Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Читать онлайн.
Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



Скачать книгу

ein Mensch sich ändern?«, fragte Christina. »Kann ein Mensch das?«

      »Gewiss.«

      »Durch besondere Ereignisse«, sagte sie sinnend. »Hast du dich früher gut mit Bob verstanden?«

      Björn wollte nicht über Bob sprechen, nicht über die Kindheit und Jugend, die er mit ihm verbracht und in

      der es so viele Stürme gegeben hatte. Jetzt war Bob tot, er, der immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen wollte.

      »Ich bin jetzt ein ganz anderer Mensch als früher«, sagte Christina in das Schweigen hinein. »Wie ist Bob gestorben? Durch einen Unfall?«

      »Bei einem Überfall auf ein Hotel. Es geschah in Israel.«

      »Es ist seltsam«, sagte Christina. »Man kann dem Verderben nicht davonlaufen. Der Tod folgt einem um die ganze Welt. Mors certa, hora incerta. Der Tod ist gewiss, doch ungewiss die Stunde. Wir haben es in der Schule gelernt.«

      Björn war erschüttert von der Ruhe, die sich in ihrem Antlitz ausdrückte, mit der sie diese Worte sprach.

      »Ich habe ihn für ein paar Stunden, vielleicht auch für ein paar Tage gehasst«, fuhr Christina fort. »Das ist vorbei, da sein Leben nun ausgelöscht ist. Es ist auch gut für mich, nicht mehr Angst haben zu müssen, ihm noch einmal zu begegnen.«

      Björn trat hinter sie und legte die Hände um ihre Schultern. Sie ließ den Kopf an seine Brust zurücksinken.

      »Du bist bei mir, Björn«, flüsterte Christina. »Verlass mich nie. Ich bitte dich darum. Ich brauche so viel Zeit, um dir zu danken.«

      »Du sollst mir nicht danken«, sagte Björn mit erstickter Stimme. »Du sollst dem Leben entgegengehen an meiner Seite. Das ist alles, was ich mir wünsche. Ich habe Angst, zu fragen, ob du meine Frau werden willst, Christina.«

      »Warum?«, fragte sie verwundert.

      »Weil du dann den Namen Reuwen tragen wirst.«

      Sie hob ihr Gesicht zu ihm empor und lächelte. »Es gibt nur dich, liebster Björn.«

      Ihre Lippen fanden sich zu einem langen innigen Kuss, und voller Glück empfand Björn, dass er in seinen Armen eine Christina hielt, die ihm ganz nahe war, lebendig und voller Zuversicht, deren Herz jetzt für ihn schlug.

      *

      Björn blieb nur bis zum nächsten Nachmittag auf der Insel. Schließlich hatte er Christina nicht hierhergebracht, um Vorschuss auf die Flitterwochen zu nehmen. Sie sollte an Leib und Seele gesunden. Er wollte ihr außerdem Zeit lassen, Abstand von allem zu gewinnen.

      Dr. Cornelius hatte ihn nicht darüber im Unklaren gelassen, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis ihr seelisches Gleichgewicht wieder völlig hergestellt sein würde.

      Auch ihr physischer Zustand bedurfte noch einiger Auffrischung, hatte sie doch im wahrsten Sinne des Wortes Monate nur dahinvegetiert. Es wäre auch nicht gut für Christina gewesen, wenn sie sich nun gleich wieder nur auf einige wenige Menschen hätte konzentrieren müssen.

      Es gab so vielerlei Leid auf dieser Welt. Nach und nach lernte Christina es begreifen, lernte sie Menschen kennen, die mühsam wie sie selbst den Weg in ein neues Leben suchten, Menschen, die ihn ohne Hilfe finden mussten. Wie reich war sie dagegen, Björns Liebe gewiss! Mit jedem Tag wuchs die Dankbarkeit dafür mehr und mehr in ihr, wenn er auch keinen Dank wollte.

      Einen Menschen lieben zu dürfen, bedeutete so viel mehr, als man sich in Jungmädchenträumen vorstellte. Liebe begreifen lernte man erst, wenn man durch eine Hölle gegangen war. So empfand es jetzt Christina.

      Mit Lining konnte sie über vieles sprechen, nur darüber nicht, was ihre Gefühle für Björn anging. Das gehörte ihr ganz allein.

      Wenn sie in ihrem Bett lag und um sie herum alles still geworden war und auch in ihr, dann sah sie ihn vor sich, dann hörte sie seine Stimme und dachte auch an jene Monate zurück, in denen sie schon mit ihm unter einem Dach lebte und in denen sie doch immer vor ihm zurückgewichen war, sooft er auch die Hand nach ihr ausstreckte.

      Warum? Sie wusste keine Antwort darauf, und darauf würde sie auch nie eine finden.

      Sie hatte ihn um Verzeihung gebeten für alles, was sie Verletzendes zu ihm gesagt hatte. Er könne sich daran gar nicht mehr erinnern, hatte er mit einem Lächeln erwidert. Er hatte sie ins Leben zurückgeholt, und sie würde es ihm nie vergessen.

      Björn hatte sie auf die Insel der Hoffnung gebracht, die sie kennenlernen wollte, weil Fee Norden gesagt hatte, Bob sei gern hiergewesen.

      Christina hatte Fee, als sie am Wochenende zu Besuch kam, gefragt, warum sie das damals gesagt hätte. Fee hatte erwidert. »Weil Björn fürchtete, dass Sie widersprechen würden, wenn er es vorschlüge.«

      Björn hatte auch gefürchtet, dass sie an der Wahrheit zerbrechen würde, dass Bob nicht tot war, sondern sie betrogen hatte. O ja, Christina wusste jetzt alles. So, wie Björn um sie besorgt gewesen war, das konnte nur wahrer, tiefer Liebe entspringen. Verdiente sie eine solche Liebe?

      Die Tage gingen dahin, ihre Sehnsucht nach Björn wurde immer stärker. Er rief sie oft an, aber er kam selten. Er hätte viel zu tun, sagte er, doch es kamen Stunden, in denen sie fürchtete, ihn zu verlieren, wenn sie diese Insel ganz gesund verlassen würde. Vielleicht liebte er nur die hilflose, schutzbedürftige Christina?

      Lining lachte sie aus, wenn sie solche Gedanken äußerte. »Ein Mann wie er«, meinte sie, »will doch eine Frau an seiner Seite haben, die mit beiden Beinen im Leben steht.«

      Dass nicht nur sie, sondern auch Katja schwankenden Stimmungen unterworfen war, konnte Christina nicht trösten, aber, sie brachte es nun schon fertig, Katja aufzumuntern, die tief betrübt war, weil David Delorme seinen angekündigten Besuch hatte verschieben müssen.

      »Weil Lorna mal wieder krank ist«, sagte Katja bitter.

      Christina war ganz erschrocken, denn die Kranken waren es doch, die immer Katjas Mitgefühl besaßen.

      »Sie ist nicht richtig krank. Sie zwingt David damit immer nur zurück.« Katja ballte ihre schmalen Hände. »Und sie weiß, dass er ihr dankbar ist und kommt, wenn ihr etwas fehlt.«

      »Du findest dich damit ab, dass es in Davids Leben noch eine andere Frau gibt?«, fragte Christina nachdenklich.

      »Ich muss mich damit abfinden, dass viele Frauen ihn anschwärmen. Er ist eben ein Künstler. Lorna ist viel älter als er. Sie ist sehr reich und hat ihn gemanagt. Nun erwartet sie natürlich, dass er ihr ewig dafür dankbar ist. Manchmal ist sie sehr nett und vernünftig. Sie war auch schon ein paarmal hier und … Ach, ich bin einfach ungerecht, Christina. Ich habe wahrhaftig keinen Grund, so über sie zu sprechen. Sie hat sehr viel für David getan und liebt ihn wie einen Sohn. Es kann sein, dass sie wirklich krank ist, dann müsste ich mich jetzt sehr schämen. – Wenn man einen Menschen sehr liebhat, möchte man ihn eben für sich allein haben. Aber David werde ich ja nie für mich allein haben, und damit muss ich mich abfinden. Ich muss ihn immer mit seiner Kunst teilen.« Ein paar Tränen stahlen sich in ihre Augen. »Vielleicht ist es sowieso nur ein schöner Traum.«

      Christina kannte David nicht, und so konnte sie nur hoffen, dass er nicht Bob ähnlich wäre und mit Katja nur spielte.

      Doch drei Tage später kam er. Ein sehr ernsthaft aussehender junger Mann mit melancholischen Augen. Auch Christina stellte eine gewisse, wenn auch ferne Ähnlichkeit zwischen ihm und Björn fest.

      Katja war vor Freude ganz blass geworden, dann aber schoss heiße Glut in ihre Wangen.

      »David!«, rief sie mit bebender Stimme, und Christina entfernte sich schnell, als die beiden jungen Menschen in einer innigen Umarmung versanken.

      »O David, du siehst müde aus«, flüsterte Katja mit erstickter Stimme.

      »Das bin ich auch. Lorna ist schwer erkrankt. Ich habe sie nach Bern ins Hospital gebracht.«

      »Warum nicht hierher? Wir hätten sie schon gesundgepflegt. Sie war doch immer