Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Aber es muss ihr doch zu helfen sein, David«, sagte Katja bebend.
»Nein, es ist Leukämie.«
»Oh, mein Gott«, flüsterte Katja. »Und du bist dennoch zu mir gekommen?«
Er nahm ihre Hände und drückte sie zärtlich an seine Lippen.
»Ich brauche dich, Katja. Ich brauche jetzt einen Menschen, für den ich nicht nur der berühmte Pianist bin. Lorna hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Wer weiß, wo ich sonst wäre. Sie hatte Ehrgeiz, sie hat mich vorangetrieben, aber sie war der einzige Mensch, auf den ich mich verlassen konnte, bis ich dich kennenlernte. Irgendwie bin ich in dieses Leben noch immer nicht hineingewachsen, werde ich mit dem Erfolg nicht fertig. Ich weiß nicht, was ich mit den Menschen reden soll, die mich bestürmen. Du weißt doch, wie schwer mir das fällt.«
»O David«, sagte Katja voller Zärtlichkeit. »Komm jetzt und ruh dich erst einmal aus. Ich werde mit dir nach Zürich zu Lorna fahren. Ich lasse dich nicht allein, und Paps und Mutti werden es verstehen.«
Wer hätte glauben wollen, dass Katja noch vor einem Jahr ein hilfloses Geschöpf war, dass sie nach dem lähmenden Schock die ersten Schritte allein wieder getan hatte, um David entgegenzugehen, als er damals das erste Mal der Insel Lebewohl sagen musste? Sie wuchs über sich hinaus. Jetzt war sie die Stärkere, die ihn in seiner Zerrissenheit stützte.
»Ich habe viel von David Delorme gehört«, sagte Christina zu Anne Cornelius, als David am nächsten Morgen mit Katja nach Zürich gefahren war. »Ich habe mir berühmte Künstler immer ganz anders vorgestellt. Er ist doch sehr berühmt.«
»Er ist ein großer Künstler, aber ein sehr bescheidener Mensch«, erwiderte Anne Cornelius. »Er stammt aus ganz armen Verhältnissen, und tatsächlich hat er Lorna Wilding alles zu verdanken. Allein hätte er es nie geschafft. Er hat einfach nicht die Ellenbogen dazu. Er geht in seiner Kunst auf. Ich fürchte nur, dass Katja zu jung ist, um ihm den nötigen Halt zu geben.«
»Sie liebt ihn«, sagte Christina sinnend. »Und er liebt sie, sonst wäre er nicht zu ihr gekommen.« Sie ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. »Vielleicht erwartet Björn, dass ich den Weg zu ihm finde«, sagte sie gedankenverloren. »Ich möchte zu ihm finden, Frau Cornelius. Ja, ich möchte es. Es ist mir so, als würde er mich rufen.«
Anne war es bei diesen Worten ganz seltsam zumute, aber sie rettete sich mit einem Lächeln über die Beklemmung hinweg, die sie gefangengenommen hatte.
»Dann hat der Ruf Sie gerade im richtigen Augenblick erreicht«, sagte sie. »Dr. Schoeller macht sich eben bereit, nach München zu fahren.«
»Er würde mich mitnehmen?«, fragte Christina elektrisiert.
»Aber selbstverständlich«, lächelte Anne Cornelius. »Nur – wird Lining einverstanden sein?«
»Ich komme ja morgen wieder zurück.«
»Lining ist mit Henriette zum Markt gefahren. Sie werden erst gegen drei Uhr zurück sein.«
»Dann sagen Sie es ihr bitte, dass ich zu Björn gefahren bin. Sie wird es verstehen. Oh, ich muss mir ganz schnell etwas anderes anziehen. Kann Dr. Schoeller so lange warten?«
»Auf ein paar Minuten wird es ihm nicht ankommen«, erwiderte Anne Cornelius nachsichtig. Und als Christina davongerannt war und Dr. Cornelius zu ihr trat, um sich zu erkundigen, was denn los sei, sagte sie: »Oh, diese Kinder, wie sie doch ungestüm ihrem Herzen folgen, Hannes.«
»Um auf manchen Irrweg zu geraten«, meinte er. »Doch das muss wohl sein, damit sie reif werden und stark genug, um sich im Leben zu behaupten. Dr. Reuwen wird ja hoffentlich nicht gerade auf dem Wege hierher sein.«
»Nein, er hat heute Morgen angerufen, dass er am Wochenende kommt.« – Dr. Cornelius drehte sich um. »He, Jürgen, rasen Sie nicht gleich los. Sie bekommen Gesellschaft«, rief er dem jungen Arzt zu, der in diesem Augenblick seinen Wagen aus der Garage fuhr. Und da kam auch schon Christina in einem bezaubernden roten Trachtenkostüm, das sie erst vor ein paar Tagen erstanden hatte, als sie mit Katja in die Stadt gefahren war.
»Danke, dass ich Urlaub bekommen habe!«, rief sie Dr. Cornelius zu.
»Ich bin ja gar nicht erst gefragt worden«, gab er humorvoll zurück. Aber als der Wagen dann ihren Blicken entschwand, nahm er die Hand seiner Frau und sagte: »Dem Leben wiedergegeben, Anne. Sie wird nicht mehr lange bei uns bleiben.«
»Aber sie wird genauso gern zurückkehren, wie alle anderen auch, aber unsere Katja werden wir wohl hergeben müssen.«
Dr. Cornelius legte zärtlich den Arm um seine Frau.
»Und auch sie wird zurückkommen, mein Liebes, immer wieder, um sich auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen. Doch warten wir es ab. Wenn mich nicht alles täuscht, kommen da schon unsere neuen Patienten.«
Und wieder einmal betraten zwei Menschen die Insel, deren Mienen von Leid und Schmerz gezeichnet waren.
*
Mit einem Aktenstoß unter dem Arm stieg Björn aus seinem Wagen. Er war gut gelaunt, denn von Anne Cornelius hatte er heute erfahren, dass es Christina eigentlich so blendend ging, dass man sie nicht mehr als Patientin bezeichnen könne. Er freute sich auf das Wochenende, das er mit ihr verbringen wollte, und er hatte sich vorgenommen, nun auch Zukunftspläne mit ihr zu schmieden.
So wich er erschrocken und bestürzt zurück, als Katinka die Tür öffnete und mit grimmiger Miene vor ihm stand.
»Besuch ist gekommen«, knurrte sie, und da girrte auch schon eine Stimme durch die Diele: »Björn, mein Lieber, du …« Doch die Frau erstarrte, als sein hasserfüllter, verächtlicher Blick sie traf. Björn Reuwen sah gefährlich und drohend in diesem Augenblick aus. Zugleich aber bewegte ihn blankes Entsetzen, denn vor ihm stand Jennifer, sehr schlank, attraktiv, von südlicher Sonne tief gebräunt und nach letztem Schick gekleidet.
Nach allem, was er inzwischen erfahren hatte, musste er an Halluzinationen glauben. Und das war durchaus verzeihlich.
»Du wagst es, hierherzukommen!«, sagte er bebend vor Erregung.
»Warum sollte ich das nicht? Du bist doch der einzige Mensch, der mir nahesteht, der mir immer nahestand«, erwiderte sie. »Ich verstehe nicht, warum du mich ansiehst, als wäre ich aussätzig.«
»Ich empfinde Abscheu und Ekel vor so viel Skrupellosigkeit«, sagte er, nun wieder gefasst und sehr kalt. »Du bist bei Bob in eine gute Schule gegangen, meine Hochachtung.«
»Ach, hör mit Bob auf. Was habe ich schon mit ihm zu schaffen«, sagte sie leichthin. »Deine Eifersucht kannst du dir sparen.«
»Eifersucht?« Er schnippte mit den Fingern. »Für mich bist du das letzte Stück Dreck auf dieser Welt.« Verächtlich bog er seine Mundwinkel herab.
Solche Worte aus Björn Reuwens Mund hatte noch niemand gehört, doch Jennifer hatte sich während der letzten Monate in einer so zweifelhaften Gesellschaft bewegt, dass ihr solche Worte durchaus geläufig waren. Sie lachte auf.
»In welchen Kreisen bewegst du dich neuerdings, Björn?«, fragte sie frivol. »Bist du auf den Geschmack gekommen, dass es noch andere Freuden gibt, als dauernd hinter verstaubten Akten zu hocken?« Ein hässliches Lachen folgte diesen Worten.
»Du verlässt auf der Stelle dieses Haus«, sagte er wütend.
»Ich denke nicht daran. Schließlich habe ich ein Recht darauf. Immerhin war ich ein paar Wochen mit deinem Bruder Bob verheiratet und bin seine Alleinerbin.«
»Was willst du erben? Seine Schulden?«, fragte Björn, der seine Beherrschung, die er jetzt unbedingt brauchte, endlich wiedergefunden hatte.
»Du wirst nicht so kleinlich sein, mein Lieber. Schließlich hat uns ja auch mal etwas verbunden. Wie ich feststellen konnte, bist du noch immer frei und ledig. Es war ein Fehler, dass ich auf Bob hereingefallen bin. Ich werde dir alles