Название | Melea |
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Автор произведения | Alexandra Welbhoff |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903861749 |
„Nein! Das Blut des toten Gottes hält dein Bewusstsein gefangen.“
Lea schüttelte unverständlich den Kopf.
„Was soll das heißen? Was für ein toter Gott?“
Die Flammenfrau sagte nichts, sondern wies mit einer feurigen Hand, die plötzlich auftauchte, zur rechten Tür. Dann verschwand sie einfach. Lea drehte sich langsam um und ging zu der Tür. Dort schaute sie auf ihre zittrige Hand, die bereits auf dem
Knauf lag.
„Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“
Lea drehte den Knauf und fand sich in einem großen, langgestreckten Raum wieder, der komplett mit Holz verkleidet war. An der Decke hingen Öllampen, die ein seltsames blaues Licht verströmten. Erstaunt besah sie sich die Lampen, die in dreieinhalb Metern Höhe leicht hin und her schaukelten.
„Ich bin auf einem Schiff.“
Am anderen Ende des Raumes bemerkte sie im Halbdunkel eine Bewegung. Sie ging an der Außenwand entlang in die Richtung.
„Tretet ein!“
Lea hätte fast aufgeschrien, als die Stimme in ihrem Kopf erklang.
Erschrocken hielt sie sich eine Hand vor den Mund und hockte sich hastig neben eine riesige Truhe, als es plötzlich heller wurde. Zwei große Feuerschalen standen da, und ihr Inhalt ging plötzlich in Flammen auf. Die Schalen flankierten einen großen, goldenen Thron. Leas Augen weiteten sich, als sie die seltsame Kreatur darauf betrachtete.
Das Wesen besaß einen fast menschlichen Körper, abgesehen davon, dass die dürren Arme und Beine viel zu lang waren. Der Kopf war nicht menschlich und wirkte viel zu groß, ebenso wie die giftgrünen und lidlosen Augen. Einen Mund gab es nicht, und dort, wo die Nase hätte sein sollen, befanden sich zwei kleine Löcher. Unter der milchig weißen Haut schimmerten grüne Adern.
Lea wandte fassungslos den Blick ab, da sie laute Schritte vernahm, und hielt unwillkürlich den Atem an, als Medon und ein weiterer Geflügelter den Raum betraten.
Die beiden knieten vor dem Thron nieder, und wieder erklang eine Stimme in ihrem Kopf. Diese besaß einen sehr sanften Klang. Dennoch bekam Lea eine Gänsehaut.
„Sprecht!“
Sie besah sich den zweiten Geflügelten und stellte fest, dass dieser um einiges breiter und größer als Medon war.
„Herr, mein Sohn hat schwere Wunden davongetragen, als er die Flüchtigen stellen wollte.“
Lange dürre Finger winkten den Verletzten zu sich.
„Komm zu mir, Medon. Lass mich sehen, was sich zugetragen hat.“
Er erhob sich stöhnend und kniete unmittelbar vor dem Thron wieder nieder. Lea beobachtete, wie das Wesen eine Hand auf den Kopf des Geflügelten legte, woraufhin er gequält aufstöhnte. Das war kein Wunder. Medon hatte heftige Verbrennungen erlitten, und das Wesen nahm keinerlei Rücksicht. Es drückte die Finger in das rohe Fleisch an Stirn und Schläfen, doch Medon gab keinen weiteren Ton von sich.
„Dass er überhaupt noch lebt“, dachte Lea.
Sie betrachtete entsetzt die Verletzungen, die er vom Feuer davongetragen hatte. Sein Rücken war eine große, blutende Wunde, und die gigantischen Schwingen waren zu schwarzen Klumpen geschmolzen. An Armen und Beinen gab es offene und nässende Brandwunden, bei den meisten konnte sie bis auf das rohe Fleisch sehen.
Lea löste sich schockiert von diesem Anblick, als das Wesen sagte: „Das Mädchen ist stark im Geiste und anscheinend sehr mutig. Aber sie wurde von einem Klyhrr gebissen und trägt somit mein Blut in sich. Sie wird noch in einer Bewusstseinsstarre sein.“
Das Wesen nahm die Hand von Medons Kopf.
„Was wünschst du von mir, Medon?“
Der Geflügelte blickte hasserfüllt auf.
„Rache!“
Das Wesen nickte zufrieden und legte seine Hand erneut auf Medons Kopf.
Dieser brüllte nun schmerzerfüllt und krümmte sich.
„Das kann nicht sein“, wisperte Lea völlig entsetzt.
Medons Körper wurde immer durchscheinender, als würde er sich auflösen. Es dauerte nicht lange, bis seine gepeinigten Schreie abrupt verstummten.
Lea starrte den grauen Nebel in der Gestalt des Geflügelten ungläubig an.
Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als das Wesen sagte: „Finde das Mädchen. Dringe in ihr Bewusstsein ein, und du wirst deiner Rache freien Lauf lassen können.“
Als sich Lea bewusst wurde, was er da gesagt hatte, schlug sie eine Hand vor den Mund. Sie spürte den Schrei, der sich ihre Kehle hocharbeitete. Das Wesen lachte leise, und Lea spürte plötzlich seinen Blick. Doch als sie zu ihm schaute, starrte er immer noch Medon an.
Sie schüttelte sich unbehaglich und beobachtete den Nebel, der sich schnell verzog.
„Und nun zu dir, Oreus. Warum ist mein Heer noch nicht vollzählig?“
Der andere Geflügelte senkte den Kopf.
„Das Portal ist zusammengebrochen, Herr. Eure Hexer arbeiten fieberhaft daran, es wiederherzustellen, um die Armeen hierher zu holen. Aber es treffen immer mehr Schiffe von Euren Inseln …“
Lea verspürte einen Sog und fand sich wenig später im Saal wieder, wo sie schreiend auf die Knie fiel und wie ein kleines Kind auf den Boden trommelte.
„Wie lange dauert das denn noch? Verflucht noch mal“, regte sich Rion auf.
Sie standen seit geraumer Zeit vor den Toren zum Palast, und nicht nur er verlor langsam die Geduld.
„Solange wir keinen Befehl erhalten, Euch passieren zu lassen, werdet Ihr warten müssen“, sagte einer der Wachen.
„Meine Tochter liegt dort in der Kutsche, und …“
„Das habt Ihr uns schon ein Dutzend Mal mitgeteilt. Ohne entsprechende Order bleiben diese Tore geschlossen.“
Rion war drauf und dran, dem Mann an die Kehle zu gehen, weshalb Matt ihn am Arm packte und ein paar Schritte wegzog. In dem Moment sprang Geralt vom Wagen, und allein dessen Gesichtsausdruck reichte aus, Matt dazu zu bewegen, Rion loszulassen und stattdessen Geralt zu packen.
„Lass mich los! Ich hau die Idioten jetzt weg.“
Matt keuchte vor Anstrengung bei dem Versuch, Geralt festzuhalten. Doch der schien sein Gewicht gar nicht zu spüren. Während er hinter ihm herschlitterte, sah Matt zu den Wachen. Die sechs Männer starrten Geralt an, der jeden von ihnen um
mindestens eine Haupteslänge überragte. Zudem war er doppelt so breit und seine Oberarme so dick wie ihre Oberschenkel.
„Lass den Mist, Geralt! Die Jungs haben Schwerter und Hellebarden, und diese werden sie auch einsetzen.“
„Ich wickele denen ihre Scheißhellebarden um die Hälse, wenn sie nicht auf der Stelle die Tore öffnen.“
Geralt blieb verblüfft stehen, da die Männer eilig die Tore aufrissen.
„Geht doch“, murmelte er.
„Na, endlich! Ich sage den anderen Bescheid und bleibe dann bei Lea“, sagte Rion und lief zu den Wagen.
Matt atmete tief durch. Als er die Männer erblickte, die auf der anderen Seite der Tore soeben ihre Pferde zügelten, fragte er: „Ist das Celvin?“
„Er trägt den Umhang eines Hauptmannes, das kann er nicht sein.“
Der Mann, über den sie sprachen, war direkt aus dem Sattel gesprungen und stand nun seitlich zu ihnen, während er kurz mit einem Wachmann sprach. Dann kam er mit ausgreifenden Schritten zu ihnen.
„Er