Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Es ist vieles seltsam und unerklärlich. Auch unbegreiflich, Cornelius«, sagte Dr. Camphausen. »Das Schlimmste für mich aber ist, dass Evelyn an ihrem Kummer um den Tod ihres Vaters zugrunde gegangen ist.«
»Am Tod ihres Mannes«, berichtigte Cornelius leise. »Sie hat ihn abgöttisch geliebt, und als ich zu ihr kam, hat sie keinen Augenblick gezweifelt, dass ich sein Sohn bin. Sie ist eine wundervolle Frau.«
»Sie sind Ihrem Vater sehr ähnlich«, sagte Dr. Camphausen. »Es kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass Sie sein Sohn sind.«
»Obgleich meine Mutter ihn betrogen hat«, sagte Cornelius voller Bitterkeit. »Daran besteht auch kein Zweifel. Ich frage mich jetzt nur, warum Evelyn Reyken in ihr Haus aufgenommen hat, was er vorhat und wie man Saskia vor ihm schützen kann. Bei dieser Geschichte geht es doch nur um Geld.«
»Um sehr viel Geld«, bestätigte Dr. Camphausen, »Reyken müsste erfahren, dass Saskia nicht viel zu erwarten hat.«
»Wie das? Sie wird doch alles erben. Es gefällt mir nicht, jetzt darüber zu sprechen, da Evelyn noch lebt, aber in Saskias Interesse muss es erörtert werden.«
»Alles wird sie nicht erben«, sagte Dr. Camphausen, »aber wenn Reyken zugetragen würde, dass Sie der Haupterbe sind, wären Sie selbst wohl in Gefahr.«
»Damit würde ich schon fertig. Saskia ist ein Kind. Sie hat meinen Vater so geliebt, dass sie mich hasst, weil ich sein Sohn bin. Ich kann bei ihr kaum etwas ausrichten. Sie müssen jetzt in Erscheinung treten. Wir müssen alles genau durchdenken. An Evelyn kann Reyken nicht mehr heran. Tatjana weiß bestimmt schon, dass ich hier bin und wird auch nicht wagen, in Erscheinung zu treten. Wenn man nur wüsste, was sie planen. Wenn ich nur erst wüsste, warum Evelyn ihn in ihr Haus aufgenommen hat.«
»Evelyn hat Ihnen telegrafiert. Sie wollte mit Ihnen sprechen«, sagte Dr. Camphausen. »Sie werden sie in der Klinik aufsuchen. Dagegen kann niemand Einwände erheben. Und ich werde mir überlegen, wie man an Reyken herankommt, ohne ihn misstrauisch zu machen.«
»Wir werden sehr vorsichtig sein müssen«, sagte Cornelius nachdenklich.
*
Saskia wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie ganz plötzlich emporschrak. War es ihr Traum gewesen, an den sie sich jedoch nicht erinnern konnte, oder war es ein Geräusch?
Das Zimmer war matt erleuchtet. Schlaftrunken wie sie war, konnte sie sich nicht gleich zurechtfinden und wusste auch nicht, wo sie sich befand. Dann sah sie die Tasche. Der Verschluss war offen. Sofort war sie hellwach. Unbewusst musste sie an den Verschluss geraten sein. Das Klicken war das Geräusch gewesen, das sie geweckt hatte.
Sollte das ein Fingerzeig des Schicksals sein, dass sie sich mit dem Inhalt dieser Tasche beschäftigen sollte?
Sie rieb sich die Augen, suchte nach dem Lichtschalter, denn in diesem matten Nachtlicht konnte sie nichts deutlich erkennen, geschweige denn lesen. In der Tasche befand sich ein Päckchen Briefe. Sonst nichts.
Es war eine Handschrift, die sie nicht kannte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Umschläge mit den fremden Marken betrachtete. Aus verschiedenen Ländern waren diese Briefe gekommen, aber alle stammten sie von demselben Mann, von Cornelius Boerden, wie sie dann der Unterschrift entnahm, die sie zuerst las.
»Wir sind doch wie Geschwister«, hatte er gesagt, aber sie hatte sich dagegen aufgelehnt.
Sie überwand die Beklemmung, die sie erfasst hatte. Ihre Mutter hatte ja gesagt, dass sie die Tasche öffnen sollte. Sie hatte gewollt, dass sie diese Briefe las.
Nacheinander faltete sie diese auseinander, überflog die Seiten.
Saskia ist in Sicherheit. Du darfst Dir keine Sorgen machen. Nur ist das Schloss so düster.
Das war ein Satz, der ihr im Gedächtnis haften blieb, ein anderer lautete: Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Gefahr von Dejali droht. Er hat drei Söhne und zwei Frauen. Wenn wirklich eine Gefahr für Saskia besteht, muss sie von anderer Seite kommen.
Einige Briefe erhielten nichts anderes als Ermahnungen, dass sich ihre Mutter nicht mit unnötigen Gedanken belasten solle. Dann schrieb Cornelius, dass er einen Platz entdeckt hätte, wo sie mit Saskia leben könne, wenn sie das Internat verlassen hätte.
Und im letzten Brief, dessen Datum erst vier Wochen zurücklag, hieß es: Ich war in T. Man hat mir gesagt, dass der Fall damals als bedauerlicher Unfall abgeschlossen worden sei und war sehr kurz angebunden. Aber ich habe herausgefunden, dass zu dieser Zeit ein Mann dort weilte, dessen Namen ich kenne. Ich werde weitere Nachforschungen anstellen. Ich fliege nach London, Du kannst mich dort jederzeit unter der angegebenen Adresse erreichen. Ich bitte Dich inständig, Evelyn, denk an Deine Gesundheit und an Saskia. Was geschah, so schrecklich es auch ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Ich möchte jetzt hoffen, dass Saskia mich eines Tages doch als ihren großen Bruder akzeptieren wird, damit ihre Mutter, die ich tief verehre, ihren Seelenfrieden findet. Ich küsse Dir die Hände, Evelyn, und bin immer Dein Dir sehr ergebener Cornelius.
Saskia löschte nun das helle Licht und legte sich auf das Bett zurück.
»Er sieht Magnus Boerden sehr ähnlich«, hatte Felecitas Norden gesagt.
Sie hatte ihn gar nicht richtig angesehen, hatte sich geweigert, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Nach allem aber, was sie jetzt gelesen hatte, konnte sie ihm nicht mehr misstrauen.
Es blieb nun nur noch die Frage, warum er zu Lebzeiten ihres geliebten Papis niemals gekommen war und warum nicht über ihn gesprochen wurde. Die ganze Tragik lag für sie immer noch in einem undurchdringlichen Dunkel, aber sie wusste nun, dass Cornelius bemüht war, den Tod seines Vaters aufzuklären.
Sie lag da und wartete auf den Tag. Bei jedem Geräusch hob sie lauschend den Kopf. Sie spürte, dass es eine tiefverborgene Angst war, über die sie sich hinwegtäuschen wollte, die sie in eine enge kleine Welt gedrängt hatte, aus der sie ausbrechen musste, wollte sie nicht in Schwermut versinken.
Sie sah sich wieder in dem alten Schloss in der Bretagne. Cornelius musste dort gewesen sein. Es sei so düster, hatte er geschrieben. Schön waren während dieser Jahre nur die Wochen gewesen, die sie mit ihrer Mutter in dem kleinen Dorf am Atlantik verbracht hatte.
Aber es war ihr gleich gewesen, wo sie war, denn seit dem Tage, als ihr Papi nicht mehr zurückkam, hatte sie nie mehr Glück empfinden können, auch dann nicht, wenn ihre Mutter bei ihr war.
Sie hatten nur von ihm gesprochen, sie waren in ihren Gedanken immer bei ihm.
Und sie trug den Namen Boerden mit so viel zärtlich-wehmütiger Erinnerung, dass sie ihn niemals ablegen wollte.
Gegen fünf Uhr wurde sie von Jenny Lenz zu ihrer Mutter geholt, die bei Bewusstsein war und sogar einen verhältnismäßig frischen Eindruck machte.
»Es ist gut, dass du ein wenig geschlafen hast, mein Kind«, sagte Evelyn.
»Ich habe die Briefe gelesen, Mutter, die sich in der Tasche befinden«, sagte Saskia leise.
»Dann wirst du Cornelius etwas verstehen lernen«, sagte die Kranke. »Es wäre mir ein Trost.«
Saskia sagte darauf nichts. Sie spürte den Blick ihrer Mutter, wich diesem aber aus.
»Du wirst dich fragen, warum er früher nicht zu uns kam. Du wirst eines Tages alles erfahren, mein Kind. Cornelius will nichts haben, was dir gehört.«
»Ich will nichts haben, was ihm gehört«, sagte Saskia. »Von wem fürchtest du eine Gefahr, Mutter?«
»Wenn ich es nur wüsste!«
»Du hast nicht gewusst, dass dir von Reyken drohen könnte?«
»Er sagte, dass Cornelius ihn zu meinem Schutz geschickt hätte.«
»Aber das hätte dir Cornelius doch geschrieben.« Mit Verwunderung wurde ihr bewusst, dass