Название | G.F. Barner 1 – Western |
---|---|
Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
Joan Powell sah ihn hängen, seine Beine zucken und seinen Hals in der grausamen Schlinge. Da schrie sie und vergaß doch, dass die Hände ihren Hals umklammerten und kein Ton aus ihrer Kehle dringen konnte. Der fürchterliche Anblick des am Balkenhaken hängenden alten Mannes war zu viel. Plötzlich tauchte eine schwarze Wand vor ihr auf und fiel über sie.
Als sie zusammenrutschte und leblos in den Fesseln hing, holte Luke Cardona blitzschnell mit seinem Messer aus. Das Seil zerplatzte, der Alte fiel die zwei Fuß tief und landete am Boden. Keiner rührte sich, sie starrten alle auf den zappelnden, in seinen Fesseln zuckenden Alten hinab. Da lag die Schlinge mit ihrem Doppelknoten, den weder Joan noch James Powell erkannt hatten. Sie hatten nicht geahnt, dass die drei Kerle nie vorgehabt hatten, den Alten aufzuhängen, dass sie zu genau wussten, wie sehr sie ihn noch gebrauchen konnten.
Furcht einblasen – das hatten sie gewollt. Ihr Plan stand längst fest, und es passte nicht in ihre Absichten, dass der Alte starb.
»Ob sie jetzt redet?«, fragte Cardona finster. »Verdammt, was ist das Weib zäh!«
»Das hab ich doch gleich gesagt«, knirschte Patingly. Er war wütend, weil bei ihm alle Langhaarigen zu gehorchen hatten. Er hatte nie Widerspruch geduldet, und wenn eine Langhaarige es doch gewagt hatte, dann nur einmal, weil er sie halb totgeschlagen hatte. »Du hast was vergessen, Luke, die ist von ihrem vierzehnten Lebensjahr an mit dem verfluchten Kartenhai von Stadt zu Stadt gezogen. Was glaubst du, was sie an Saloons gesehen, was für Männer sie kennengelernt hat, he. No, nicht so, wie du wieder denkst, Ballard. Mit Männern hat sie nichts gehabt, der Kartenhai hat wie ein Schießhund auf sie geachtet. Frage einen Mann aus, lege ihm einen Strick um die Gurgel, und er wird sich überlegen – ganz logisch und folgerichtig –, dass er sterben muss, wenn er nicht redet. Eine Frau wie die da ist ganz anders.«
»Sie sind alle gleich«, sagte Ballard wegwerfend. Er hatte sich nie was aus Frauen gemacht. »Lange Haare und wenig Verstand, Mann.«
»Nein!«, erwiderte Patingly. »Nein, Irrtum! Du Narr … Ihren Bruder verrät sie nicht, denn er hat sie aufgezogen, ist immer für sie da gewesen, begreift das endlich. Mit Drohungen erreicht ihr bei dem Weib nichts.«
Er fluchte wild, riss sein Halstuch herab und stopfte es als Knebel in Joans Mund. Dann hob er ihren Kopf in den Nacken und schüttelte sie wie wild.
»Schafft den Alten weg, schnell!«, keuchte er. »Sie soll denken, dass er hin ist. Den Strick auch wegbringen, mach schon, Ballard!«
Es dauerte eine Weile, ehe Joan Powell die Augen aufschlug. Zuerst sah sie sich verstört um, dann aber flog ihr Kopf in Richtung des Balkenhakens herum, ihre Augen weiteten sich vor Grausen.
»Na, siehst du ihn?«, erkundigte sich Patingly höhnisch. Er hatte ihre Stuhlfesseln gelöst, zwei Stricke, mit denen sie sie nur flüchtig angebunden gehabt hatten. Ihre Hände und Beine waren gefesselt geblieben. »Den hast du auf dem Gewissen. Hörst du, du hast ihn umgebracht. Dir werde ich …«
Er hasste sie, er hatte alle Frauen gehasst, die nicht getan hatten, was er von ihnen verlangt hatte. Seine Wut brach sich Bahn. Er packte Joan Powell, warf sie über seine Schulter und trug sie zum Stofftisch, von dem er die Stoffballen herabfegte. Dann warf er sie auf den Tisch, holte den Strick und band sie an. Er sah, wie ihr Gesicht hochrot anlief, wie sie verzweifelt und voller panischer Furcht versuchte zu schreien, und es doch nicht konnte. Sein Mittel begann zu wirken, jetzt wusste er, wie er sie bekam.
»Du blöde Gans!«, fauchte er. »Du redest, sonst mache ich das, was dir verdammt nicht gefällt, klar? Also, wo ist er? Er ist hier gewesen, gib es zu, nicke! Nicken sollst du, verdammt noch mal, nicken! Er ist hier gewesen. Nickst du bald?«
Sie schüttelte den Kopf, aber es war mehr die Verzweiflung. Im nächsten Augenblick packte er zu. Seine klobigen Finger krallten sich um die Knopfleiste ihrer Bluse.
»Du willst nicht?«, fauchte er in wilder Wut. »Jetzt pass mal auf, jetzt …«
Und dann zerriss er mit einem Ruck ihre Bluse. Da lag sie, die Bluse zerrissen, die Brust frei, denn das Hemd war mit in Stücke zerfetzt worden.
Einen Moment starrte Patingly gierig auf ihre weiße Brust. Es überkam ihn beinahe, aber er beherrschte sich im letzten Augenblick.
»Den Rock auch noch, was?«, krächzte er, kämpfend mit tierhaftem Verlangen und dem Rest der eiskalten Überlegung. »Am Ende wirst du wünschen, tot zu sein. Was denn, was, du nickst, du starrst mich an und nickst? Willst du etwa reden?«
Verdammt, dachte Ballard angewidert, er hat es geschafft, er weiß doch immer alles, der verdammte Lump. Es gefiel Ballard nicht, aber er machte mit, weil sie es herausbringen mussten und keine Zeit hatten. Da war die Angst vor jenem John, die sie antrieb, denn John würde ihnen den Verlust des Geldes nie verzeihen.
Patingly griff zu, zog die zerfetzte Bluse zusammen, riss Joan den Knebel aus dem Mund. Sie sah in sein wildes Gesicht, ihre Tränen ließen es nun verschwimmen.
»Wo?«, fragte Patingly. »Wo hat er sich verkrochen, he? Hör gut zu, Baby, euch geschieht nichts, er soll uns nur zeigen, wo er das Geld versteckt hat, dann könnt ihr beide verschwinden. Das ist ein Versprechen, verstanden? Also, wo ist er?«
»In – in der alten Pueblo Mine.« Sie sagte es schluchzend, hielt die Augen geschlossen.
»Und das ist die Wahrheit?«, bohrte Patingly. »Wenn du lügst – ich sage dir, wenn du uns anlügst, dann ist es aus mit dir!«
»Es ist wahr«, antwortete Joan Powell dünn und zitternd. »O ihr Teufel, ihr werdet ihn umbringen, ich weiß es.«
»Nein«, brummte Cardona finster. »Wir wollen nur das Geld. Hat er dir nicht gesagt, wo er es versteckt hat, he?«
Joan Powell zitterte am ganzen Leib.
»Nicht genau«, gab sie zurück. »Er hat gesagt, dass er einen Plan machen würde, den ich lesen könnte.«
»Was für einen Plan?«, fauchte Patingly. »Warum hat er ihn dir nicht gleich gegeben? Er hat damit rechnen müssen, dass wir ihn doch erwischen, also, warum nicht gleich?«
»Er – er will ihn auf die Rückseite einer bestimmten Kartenreihe einziehen. Mehr weiß ich nicht«, stöhnte Joan Powell erschöpft. »Es soll die Family-Card sein.«
»Familienkarte?«, fragte Cardona verstört. »Was ist das denn? Nie davon gehört. Du vielleicht, Al?«
Patingly schüttelte den Kopf, dann packte er Joan an den Haaren.
»Was ist das für eine Reihe?«
»Unsere«, erwiderte Joan mit zuckenden Mundwinkeln. »Herz-König und Herz-Dame sind Vater und Mutter. Wir haben als Kinder unsere eigenen Spiele gehabt und uns immer neue ausgedacht. Er hat sich einige neue Spielkartenpäckchen mitgenommen.«
»Verdammt schlau, der Kartentrickser, was?«, sagte Cardona bissig. »Na gut, wir werden dich mitnehmen, Mrs Powell, verstehst du? Du zeigst uns den Weg, du wirst vor uns sein und ihn dann anrufen. Und wenn er nicht gehorcht, dann kann er zusehen, was mit dir wird. Jake, hol den Alten her!«
Als sie ihren Schwiegervater gesund, wenn auch kreidebleich und zitternd wiedersah, brach sie in Tränen aus und schluchzte: »Dad, ich – ich habe nicht geglaubt, dass sie es tun würden. O mein Gott, ich habe Jeff verraten, ich Närrin. Es tut mir leid, Vater.«
Er sah sie an und schüttelte – stumm wegen des Knebels – den Kopf. Er hatte es kommen sehen und sah danach zu Boden, ehe man ihn neben den Tisch fallen ließ.
»Dad, was werden sie mit uns tun?«, fragte sie angstvoll. »Dad …«
»Genug geredet!«, schnitt ihr Patingly das Wort