Название | Mia und die Schattenwölfe |
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Автор произведения | Corina Sawatzky |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076933 |
Sie hielten die Gegenstände hoch und fragten den Verkäufer: „Sind Sie sich sicher, dass Sie nur drei Silbertrubbel dafür haben wollen?“
„Ja – jeweils einen, so wie ich es sagte. Ich bin froh, wenn ich den Ramsch los bin!“, antwortete dieser.
Sophie zog mit vor Aufregung leicht zitternden Fingern drei der silbernen Münzen hervor und reichte sie dem Verkäufer. Die beiden Mädchen konnten ihr Glück kaum fassen!
Beschwingt liefen sie mit ihren Errungenschaften zurück zu der Stelle, an der Tante Anna ihren Stand aufgebaut hatte.
Unterwegs einigten sie sich darauf, vorerst niemandem von der Salbe zu erzählen. Man konnte schließlich nie wissen, wozu so ein kleines Geheimnis noch gut sein würde!
In Hochstimmung erreichten sie Tante Annas Stand. Diese war schon damit beschäftigt, die Holzbretter wieder auf die Kutsche zu laden. Mia und Sophie eilten ihr sofort zu Hilfe. Dabei achtete Mia sorgfältig darauf, die unsichtbare Stelle an ihrer Hand stets gut verborgen zu halten.
„Na ihr beiden Hübschen, wie war euer Tag?“, wollte die Hexe wissen. Sie selbst war bester Laune, weil sie sämtliche ihrer Umhänge zu dem gewünschten Preis verkauft hatte.
Die Mädchen strahlten über das ganze Gesicht und versprachen, alles zu erzählen, sobald sie gemütlich in der Kutsche säßen.
Bei dem Wort alles zwinkerten sie sich allerdings verschwörerisch zu.
Die Bretter waren schnell eingeladen. Tante Anna weckte Windipuss, der die ganze Zeit zusammengerollt auf dem Kutschbock geschlafen hatte. Als alle auf ihren Plätzen saßen, fing der sonderliche Wicht zu pusten an und schon rollte die Kutsche heimwärts.
Mia und Sophie berichteten Tante Anna während der Fahrt, was sie den ganzen Tag über gemacht hatten. Auch die Hexe musste schmunzeln, als sie hörte, wie die Hüpfpastete gegen Mias Mund geplatscht war und welch seltsame Flüche der alte Magier hatte heilen müssen.
Sie bewunderte die Halsketten der Mädchen und war ganz aus dem Häuschen, als diese ihr die Musikwichtelbox zeigten, die sie für sie erstanden hatten.
„Das ist ja wunderbar!“, rief sie und klatschte dabei in die Hände. Sofort zog sie das Tuch von dem Häuschen und ließ die Wichtel musizieren.
Während die drei der Musik lauschten, genossen sie die Schokodreher, die Mia und Sophie gekauft hatten. Wie sie schon vermutet hatten, waren die kleinen Kugeln keine normalen Süßigkeiten. Nahm man sie in den Mund, begannen sie sich augenblicklich im Kreis zu drehen und spritzten dabei flüssige Schokolade um sich, bis der ganze Mund voll davon war. Anschließend verpufften sie mit einem schmatzenden Geräusch und gaben dabei einen köstlichen Sahneklecks frei.
Sogar Tante Anna konnte kaum genug davon bekommen!
Die Zeit verflog nur so und als die Kutsche vor dem kleinen Holzhaus hielt, waren alle überrascht.
Tante Anna bot an, noch etwas zum Abendessen zu machen, aber niemand hatte Hunger. Die Schokodreher hatten ihre Bäuche bis zum Rand gefüllt.
Stattdessen konnten die Mädchen es kaum erwarten, hoch in ihr Zimmer zu gehen und die unsichtbar machende Salbe auszuprobieren.
Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, zog Mia den metallenen Tiegel aus ihrer Tasche. Fast ehrfürchtig betrachteten sie und Sophie das Gefäß. Dann entschlossen sie sich, auszuprobieren, wie lange die Salbe wirkte.
Mias Handrücken war inzwischen wieder vollständig sichtbar geworden, doch keine der beiden hatte während der Kutschfahrt darauf geachtet, wann die Veränderung eingetreten war.
Dabei war es wichtig zu wissen, wie lange die Wirkung der Salbe anhielt. Denn wer konnte schon ahnen, welchen Zweck sie einmal erfüllen sollte?
Also nahm jedes der Mädchen eine Fingerspitze voll Creme aus dem Tiegel. Mia bestrich ihre linke kleine Fußzehe damit, Sophie ein Stückchen von ihrem Bauch.
Beide lachten, als sie sich so anschauten und einfach ein Teil von ihnen zu fehlen schien.
Nachdem Mias Zehe und Sophies Fleck am Bauch unsichtbar geworden waren, schauten die Kinder auf die Uhr.
Eigentlich waren die beiden Cousinen müde, aber jetzt durften sie auf keinen Fall einschlafen. Ansonsten würden sie wieder nicht wissen, wie lange die Salbe wirkte!
Also kuschelten sie sich zwar nebeneinander ins Bett, hielten sich aber gegenseitig wach, indem sie sich abwechselnd selbst ausgedachte Geschichten erzählten.
Zwischendurch überprüften sie immer wieder, ob ihre Körperteile noch unsichtbar waren.
Als Mia nach zwei Stunden ganz herzzerreißend gähnte und auch Sophie ihre Augen kaum mehr offenhalten konnte, ließ die Wirkung der Salbe nach. Es geschah nicht abrupt, sondern fing gerade in dem Moment an, in dem die Mädchen mit halb geschlossenen Augen ihre eingeschmierte Zehe, beziehungsweise ihren Bauch, kontrollierten.
Die betroffenen Körperstellen begannen zunächst leicht zu flimmern. Dann wurde das Flimmern rasch stärker, bis schließlich alles wieder wie gewohnt zu sehen war.
Nun wussten Mia und Sophie, dass die Salbe ungefähr zwei Stunden lang wirkte, und konnten endlich in den lang ersehnten Schlaf sinken.
Ein Tag am Nymphsee
Es versprach ein fantastischer Tag zu werden. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab und schon am frühen Morgen war die Temperatur angenehm warm.
Sophie öffnete das Fenster weit und rief: „Mia, heute müssen wir unbedingt baden gehen!“
Mia hatte überhaupt nichts dagegen. Sie liebte Wasser, und was gab es Herrlicheres, als sich an einem heißen Sommertag in die kühlenden Fluten zu stürzen?
Mia überlegte sich, ob es hier im Magischen Wald wohl ein Schwimmbad gäbe, und fragte Sophie danach.
Ihre Cousine antwortete: „Nein, ein Schwimmbad gibt es hier nicht. Viel besser – wir haben einen wunderbaren See, der nur ungefähr eine halbe Stunde von hier entfernt ist! Er wird dir mit Sicherheit gefallen!“
Die Mädchen zogen sich schnell an und gingen ins Badezimmer.
Mia grüßte das Klo mit einem schüchternen Nicken. Mittlerweile kam es ihr schon fast normal vor, dass Toiletten sprechen konnten.
Durch Mias Freundlichkeit war das Klo milde gestimmt und wesentlich höflicher als bei ihrer ersten Begegnung. Es bedankte sich sogar, nachdem Mia und Sophie seinen Durst gelöscht hatten!
Als die Cousinen in die Küche kamen, war Tante Anna wie üblich schon dort am Werkeln.
Sophie gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, Mama. Mia und ich möchten heute gerne baden gehen. Du hast doch bestimmt nichts dagegen, oder?“
Tante Anna seufzte: „Ich hatte schon etwas in der Art befürchtet. Kein Wunder, dass ihr das tolle Wetter ausnutzen wollt. Aber heute Nacht ist Vollmond und am liebsten würde ich euch den ganzen Tag zu Hause behalten, um sicherzugehen, dass ihr bei Einbruch der Dunkelheit ganz sicher hier seid.“
Sophie holte tief Luft, um empört und lautstark zu demonstrieren, doch ihre Mutter hob beschwichtigend die Hand und sagte: „Ich weiß doch, dass ich das nicht machen kann. Und ich weiß auch, dass ich mich darauf verlassen kann, dass ihr pünktlich zu Hause seid. Aber ich mache mir eben einfach schreckliche Sorgen!“
Mia und Sophie guckten Tante Anna verständnislos an. Das sah ihr doch gar nicht ähnlich – warum wollte sie die Mädchen plötzlich nicht durch den Wald ziehen lassen?“
Die Hexe seufzte erneut und sah dabei wirklich