ich werde mithilfe eines ausgeklügelten Plans Reds Großmutter retten.«

      »Ausgeklügelter Plan?« Prinz Philip tut interessiert.

      Daraufhin wendet sich Snow demonstrativ von ihm ab. Ihre Wimpern flattern, als sie das Wurfmesser in ihrer Hand begutachtet. »Ich könnte es dir erklären, aber danach müsste ich dich erschießen.«

      »Weil es so geheim ist?«

      »Nein, weil du es nicht kapierst und mich das aufregt.«

      Ich verdrehe die Augen. »Bitte, könnt ihr euch auf das Wesentliche fokussieren? Meine Großmutter retten, Aladin aufhalten. Irgendwer sollte noch die Bevölkerung beruhigen.« Ich werfe die Hände in die Luft.

      »Und wir sollten die Schneekönigin besuchen«, ergänzt Prinz Adrian hilfreich, der mit Rapunzels Haaren spielt.

      Ergeben lasse ich meine Hände wieder sinken.

      »Lass sie eben auch auf eine Mission gehen«, raunt mir Jaz zu. »Sie brauchen das jetzt. Ein neues Märchen. Anerkennung. Du weißt schon.« Natürlich weiß ich, dass man die Prinzen besser nicht ihrer Langeweile überlässt. Wir alle wissen, wohin dies das letzte Mal geführt hat.

      Ich tausche einen Blick mit Snow, die mir zunickt. »Flavia könnte Prinzenbabysitter spielen.«

      »Was?«, fragen die Prinzen und Flavia wie aus einem Mund. Letztere läuft dazu noch rot an.

      Eigentlich wollten wir Flavia zur Unterstützung bei der Rettung meiner Großmutter einsetzen, aber wenn ich mir ihre Hilfe, die sie bisher geleistet hat, noch mal durch den Kopf gehen lasse … Besser nicht.

      »Schickt mir unbedingt Fotos, sobald Flavia niest.« Snow wedelt mit der Hand, als wollte sie die Prinzen verscheuchen. »Oder face­timed uns.« Wieder zieht sie am Griff ihres Messers, als handle es sich dabei um eine Zigarre, was mich sofort an einen Mafiaboss erinnert. Sympathisch wie eh und je.

      »Das heißt, ihr seid entlassen«, übersetzt Fear für sie. Ihre Zähne blitzen. Komischerweise verachten die Hexen die Prinzen mehr als alles andere. Ihr Feindbild Nummer eins. Nur die Herzkönigin ist eher im Team Verarsch-die-Prinzen. Also genau wie Snow und ich.

      »Wir sollten in der Tat keine Zeit verschwenden«, erhebt nun Pan die Stimme.

      Während er spricht, sieht Cinder zu ihm auf, als würde er eine Predigt halten, die uns allen das pure Glück verspricht. Ihre Augen glänzen. Niedlich.

      »Wir gehen zur Dreizehnten Fee. Wer ist dabei?«

      Natürlich möchte die Mehrheit nicht in die Hölle, daher fällt der Trupp, um meine Großmutter zu retten, deutlich größer aus. Stühle werden gerückt und Taschen gepackt.

      »Du wolltest doch zu den Tinkern?«, hakt Rapunzel nach.

      Pan dreht sich zu ihr um. »Nein, die haben alles im Griff, werden uns die Tage auch besuchen und von ihren Fortschritten berichten. Aber weißt du, was? Wir könnten die Hilfe der Zwerge an