Änfach frei laafe geloss. Josef Peil

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Название Änfach frei laafe geloss
Автор произведения Josef Peil
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783898018999



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was ich mächt, iwer die eihene Grenze naus unn dehinner gucke, de anner dofor, dass ich Worzele geschlahn honn unn en Platz, wo ich vun iewerall uff der Welt wiere zurück will.

      Je nohdem wie ich unnerwechs sin, leihe se mer in äner Flucht.

      En äbscher Tannebaam

      De Baam is ganz gewöhnlich,

      Unn gar nitt moh extra schön.

      De Baam is mein.

      De Baam bleibt stehn.

      Hinner usem Haus uff de Wies

      Steht en Tannebaam.

      Mei Mutter hot en geplanzt,

      Eich war noch en kläner Bu.

      Eich honn kä Häisje drunner gebaut,

      Sin aach nitt drin erum geklettert.

      Nor honn eich moh Luftballons draan uffgehonk

      Unn mit de Fletsch dann abgeschoß.

      De Baam steht ganz allän uff de Wies,

      Er gehört eigentlich gar nitt dohien.

      Awer eich honn en wachse gesiehn,

      Unn mit de Zeit war er größer wie eich.

      Nau bau eich mer en Haus

      Do hinne uff de Wies.

      Nau komm eich in Bredullje,

      De Baam steht mer im Weech.

      De Baam is ganz gewöhnlich,

      noch nitt emoh extra schön.

      De Baam is mein.

      De Baam bleibt stehn.

      Kapitel B:

       Wie se schwetze, so sinn se, Hunsrücker Leit.

      Us Dorf

      In usem Dorf, in usem Dorf

      Do ware lauter Bau’re

      Mit bisje Vieh, mit bisje Feld

      Unn enge hohe Schau’re

      Im ganze Dorf, im ganze Dorf

      Do horr-et frisch geroch

      Noh Mischthaaf, Gaul unn fette Säi

      verworscht mit Knuweloch

      Am Enn vum Dorf, am Enn vum Dorf

      Hot’s neilich bees gestunk

      Die honn do so en nählich Brie

      Die is wie Schwefeltunk

      Am Enn vum Dorf, am Enn vum Dorf

      Leit en gewaltig Werik

      Das fillt us nou es Portmannee

      Unn micht die Nas us starik

      Nitt weit vum Dorf, nitt weit vum Dorf

      Stehn lauter neie Häiser

      Mit Goldbeschläch unn Silwerglas

      Am Rase proper Reiser

      Die Mitt vum Dorf, die Mitt vum Dorf

      Is hout jo ganz modern

      Mit Mehrzweckhall unn Gastlichkät

      For Leut aus Noh und Fern

      Im Eck vum Dorf, im Eck vum Dorf

      En Spielplatz hom-mer aach

      Die Kinner such mer weile doch

      Do sinn kän all die Daach

      Das ganze Dorf, das ganze Dorf

      Beguckt en Kommission

      Unn säht was schön soll sin

      Medallich is de Lohn

      In usem Dorf, in usem Dorf

      Noh paar so hählich Fau’re

      Do sinn nou als die Arweter

      Beamte unn kä Bau’re

      Restposte

      Die folgende Szene mag sich vor gut drei Jahrzehnten so oder so ähnlich abgespielt haben.

      Stellen wir uns also vor:

      Ein alter Hunsrücker, alt gleich im doppelten Sinn des Wortes, also einer, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt: wettergegerbtes, faltiges Gesicht, Pfeife im Mundwinkel, Schirmmütze auf dem Kopf, schlurfender Gang, wortkarg, aber im Ausdruck schnörkellos direkt, so einer hat mal wieder in der Stadt zu tun.

      Er betritt ein Textilcenter. Dort war er bereits Stammkunde gewesen, als an dieser Stelle noch ein kleiner, kaum mehr als kammergroßer Laden war.

      Er ist nicht zum ersten Mal dort, doch an die neue Größe und Ordnung kann (und will) er sich (vielleicht) nicht recht gewöhnen. Es fällt ihm schwer, sich in den Gängen zurechtzufinden. Mehrmals muss er fragen, entsprechend ist seine Laune, als er endlich die Abteilung gefunden hat, die er sucht.

      Ein nach neuester Mode gekleideter junger Verkäufer spricht ihn an: Guten Tag, der Herr, womit kann ich Ihnen behilflich sein?

      Hunsrücker: Eich brauch en Bux unn en Wammes!

      Verkäufer: Wenn Sie einen preiswerten Anzug suchen, wir haben da gerade ein sehr günstiges Angebot, wenn Sie mir …

      Hunsrücker: Noh ’me Anzuch honn eich nitt gefroht. Wäßt dou nimmee, was en Bux unn e Wammes is?

      Verkäufer: Ah, ich verstehe, Sie möchten eine Kombination haben. Darf ich fragen, zu welcher Gelegenheit Sie sie tragen möchten, wissen Sie …

      Hunsrücker: (fällt ihm erneut ins Wort) Schwetz doch kä Repp, eich ziehe mich morjens aan unn omends aus.

      Verkäufer: (lächelt nun etwas verlegen, weiß wirklich nicht, was der Alte will.) Schauen Sie bitte mal hier? Welche Farbe hatten Sie sich denn vorgestellt?

      Hunsrücker: (betrachtet kurz die Reihe Hosen vor ihm) Host de kä Leine- ore Manschesterbuxe do?

      Verkäufer: (ist jetzt leicht verärgert, aber auch froh über die Gelegenheit, den unbequemen Kunden loszuwerden.) Wie Sie wünschen, der Herr, dort drüben finden Sie unsere Auswahl an Cordhosen. Dort können Sie in Ruhe wählen. Bitte bedienen Sie sich. (Er lässt den Mann stehen, wendet sich einem neu angekommenen Kunden zu.)

      Hunsrücker: (trottet zum angegebenen Ständer und nimmt, ohne näher hinzusehen eine Hose in die Hand, verheddert sich aber mit dem Klemmbügel, an dem die Hose hängt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen ruft er:) Dou! Komm moh her! Mach mer moh die Klemm do uff, eich kriehe die Bux jo nitt ab lo! – Kennt jo aach gleich es Gescherr aanbinne!

      Verkäufer: (kommt eine Spur zu langsam heran) Bitte sehr! Aber die Hose ist Ihnen sicher zu klein. Welche Größe haben Sie denn, wissen Sie das zufällig?

      Hunsrücker: Wie, wat, was for Größ? E Meter achtzich, siehst de das nit?

      Verkäufer: (lächelt mitleidig, sucht eine andere Hose) Probieren Sie die doch mal an. Dort drüben ist die Kabine.

      Hunsrücker: (blickt in die angegebene Richtung und wieder den Verkäufer an, nimmt die Hose zur Hand) Mach so kä Ferz, vor was dann! Lo guck, so micht mer das! (Er misst die Beinlänge mit der Armspannweite, indem er die Hosenbeine am Aufschlag fasst und spreizt.) Siehst de, se passt! Warum nitt gleich so?! Eich nemme se.

      Verkäufer: Kommen Sie dann bitte mit zur Kasse?!

      Hunsrücker: Mach moh langsam! Sah, was soll se dann koste, eich will jo aach noch e Wammes honn.

      Verkäufer: Diese Hosen sind um 20 Mark herabgesetzt und kosten jetzt 50 Mark.

      Hunsrücker: Fufzich Mark? Dou bist verrickt! – Meh wie 40 kriehst de nitt!

      Verkäufer: Tut mir sehr leid, der Herr, aber unsere