Название | Varius |
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Автор произведения | Adina Wohlfarth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991072430 |
„Wie … wie kommt das Auto in den Wald?“, fragte ich schluchzend und wandte mich den Jungs zu. Luan wich meinem Blick aus, was mich wütend werden ließ.
„Wir haben keine Ahnung, Nell.“ Liam schüttelte den Kopf. „Die Straße ist hier ganz in der Nähe, es wäre also nicht schwierig gewesen, es hierher zu bringen.“
„Aber warum?“, fuhr ich ihn an. Plötzliche Verzweiflung überrollte mich. „Warum sollte jemand meinen Eltern wehtun, sie dann verschwinden lassen und ihr Auto verstecken? Ich versteh das nicht.“
Der Wald kam auf einmal immer näher, Dunkelheit und Leere legten sich wie ein schwarzes Tuch über mich. Ich konnte kaum noch atmen. „Wer tut so etwas?“, rief ich und fiel nach hinten. Dumpf landete ich auf dem harten Boden und ein eiserner Schmerz fuhr mir den Rücken hinauf. Ich hörte Liz‘ zitternde Stimme, als sie sich neben mich kniete und mich an sich drückte. Ich spürte Liam, der mir einen schweren Arm um die Schultern legte. Luan wandte sich ab und verschwand im Wald. Doch das alles verschwamm, als mir klar wurde, dass meine Eltern weg waren. Ozea weg war. Peroll. Und vielleicht … nein! Diesen Gedanken wollte ich nicht zu Ende bringen.
Doch mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich es bereits getan hatte.
Vielleicht würde ich meine Eltern nie wiedersehen.
Ich spürte einen eindringlichen Blick auf mir, als ich langsam wieder einen klaren Kopf bekam. Ruckartig öffnete ich die Augen und rechnete damit, noch immer im Wald zu liegen, doch unter mir spürte ich die weiche Matratze meines Bettes.
Verwirrt richtete ich mich auf und das Erste, was ich sah, war Liz.
Sie saß auf der Bettkante und ihre wunderschönen, grünen Augen flackerten ängstlich. Ich stöhnte leicht und massierte meine pochende Schläfe.
„Was ist passiert?“, murmelte ich und warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Unter meinen glasigen Augen hatten sich zwei dunkle Ringe platziert, meine Haut war blass und meine Lippen trocken.
„Du warst plötzlich irgendwie weg. Also mit deinen Gedanken“, fing sie an. „Liam hat dich zurückgetragen und ich habe dir etwas Frisches angezogen.“
Als sie meinen unwohlen Blick bemerkte, huschte ein leises Lächeln über ihr Gesicht. „Mein Bruder war nicht dabei.“
Einer meiner Mundwinkel hob sich etwas und ich richtete mich halb auf.
„Was ist mit Luan?“
Liz verzog das hübsche Gesicht. „Wie kannst du bei all dem, was passiert ist, an ihn denken?“ Sie machte eine abfällige Geste. „Er ist abgehauen und hat sich nicht mehr blicken lassen.“ Sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie.
„Wie geht es jetzt weiter?“ Ich wollte eigentlich gar keine Antwort.
„Mom und Dad sind da und haben schon die Wächter informiert. Nach deinen Eltern, Ozea und Peroll wird bereits gesucht, aber …“, sie sprach nicht weiter und ich wusste, was das hieß. Es sah nicht gut aus. Niemand konnte wissen, wo sie waren, ob sie noch lebten. Ob es überhaupt eine Chance für sie gab. Alles lag nun im Ungewissen.
Liz beugte sich zu mir hinab. „Sie werden sie finden. Ich glaube fest daran, und Liam auch. Alles wird gut, am Ende wird alles gut“, redete sie leise auf mich ein, als ich wieder anfing zu weinen.
Ich liebte sie dafür, dass sie für mich da war, und dass sie versuchte, die Situation so verträglich wie möglich zu machen. Aber es war sinnlos.
Kalte Schauer jagten mir über den Rücken, als mir bewusst wurde, dass jemand sie womöglich gehasst haben musste. Warum sonst klebte ihr Blut auf den Sitzen? Ich war mit meinen Nerven vollkommen am Ende.
Liz schob mir eine Strähne aus dem Gesicht und kniff mir leicht in die Wange. „Liam wartet vor der Tür. Er … er macht sich große Sorgen um dich und möchte dich sehen.“
Ich hob den Kopf und blinzelte die einzelnen Tränen fort. „Er kann reinkommen“, schniefte ich und zwang mich, nicht weiter zu heulen.
Liz nickte und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann erhob sie sich und eilte zur Tür. „Ich frag mal unten nach, ob es irgendwelche Neuigkeiten gibt.“ Dann drückte sie die Klinke nach unten und Liam quetschte sich an ihr vorbei.
Mit einem besorgten Schimmer in den Augen kam er zu mir und ließ sich auf meinem Schreibtischstuhl nieder. „Wie geht’s dir?“
Ich verzog das Gesicht. „Beschissen kommt dem glaube ich ziemlich nahe.“
Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine finstere Miene auf.
„Was ist?“, fragte ich und umarmte mich selbst, weil ich plötzlich fröstelte.
„Luan ist weg.“ Verbissen schüttelte er den Kopf. „Dieser Typ war mir von Anfang an nicht geheuer.“
Seine Worte versetzten mir einen leichten Stromschlag. „Glaubst du wirklich, dass er was mit der Sache zu tun hat?“
Liam sah mich überrascht an. „Natürlich, Nell. Das ist doch mehr als offensichtlich!“ Wütend erhob er sich und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. „Es ist meine Schuld. Hätte ich ihn nicht an dich herangelassen, wäre das vielleicht alles nicht passiert.“
Ich rollte mit den Augen. „Du kannst mich nicht immer beschützen, Liam.“
Plötzlich stand er direkt vor mir und sein Blick bohrte sich in meinen.
„Doch.“ Er beugte sich zu mir hinab und ich konnte seinen schnellen Atem auf meinen Lippen spüren. Das war eine ganz, ganz, ganz schlechte Idee. Ich schluckte und wollte ihn wegschieben, aber es war bereits geschehen.
Liam küsste mich.
Das musste aufhören, sofort. Liam war nur ein Freund. Ich hatte nie mehr als Freundschaft zwischen uns gewollt. Und ich dachte, ihm ging es genauso.
Ich spürte seine Lippen auf meinen und wie er den Kuss intensivierte.
Mir wurde immer unwohler. Mit letzter Beherrschung legte ich beide Hände an seine Brust und drückte ihn sanft von mir weg. Keuchend sah er mich an. Dann schien er zu merken, was er gerade getan hatte, und drehte sich weg.
„Tut mir leid, Nell. Ich wollte nicht –“
„Ist schon gut.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und senkte den glühenden Kopf. Liam wandte sich wieder zu mir und ich spannte mich automatisch an.
„Es war ein Ausrutscher, okay? Können wir uns darauf einigen?“, fragte er hoffnungsvoll. „Liz – verdammt – Liz darf auf keinen Fall etwas davon erfahren.“ Ich hob beide Hände. „Von mir sicher nicht.“
„Gut“, er wandte sich ab. „Ich geh dann mal.“
An der Tür blieb er noch einmal stehen. „Wir finden sie, das verspreche ich dir.“
Ich seufzte erschöpft und lief zum Fenster. Auf dem Vorplatz entdeckte ich Liams Eltern. Mason brach gerade mit einem Suchtrupp in den Wald auf. Taylor erteilte Anweisungen und eilte dann auf Liz zu, die ihrem Vater folgen wollte.
In mir zog sich alles zusammen.
Plötzliche Wut übermannte mich und ich straffte die Schultern.
Mit den Augen folgte ich Liz und Liam, die sich einem weiteren Suchtrupp anschlossen und kurz darauf zwischen den dichten Bäumen verschwanden. Der gesamte Platz vor dem Schloss war mit Wächterwagen zugestellt, deren Fahrer sprachen in Funkgeräte oder erhielten Informationen daraus. Alles lief auf Hochtouren. Und dann sah ich auf einmal wieder Luan vor meinem geistigen Auge. Er lief durch den Wald. Er bewegte sich schnell und geschmeidig. Dann blieb er stehen und drehte sich ruckartig um. Sein finsterer Blick wurde von Schrecken abgelöst, als er mich direkt ansah.
Ich trat einen Schritt zurück und das Bild erlosch. Doch ich würde mich nicht wieder zurück in