Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum. Nina MacKay

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Название Dornröschen und der Mettsommernachts-Traum
Автор произведения Nina MacKay
Жанр Языкознание
Серия Hipster-Märchenreihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959919883



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beißt! Halt sie mir vom Leib, Charm!«

      Ist das die Stimme der Dreizehnten Fee? Noch nie hat Rose sie so panisch schreien hören, daher ist sie sich nicht sicher.

      Dann fliegt die Tür auf. Reds Großmutter, ziemlich breit gebaut, kommt nur mit einem weißen Nachthemd bekleidet durch die Tür gestürzt. Gut, abgesehen von der niedlichen Schlafhaube, die sie auf ihren grauen Locken trägt.

      Reds Großmutter hat sich selbst befreit? Rose erinnert sich, dass sie eine Schwester von Frau Holle sein soll. Und genauso gutmütig wirkt sie auch. Gleichzeitig so ruhig, als könnte nicht mal ein Erdbeben sie erschüttern. In einem für ihr Alter beachtlichen Tempo sprintet sie auf die Prinzessinnen zu, gerät allerdings auf dem unebenen Waldboden ins Stolpern.

      »Vorsicht!« Prinz Adrian springt nach vorn und fängt die Großmutter auf, ehe sie zu Boden fallen kann.

      »Oh, Jüngelchen.« In seinen Armen fächelt sich die Großmutter Luft zu, wobei sie ihre Hände als Fächer benutzt. In ganz ähnlicher Pose, in der Philipp einst Snow wach küsste. Sie kichert, klimpert mit den Wimpern. »Zu dir oder zu mir?«

      Daraufhin glotzt Adrian erst ziemlich verdattert, bis er Rapunzel einen Hilfe suchenden Blick zuwirft.

      Rose muss sich ein Lachen verkneifen.

      Im Gegensatz zu ihr wendet sich ihr Ehemann eilig ab, um hinter den Kutschen in Gelächter auszubrechen

      »Sperr die Tür ab!«, kreischt die Fee derweil von drinnen. »Und lösch endlich das Feuer!«

      »Du hast doch den Zauberstab!«, hört man Charming zurückschreien. »Warum tust du denn nichts?«

      In der Zwischenzeit hat die Großmutter den armen Adrian aus seinen Pflichten entlassen, ihn von sich weggestoßen und etwas aus ihrem Ausschnitt gefischt.

      »Upsi«, sagt sie und zeigt grinsend mit dem Feenzauberstab gen Himmel.

      Sie hat ihn? Den magischen Feenzauberstab der Dreizehnten Fee? Er ist es. Schwarzes Holz und silberner Griff. Ausgerechnet sie? Nicht zu fassen.

      Nachdem sie mehrfach geblinzelt hat, aber immer noch eine lächelnde Großmutter vor einer rauchenden Feenhütte stehen sieht, winkt Rose sie zu sich. »Komm mit uns. Wir bringen dich in … äh Snows Schloss.« Sicherheit wäre irgendwie das falsche Wort.

      »Zu meiner Enkelin?«

      »Nee.« Snow kratzt sich mit ihrem eigenen Zauberstab am Kinn. »Die versucht gerade den Teufel übers Ohr zu hauen.«

      »Ah!« Großmutters Grinsen wird noch ein wenig breiter. »Nichts anderes habe ich von Red erwartet. Von wem sie das wohl hat?«

      Daraufhin wechseln Rose und Grin einen Blick.

      »Du dämliche Nacktschnecke!« Langsam wird die Dreizehnte Fee da drin ganz schön kreativ. »Wenn du nicht auf meinen Zauber­stab aufpassen kannst, dann verzieh dich!«

      »Ja, gut. Das passt hervorragend. Wollte eh gerade gehen!«, blökt Charming zurück. »Da ist mir die Gesellschaft von Schrumpf­kuchen lieber, als noch eine Sekunde länger mit dir zu verbringen.«

      Die Tür fliegt ein zweites Mal auf, kracht gegen die Außenwand der Hütte und heraus stürmt Charming, knallrot im Gesicht.

      »Zeit, zu gehen«, flötet Rapunzel, als ihr Blick auf Charmings aufgeknöpftes Hemd fällt und die Striemen darunter. Als hätte jemand mit nicht ganz trockenem neongrünem Nagellack darübergestrichen.

      »Oh, hallo!«, piepst die Zwölfte Fee mit belegter Stimme.

      Fear muss sie am Kragen ihres Weltraumkleides packen und zurück in die Kutsche ziehen. »Jetzt bloß nicht sabbern. Das ist bei dem da nur eine Verschwendung von Spucke.«

      Wie auf Kommando springen alle anderen schnell hinterher in die zwei Kutschen und das absolut geordnet.

      Sicherlich die beste Wahl, da die qualmende Hütte praktisch verspricht, gleich in die Luft zu fliegen.

      »Tschüss, Charming.« Aus dem Kutschenfenster winkt Pain ihm zu. »Vielleicht denkst du mal über eine neue Idee nach. Eine neue Beschäftigung? Wie wäre es, wenn du Klopapier mit deinem Gesicht drauf produzierst? Ich würde es kaufen.«

      Charming schaut tatsächlich so drein, als müsste er ein stilles Örtchen aufsuchen. Total verkniffen.

      »Halt sie doch auf, du Nichtsnutz!«, brüllt die Fee. Etwas donnert gegen eine Fensterscheibe. Wahrscheinlich ihre Stirn. Rauchschwaden kringeln sich inzwischen um das Dach wie Gespensterfinger.

      Doch Charming steht einfach nur wie versteinert vor der Hütte.

      Rose starrt auf das Schlachtfeld, während die Kutsche sie immer weiter davon fortbringt. Was ist da drin nur passiert? Dieses Ablenkungsmanöver von Reds Großmutter könnte in die Geschichte des Märchenwalds eingehen …

      »Das werdet ihr bereuen!«, kreischt die Dreizehnte Fee zum Abschied. Rose meint sie an einem Fenster zu erkennen. Keine Sekunde später stößt sie es auf und klettert hinaus. Das Dach der Hütte steht nun komplett in Flammen.

      »Oh, du! Und dann auch noch du!« Zeternd und schreiend deutet die Dreizehnte Fee auf die Zwölfte Fee, die aus der Kutschentür hinausspäht. »Machst mit ihnen gemeinsame Sache. Du bist an allem schuld.«

      Jetzt wäre eigentlich ein guter Augenblick für einen Nieser oder Hickser, findet Rose, aber Flavia starrt nur regungslos zurück. Wie ein hypnotisiertes Eichhörnchen vor einem Nuss-Nugat-­Riegel-Werbespot.

      Aber da biegen sie schon um die nächste Kurve und Rose kann nur noch den aufgewirbelten Staub hinter den Kutschenrädern ausmachen.

      »Braucht das noch wer, oder kann das weg?« Reds Großmutter hält den Feenzauberstab hoch.

      »Ähm, ja.« Mit spitzen Fingern nimmt Rose ihn an sich. »Den verwahre ich mal besser. Kann sowieso nur mit Feenstaub betrieben werden.«

      »Dafür haben wir ihn jetzt und eine gewisse Fee kann ihn nicht mehr verwenden.« Die Großmutter lehnt sich, offensichtlich äußerst zufrieden mit sich selbst, auf ihrem Sitz zurück, stellt dann aber fest, dass sämtliche Kissen verrutscht sind, weshalb sie sich wieder aufrichten und an den Bezügen zupfen muss.

      »So einen Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr. Andererseits: Nach diesem Abenteuer benötige ich eine dreimonatige Kur in Wonderland. Meine Fesseln fühlen sich auch schon ganz schwach an.« Wie zur Bekräftigung zeigt sie zwei Handgelenke und einen Knöchel vor. »Ich fürchte, ich muss euch bald wieder verlassen.«

      »Verständlich.« Rapunzel nickt ernst.

      »Aber ihr werdet meiner Enkelin doch Grüße ausrichten? In die Hölle? Sie kennt mich ja. Ich bin gern unterwegs, am liebsten in Wonderland. Und ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Fragt nur die Dreizehnte Fee. Sie kann nun ein Lied davon singen.«

      Davon ist Rose mehr als überzeugt. Lächelnd versucht sie einen Gähner zu unterdrücken.

      Rapunzel reicht ihr daraufhin eine Energydrinkdose.

      »Darf ich mal?« Schneller als Rose gucken kann, hat sich Rapunzel im Anschluss den Feenzauberstab geschnappt. Mit Mettigel Herbert auf den Knien, den sie während der holprigen Fahrt darauf balanciert, zückt sie ihr Handy. Sie ruft SnapNap auf und lächelt in die Kamera. »Peng!« Mit dem Zauberstab deutet sie auf Herbert. »Ich könnte es so schneiden, dass aus Herbert ein Schwan wird.«

      »Oder die Goldene Gans«, schlägt Cinder vor, die sich auf Pans Schoß zusammengerollt hat. »Das wird ein Internet-Hit. Total viral.«

      »Was soll das denn werden?« Die Zwölfte Fee beugt sich vom Gepäckablagefach herunter, wo sie es sich bequem gemacht hat. »Catcontent?«

      Rapunzel blickt nicht mal auf. »Mettcontent.«

      »Der Mettigel hat eine eigene Instagram-Seite«, erklärt Cinder. »Hier anhalten!«, schreit sie dann dem Kutscher zu. »Hier ist weit genug.« Sie winkt der zweiten Kutsche zu, die daraufhin