Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Читать онлайн.
Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



Скачать книгу

denn nicht schlicht und einfach heiraten? Hübsch genug ist sie doch.«

      Sabine, Helga Molls Tochter, hatte als Volontärin in Isabels Redaktion angefangen, aber sich sehr schnell ganz in den interessanten Beruf hineingefunden und engagiert.

      »Schön dumm wäre sie«, meinte Isabel. »Eine Frau sollte überhaupt erst heiraten, wenn sie alles erreicht hat, was im Bereich ihrer Möglichkeiten liegt. Dann ist sie nie auf ein Mannsbild angewiesen.«

      »Du, das werde ich Jürgen erzählen«, sagte Daniel spitzbübisch.

      »Er kennt meinen Standpunkt. Ehe soll Partnerschaft sein, nicht Abhängigkeit. Schließlich kann es auch mal der Fall sein, dass ein Mann auf seine Frau angewiesen ist, und sie steht dann dumm da, wenn sie nicht für den Lebensunterhalt sorgen kann. Der Mann, lieber Dan, muss nicht immer der Stärkere sein. Und wenn eine Frau die Ehe bloß als Versorgungsmöglichkeit betrachtet, hat sie bei mir schon verspielt. Unser Sabinchen hat’s begriffen. Sie ist ein ganz tüchtiges Mädchen. Meine Güte, wir kommen mal wieder vom Hundertsten ins Tausendste, und dabei habe ich so viel zu tun. Also, wenn Dr. Reuwen sich meldet, sagt ihm Bescheid, dass er von John Callen interessante Informationen bekommen kann.«

      Zehn Minuten später, nachdem sie die Nordens verlassen hatte, landete das Flugzeug aus Kopenhagen in München-Riem.

      Lining hatte auch das gar nicht richtig bemerkt.

      »Was, wir sind schon da?«, fragte sie verblüfft und schaute auf das Flughafengebäude.

      »Ja, so schnell geht es, Lining«, erwiderte Björn. Er nahm sie beim Arm und führte sie hinaus.

      »Sie sind ein netter Mensch«, sagte sie. »Wann sind wir denn nur bei dem Kind? Hinfliegen können wir wohl nicht?«

      Ein kleines Lächeln huschte über Björns Gesicht. »Nein, da müssen wir schon mit dem Auto fahren. Und wir sind fast so lange unterwegs wie mit dem Flugzeug von Kopenhagen bis München, wenn wir Pech haben.«

      »Wieso Pech?«

      »Es kommt auf den Verkehr an. Auf den Autostraßen geht es wilder zu als in der Luft.«

      »Ich wusste nicht, dass das Fliegen so schön ist«, sagte Lining. »Über den Wolken fühlt man erst, wie winzig die Erde ist im All und wie ganz klein der Mensch. Und was ist schon das Leben? Ein Hauch in der Ewigkeit.«

      Eine erstaunliche Philosophie war das für eine so einfache Frau. Aber sie dachte nicht, sie sagte einfach, was sie fühlte. Björn mochte Lining sehr.

      »Ich würde gern zu Hause anrufen, ob etwas Besonderes vorliegt«, erklärte er.

      »Tun Sie das nur«, sagte Lining.

      Er erfuhr von Katinka, dass Dr. Norden angerufen hatte und dringendst um seinen Rückruf bäte, wenn er zurück sei. Erregt und besorgt rief Björn bei Dr. Norden an, denn all seine Gedanken galten Christina. Er hatte Angst, schlechte Nachrichten über sie zu bekommen.

      Aber von Fee hörte er dann, was Isabel gerade erst berichtet hatte.

      Mit zwiespältigen Gefühlen kehrte er zur wartenden Lining zurück. Er wusste nicht recht, wie er sich entscheiden sollte.

      »Es gibt also was«, sagte Lining.

      »Sie können Gedanken lesen.«

      »Da braucht man nicht weit zu gucken«, meinte sie und ließ den Blick auf seinem Gesicht ruhen.

      »Wenn ich Sie jetzt in ein Taxi setze, das Sie zur Insel der Hoffnung bringt, sind Sie mir dann böse?«, fragte Björn direkt.

      »Warum denn? Wenn der Mann anständig fährt. Werden Sie nachkommen?«

      Er wunderte sich schon nicht mehr, dass sie in Bezug auf Bob so konsequent gewesen war. Lining liebte keine Umwege und kein Zögern.

      »Ich komme so schnell wie möglich nach. Sie könnten eventuell auf mich in unserem Haus warten.«

      »Nein, ich möchte zu Christina. Ich fühl’s, dass sie an mich denkt. Hier drinnen spür’ ich es«, sagte sie und klopfte auf die Stelle, wo sich das Herz des Menschen befindet. »Es wird mit dem Taxi wohl ziemlich teuer werden, aber ich habe meine Ersparnisse dabei.«

      »Das geht selbstverständlich auf meine Rechnung, Lining«, sagte Björn.

      »Das wäre wohl noch schöner.«

      Er brachte sie zum Taxi. In ihrer dänischen Muttersprache ermahnte sie den Fahrer sofort, sie sicher ans Ziel zu bringen. Der sah sie nur konsterniert an.

      Björn erklärte es ihm auf deutsch und drückte ihm unauffällig ein paar Geldscheine in die Hand.

      »Die Dame möchte heil ans Ziel gelangen«, sagte Björn.

      »Ich auch. Auf mich warten eine Frau und drei Kinder. Was für eine Sprache spricht die Dame?«

      »Dänisch.«

      »Ich kann auch etwas deutsch«, erklärte Lining betont.

      Björn drückte ihr fest die Hand. »Ganz sanft müssen Sie mit Christina sein«, sagte er.

      »Ich werde es schon recht machen«, erwiderte sie und lächelte ihn freundlich an.

      Nur diese eine Nachricht hatte Björn hier zurückhalten können: Bob war tot! Es gab einen Mann, der dies beweisen konnte.

      Er musste diesen Mann sprechen. Er musste den Beweis erhalten.

      *

      John Callen war nicht der Typ des Abenteurers. Er war mitelgroß, sehr schlank, hatte leicht ergrautes Haar, ein schmales, faltiges Gesicht, das tief gebräunt war, was die Falten noch mehr hervortreten ließ. Seine Nase war schmal und scharf gebogen. Auch seine Augen waren wachsam wie die eines Raubvogels, ohne dass sie gefährlich gewirkt hätten.

      Björn traf ihn in der Hotelhalle in Gesellschaft von Arne Larsen und Isabel, die – von Fee verständigt – auch dorthin geeilt waren. Vorerst wollte sie ihre ganz privaten Angelegenheiten zurückstellen, denn so ganz hatte sie ihrem Journalistendasein doch noch nicht Adieu gesagt.

      Für sich selbst hatte sie die Entschuldigung, dass ihr das Wohl und Wehe jedes Patienten der Insel der Hoffnung am Herzen liegen müsse.

      Für Björn bestand bald kein Zweifel, dass John Callen seinen Bruder persönlich gekannt hatte, denn er konnte ihn nicht nur genau beschreiben, sondern wusste auch Einzelheiten, die man nur kennen konnte, wenn man mit Bob gesprochen hatte.

      Dass John Callen auch auf einen Profit bedacht war, konnte man ihm nicht verübeln. Unter eigener Lebensgefahr hatte er seinen Film in Israel gedreht. Wenn er aus diesem nun einzelne Szenen herausschneiden sollte, dürfte diese Mühe nicht umsonst sein.

      Björn war zu allem bereit, doch er wollte den Film erst sehen. Dem stand nichts im Wege. Isabel sorgte dafür, dass sie einen Vorführraum und auch eine Leinwand bekamen.

      Und Björn sah seinen Bruder Bob. Zuerst in Gesellschaft einer schönen Frau, die er sofort erkannte. Überrascht konnte er nicht mehr sein, dass es Jennifer war, wenngleich nicht auszuschließen gewesen war, dass Bob sich vorübergehend anderweitig engagiert hatte. Liebe war für ihn nicht gleich Treue und Beständigkeit. Für ihn hatten schon immer andere Gesetze gegolten oder gar keine. Er hatte immer das getan, was ihm gefiel.

      John Callen gab mit ruhiger Stimme seine Kommentare zu dem Film, stoppte ihn, wenn Björn Halt gebot, und ließ ihn auch zurücklaufen.

      Bob und Jennifer sahen blendend aus, eines Filmpaares würdig. Tief gebräunt von der Sonne, leger gekleidet, sah man sie durch eine komfortabel eingerichtete Hotelhalle gehen.

      »Wir haben einen sehr amüsanten Abend verbracht«, erklärte John Callen. »Am nächsten Tag war alles vorbei. Da sah es dann so aus.«

      Man sah es. Das Hotel hatte gerade den Überfall überstanden. Menschen lagen verletzt am Boden, Blut floss, und auf einer Bahre lag Bob mit toten Augen.

      »Ich konnte ihn identifizieren«, sagte John Callen.