Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Und du schweigst«, sagte Brugger barsch, um zu betonen, wer hier Herr im Hause war.
Wortlos verließ Hilda Brugger den Raum. Auch ihr wurde das ganze Elend ihres Lebens an diesem Abend bewusst. Sie saß in einem goldenen Köfig. Aber auch sie fragte sich: Wie lange noch?
Es war seltsam, aber jetzt wünschte sie diesem Käfig zu entfliehen, in dem sich keine Gefühle entfalten konnten. Sie mochte Trixi sehr. Sie hätte sich keine liebere Schwiegertochter wünschen können, wenn nur Rolf der richtige Mann dafür gewesen wäre. Die bittere Erkenntnis, dass sie ihrem Sohn nichts Gutes nachsagen konnte, bereitete ihr Seelenqualen. Sie fand in dieser Nacht ebensowenig Schlaf, wie Matthias Hollenberg, der mit der grausamen Wahrheit fertig werden musste, dass das Leben seiner Frau so oder so in höchster Gefahr war.
Er sah Astrid vor sich als junges Mädchen bezaubend, anmutig, so, wie Trixi heute war. Er war Angestellter in der Bank ihres Vaters gewesen, bis über beide Ohren verliebt in dieses schöne und reiche Mädchen, ohne hoffen zu können, dass er ihre Hand erringen könnte. Er war aus gutem Hause, aber eben doch nur Angestellter ihres Vaters. Und doch war ihm das Glück beschieden, dessen Jawort zu erhalten. Astrids Vater hatte gewusst, dass er in ihm einen verlässlichen Nachfolger finden würde, und er war nicht enttäuscht worden.
Nein, diesen Vorwurf brauchte sich Matthias Hollenberg wenigstens nicht zu machen. Er hatte die solide, gut fundierte Bank zu größter Blüte gebracht, und sie hatten eine überaus glückliche Ehe geführt.
War sein Ehrgeiz zu groß gewesen? Hatten die kritischen Mannesjahre eine Krise in seiner Ehe herbeigeführt?
Nein, das wies er von sich. Niemals hätte er sich von seiner Familie getrennt, wenngleich es in letzter Zeit auch öfter zu Differenzen zwischen ihm und Astrid gekommen war. Meistens war Jörg der Grund, der aus der Reihe tanzte, der nicht studieren wollte, wie sein Vater es wünschte, sondern auch das Bankwesen von der Pike auf lernen wollte.
Hatte er dabei seine Sache nicht gut gemacht? Hineingeredet hatte er ihm. Gewarnt hatte er ihn vor allem vor Brugger. Dieser grüne Junge wagte es, Kritik an Brugger zu üben, gegen eine Verbindung der beiden Familien zu rebellieren, auch gegen den Vater. Er hatte die Spannungen erzeugt auch innerhalb der Familie.
Aber jetzt, da Matthias Hollenberg am Bett seiner Frau saß und alles überdachte, sah er Jörg plötzlich mit anderen Augen. Der harte Vorwurf des Jungen hatte ihn tief getroffen.
»Nun gehörst du zu den ganz Großen, Vater«, hatte er gesagt, »aber was wärest du ohne Mama?«
»Ja, was wäre ich ohne dich, Astrid«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Dr. Norden hatte Trixi und Jörg heimbegleitet, denn der junge Mann war nicht mehr fähig, sich selbst ans Steuer zu setzen. Es war schwer gewesen, die beiden zu überreden, die Klinik zu verlassen. Dr. Gordon hatten sie nicht mehr getroffen.
»Meinen Sie nicht, dass dieser Dr. Gordon zu unerfahren ist, eine so schwierige Operation auszuführen?«, fragte Jörg deprimiert.
»Er ist ein sehr erfahrener Neurochirurg«, erwiderte Daniel. »Sie dürfen sich von seinen jungen Jahren nicht täuschen lassen.«
»Sie kennen ihn schon länger?«, fragte Trixi stockend.
»Wir sind ein Jahrgang.Wir haben ein paar Semester zu gleicher Zeit an der Sorbonne studiert. Dr. Gordon war bis vor einigen Monaten Arzt an einer Pariser Klinik. Ich hatte Ihrer Mutter empfohlen, sich von ihm untersuchen zu lassen.«
Trixi versank wieder in Schweigen. Sie dachte über den seltsamen Zufall nach, der ihr dieses Wiedersehen beschert hatte. Zufall – Schicksal? Ihr kam das Wort in den Sinn: Den Zufall schickt uns Gott. Zum Schicksal muss der Mensch ihn erst gestalten.
Aber sie konnte nicht mehr nachdenken. Auch ihr Kopf schmerzte, und sie stellte sich vor, was ihre Mutter erst für Schmerzen gelitten haben musste.
Sie wagte auch nicht daran zu denken, welche Folgen diese Operation haben könnte. Wenn ihre über alles geliebte Mami nun sterben musste – der Herzschlag stockte ihr bei diesem Gedanken, dann würde ihr Vater Michael Gordon wohl die Schuld geben!
Und er selbst, würde er sich freisprechen können von Schuld, weil er das Leiden seiner Frau als Launen belächelt hatte?
Eisige Schauer krochen über ihren Rücken, als sie nun allein in ihrem Zimmer war. Das gelbe Chiffonkleid lag am Boden. Es hatte ein Vermögen gekostet, und nun stieß sie es mit dem Fuß beiseite, hob es dann auf, weil sie es nicht mehr sehen konnte und warf es in den Wandschrank.
Weinend vergrub sie den Kopf in den Kissen, nichts als ein angsterfülltes Mädchen, das um das Leben der Mutter bangte.
*
Die Morgendämmerung kroch in das Krankenzimmer, als Astrid die Augen aufschlug. Sie fühlte keine Schmerzen. Die Spritze wirkte noch immer nach.
Der Kopf ihres Mannes ruhte auf ihrer Hand. Sie spürte seine trockenen Lippen. Leicht streichelte sie sein dichtes Haar.
»Matthias«, flüsterte sie. »Habe ich dich sehr erschreckt?«
Sie wähnte sich daheim in ihrem Bett. Erst, als sie nach dem Lichtschalter tastete, spürte sie, dass etwas anders war.
»Wo bin ich?«, fragte sie.
»In der Klinik, mein Liebes«, erwiderte er mit heiserer Stimme.
»Es tut mir leid«, murmelte sie.
»Mir muss es leid tun, Astrid, dass ich nicht merkte, wie elend du warst.«
»Ich fühlte mich doch wohl.«
Auch jetzt noch wollte sie ihn täuschen, aber er wusste nun die Wahrheit.
»Du warst zu tapfer und ich zu blind«, sagte er. »Sprich jetzt nicht, Liebes. Ich werde Dr. Gordon rufen.«
»Dr. Gordon. Dr. Norden hat ihn mitgebracht. Er sagte –«, sie unterbrach sich, presste die Lippen aufeinander.
»Er riet dir, in eine Klinik zu gehen«, sagte Matthias mit schwerer Stimme. »Ich weiß alles. Warum hast du mir nichts gesagt?«
Ja, warum nicht? Sie dachte darüber nach. Hatte sich nicht Angst gehabt, dass er sie auslachen würde? Nun hatte er Angst. Sie fühlte es.
»Muss ich hierbleiben?«, fragte sie leise.
Die Augen brannten ihm. Er schluckte ein paarmal, bevor er sagen konnte, dass sie operiert werden müsse.
»Wenn ich dadurch von diesen Schmerzen befreit werde, möglichst bald«, sagte sie tapfer. Ihm zerriss ihre Zuversicht fast das Herz, aber er wusste nicht, wie hoffnungslos sie im Innern war.
»Hoffentlich haben die Gäste nichts bemerkt«, fuhr sie fort. »Wie lange wart ihr zusammen?«
»Mein Gott, glaubst du, wie könnten feiern, wenn du nicht dabei bist«, kam es gequält über seine Lippen.
»Und dieVerlobung?«
»Wird aufgeschoben, bis du gesund bist.«
Er wollte seiner Stimme einen leichten Klang geben, aber es gelang ihm nicht.
»Meinst du, dass Rolf der richtige Mann für Trixi ist?«, fragte Astrid leise.
»Ich weiß jetzt nur, dass du dir keine Gedanken machen sollst. Nur du bist jetzt wichtig, Astrid.«
So nahe waren sie sich schon lange nicht mehr gewesen. Es wurde heller und heller im Zimmer, und sie konnte die Gesichtszüge ihres Mannes nun deutlich erkennen. Es war ein um Jahre gealtertes Gesicht mit tiefen Falten auf der Stirn und in den Augenwinkeln.
Alle Zweifel an ihm, die sich doch so tief in ihrer Seele eingenistet hatten, schwanden, als sie ihn lange betrachtete. Er war bei ihr, er gehörte zu ihr, und wenn es ihre letzten Stunden sein sollten, würde sie mit diesem Bewusstsein die Augen schließen. Astrid war ganz