Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum. Nina MacKay

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Название Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum
Автор произведения Nina MacKay
Жанр Языкознание
Серия Hipster-Märchenreihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959919883



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dass ihr das lustig findet«, sagt die Dreizehnte Fee. Ihre Wangen sind rot angelaufen, passend zu ihrer neonpinken Haarschleife an ihrem grünen Stirnband. »Bedeutet das, die alte Schachtel kann entsorgt werden?«

      »Also wirst du dich selbst auf den Komposthaufen werfen?«, fragt die Grinsekatze mit schief gelegtem Kopf zurück.

      Sanft pflückt sich Rose die Katze von den Schultern, lehnt dann das Handy gegen die große Thermoskanne, damit alle etwas von der Videoübertragung mitbekommen.

      »Bitte hör nicht auf Grin, er hatte zu viel Kaffee.« Rose ist bewusst, dass sie das Leben von Reds Großmutter nicht gefährden dürfen. Keinesfalls darf dieses Gespräch in die falsche Richtung abdriften. Wenn sich alle nur dieses eine Mal ernsthaft zusammenreißen können …

      Die Dreizehnte Fee nickt wissend. In der Zwischenzeit schiebt sich Prinz Charming ins Bild, was Cinder mit einem scharfen Einatmen quittiert.

      »Hallo, Cinder, bist du schon zur Vernunft gekommen?«

      Im Hintergrund hebt die Dreizehnte Fee beide Augenbrauen.

      Ja, wie hat er sich das vorgestellt? Charming, Cinder und das Insekt? Eine Dreiecksbeziehung? Rose neigt den Kopf, bis sie mit ihrer Schläfe das Fell der Katze berührt. Will er gemeinsam mit den beiden in Charmings Schloss ziehen, oder wie?

      Prinz Charmings Mundwinkel heben sich zu einem sanften Lächeln. »Die ganze Warterei und das Bewachen der Geisel machen keinen Spaß mehr. Langsam bekomme ich Verstopfung.«

      »Das sind tolle Neuigkeiten«, sagt Snow. »Für uns und unser Justizsystem.«

      Daraufhin presst Charming beide Lippen aufeinander.

      »Mit dir reden wir nicht, Hexe!«, quakt die Dreizehnte Fee. »Du solltest dich demütig zeigen und Prinz Charming die Füße küssen, weil er dafür verantwortlich ist, dass dein Ehemann sowie seine Freunde aus meiner Geiselhaft entlassen wurden. Nur weil Charm mir den Feenzauberstab verschafft hat, habe ich sie im Austausch freigelassen.«

       Charm? Also geben sich die beiden schon Spitznamen? Welchen hat Charming für die Fee? Dreizehni?

      »Den Feenzauberstab hast du doch der sterbenden Königin des Morgenlandes abgenommen«, sagt Pan kalt, bevor Snow losbrechen kann. Das Wurfmesser in ihrer Hand zittert bereits. Das letzte Mal, als jemand sie als Hexe betitelt hat, musste derjenige danach ziemlich schnell rennen, um nicht von ihren neuen Waffenspielzeugen getroffen zu werden.

      »Wenn ich mal zu Wort kommen dürfte«, wirft Rose ein. »Wir sind immer noch im Gespräch mit Cinder und Red, um eine Lösung für euren Erpressungsversuch zu finden. Reds Großmutter geht es doch gut, richtig?«

      »Ja, noch.« Die Dreizehnte Fee reckt das Kinn.

      »Sitzt in deinem Gästezimmer und sieht Scripted Reality Shows am laufenden Band? Wie die Prinzen?«, hakt Rose nach. So viel hatte sie bereits aus ihrem Ehemann über seinen eigenen Aufenthalt bei der Dreizehnten Fee herausbekommen.

      Die Fee nickt. »Noch, wie gesagt. Bis heute Mittag.« Sie bleckt die Zähne.

      »Euch muss echt langweilig sein. Hast du nichts Besseres zu tun?«, fragt die Herzkönigin. »Keine anderen Feen und unschuldige Geschöpfe zu terrorisieren?« Mit einem zustimmenden Krächzen springt ihr eins der beiden Krallenäffchen, die sie aus Morgenland mitgenommen hat, auf die Schulter. Kurz tätschelt die Herzkönigin sein Köpfchen. Das zweite Äffchen schwingt am Kronleuchter. Vor und zurück, vor und zurück.

      Die anderen Feen! Rose lässt Grin zu Boden gleiten. Ihr wird ein bisschen schwindelig. Warum ist sie da nicht früher drauf gekommen?

      »Bla, bla, bla, am Ende bleibt euch ja doch nur eine Möglichkeit«, sagt die Dreizehnte Fee. »Oder die Oma landet im nächsten Fluss. Mit Schuhen aus Beton. Also her mit Prinzessin Kichererbse.«

      Aha. Und gleich so einfallsreich.

      »Vielleicht überrascht Cinder dich ja.« Rose schenkt ihr ein Lächeln, das die Fee kurz innehalten lässt.

      »Ich mag keine Überraschungen«, gibt Prinz Charming zu be­denken.

      »Wissen wir«, sagen Snow, Rapunzel und Rose im Chor.

      Und damit beugt sich Rose nach vorn und drückt die Stopp-Taste, um das Gespräch zu beenden. Eins der Krallenäffchen applaudiert.

      »Warum, Rose? Ich wollte Charming gerade einen Deal anbieten«, sagt Cinder mit weinerlicher Stimme. Halbherzig breitet sie die Hände aus, bevor sie sie wieder auf die Tischplatte sinken lässt. Gefolgt von ihrem Kopf.

      »Bitte reiß dich endlich zusammen. Du fällst in alte Muster zurück«, sagt Rapunzel.

      »Du gehst nicht da hin«, bestimmt Rose. Mit den Fingerkuppen streicht sie über die Tischplatte, bevor sie sich auf einen der Ebenholzstühle setzt. »Ich werde euch sagen, was wir jetzt machen.«

       ~Red~

      Weil ich so dringend mit den anderen über die Idee sprechen muss, kann ich Jaz keine Zeit geben, sich umzuziehen. Daher hinterlassen wir eine Spur aus Wassertropfen, die aus seiner Badeshorts auf den Boden rieseln. Sogar trotz des grauen Handtuchs, das er sich um die Hüften geschlungen hat. Sollte uns eine Hexe verfolgen, jetzt hätte sie leichtes Spiel. Fast besser als Brotkrumen.

      »Wir haben die Lösung für das Aladin-Problem«, platzt es aus mir heraus, noch ehe die Tür zu Snows Frühstückssaal gegen die Wand gedonnert ist. Ich keuche ein wenig und mich durchspülen etwa hundertfünf Emotionen, manche kalt, manche warm. Das könnte unser Durchbruch sein.

      Fingerspitzen tasten nach meinen. Jaz’ Hand.

      Ungefähr zehn Köpfe schnellen zu uns herum. Zwei davon kreischen und springen dann in Richtung Kronleuchter. Die neuen Freunde der Herzkönigin.

      »Interessant.« Snow tut so, als würde sie an ihrem Wurfmesser wie an einer Zigarre ziehen, bläst dann imaginäre Rauchkringel in die Luft. »Und da denkt man, das Großmutter-Fee-Problem sei das, das dich am meisten beschäftigt.«

      »Das auch«, sage ich, baue mich dann am Ende des Tisches vor meinen Freunden auf. »Trotzdem möchte ich euch den Geistesblitz von Jaz nicht vorenthalten. Also wenn du erlaubst, Snow?«

      Sie nickt großmütig.

      Ich verkneife mir jedoch jeglichen Kommentar zu ihrem Benehmen und erkläre stattdessen allen Anwesenden Jaz’ und meinen Plan.

      »Was? Ihr seid doch total bescheuert«, kann sich Quinn offensichtlich nicht verkneifen zu sagen, als ich geendet habe. »Erst kommt Rose mit ihrer blödsinnigen Fee und jetzt du mit dem Teufel? Als ob wir nicht auch ohne weitere Verbündete unsere Probleme lösen könnten.«

      Ich halte kurz inne und denke über ihren Einwand nach. Ob sie recht hat? Aber braucht man nicht manchmal einfach Verbündete? So wie Freunde?

      »Was für eine Fee?«, frage ich daher nur.

      »Die Zwölfte.« Rose hält ihr Handy hoch und fügt hinzu: »Hab sie schon angerufen. Mit ihrer Hilfe schlagen wir Charming und die Dreizehnte Fee.«

      Feen also. Wenn es nicht die Dreizehnte ist, von mir aus. Rose ist hier die Fee-Expertin. »Du meinst, mit ihrer Hilfe können wir meine Großmutter retten?«

      Nachdem meine beste Freundin in einer selbstbewussten Geste einen Mundwinkel hebt, hält sie meinem Blick stand. »Sie ist unsere beste Chance und ich glaube an unseren Erfolg.«

      Feenmagie gegen eine Fee einzusetzen erscheint mir tatsächlich als ziemlich clevere Idee. Für einen Moment drücke ich Rose’ Unterarm. Sie ist die Beste. Aber was ist mit dem Ablenkungsmanöver, das Jaz und ich planen? Ich schaue in die Runde. Auch der Rest unserer anwesenden Widerstandsgruppe scheint nicht überzeugt von unserem Plan zu sein. Zweifelnde Gesichter überall.

      Doch da ergreift Jaz meine Hand. »Ich gehe mit Red und Aladin in die Hölle. Das ist die Lösung, um den Krieg zu verhindern, oder zumindest den Beginn nach hinten zu verschieben. Ihr könnt euch um Charming und die Dreizehnte