Pine Ridge statt Pina Colada. Katja Etzkorn

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Название Pine Ridge statt Pina Colada
Автор произведения Katja Etzkorn
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948878122



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Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.“

      Hailey machte große Augen. „Bei Chloe hättest du nicht mal ein Glas Wasser bekommen“, stellte sie bissig fest.

      Sam gluckste. „Stimmt, aber vielleicht ein bisschen Rattengift.“

      „Erzähl weiter!“, forderte sie ihren Mann auf.

      „Sannah war mir sofort sympathisch. Sie hat Humor und bringt Josh zum Lachen.“

      „Aber warum haben sie dir dann nicht erzählt, wer sie ist?“, fragte Hailey irritiert.

      Sam grinste. „Die beiden haben mir nur Blödsinn aufgetischt – vom traditionellen Frauenraub über den letzten Mohikaner bis zur Chirurgin aus Deutschland. Fehlte nur die weiße Büffelkalb-Frau. Josh ist vor Lachen fast von seiner Holzbank gerutscht. So hab ich ihn seit Jahren nicht mehr erlebt.“

      „Klingt aber, als wären sich die beiden einig“, stellte Hailey zufrieden fest.

      „Vielleicht erfahren wir am Sonntag mehr, ich habe sie zum Football eingeladen“, meinte er.

      „Sehr gut, ich hatte schon befürchtet, ich müsste mir das Spiel ansehen“, stichelte sie gutmütig.

      Sam grinste schief und widmete sich seinem Abendessen.

      Auf der Ranch schob Josh seinen Teller beiseite und hielt sich stöhnend den Bauch. Die Pizza war wirklich ein bisschen zu viel gewesen. Er lächelte Sannah an. „Du hast ganz allein die Pferde geholt?“

      „Nicht ganz allein“, erwiderte sie. „Kimimila hat mir geholfen. Ich wusste ja nicht, wann du wieder da bist.“

      Josh wurde ein wenig verlegen. Er hatte sie den ganzen Tag alleingelassen und eigentlich damit gerechnet, dass sie sauer sein würde. Stattdessen hatte sie die ganze Arbeit allein gemacht, war so mutig gewesen, die Pferde zu holen, und fragte jetzt nicht einmal danach, wo er gewesen war. Dafür hatte sie sich mehr als nur ein Eis verdient.

      „Sannah, ich möchte nicht, dass du denkst, dass du hier arbeiten musst. Ich habe heute erst deine Überweisung auf meinem Konto entdeckt und war sehr erschrocken. Nicht nur über die hohe Summe, sondern auch, dass es von dir kam. Ich bin davon ausgegangen, dass der Verein eine Fotografin engagiert hat und natürlich auch dafür zahlt.“

      Sannah schüttelte den Kopf. „Der Verein zahlt nichts davon. Schließlich sind die Spenden für das Projekt und nicht für die Reisespesen von Mitgliedern. Sie haben mir geschrieben, dass Kost und Logis dreißig Dollar pro Tag kosten, und deine Kontonummer angegeben. Ich finde das mehr als fair, wenn man bedenkt, dass die Touristen deutlich mehr bezahlen und nicht mal ein Klo in ihrem Tipi haben.“ Sie grinste. „Ich weiß, dass ich hier nicht arbeiten muss. Es macht mir ganz einfach Spaß. Ich stehe normalerweise den ganzen Tag im OP, deswegen genieße ich es, an der frischen Luft zu sein. Früher habe ich meine komplette Freizeit im Stall verbracht, bis mein Quarter vor ein paar Jahren an Altersschwäche starb. Ich habe vor lauter Ärger und Kummer gar nicht gemerkt, wie sehr mir das alles gefehlt hat.“ Josh lächelte, sie liebte es genauso sehr wie er.

      „Eins weiß ich sicher“, sagte sie. „Wenn ich zuhause bin, kaufe ich mir ein Pferd. Darauf will ich nie wieder verzichten.“

      „Du kannst ja eins aus meiner Zucht kaufen, dann hast du eine bleibende Erinnerung“, schlug er vor und beobachtete fasziniert, wie die Sonne in ihrem Gesicht aufging.

      „Wirklich?“, fragte sie erfreut und strahlte. „Das wäre wundervoll!“

      Josh stand auf und räumte die Teller vom Tisch. „Ich habe jetzt nur ein Problem“, sagte er, während er die halbe Pizza auf Sannahs Teller betrachtete. „Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich Essen im Wert von dreißig Dollar in dich rein stopfen soll.“

      „Gib dir keine Mühe!“, erwiderte sie lachend. „Das schaffst du nicht!“

      Er stellte die Teller auf die Spüle und stand jetzt hinter ihr. „Was war eigentlich gestern Abend mit dir los?“, fragte Josh mit sanfter Stimme. „War das Wasser zu kalt?“

      Sannah fühlte sich eiskalt erwischt. Er hatte es bemerkt. „Nichts, ich war nur müde“, antwortete sie fahrig.

      Er strich ihr Haar aus dem Nacken und spürte, wie sie zitterte. Ihr wurde heiß, und ihr Herz schlug bis zum Hals, als er sich zu ihr herunterbeugte und seine Lippen ihr Ohr berührten.

      „Du lügst“, flüsterte er.

       Schlaflos

      Völlig übermüdet und schlecht gelaunt schmiss Sannah am nächsten Morgen die Kaffeemaschine an. Ihr limbisches System hatte die halbe Nacht eine wilde Hormon-Cocktail-Party in ihrem Oberstübchen gefeiert und lag jetzt verkatert im Bett. Nachdem die Bässe ihres Herzschlags leiser geworden waren, weil sich schon die Nachbarn beschwert hatten, war ein Gewitter aufgezogen und hatte sie mit Blitz und Donner wieder aus dem Schlaf gerissen. Mutter Natur hatte sich in jeder Hinsicht gegen sie verschworen.

      Sie goss sich einen Kaffee ein, nahm ein Stück kalte Pizza und schlurfte auf die Veranda. Draußen roch es nach feuchter Erde und wildem Salbei. Die Vögel wetteiferten nach dem Regen mit ihrem Gesang. Sannah genoss die Ruhe, die sie längst wie ein Zauber in ihren Bann gezogen hatte. Dunstschwaden waberten über die Weiden und ließen die Pferde im fahlen Licht des Morgens wie Geister aus einer längst vergangenen Zeit erscheinen. Tautropfen glitzerten wie Edelsteine in ein paar Spinnennetzen unter dem Dach der Veranda. Sannah schloss die Augen und atmete die klare Luft und den wunderbaren Duft ein, den der Regen hinterlassen hatte. Wenn das Leben doch nur immer so sein könnte wie in diesem Moment.

      Ein Poltern auf der Treppe holte sie zurück in die Realität. Einen Augenblick später ließ sich Josh neben ihr auf die Bank fallen und inhalierte seinen Kaffee.

      „Wie viele Löffel knallst du da immer rein?“, brummte er schlaftrunken. „Da fliegt einem ja das Hirn aus dem Schädel.“

      Sannah hatte, genau wie Josh, die Augen geschlossen und grinste schadenfroh. Zufrieden darüber, dass in seinem Oberstübchen auch nicht alles zum Besten stand. Auch wenn es nur ein Loch in der Decke war.

      „Das, was ihr hier Kaffee nennt, serviert man in Europa bestenfalls im Altenheim“, hielt sie dagegen.

      Josh registrierte die Übellaunigkeit in ihrem Tonfall, den er bislang noch nicht von ihr kannte.

      „Den Morgenmuffel habe ich abonniert, der steht dir nicht zu!“, stellte er trocken fest und döste weiter vor sich hin.

      Sannah war nicht gewillt, sich von Josh das Muffeln verbieten zu lassen, schließlich war er der Grund für ihre Schlaflosigkeit gewesen.

      „Lieb sein!“, rüffelte sie drohend. „Sonst gibt es Cornflakes statt Pfannkuchen!“

      Josh warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu, wog Pro und Contra ab und sein Magen gab schließlich klein bei.

      „Für Pfannkuchen darfst du auch ein bisschen muffeln“, gestand er ihr zu.

      „Geht doch!“, meinte sie lakonisch. Sie dösten noch eine Weile schweigend, als Joshs Magen knurrend gegen den Schlendrian protestierte.

      „Ich geh ja schon“, murrte Sannah im Halbschlaf und stand auf.

      „Geht doch!“, sagte Josh schmunzelnd. Er machte wieder keinerlei Anstalten sie durchzulassen.

      Sannah versuchte es erneut mit dem Zauberwort: „Inajin ye!“

      Daraufhin legte Josh beide Füße auf den Tisch und sah sie herausfordernd an. Sie schenkte ihm ein betörendes Lächeln, legte die Hände auf seine Schultern und schwang ein Bein rittlings über ihn. Der Ausschnitt ihres Shirts war gefährlich nah vor seinem Gesicht, als sie sich zu ihm herunterbeugte und verführerisch schnurrte: „Ich verzeihe dir.“

      Sie sah, wie er die Luft anhielt. Dann schwang sie das andere Bein über ihn und verschwand in der Küche. Er hatte es so gewollt, sollte ihm doch zur Abwechslung auch