Название | G.F. Barner 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
»Das werden wir«, versicherte Pablo Canelo giftig. »Noch einer von der Sorte. Er ist gerade richtig gekommen. Warte, du Missgeburt, dir werden wir zeigen, wie es ist, wenn man bei Pablo Canelo den wilden Mann spielen will! Du kannst deinen Freunden einen Gruß von Pablito bestellen. So ergeht es von nun an jedem von euch.«
Canelo öffnete die Klappe. Er war nur zwei Schritte von Jim entfernt, ließ die Kugel des Totschlägers einmal krachend gegen die Plattenkante knallen und lachte schadenfroh.
»Wenn wir mit dir fertig«, versprach Juan mit der Bissigkeit eines Mannes, dem man die Fäuste in Gesicht und Leib gedonnert hatte, »du wirst liegen auf Pferd, verfluchter Pferdedieb und Totschläger. Patron, nimm ihm Revolver weg!«
Du großer Geist, dachte Jim bestürzt. Ballard, Cardona und Patingly sind hier gewesen, und diese Narren halten mich für einen Freund der Burschen. Die Kerle haben rau gespielt, aber warum? Jetzt soll ich für ihre Teufelei bezahlen, was?
Pablo Canelo schob sich nun von der rechten Seite heran.
»Gib es ihm, Pablito!«, kreischte die Frau auffordernd. »Gebt ihm das Gleiche, was sie euch gegeben haben. Diese Bestien – male Hombre, valgame dios!«
Sie fluchte gehässig, während Pablo hämisch grinste und das Halbblut die Finger an den Abzügen der Flinte hielt. Wenn der Kerl abdrückte, war Jim ein Sieb!
*
Der Totschläger wippte, als Canelo näher kam, die Feder schnarrte misstönig, und die Kugel pfiff durch die Luft. Jim sah jene Lüsternheit in Canelos Augen, die nur aus der Rachsucht geboren werden konnte.
»Hund!«, zischte Canelo. »Herkommen, Leute bedrohen, halb totschlagen, was? Dir werde ich …«
»Halt!«, sagte Jim. »Canelo, ich warne dich, Mann! Conrads ist hier gewesen, die anderen Burschen auch, aber Conrads hat seine Spuren auf dem Herweg verwischt gehabt. Sie sind erst hier wieder deutlich geworden. Er hat zwei Pferde gehabt – meine Pferde, mein Geld, meine Sachen und Waffen. Der Bursche hat mich ausgeraubt. Hör zu, Mann …«
»Los!«, befahl Canelo giftig. »Schnell, Juan!«
Sie wollten ihm gar nicht die Waffe nehmen. Ihre Wut war zu groß, ihre Rachelust war nicht mehr zu bändigen. Da war noch einer gekommen, der nach dem Spieler gefragt hatte wie die drei Mann, die ihnen die Furcht eingeblasen hatten. Jetzt wollten sie sich rächen. Der riesige Mischling zog die Flinte blitzschnell zurück. Canelo sprang jäh vorwärts, holte mit dem Totschläger aus.
Jim hatte ihnen sagen wollen, dass er ein Copper war, aber er kam nicht mehr dazu. Sie ließen ihm keine Zeit mehr, sie gingen ihn an.
Er nutzte den winzigen Moment aus und tauchte vor der Schrotflinte tief herunter. Die Läufe schossen an ihm vorbei, statt ihm im Bauch zu landen. Gleichzeitig schwang Jim den rechten Arm herum. Es war ein Verzweiflungshieb nach Canelos Arm, dem Totschläger, der schon herabzischte. Canelo traf nicht, der Totschläger pfiff durch die Luft, die Hand prallte auf Jims Unterarm.
»Juan!«, brüllte Canelo. »Juan, schlag zu!«
Es war zu spät, denn Jim sah die nächste Chance. Vielleicht hätte Juan nicht barfuß hereinschleichen sollen. Als er zurückspringen wollte, trat Jim den Stiefel herunter. Er trat auf diesen einen Riesenfuß, mitten auf die schmutzigen Zehen.
Juan schrie nicht, er heulte wie ein Hund los. Sein Fuß fuhr in die Höhe, seine Hände senkten sich. Die Schrotflinte fiel zu Boden. Dann begann der Riese auf einem Bein zu tanzen. Dabei heulte er immer lauter, umklammerte seine Zehen, lief hochrot an und sperrte das Maul auf wie ein hungriger Walfisch.
Jim wirbelte herum. Da kreischte die Frau wie eine Furie los. Ihr Schürhaken fuhr in die Höhe. Sie wollte durch die Tresenklappenöffnung in den Vorraum. Aber da war noch Canelo mit seinem Totschläger. Der dicke Mann war zur Seite getaumelt und langsam, weil er zu fett war. Ehe er den Arm hochreißen und wieder auf Jim losgehen konnte, hatte Jim ihn erreicht und schlug ihm die Faust in den dicken Bauch.
Der Hieb trieb Canelo zurück. Der dicke Mann taumelte auf den Tresendurchlass zu, fiel gegen die hochstehende Klappe. Und die kippte um, knallte herunter.
Die Frau kreischte nicht mehr, sie wurde von der Klappe getroffen, ließ den Schürhaken fallen und fiel zeternd gegen das Warenregal, während der dicke Pablo Canelo halb über den Tresen stürzte.
In dieser Stellung erwischte ihn Jim. Er packte den dicken Kerl am Hosenboden und am Kragen, gab ihm einen Stoß, der Canelo über den Tresen fliegen ließ. Drüben kam Canelo auf. Er riss seine zeternde Frau mit um. Hinter Jim heulte der Mischling vor Schmerz, saß am Boden und knetete seine schmutzigen Zehen, wobei er von einer Gesäßbacke auf die andere schaukelte und die Augen verdrehte.
Irgendwo rechts hinter dem Tresen war der Totschläger verschwunden. Links im Vorraum lag die Schrotflinte auf dem Lehmboden.
Jim machte einen Satz, dann riss er die Flinte hoch. Der Mischling schrie nicht mehr. Er klappte den Mund zu, starrte in die Mündungen und wurde wieder blass. Canelo hatte sich kriechend zu seinem Totschläger bewegen wollen. Jetzt blieb er auf Händen und Knien wie ein fettes Warzenschwein liegen. Die Frau glotzte Jim wie den Teufel an, ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen Ton hervor.
»Nein!«, sagte Canelo, als Jim die Schrotflinte schwenkte. »Nicht, Mister, nicht abdrücken!«
»Jetzt hast du Angst, was?«, fauchte Jim. »Du verdammter Narr, hast du mich nicht zu Ende reden lassen können? Weißt du, wer ich bin?«
»No«, schnaufte der dicke Mann. »Mister, gehen Sie. Ich will mit der verfluchten Sache nichts mehr zu tun haben. Ja, ja, sie sind alle hier gewesen, zuerst der Spieler … Conrads. Er hat noch zwei Pferde gekauft und mir zwanzig Dollar extra gegeben, damit ich den Mund hielt, wenn jemand nach ihm fragen sollte. Ich hab’s ja versucht, aber die Kerle schossen an meinem Kopf vorbei. Und als ich immer noch nicht reden wollte, haben sie auf mich eingeschlagen, diese Burschen. Gehen Sie! Sie wissen jetzt alles, was wollen Sie denn noch?«
»Das Geld – mein Geld«, antwortete Jim grimmig. »Er hat nur Zwanziger gehabt, stimmt es? Woher hast du ihn gekannt, Canelo?«
»Er ist schon einmal hier gewesen«, schnaufte der Dicke. »Damals, als Budd Spencer hinter ihm her gewesen ist, um seinen Bruder Charlie zu rächen. Conrads hat Charlie in Silver City am Spieltisch erschossen. Es war Charlies Schuld, bestimmt. Conrads ist ein ehrlicher Spieler. Verdammt, in was bin ich da geraten? Hol der Teufel Cardona! Der verfluchte Kerl hat mir auch nicht glauben wollen, dass Conrads nur Zwanziger gehabt hat. Er hat was von über dreitausend Dollar gefaselt, die Conrads bei sich haben müsste. Mein, Gott, ich habe das Geld doch nicht gesehen. Mister, was willst du, dein Geld – welches Geld?«
»Das Geld, das ich für unseren Bullen bekommen habe, du Narr«, knirschte Jim. »Sehe ich aus wie ein Loofer, wie ein Grenzwolf, he? Nun gut, ich bin unrasiert und staubig, aber du kennst meinen Vater, auch meinen Bruder, du gehirnloser, rachsüchtiger Schurke. Ich bin Jim Copper.«
Canelo hatte den Mund aufgemacht, da schloss er ihn wieder. Er starrte Jim verstört an.
»Co…, Copper?«, echote er dann. »Wer …, was …, der Bruder des Marshals? Buster Toms jüngster Sohn? Allmächtiger!«
»Ja, Allmächtiger!«, knurrte Jim gereizt. »Wenn dein abgebrochener Mischlingsriese Augen im Kopf gehabt hätte, hätte er das Brandzeichen der Pferde sehen müssen, ehe er hier hereingeschlichen ist. Und Conrads’ Pferde – sag nur, du hast dir Conrads’ Pferde nicht angesehen?«
»Nein«, beteuerte Canelo. »Er hat sie am Tümpel drüben stehen lassen, ich habe sie nur aus der Ferne gesehen. Es ist zu weit gewesen, um das Brandzeichen erkennen zu können. Zudem ist das Fell voll Staub gewesen. Copper, ich habe nicht gedacht, dass er sie gestohlen haben könnte. Er hat sie doch gestohlen?«
»Ja«, gab Jim zurück.