Название | Mia und die Schattenwölfe |
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Автор произведения | Corina Sawatzky |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076933 |
Beim letzten Satz zwinkerte sie Tristan lächelnd zu.
Da fiel Mia etwas ein und sie fragte den Jungen: „Hast du eigentlich diesen Pilz, den du für deinen Vater besorgen solltest, schon gefunden?“
Tristan schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde wohl gleich noch mal auf die Suche gehen müssen.“
„Dann lass uns dir doch helfen!“, schlug Mia vor. Sie fand, ein kleines Dankeschön wäre angebracht.
Sophie und die Elfe stimmten sofort zu. Auch sie wollten sich für Tristans Hilfe erkenntlich zeigen.
Sophie schlug vor, jeder der vier solle in eine andere Richtung gehen und nach dem Pilz suchen. Mia war das zunächst gar nicht recht, weil sie Angst hatte, die Fellgnome könnten erneut über sie herfallen.
Aber Sophie beruhigte sie: „Du brauchst keine Angst zu haben – es sind wirklich feige Wesen. Und solange du nicht schlafend auf dem Boden liegst oder etwas in der Art, werden sie sich nicht noch einmal an dich herantrauen. Aber wenn du dich besser fühlst, kannst du einfach den Birkenzweig mitnehmen.“
Das war ein guter Vorschlag, fand Mia. Mit dem Zweig in der Hand fühlte sie sich einfach sicherer.
Nun blieb nur noch zu klären, wonach sie überhaupt suchen mussten.
Tristan beschrieb ihnen den Pilz: „Es muss ein etwa handgroßes, rosafarbenes Gewächs mit lila Punkten darauf sein.“
„Ah! Du meinst den Schwibbelpilz!“, sagte Lindara. „Den kenne ich! Er wächst bevorzugt unter Tannenbäumen. Schaut also vor allem dort nach! Wer als Erster einen findet, kehrt zum See zurück und ruft die anderen.“
Die drei Kinder und die Elfe gingen nun in unterschiedliche Richtungen davon.
Mia war anfangs etwas mulmig zumute und ängstlich hielt sie eher nach Fellgnomen als nach Pilzen Ausschau. Mit der Zeit aber entspannte sie sich und wurde offener für ihre Umgebung. Der Wald war einfach wunderschön. Es gab so viele für Mia unbekannte Blumen und andere Gewächse zu bestaunen, und sie genoss die geheimnisvolle Atmosphäre um sich herum in vollen Zügen. Trotzdem achtete sie darauf, sich nicht allzu weit von dem See zu entfernen, um sich nicht zu verirren.
Es dauerte gar nicht lange, da hörte Mia einen Ruf. Er schien der Stimme nach von Lindara und aus der Richtung zu kommen, in der der See lag. Mia nahm an, die Elfe habe einen Schwibbelpilz gefunden, und machte sich auf den Rückweg.
Als sie am Nymphsee ankam, winkte Lindara ihr zu. Sie hielt nicht nur einen, sondern gleich vier Exemplare des Gewächses in der Hand.
Mia wunderte es nicht, dass Lindara diejenige gewesen war, die die Pilze gefunden hatte. Schließlich schien sie sich im Wald auszukennen wie in ihrer eigenen Westentasche.
Kurz nach Mia kehrten auch zuerst Sophie und dann Tristan zu ihrem Treffpunkt zurück. Der Junge freute sich sehr über Lindaras Fund.
„Da wird mein Vater aber begeistert sein!“, sagte er.
Die Elfe überreichte ihm die Gewächse lächelnd, schaute dann zum Himmel und sagte: „Ich denke, es wird langsam Zeit, dass wir alle nach Hause zurückkehren. Bis zur Dämmerung dauert es zwar noch etwas, aber sicher ist sicher. Außerdem werde ich die Nacht bei meinen Verwandten verbringen. Und bis dorthin ist es ist ein gutes Stück weiter als zu meinem eigenen Haus.“
Die Kinder stimmten ihr zu. Niemand wollte riskieren, nicht rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit in Sicherheit zu sein.
Da zunächst alle in die gleiche Richtung gehen mussten, machten sie sich gemeinsam auf den Weg.
Während sie den verschlungenen Pfad entlangliefen, stellten die vier fest, dass der Wald ungewohnt still geworden war.
Lindara kommentierte diesen Umstand mit den Worten: „Die meisten Waldgeschöpfe suchen heute Nacht, genau wie ich, Sicherheit bei Verwandten oder Freunden, die Schutzzauber wirken können. Ich denke, dass viele von ihnen sich schon auf den Weg gemacht haben.“
Mia überkam plötzlich ein Frösteln. Den ganzen Tag lang war es fast unerträglich heiß gewesen, aber nun meinte sie, einen kalten Windhauch zu spüren. Zuerst dachte Mia, sie bilde sich das nur ein, aber dann entdeckte sie auch bei den anderen eine Gänsehaut. Es wurde wirklich höchste Zeit, nach Hause zu kommen!
Die vier beschleunigten ihre Schritte. Jeder von ihnen spürte, dass Unheil in der Luft lag, und wollte nun nicht länger trödeln.
Tristan verabschiedete sich als Erster von der Gruppe.
„Komm gut nach Hause!“, rief Sophie ihm hinterher.
Nach ein paar Minuten trennte sich auch die Elfe von den Mädchen. Lindara musste den Pfad nach links einschlagen, Sophie und Mias Heimweg dagegen führte weiter geradeaus.
Eiligen Schrittes legten die Cousinen den restlichen Weg nach Hause zurück. Als sie vor der Tür standen, schnüffelte diese erst in ihre Richtung und sprach dann: „Fräulein Sophie und Fräulein Mia! Die Hausherrin wird froh sein, dass ihr zurück seid! Tretet ein!“
Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen, denn das gemütliche Holzhäuschen versprach eine sichere Zuflucht vor der unheimlichen Atmosphäre des Waldes zu sein.
Die Nacht der Schattenwölfe
Tante Anna begrüßte die Mädchen sichtlich erleichtert. Zugleich zeigte ihr Gesicht aber auch deutliche Spuren der Anspannung.
„Gut, dass ihr so zeitig zu Hause seid! Jetzt können wir alles in Ruhe vorbereiten! Packt erst einmal aus und dann werden wir gemeinsam den Rest erledigen.“
Mia und Sophie hängten ihre nassen Schwimmsachen und Handtücher auf die Wäscheleine, spülten das benutzte Geschirr ab und räumten alles ordentlich an seinen Platz zurück.
Anschließend trugen sie gemeinsam mit Tante Anna ihre Matratzen, das Bettzeug und ihre Nachthemden ins Wohnzimmer hinunter. Zusätzlich sollte jede von ihnen noch die Sachen holen, die sie darüber hinaus für den kommenden Abend und die Nacht brauchen würde.
Zuletzt verschwand Tante Anna im Keller und kam kurze Zeit später mit einem uralt aussehenden Nachttopf in der Hand zurück. Diesen stellte sie in dem entlegensten Winkel des Wohnzimmers auf.
„Wir können später nicht mehr hoch auf die Toilette gehen“, erklärte sie auf die verblüfften Blicke der Mädchen hin. „Der Schutzzauber wird sich auf das Wohnzimmer beschränken. Daher werden wir uns ausschließlich hier aufhalten.“
Dann schaute sie prüfend aus dem Fenster und sagte: „Ein bisschen Zeit bleibt uns noch. Sophie, mein Schatz, möchtest du vielleicht noch die Brettspiele vom Dachboden holen? Heute wäre doch eine gute Gelegenheit, sich mit ihnen die Zeit zu vertreiben.“
Sophie gefiel die Idee und so stieg sie bereitwillig auf den Dachboden. Kurz darauf kam sie mit einem ganzen Stapel Spiele zurück.
„Von mir aus können wir direkt loslegen“, sagte sie und begann, den Stapel nach ihrem Lieblingsspiel zu durchsuchen.
Tante Anna antwortete: „Ich werde zuerst noch das Wohnzimmer sichern. Dann bin ich bereit.“
Mit diesen Worten schritt sie zur ersten Wand, stellte sich tief durchatmend davor auf, hob die Hände so, dass die Handflächen in Richtung Fenster zeigten, und begann, seltsame Worte zu murmeln. Mia lauschte angestrengt und verstand so etwas wie Ventura protectis nocto!
Kaum hatte die Hexe den Satz zu Ende gesprochen, begann die Luft im Bereich des Fensters bläulich zu flimmern. Dieses Flimmern blieb auch dann noch bestehen, als Tante Anna die Hände langsam wieder sinken ließ.
Die gleiche Prozedur wiederholte die Hexe nun bei dem zweiten Fenster, bei der Terrassen- und schließlich auch bei der Wohnzimmertür.
Erst als das seltsame blaue Flimmern vor jeder einzelnen Öffnung zu sehen war, nickte sie beruhigt.