Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
---|---|
Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Vielleicht stimmt das. Ist es nicht auffällig, dass der junge Boerden gerade jetzt hier erscheint, nachdem Frau Boerden in die Klinik gebracht werden musste?«
»Sie hat ihm telegrafiert, dass er kommen soll. Er hielt sich in London auf und kam auf schnellstem Wege. So, das ist ziemlich alles, was ich von ihm weiß, aber dieser Kurti Schnell, der Reyken beschattet, hat herausbekommen, dass er sich in einem kleinen Hotel mit jener geheimnisvollen Frau Antatol getroffen hat. Er hat dort auch ein Zimmer genommen und beide sind als Ehepaar unter dem Namen Smith eingetragen.«
»Wie einfallsreich«, meinte Daniel.
»Ich kann darüber nicht spotten. Ich glaube, dass Saskia tatsächlich in Gefahr ist. Hoffentlich unternimmt sie nichts auf eigene Faust.«
»Du hältst dich da jedenfalls heraus. Denk an unser Baby, mein Liebes«, sagte er mahnend.
Und doch redeteten sie dann noch zwei Stunden hin und her über diesen seltsamen Fall.
*
Saskia saß wieder am Bett ihrer Mutter. Auf ihrem Schoß lag die Ledertasche. Magnus Boerdens Bild stand auf dem Nachtschrank. Sie betrachtete es unentwegt, als hoffe sie, aus diesem Männergesicht Antwort auf viele quälende Fragen zu bekommen.
Der Atem ihrer Mutter ging ruhiger, ihr Gesicht war etwas gelöster. Plötzlich bewegten sich ihre Lippen.
»Cornelius«, flüsterte sie. »Cornelius soll kommen.«
Saskia hielt den Atem an, aber ihr Herz begann so heftig zu schlagen, dass es die Flüsterstimme fast übertönte. Dann schlug Evelyn die Augen auf.
»Mein Kind«, sagte sie mit erstickter Stimme. Ihr Blick wanderte von Saskias Gesicht zu der Handtasche.
»Ich habe sie geholt, Mutter«, sagte Saskia, »und Papis Bild auch.«
»Wer hat dir den Hinweis gegeben?«, fragte Evelyn.
»Welchen Hinweis?«
»Das Bild und die Tasche. Warum hast du beides geholt, Saskia?«
»Ich dachte nur, dass du es bei dir haben wolltest.«
»Du warst allein im Haus?«, fragte Evelyn angstvoll.
»Nein, Frau Dr. Norden hat mich begleitet.«
»Hast du Reyken getroffen?«
»Nur kurz. Cornelius Boerden ist gekommen.«
»Er ist gekommen«, flüsterte Evelyn, und ihr Gesicht entspannte sich. »Ich will ihn sprechen. Ihm kannst du vertrauen, Saskia. Wenn du auch nicht alles verstehst, so ist das allein meine Schuld. Magnus war in einem großen Irrtum gefangen. Er hat die Wahrheit nie mehr erfahren.« Sie schluchzte trocken auf.
»Welche Wahrheit, Mutter?«
»Dass Cornelius sein Sohn ist. Es ist eine lange, lange Geschichte. Eine traurige Geschichte, mein Kind. Sieh nach, ob noch alles in der Tasche ist, Saskia.«
»Sie ist verschlossen, Mutter«, sagte Saskia leise.
»Nein, der Verschluss ist kompliziert.« Die letzten Worte kosteten sie schon gewaltige Anstrengung, und dann fielen ihr wieder die Augen zu.
Ihre Kraft wird immer geringer, dachte Saskia. Sie wird mir nicht mehr sagen können, was sie will. Ein trockenes Schluchzen schüttelte nun auch ihren müden jungen Körper. Sie vertraute Cornelius. Sie wollte ihn sprechen. Er wusste mehr von ihrer Mutter, als sie, die Tochter. Und doch war die Auflehnung in ihr nicht mehr so heftig wie in früheren Zeiten, wie noch an diesem Nachmittag. Zu viel war auf sie eingestürmt, zu viel, als dass sie alles allein bewältigen konnte. Sie hatte Angst davor, noch mehr zu erfahren, was sie peinigen könnte.
Unwillkürlich nestelte sie an dem Verschluss der Handtasche herum, und ganz plötzlich sprang er auf. Erschrocken zuckte Saskia zusammen. Da trat Dr. Jenny Lenz leise ein.
»Möchten Sie sich nicht ein wenig hinlegen, Fräulein Boerden?«, fragte sie freundlich.
Geistesabwesend sah Saskia die Ärztin an, und auch Jenny Lenz hatte plötzlich das beklemmende Gefühl, dass dieses junge Mädchen Folgen von diesen schweren seelischen Erschütterungen davontragen könnte.
»Kommen Sie«, sagte sie und griff nach Saskias Arm. Krampfhaft drückte das Mädchen die Tasche an sich, und da schnappte der Verschluss wieder zu. Dann folgte Saskia fast willenlos und wie in Trance der Ärztin in das kleine Zimmer am Ende des Ganges.
»Sie rufen mich aber bitte, wenn meine Mutter erwacht«, bat sie.
»Ja, gewiss, aber jetzt schlafen Sie erst einmal.«
Saskia sank auf das Bett zurück. Schlafen, schlafen, suggerierte sie sich ein. Nicht mehr denken, nur noch schlafen.
Und da fielen ihr auch schon die Augen zu. Ihre Wange lag auf der Handtasche, doch das spürte sie gar nicht mehr, so erschöpft war sie.
*
Cornelius Boerden saß um diese Zeit Dr. Camphausen gegenüber. Er war schon am Nachmittag bei ihm gewesen, bevor Edwin Pichler gekommen war.
»Ich konnte nicht ahnen, dass Reyken sich in diesem Haus befindet«, sagte Dr. Camphausen mit heiserer Stimme. »Ich wusste nicht einmal, das Saskia gekommen war.«
»Und von wem haben sie es erfahren?«, fragte Cornelius.
»Von einem Privatdetektiv. Ich werde Ihnen jetzt reinen Wein einschenken, Cornelius.«
»Es wäre an der Zeit«, sagte der aggressiv.
»Ich habe von Reyken nichts gewusst, bis er selbst mit mir in Verbindung trat. Im Auftrag des Fürsten Dejali angeblich, ersuchte er mich um Auskünfte über Saskias Aufenthaltsort. Sie wissen mittlerweile, dass ich mich zu jener Zeit, als Evelyn mit dem Fürsten verheiratet war, in Persien aufhielt. Ich habe ihr damals zur Flucht verholfen. Ja, es war eine Flucht. Ich habe auch dafür gesorgt, dass sie auf Sardinien Unterschlupf finden konnte. Finanziell war sie durch das Erbe ihres Vaters gesichert. Baron Dongen hatte von vornherein Bedenken, dass diese Ehe gutgehen könnte, aber er wollte seiner einzigen Tochter keine Steine in den Weg legen. Haben Sie eigentlich angenommen, dass Evelyn Ihren Vater wegen seines Vermögens heiratete.«
»Anfangs schon«, erwiderte Cornelius, »bis ich sie dann kennenlernte. Aber darüber wollen wir jetzt nicht reden. Reyken steht zur Debatte.«
Er wollte nicht herumreden. Ihm ging so viel durch den Sinn, und er wollte vor allem wissen, was Dr. Camphausen über Reyken wusste.
»Ich war natürlich misstrauisch, als ich Reykens Schreiben erhielt«, berichtete der Konsul. »Ich beauftragte Pichler, Nachforschungen anzustellen. Sie fielen recht mager aus, aber ich erfuhr doch, dass Reyken nicht im Auftrag des Fürsten Dejali handelte. Von wem er erfahren hat, dass Evelyn mit dem Fürsten verheiratet war und dass Saskia dessen Tochter ist, weiß ich nicht.«
»Wahrscheinlich von meiner Tante Tatjana«, sagte Cornelius mit einem sarkastischen Unterton, der verriet, dass er von dieser Tante nicht viel hielt. »Alles Unglück begann, als meine Mutter diesen Reyken kennenlernte. Mein Vater war zu dieser Zeit noch ein armer Mann. Nicht so arm«, räumte er ein. »Er verdiente als Ingenieur genug, um seine Frau zu ernähren. Aber Reyken warf nur so mit dem Geld um sich, und er verstand es, die Frauen um die Finger zu wickeln. Meine Mutter hat es mir vor ihrem Tode gebeichtet. Ich will nicht sagen, dass sie besser war als Tatjana«, erklärte er mit harter Stimme, »aber im Angesicht des Todes sagen wohl manchmal auch die hartgesottensten Sünder die Wahrheit. Tatjana hat meinem Vater gesagt, dass nicht er mein Vater wäre. Wohl mit der Absicht, ihn für sich zu gewinnen. Doch das war ein Trugschluss von ihr. Er reichte die Scheidung ein, überließ mich meiner Mutter und verschwand von der Bildfläche. Später bekamen sie dann heraus, dass er schwerreich geworden war. Auf dem Land, das Reyken ihm angedreht hatte, als von Scheidung noch keine Rede war, sprudelte Öl. Sie haben lange gebraucht, um ihn zu finden, und da