Название | America´s next Magician |
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Автор произведения | Isabel Kritzer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959919081 |
Sama erhob sich auf alle viere. Sinnend sah sie mir in die Augen. »Bist du sicher, dass du es wissen willst?«
In meinem Magen ballte sich etwas zu einem Knoten aus Angst und Befürchtungen, die wahrscheinlich die Wirklichkeit noch um einiges an Grausamkeit überstiegen. »Natürlich, sonst hätte ich nicht gefragt«, gab ich reglos zurück. Egal wie schlimm die Wahrheit sein würde, ich musste sie kennen.
Sama erkaufte sich noch etwas Zeit, indem sie sich auf die Hinterpfoten sinken ließ, bevor sie zu sprechen begann. »Rayn hat mehrere Knochenbrüche im ganzen Körper erlitten, außerdem ein Schädel-Hirn-Trauma – auch Gehirnerschütterung genannt.« Sie pausierte.
Ich sah sie aufmerksam an. Das konnte nicht alles sein.
»Seine Wirbelsäule hat einiges abbekommen.« Pause.
Mein Blick durchschnitt die Luft zwischen uns, zwang sie wortlos zum Weitersprechen.
Sie räusperte sich allerdings erst mal.
Meine Nasenflügel weiteten sich ungeduldig, als sie endlich ein Einsehen hatte und neu ansetzte. »Dabei wurden auch Nerven verletzt.«
Ich erstarrte. War er gelähmt? Im Rollstuhl?
»Er geht vorerst am Stock. Man wird sehen, ob sich das noch ändert.«
Rovenna sei Dank! Er ging aufrecht, wenn auch am Stock.
Ich schluckte. »Konntet ihr nichts für ihn tun?« Ich flüsterte es fast. In meinem Kopf spielten sich Rayns anmutige Bewegungen ab. Wie er auf der Luftwelle gesurft war. Danach sah ich den Moment, in dem er sich mir, früher am Tag, vor seinem Kampf gegen meine Mutter, in der Arena ergeben hatte. Meine Schuldgefühle drohten mich zu ersticken. Sie hatten beide immer versucht, mich zu schützen: Ivan und Rayn. Und wie hatte ich sie beschützt? Schlecht? Gar nicht? Es war zum Heulen. Wenigstens lebten sie beide, wenn meine Erinnerung mich nicht trog. Der Gedanke an Ivan machte mich nervös und ich schob ihn sofort von mir.
»Er ist in besten Händen. Sie haben uns aber nicht zu Rayn gelassen.« Sama sah mich entschuldigend an. Ich hörte am Klacken von Krallen, wie Neves über meinem Kopf unruhig die Position wechselte.
»Warum?«, fragte ich gefährlich leise. Wäre ich nur früher erwacht, dann hätte ich als Regentin dafür sorgen können, dass …
Wobei sich die Frage stellte, ob ich denn nun wirklich die neue Regentin war. Die Zeremonie zur Regentschaft hatte schließlich eine außerplanmäßige Wendung genommen.
Sama seufzte. »Weil hier alle in höchster Alarmbereitschaft sind.«
Das ließ mich aufhorchen. Das schnelle Anspannen, das damit einherging, hätte ich aber lieber gelassen, denn es tat furchtbar weh. Ich keuchte.
Sama knurrte.
Ein Augenblick der Stille verstrich.
Dann wagte ich zu fragen, was meinen Kopf beherrschte: »Konnte sie fliehen?«
»Lanahaa?«, mischte sich Neves in das Gespräch ein.
»Nein«, versicherte mir Sama gleichzeitig. Danach blickte sie nach oben und durchbohrte Neves mit einem derart bösen Blick, dass selbst mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief.
Sie meinte es vermutlich nur gut, wollte mir die Einzelheiten der Erinnerung an das, was passiert war, ersparen, doch ließ sich nichts von all dem mehr rückgängig machen. Es schmerzte mich wie ein Besuch in der Hölle – all dieses Wissen. Aber ich lebte und musste dementsprechend mit dem Geschehenen leben.
»Was ist mit ihr passiert?« Es war eine bewusste Frage. Lieber erfuhr ich jetzt und hier alles, als in einem Moment damit konfrontiert zu werden, in dem ich mich nicht sicher und beschützt fühlte. Denn wenn eines sicher war, dann, dass außerhalb dieses Zimmers noch immer Feinde auf mich lauerten.
Ich hörte, wie Neves aufgeregt mit den Flügeln schlug, merkte, dass noch mehr magischer Staub auf mich niederrieselte. Trotzdem ließ ich die Sphinx an meiner Seite nicht aus den Augen. Sie war diejenige, von der ich mir Antworten versprach.
»Gut, ich sag es dir.« Ihre Zunge schnellte vor, sie fuhr sich damit über ihre Lippen. Dann kreiste sie mit dem Kopf, ohne dass ihr tiefschwarzes Haar oder der ägyptische Kopfschmuck verrutschten. »Ivan hat Lanahaa so lange attackiert, bis sie in Ohnmacht gefallen ist. Dann seid ihr vom Himmel gestürzt. Sie hatte nicht nur sich, sondern auch die Kugeln – meint den Schild – und dich in der Luft gehalten. Du erinnerst dich?«
Ich nickte. Ja, ich erinnerte mich.
»Er hat dich aufgefangen, während Zweiauge eine weiße Blase um ihren bewusstlosen Körper schuf, die sie in einer Art komatösem Zustand hält, bis über sie entschieden wird.«
Ivan hatte mich also gerettet. Er war vermutlich rechtzeitig wieder zu sich gekommen und dann Rovenna weiß wo gewesen – jedenfalls nie in dem Krater. »Die sie dauerhaft mental manipuliert?«, fragte ich, statt ihren ersten Teilsatz zu kommentieren. Zweiauge musste ziemlich mächtig sein.
Sama zog die Mundwinkel hoch. Es wirkte seltsam verkniffen. »So in etwa.«
»Und wo ist sie jetzt?« Ich musste es einfach wissen.
»Der Kaiser, Ivan, Sir Isaac, Zweiauge, Meister Lemary und Missy Verovena sind zusammen mit der Blase nach Washington abgereist. Davor gab es zwei Verkündungen auf der zerstörten Bühne«, informierte mich Neves von oben.
Oh. Erleichterung und Enttäuschung mischten sich in mir. Lanahaa war weit weg – das war gut. Aber Ivan war anscheinend ebenfalls weg. Das tat weh. Immerhin: Er lebte!, rief ich mir noch mal in Erinnerung. Ich riss mich zusammen, bevor ich in eine emotionale Krise schlittern konnte. »Und Rayn … ist hier?« Nach Samas vorherigen Worten musste er hier sein, oder?
»Ja, sie haben ihn ein paar Zimmer weiter untergebracht.«
»Und ihr durftet nicht zu ihm, aber …«, begann ich.
»Einfach so zu dir? Nein, sie wollten uns, wie schon während der Wahl, in einem Zimmer oben einsperren!« Sama klang wütend. Ihre Iriden funkelten rot.
»Hast du jemanden verspeist, um ihre Meinung zu ändern?«, fragte ich matt und voll unguter Vorahnung. Samas Vorliebe für gewalttätige Maßnahmen war mir – selbst eine Sphinx – inzwischen geläufig. Deshalb duldete ich sie aber keinesfalls.
»Leider nicht«, folgte die grummelige Antwort.
Neves kiekste vergnügt von oben.
»Also?«, wollte ich wissen. »Was stattdessen?«
»Wir haben ihnen ordentlich die Meinung gegeigt«, krähte Neves.
»Es wurde Zeit«, bekräftigte Sama gelassen.
»Laut gefaucht hat sie«, gab der Phönix preis.
Dafür wurde er direkt selbst von Sama angefaucht. Wenn auch in gemäßigter Lautstärke. »Sonst hätte ich gar nichts erfahren und nichts bewirkt!«
»Schluss jetzt!«, beschied ich. Dann schüttelte mich ein Husten, der gar nicht mehr aufhören wollte.
»Erzähl ihr den Rest«, wies Neves ungerührt Sama an, während ich weiter röchelte. »Damit sie wieder schlafen kann und Miss Puttin uns nicht das Essen kürzt, nur weil du dein Versprechen gebrochen hast, sie nicht aufzuregen!«
Miss Puttin, die Hausdame des Regentenschlosses, war also weiterhin da! Das freute mich aufrichtig. Ich mochte ihre warmherzige Art und ihren Look mit den roten Handschuhen.
Die Sphinx knurrte unwillig zur Stange hoch. Sama erfreuten Neves’ Worte, im Gegensatz zu mir, wohl wenig.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und still in die Kissen zurücksank, verkündete sie jedoch: »Der Kaiser hat zwei für California entscheidende Dinge nach dem Kampf auf der Bühne bekannt gegeben. Erstens: Sinessa wurde für seinen öffentlichen Mordanschlag