Название | Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang |
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Автор произведения | Johann Gottfried Herder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066398903 |
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Bei den Kirschen reift grün zu rot allmählig, dieses sieht einem Stimmen einer Saite ähnlich. So läßt der Künstler Dissonanzen zu Harmonie allmählig reifen.
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Auf die Blüte folgt die unreife Frucht, die Blüte ist in sich eine Vollkommenheit. Eben so ist es mit dem Menschen. Der Jüngling wird für vollkommener gehalten, als der Mann von 30, 40 Jahren, und dann kömmt erst wieder ein vollendeter Zustand, die Reife.
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Es gibt sehr viele Menschen, die unglücklicher sind, als du, gewährt zwar kein Dach darunter zu wohnen, allein sich bei einem Schauer darunter zu retirieren ist das Sätzchen gut genug.
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Jedes Männchen von Gedanken fand sein Weibchen. Oder die Ideen in seinem Kopf müssen entweder lauter Männchen oder lauter Weibchen gewesen sein. Denn es hat sich nie ein neuer erzeugt. Kalender 1795.
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Die Kinder und die Narren reden die Wahrheit, sagt man; ich wünsche daß jeder gute Kopf, der Neigung zur Satyre bei sich verspürt, bedenken möchte, daß der beste Satyriker immer etwas von beiden enthält.
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Neue Bäder heilen gut.
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9. Julii 91 auf dem Garten. Einige kommen auf einen Gedanken, andere stoßen darauf, andere fallen darauf, andere verfallen darauf (hier fehlt noch das zerfallen), auch gerät man darauf. Man sagt nicht, ich habe mich nach dem Gedanken hinbegeben. Das wäre via regia.
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Es gibt nur eine Pflanze und nur ein Tier und diese beide sind Eins. Das Tier, das von Pflanzen lebt, hat seine Wurzel in der Erde, also auch das Tier, das von Tieren lebt.
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Alle großen Herrn sollten so wie die Sultane eine Kunst lernen, wir leben jetzt in sonderbaren Zeiten, man kann nicht wissen ob man sie nicht einmal braucht. Der vorige türkische Kaiser schnitzte Bogen und Pfeile sehr gut, der jetzige malt Musselin für das Frauenzimmer.
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Die Natur hat den Tieren Einsicht genug gegeben für ihre Erhaltung zu sorgen. Sie wissen sich alle sehr gut zu helfen wenn es auf diesen wichtigen Artikel ankömmt. Vaillant gibt davon sehr gute Beispiele von dem Verhalten der Tiere bei Herannahung des Löwen. Den Menschen hat sie sogar fast instinktmäßig gegen die Furcht vor dem Tode gewaffnet, durch Glauben an Unsterblichkeit.
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Durch vieles Lesen lernt man sogar Versuche gut erzählen, die man sehr schlecht angestellt hat.
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Alle Wünsche sind ein bloßes Nerven-Spiel und das umgebende Mittel pflanzt sie nicht zu meinem Willen fort. Meine Furcht und sehnlichster Wunsch ist nicht im Stand den leichten Nebel einer Donnerwolke aufzuhalten. Sie zieht den Gang der ihr angewiesen ist. Der Mensch ist nicht in den Erdball einorganisiert, sondern bloß in seinen Körper.
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Schmucklos ist ja noch nicht geschmacklos.
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Die Degen, welche die größten Eroberungen machen, sind die mit Demanten besetzten.
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Offensiver und defensiver Stolz.
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Vom Wahrsagen läßt sichs wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen.
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Wir wissen mit weit mehr Deutlichkeit, daß unser Wille frei ist, als daß alles was geschieht eine Ursache haben müsse. Könnte man also nicht einmal das Argument umkehren und sagen: Unsre Begriffe von Ursache und Wirkung müssen sehr unrichtig sein, weil unser Wille nicht frei sein könnte, wenn die Vorstellung richtig wäre?
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Sympathie ist ein schlechtes Almosen.
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Sie zog eine Lieb- und Leibrente.
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Ich. Warum weint sie denn? Die Gartenfrau: Je mein Mann geht heute zu Nachtmahl zu Bovenden. Ich: Nun ist denn das was zu weinen? das ist ja gut, daß er so fromm ist. Die Frau: Ach ja fromm, wenn er zum Nachtmahl gewesen ist, so besäuft er sich, und da krieg ich allemal Schläge.
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Der Januarius ist der Monat, da man seinen guten Freunden Wünsche darbringt, die übrigen die, worin sie nicht erfüllt werden.
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Mein Kopf hatte einige Schöpfungs-Tage erlebt, aber den von der Sonne noch nicht.
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Mäßigkeit setzt Genuß voraus, Enthaltsamkeit nicht. Es gibt daher mehr enthaltsame Menschen als solche die mäßig sind. (besser)
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S. tat selten Unrecht, aber was er tat, gemeiniglich zur unrechten Zeit.
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Wenn man alle Tage 3 Armen etwas gibt, so gibt man des Jahrs 1095 etwas und das ist eine Armee.
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Es ist die Redekunst, die vor der Überzeugung einhertritt und ihren Pfad mit Blumen bestreut.
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Es könnte ein Ohr geben für welches alle Völker nur eine Sprache redeten.
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Die Menschen nach den Häusern ordnen worin sie wohnen wie die Schnecken.
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Es ist nicht Kenntnis der menschlichen Natur sondern der Sitte, die zu beobachten jeder Gecke möchte ich sagen Fähigkeit hat.
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Zwei Personen, die sich einander nicht lieben, wovon aber jede die andere in sich verliebt machen möchte, und zwar zu dem Grade, daß sie entweder vor Liebe stürben, oder sich entleibten, schreiben einander Briefe. So etwas könnte lustig werden.
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Die Menschen, die erst die Vergebung der Sünden durch lateinische Formeln erfunden haben, sind an dem größten Verderben in der Welt schuld.
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Darin, daß man große Krieger bewundert, liegt etwas Natürliches, so wie in der Eroberungssucht, das erste korrespondiert mit Schönheit und Leibesstärke, das andere mit Wohlstand, es wird auch daher nie aus der Welt hinaus philosophiert werden können.
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So wie Linné im Tierreiche könnte man im Reiche der Ideen auch eine Klasse machen die man Chaos nennte. Dahin gehören nicht sowohl die großen Gedanken von allgemeiner Schwere, Fixstern-Staub mit sonnenbepuderten Räumen des unermeßlichen Ganzen, sondern die kleinen Infusions-Ideechen, die sich mit ihren Schwänzchen an alles anhängen, und oft im Samen der Größten leben, und deren jeder Mensch wenn er still sitzt (eine) Million durch seinen Kopf fahren sieht.
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Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheiten an, die die neugebornen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesündesten daran sterben, und die schwächlichen oft durchkommen. Manche bekommen sie gar nicht. Man hat häufig versucht, ihnen durch Amulette von Vorrede und Dedikation vorzubeugen oder sie gar durch eigene Urteile zu inokulieren, es hilft aber nicht immer.
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Eine der schwersten Künste für den Menschen ist wohl die sich Mut zu geben. Diejenigen, denen er fehlt, finden ihn am ersten unter dem mächtigen Schutz eines der ihn besitzt, und der uns dann helfen kann, wenn alles fehlt. Da es nun so viele Leiden in der Welt gibt, denen mit Mut entgegen zu gehen kein menschliches Wesen einem schwachen Trost genug geben kann, so ist die Religion vortrefflich. Sie ist eigentlich