Название | Mia und die Schattenwölfe |
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Автор произведения | Corina Sawatzky |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076933 |
„Hm, lass mich mal überlegen“, antwortete die Elfe. „Ach ja! Ich habe Kortin, dem Riesentausendfüßler, geholfen umzuziehen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Schuhe er besitzt! Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er einen wirklich ausgeprägten Schuhtick hat. Dreizehn Garnituren hat er sich mit der Zeit zugelegt – und das bei seinen tausend-und-vier Füßen! Wir haben allein zwei ganze Tage gebraucht, um nur die Schuhsammlung von einem Bau zum anderen zu schleppen! Das war vielleicht eine Heidenarbeit!
Dann ist vor einigen Tagen Professor Dack mal wieder ein Experiment missglückt. Ich weiß nicht, was er eigentlich vorhatte, aber sein Plan ist in jedem Fall furchtbar schiefgelaufen. Das ganze Gartenhaus ist dabei in die Luft geflogen! Es war nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass niemand zu Schaden gekommen ist! Mittlerweile hat er ein neues Gartenhaus gebaut, welches sogar feuerfest ist.“
„Das ist typisch Professor Dack!“, kommentierte Sophie die Erzählung. An Mia gerichtet, erklärte sie: „Du wirst ihn auf jeden Fall noch kennenlernen. Er ist der Vater von Tristan, einem Jungen, der auch hier im Magischen Wald wohnt und ein guter Freund von uns ist. Professor Dack ist ein netter Mann, aber er ist unheimlich verwirrt. Ständig will er neue Sachen erfinden und macht komplizierte Experimente in seinem Gartenhaus. In dem Wohnhaus darf er nicht mehr arbeiten. Seine Frau hat es ihm verboten, nachdem schon so viel schiefgelaufen ist. Sie hatte Angst um das Haus und die Einrichtung – und das zu Recht, wie man sieht.“
So ging es noch eine ganze Weile weiter. Lindara berichtete, was sich in der letzten Zeit im Magischen Wald ereignet hatte, und Sophie und die Elfe erklärten Mia abwechselnd die Hintergründe der Geschichten. Dabei tranken die drei Schlüsselblumennektar und knabberten Kekse, welche Lindara auf den Tisch gestellt hatte.
Die Zeit verging wie im Flug und als Sophie irgendwann auf die Uhr schaute, war sie ganz erstaunt, wie spät es schon geworden war.
„Oh! Jetzt müssen wir aber aufbrechen! Wir haben meiner Mutter versprochen, ihr zu helfen, die Sachen für den Markt zu packen!“
„Sehen wir uns bald wieder?“, fragte die Elfe, während sie die beiden Mädchen zur Tür begleitete.
„Klar! Wir kommen übermorgen wieder bei dir vorbei“, versicherte Sophie ihr.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, machten die beiden Cousinen sich auf den Heimweg.
Als sie an dem Holzhäuschen angekommen waren, hörten sie das schnüffelnde Geräusch der Tür. Kurz darauf ertönte ihre knarzige Stimme: „Fräulein Sophie und das neue Fräulein Mia, tretet ein!“
Mit diesen Worten schwang die Tür auf und die Mädchen betraten das Haus.
„Ah! Gut, dass ihr so pünktlich seid!“, rief Tante Anna aus dem Garten. „Wie war es bei Lindara?“
„Schön!“, antwortete Sophie. „Mia war ganz begeistert von dem Schlüsselblumennektar!“ Mia nickte zustimmend.
„Hoffentlich schmeckt dir auch mein Brot“, meinte ihre Tante. „Es kann zwar nichts Besonderes, aber ich habe es heute frisch gebacken und es ist noch ganz warm. Kommt, wascht euch die Hände. Dann könnt ihr mir helfen, den Tisch zu decken.“
Das Abendessen fand wieder im Garten statt und das Brot war tatsächlich noch warm und schmeckte herrlich.
Als alle satt waren, räumten die drei gemeinsam den Tisch ab.
Anschließend ging es ans Packen. Tante Anna wollte einige Dinge auf dem Markt verkaufen. Um am Morgen Zeit zu sparen, sollten diese bereits jetzt auf die Kutsche geladen werden.
Die Sachen waren schon in einer Ecke des Wohnzimmers gestapelt. Alles war in geheimnisvoll aussehenden Kisten und Säcken verpackt.
Als Mia einen davon zur Kutsche trug, klaffte er etwas auseinander und Mia erhaschte einen Blick auf seinen Inhalt. Er schimmerte und glänzte silberfarben, doch mehr konnte sie durch den schmalen Spalt nicht erkennen.
„Was ist das?“, fragte sie ihre Cousine, die, ebenfalls mit einem Sack beladen, neben ihr lief.
„Das sind selbst gestrickte Umhänge von meiner Mutter“, erklärte Sophie. Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment stolperte sie über eine Unebenheit im Boden. Sie konnte sich gerade noch aufrecht halten, war aber so aus dem Konzept gebracht, dass sie anschließend nicht weitersprach.
Im nächsten Augenblick waren die beiden Mädchen auch schon bei der Kutsche angelangt. Mia sah erstaunt, wie Windipuss auf dem Kutschbock zusammengerollt schlief. Sophie, die Mias verblüfften und etwas mitleidigen Blick bemerkte, erklärte ihr: „Er ist eben ein richtiger Kutscher – durch nichts von seiner Kutsche zu trennen. Er wohnt quasi in ihr und wäre todtraurig, wenn man ihm verbieten würde, hier zu schlafen.“
Nachdem alles, was am nächsten Tag verkauft werden sollte, eingeladen war, bedankte Tante Anna sich bei den Kindern für die Hilfe und sagte: „Ich will dringend noch einen Umhang fertig bekommen, damit ich ihn morgen mitnehmen kann. Die Nacht scheint wunderbar klar zu werden, deshalb ziehe ich mich jetzt schon zurück. Denkt daran, beizeiten schlafen zu gehen. Morgen müsst ihr schließlich früh raus.“
Mia wunderte sich, was die klare Nacht mit dem Umhang zu tun habe, fragte aber nicht weiter nach.
Sie und Sophie spielten noch zwei Runden „Mau-Mau“ und gingen dann zu Bett.
Mitten in der Nacht wachte Mia plötzlich auf. Zuerst wusste sie nicht, was sie geweckt hatte, und wollte schon wieder die Augen schließen. Dann aber hörte sie eine leise und melodische Frauenstimme geheimnisvoll singen. Die Stimme war zu weit entfernt, um die einzelnen Worte verstehen zu können. Obwohl die Melodie sehr friedlich und beruhigend klang, konnte Mia nicht wieder einschlafen. Sie versuchte es eine ganze Weile lang, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Ein innerer Zwang trieb sie dazu, immerzu dem Gesang zu lauschen. Sie brannte vor Neugier, woher er wohl kam.
Schließlich hielt sie nichts mehr im Bett. Sie musste einfach herausfinden, was es mit der Melodie auf sich hatte!
Auf leisen Sohlen schlich sie aus dem Zimmer. Im Flur angekommen, blieb sie stehen und versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung die Geräuschquelle kam.
Der Gesang schien von weiter oben an Mias Ohren zu dringen. Hatte Tante Anna nicht erwähnt, dass das Haus über einen Dachboden verfügte, auf dem der Stuhl Charlie die Nacht hatte verbringen müssen?
Mia schaute sich um. Erst jetzt entdeckte sie, dass es eine Tür im Flur gab, die sie bisher noch nicht bemerkt hatte, weil sie sich so unauffällig in die Wand einfügte. Es gab auch keine Türklinke, mit der man sie öffnen konnte. Aber als Mia versuchsweise dagegen drückte, schwang die Tür mit einem leisen Knarren nach innen auf. Augenblicklich war der Gesang lauter zu vernehmen.
Mia musste kurz innehalten, damit ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Dann erkannte sie eine schmale Holztreppe, die nach oben führte. Mit klopfendem Herzen stieg sie die Stufen empor.
Die Stimme klang inzwischen so laut an Mias Ohr, dass sie die einzelnen Wörter verstehen konnte. Gerade sang sie:
„Mond schein’ silbern und so fein
hier in diese Stube rein.
Keine Wolk’ verdirbt die Sicht,
bündel’ dich, oh Mondeslicht!“
Mia starrte in den Raum, der sich vor ihr erstreckte, und erkannte ihre Tante, deren Lippen die geheimnisvollen Worte formten. Sie saß in einem Schaukelstuhl, hielt zwei Stricknadeln in den Händen und sang, während sie unaufhörlich mit den Nadeln klapperte.
Verwundert erkannte Mia, dass da nirgendwo Wolle war, mit der Tante Anna strickten könnte. Stattdessen schien ein Faden aus der Luft zu kommen oder, genau genommen, erst dort wie aus dem Nichts zu entstehen.
Auf einmal sah Tante Anna auf. „Oh, Mia-Schätzchen! Konntest du nicht schlafen?“
„Was