Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Immer schlimmer«, wiederholte sie schleppend. »Noch schlimmer? Aber jetzt geht es mir doch gut. Ich spüre gar nichts mehr.« Sie lachte auf. »Kommen Sie zu der Verlobungsparty«, fuhr sie heiter fort. »Überzeugen Sie sich, wie gut es mir geht.«
Ihr Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, ihre Augen glänzten. Sie glänzten unnatürlich, aber das würde wohl nur ein Arzt bemerken. Doch aller Charme, der sie in gesunden Tagen so begehrenswert machte, zeigte sich auch jetzt. »Und meinetwegen bringen Sie auch Ihren Neurologen mit, wenn Sie ihn so gut kennen. Ja, es würde mich freuen, Sie bei uns begrüßen zu können.«
Sie kramte in ihrer Handtasche, nahm eine Büttenkarte heraus und sagte nahezu euphorisch: »Bitte, da ist die Einladung.«
Sie sprach phantastisch auf dieses Medikament an, aber Dr. Daniel Norden wusste nur zu gut, dass seine Wirkung nicht länger als vierundzwanzig Stunden anhalten würde. Er ließ sich nicht so täuschen von ihren beschwingten Schritten wie Molly.
»Nanuchen?«, fragte sie verdutzt, »sind Sie unter die Wunderheiler gegangen? Vorhin konnte sich Frau Hollenberg doch kaum aufrecht halten.«
Er sagte einen Namen, und da wurde die gute Molly blass.
»Guter Gott«, seufzte sie, »und was kommt danach?«
»Meiner Meinung nach nur eine Operation, und dann können wir nur hoffen, dass sie gelingt.«
»Dann waren es ihre Befunde, über denen Sie so gebrütet haben?«, kombinierte sie.
»Ja, Molly, und jetzt ist mir mies. Sie wollen übermorgen die Verlobung ihrer Tochter feiern, und dazu hat sie mich auch noch eingeladen.«
»Was werden Sie tun?«
Er überlegte ein paar Sekunden. »Hingehen, um eventuell das Schlimmste zu verhindern. Und jetzt werde ich gleich mal Michael Gordon anrufen und ihn fragen, ob er nicht mit von der Partie sein will.«
*
Dr. Michael Gordon war seit vier Monaten Chefarzt an der Neurochirurgischen Klinik. Vom gleichen Jahrgang wie Dr. Norden, hatte er bereits eine steile Karriere gemacht, die er allerdings keiner Protektion, sondern seinen besonderen Fähigkeiten verdankte. Dazu war er ein sehr interessanter Mann, bei dessen Erscheinen in dieser Klinik sogleich die Herzen aller Schwestern höher geschlagen hatten, auch das Herz der Narkoseärztin Cornelia Kuhlmann, deren Herz allerdings leicht entflammbar war.
In diesen vier Monaten war es allerdings keiner gelungen, diesem ernsten Männergesicht auch nur ein einziges Lächeln zu entlocken.
Das gelang nur kranken Kindern, die ihm anvertraut waren. Wenn Dr. Gordon mit ihnen allein war, entfaltete sich der ganze Gefühlsreichtum dieses Mannes, der sich diesem Beruf verschrieben hatte, weil er hatte miterleben müssen, wie seine jüngere, über alles geliebte Schwester an einem inoperablen Gehirntumor gestorben war.
Mit aller Leidenschaft und innerer Beteiligung wollte er solchen Leiden Einhalt gebieten, helfen und heilen, wo andere schon aufgegeben hatten. Aber immer und immer wieder musste er die deprimierende Erkenntnis gewinnen, dass auch noch so heißes Helfenwollen seine Grenzen hatte. Das hatte ihn über seine Lebensjahre hinaus ernst und reif gemacht. Ein Privatleben kannte er kaum. Ab und zu traf er sich mit Daniel Norden, aber als dieser ihn anrief, um ihn zu einer Party einzuladen, war er doch verwundert.
»Was soll ich da, Daniel?«, fragte er.
»Das erkläre ich dir. Es hat seinen guten Grund. Es geht um eine Patientin. Ich brauche deine Hilfe. Michael.«
Seine Hilfe versagte er niemandem, und er wusste mittlerweile auch, dass Daniel genauso wenig an Partys gelegen war wie ihm. Daniel war schließlich verlobt, und ihm stand der Sinn nicht nach Amüsements.
»Komm vorher noch auf einen Drink zu mir, dann erkläre ich dir das Wichtigste«, hatte Daniel gesagt. »Wir fahren gemeinsam hin.«
Der Freitagabend war herangekommen. Michael Gordon war recht müde von einem anstrengenden Arbeitstag, einer schweren Operation, die allerdings so günstig verlaufen war, dass er einen zufriedenen Eindruck machte.
Daniel servierte ihm dann noch seinen Wundercocktail, der kolossal belebend wirkte. In seiner Gesellschaft war Michael auch lebhafter als sonst.
»Willst du mir jetzt nicht erklären, warum du mich unbedingt auf dieses Fest schleppen willst?«, fragte er. »Wohin geht es eigentlich?«
»Zu Bankdirektor Hollenberg. Seine Tochter verlobt sich heute.«
Der Name sagte Michael nichts. Sein schmaler gutgeschnittener Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.
»Braucht sie dafür ärztlichen Beistand?«, fragte er.
»Nein, es handelt sich um ihre Mutter. Die sollst du dir genau anschauen. Ich will vorher nichts sagen. Du sollst ganz unbefangen sein. Ich kann mich schließlich auch täuschen.«
»Du hast aber schon eine Diagnose gestellt«, sagte Dr. Gordon nachdenklich.
»Über die reden wir später.«
Während sie sich auf den Weg machten, trafen im Hause Hollenberg schon die ersten Gäste ein. Einige wollten sich gar nichts entgehen lassen von diesem gesellschaftlichen Ereignis.
Gemunkelt wurde genug über die Hollenbergs in letzter Zeit. In der Ehe sollte es kriseln, der Sohn sollte sich zu einem Playboy entwickeln, und die Tochter Beatrice wurde häufig mit dem einzigen Sohn des steinreichen Industriellen Brugger gesehen.
Vor allem die jungen Damen unter den Geladenen wollten es ganz genau wissen, ob es ernst wurde zwischen den beiden, denn manch eine war unter ihnen, mit der Rolf Brugger auch schon einen heißen Flirt gehabt hatte.
So waren Neugierde, Neid und Missgunst die hauptsächlichen Gefühle bei den Damen, verdeckt von scheinfreundlichen Mienen.
Beatrice Hollenberg, meist nur Trixi genannt, war ein bezauberndes Geschöpf. Sie war viel zu natürlich und unverdorben, um auch nur entfernt zu ahnen, von welchen Empfindungen die Gäste bewegt waren. Sie machte allerdings nicht den strahlend glücklichen Eindruck, den zumindest ihr Vater erwartet hatte.
Immer wieder irrten ihre Blicke zu ihrer Mutter, die in einem sehr dezenten, schwarzweiß gemusterten Abendkleid zerbrechlich zart wirkte.
»Mama scheint heute wieder ihre schmerzhafte Migräne zu haben«, raunte Trixi ihrem Zukünftigen zu.
»Launen«, sagte Rolf wegwerfend. »Sie scheint jetzt schon in die Wechseljahre zu kommen. Verdirb mir nicht vollends die Laune mit so was«, sagte er. »Es langt mir schon, dass dein Bruder meine Eltern mit seinem Aufzug schockiert hat.«
Bei Jörg hatte alles Bitten und Zureden nichts genützt. Er lasse sich nicht in solchen Affenfrack zwängen, hatte er aggressiv erklärt.
Wie man auf den Gedanken kommen konnte, Jörg Hollenberg als Playboy zu bezeichnen, war wahrhaft nicht zu ergründen. Dass er zur grauen Hose ein dunkelblaues Samtjackett angezogen hatte, war das äußerste Zugeständnis, das er seiner Mutter gemacht hatte. Am liebsten wäre er der Party überhaupt ferngeblieben. Die feindseligen Blicke, die er seinem zukünftigen Schwager zuwarf, ließen deutlich darauf schließen, dass dieser ihm als Familienmitglied mehr als unwillkommen war.
Ja, Rolf Brugger konnte man schon eher als Playboy bezeichnen. Natürlich trug er den extravagantesten Abendanzug, der überhaupt aufzutreiben gewesen war.
Astrid Hollenberg hielt sich an der Seite ihres hochgewachsenen, sehr imponierend wirkenden Mannes mühsam aufrecht. Bis vor einer Stunde hatte sie sich noch so wohl gefühlt, dass sie Dr. Nordens Prognose Lüge gestraft hätte, aber schlagartig machte sich bei ihr nun ziemlich schnell fortschreitende Erschöpfung bemerkbar, die auch ihrem Mann nicht entgehen konnte, obgleich er damit beschäftigt war, Hände zu schütteln und den Damen Komplimente zu machen.
Er war schon immer ein blendender Gastgeber gewesen, und bis vor einigen Monaten hatte man ihn und seine Frau als »das« Paar bezeichnet. Jetzt aber