Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Читать онлайн.
Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



Скачать книгу

nicht zutrauen, dass ich mich mit solchem Playboy eingelassen ha­be.«

      »Nein, ich frage mich nur, was Beatrice Hollenberg an ihm findet. Sie hat Niveau.«

      »Vielleicht verlockt die Mär vom reichen Mann. Aber eigentlich haben sie doch Geld genug.«

      Wie waren sie eigentlich darauf gekommen, sich über das Familienleben der Hollenbergs zu unterhalten?

      Ein Wort hatte das andere ergeben, aber für sie sollte doch nur die Patientin Astrid Hollenberg existieren, meinte Daniel.

      »Gut, dass du nicht Neurochirurg bist«, sagte Fee. »Ich würde aus der Aufregung nicht mehr herauskommen. Auf keinem Gebiet kann man so viel anrichten wie da. Wie schnell wird ein Nerv berührt bei einer solchen Operation. Das Leben des Patienten wird erhalten, aber was ist es dann manches Mal für ein Leben. Nein, ich möchte lieber tot sein als gelähmt oder entstellt, oder gar verblödet.«

      »Sag das nicht«, sagte er ungewohnt streng.

      »Es sind Tatsachen. Daniel. Wir sind Ärzte. Dein Freund Gordon muss starke Nerven haben, dass er sich an solche Sachen heranwagt.«

      »Es muss doch welche geben, die es wagen. Ja, er hat Mut. Freund, sagtest du? Ich weiß nicht, ob man es so nennen kann. Bis Michael mal Freundschaft vergibt, dauert es lange. Allerdings glaube ich, dass es dann eine unlösliche Freundschaft sein würde. So, wie zwischen deinem und meinem Vater.«

      *

      Im Haus Hollenberg herrschte auch eine fast erdrückende Stille. Früh waren sie alle wieder auf den Beinen gewesen, das Hausmädchen Tilli eingeschlossen.

      Tilli war nicht ansprechbar. Sie schluchzte nur vor sich hin, als sich Jörg und Trixi Kaffee holten. Essen wollten sie nichts. Jeder zog sich wieder in sein Zimmer zurück. Sie hatten den Vater kommen hören, waren aber nicht zu ihm gegangen. Und er war nicht gekommen.

      Jeder wartete in seinem Zimmer auf das Läuten des Telefons, herzklopfend und voller Angst. Und die Zeit schleppte sich dahin, endlos.

      »Zwei Stunden und zwölf Minuten«, sagte im Operationssaal Dr. Cornelia Kuhlmann indessen. »Mehr Narkose kann ich nicht verantworten.«

      »Es reicht«, sagte Dr. Gordon. »Mehr Licht, bitte.«

      Seine Stimme war ruhig, hatte aber keinen Klang. Seine Kehle war so trocken, dass er sich unter normalen Umständen hätte räuspern müssen. Aber nicht einmal das konnte er sich jetzt erlauben.

      Noch weitere fünf Minuten vergingen, dann ließ er die Arme sinken. Ein paar Instrumente klirrten. Die Operationsschwester seufzte erleichtert auf, sein Assistent tupfte ihm die Schweißperlen von der Stirn.

      Während die anderen wie erstarrt dastanden, ging er in den Waschraum.

      »Lassen Sie mir fünf Minuten Zeit«, sagte er über die Schulter hinweg.

      Sein Team wusste, was zu tun war. Astrid Hollenberg wurde in den Nebenraum gefahren. Das Infusionsgerät stand bereit.

      Den Kopfverband legte Dr. Gordon dann selbst an.

      Astrids Gesicht war so bleich, dass es sich kaum von diesem abhob.

      Dr. Gordon fühlte ihren Puls. Zuerst war das Schlagen seines Herzens stärker, als dass er etwas fühlen konnte mit diesen Fingern, die Millimeterarbeit hatten leisten müssen. Doch dann konnte er das schwache, unregelmäßige Klopfen vernehmen.

      Sie lebt, dachte er, und die Freude schlug wie eine Woge über ihm zusammen. Aber welche Qualen würde er noch durchstehen müssen, bis er wusste, ob dieser Eingriff ihr auch volle Genesung bringen würde.

      Während er sie betrachtete, verschwammen ihre Züge und vermischten sich mit denen von Trixi.

      Dieses Mädchen, das in seinen Träumen herumgespukt war, würde nun wohl jeden Tag hierher kommen. Und doch musste er die heiße Sehnsucht, die er bei ihrem Anblick so übermächtig empfunden hatte, tief in sich verschließen.

      Sie gehörte einem andern. Die Verlobung war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Er konnte sich an diesen Mann kaum erinnern. Er hatte ja nur sie gesehen, bis ihre Mutter zusammenbrach, aber er gönnte sie keinem andern. Niemals hatte er geglaubt, dass er solcher Gefühle überhaupt fähig sein könnte.

      »Meisterhaft haben Sie das gemacht, Chef«, sagte Cornelia Kuhlmann hinter ihm, und ihm war diese helle Stimme plötzlich widerwärtig.

      »Ich habe meine Pflicht getan«, sagte er.

      Er sah sie nicht einmal an, als er an ihr vorüberging zur Tür, um Matthias Hollenberg anzurufen. Insgeheim ballte sie die Hände und sandte ihm einen zornerfüllten Blick nach.

      Als im Hause Hollenberg das Telefon läutete, stürzten sie alle gleichzeitig aus ihren Zimmern. Aber Matthias brauchte nur die Hand zu heben und den Hörer abzunehmen. Doch seine Hand zitterte so stark, dass er dazu kaum fähig war.

      Da standen Jörg und Trixi mit leichenblassen Gesichtern, weit aufgerissenen Augen. Er sah sie an, während er auf Dr. Gordons Stimme lauschte.

      Dann wandte er sich erst einmal ab, hauchte ein Danke und fuhr sich über die Augen.

      »Die Operation ist geglückt«, sagte er leise. »Astrid geht es den Umständen entsprechend gut.«

      Jörg und Trixi fielen sich in die Arme und hielten sich stumm umschlungen. Auch Jörg schämte sich seiner Tränen nicht.

      »Wir sollen nicht vor heute abend in die Klinik kommen«, murmelte Matthias Hollenberg. »Vielleicht informierst du Rolf, Trixi.«

      »Das hat wohl Zeit. Seine Anteilnahme war nicht groß«, erwiderte Trixi bebend.

      »Alle waren erschrocken«, sagte ihr Vater.

      »Wir wollen nicht über die andern reden«, warf Jörg ein. »Über Rolf schon gar nicht.«

      Aber da sagte Tilli schüchtern, dass Frau Brugger vorhin schon mal vorbeigekommen sei, um sich nach dem Befinden der gnädigen Frau zu erkundigen.

      »Ich wagte nicht zu stören«, murmelte sie. »Ich habe ihr gesagt, dass sie operiert wird.«

      *

      August Brugger hatte es von seiner Frau vernommen. Das passte ihm nun gar nicht ins Konzept, aber er hielt seine Ansicht zurück.

      Er rief Rolf zu sich ins Zimmer, um es auch ihm zu sagen. »Du wirst in die Klinik fahren und dich nach ihrem Befinden erkundigen«, erklärte er.

      »Wozu? Das werde ich schon noch erfahren«, sagte Rolf leichthin.

      »Es macht aber einen guten Eindruck. Man soll wissen, dass wir besorgt sind. Du wirst Blumen abgeben lassen, und vielleicht triffst du Trixi. Dann kannst du ihr Trost zusprechen.«

      »Diese Sentimentalitäten!«, sagte Rolf.

      »Sie sind manches Mal zweckmäßig. Du wirst sagen, dass wir einfach zu entsetzt waren, um ihnen beizustehen. Mein Gott, sonst kannst du doch Schmus genug reden, stell dich nicht so an. Begreifst du denn nicht, was von dieser Verbindung für uns abhängt?«

      Wohl oder übel musste Rolf in den für ihn sauren Apfel beißen. Er durfte seinen Vater nicht verärgern.

      Also kaufte er einen Blumenstrauß riesigen Ausmaßes und fuhr in die Klinik.

      Man sagte ihm schon am Empfang, dass niemand zu Frau Hollenberg dürfe, aber er fragte, ob er den Arzt sprechen dürfe. Nun war er schon mal hier, und nun wollte er seinen Auftrag auch perfekt erfüllen.

      Dr. Gordon sei nicht zu sprechen, wurde ihm auf der Station gesagt, dafür aber nahm sich Cornelia Kuhlmann seiner an.

      Man konnte nicht bestreiten, dass sie ihre Reize hatte. Sie wusste sie auch immer ins rechte Licht zu rücken.

      Rolf Brugger war ein blendend aussehender Mann. Sie kannte den Namen. Sie hatte gehört, wieviel Geld hinter diesem Namen stand. Für Cornelia war er interessant, um so mehr ihr nicht verborgen blieb, dass er sie wohlgefällig musterte.

      Rolf