Название | Durchgeknallt |
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Автор произведения | Wolfgang Breuer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961360024 |
„Vielleicht hat er sich von unterwegs mit jemandem in Verbindung gesetzt und den Plan geändert“, warf Klaus ein. „Er hatte allerdings kein Handy dabei, als wir ihn kurz abgeklopft haben bei der Festnahme. Und im Wagen hab‘ ich auch keins gefunden.“
„Da war aber eins. Versteckt zwischen den Polstern des Rücksitzes. Aber es wurde, wie wir mittlerweile vom Netzbetreiber wissen, seit dem Erpresseranruf um 12.03 Uhr nicht mehr benutzt und kurz danach ausgeschaltet. Um es nicht orten zu können, vermuten wir.“
Klaiser lief rot an. Mist. Da war er bei der Durchsuchung doch zu oberflächlich gewesen. Anfängerfehler. Verdammt. ‚So was darf einem nicht passieren.’
„So, ich muss wirklich weg. Wir bleiben aber in Kontakt. Morgen will ich genau wissen, welche Route der Typ hier in Eurem Beritt gefahren ist. Bevor er Dir vor die Flinte gekommen ist“, grinste er. „Ihr werdet einen Haufen Dreck fressen müssen. Wie wir alle. Aber wir müssen rauskriegen, wo Mönkemann ist. Das dürfte wohl klar sein. Seht Euch bitte im erweiterten Kreis der SOKO.“
Die beiden Männer umarmten sich kurz. „Halt‘ die Ohren steif, mein Lieber. Und grüß’ mir Bernd Dickel. Der ist noch im Krankenhaus und kümmert sich. Ich werde ihn morgen früh anrufen.“
Sprach´s und verschwand. Kurz darauf fuhr sein Wagen im Herrengarten sachte um die Kurve vor dem Kino. „Fack ju Göhte 2“ lief in dem altehrwürdigen „Capitol“, das als Programmkino durchgestartet hatte. War wohl, gemessen an der Menge der falsch an beiden Fahrbahnrändern geparkten Fahrzeuge, ein echter Publikumsrenner.
Wenig später war auch Klaus heimgefahren. Nachdem er hektographiert die Ereignisse des Tages zu einem Kurzbericht für die SOKO zusammengefasst und dorthin gemailt hatte. Mit den Kollegen auf der Wache hatte er sich darauf verständigt, alle weiteren Berichte und Formalitäten morgen zu erledigen. Er war zu platt und wollte einfach nur zu Ute. Die ziemlich aufgedreht wirkte, als er nach dem Einsatz endlich mit ihr telefonieren konnte.
Seine Frau wollte keine Einzelheiten mehr hören. Ihr reichte es, dass Klaus heil aus dem Schlamassel herausgekommen und jetzt bei ihr war. Während sie das Geschirr in die Spülmaschine räumte, telefonierte Klaus mit Heiner. Sein Kumpel war natürlich längst informiert über die Vorgänge am späten Nachmittag und am Abend. Und er hatte großes Verständnis dafür, dass der gemeinsame Fernseh-Fußballabend nun ausfallen würde. Wäre ohnehin nur eine Notlösung gewesen. Anstelle ihres Skatabends bei Ele in der „Linde“, dem ältesten Gasthaus im Dorf. Ihre Skatpartner hatten schon am Wochenende abgesagt. „Lyndi“, weil er mit seiner Frau das Berleburger Literaturpflaster besuchte. Und „Lulli“, weil er irgendwo zu einem Geburtstag eingeladen war. Und Bayern-Fan war nun wirklich keiner von ihnen. „Bayern kann jeder“, war die vorherrschende Meinung.
Ute hatte sich langsam an ihren Mann herangeschlichen und ihn von hinten liebevoll umfasst. Sie mochte seinen athletischen Körper, der nur winzig kleine Pölsterchen an den Hüften aufwies. Und sie mochte seine sonore Stimme, der sie jetzt, mit einem Ohr an seinem Brustkorb, lauschte. Hörte sich klasse an, wie sich seine „innere Stimme“ mit seinem Herzschlag mischte. Wie sehr sie ihn doch liebte, diesen gut aussehenden, intelligenten, aber leider viel zu risikobereiten Mann. Und er liebte sie.
Während er noch mit Heiner redete, fasste Klaus nach ihrer linken Hand und führte sie zum Mund, um sie mit kleinen Küssen zu überdecken. Der Freund am anderen Ende der Leitung hatte ganz schnell begriffen, was da lief und sich diskret verabschiedet. ‚Heiner ist eine Seele‘, dachte Klaus. ‚Ein richtig guter Freund halt.’
In inniger Umarmung hatten die beiden noch eine ganze Weile im Arbeitszimmer zusammengestanden, hatten herum geschmust und geturtelt. Eher unbewusst bauten sie so die innere Spannung ab, die beide noch fühlten. Und es gefiel ihnen. Der Tag war doch unerwartet hart gewesen. Und dann folgten Stunden, die die beiden atemlos und glücklich machten. Irgendwann waren sie total erschöpft eingeschlafen.
Donnerstag, 17. September
Als Klaus wach wurde, zog ein herrlicher Duft von frischem Kaffee und Toastbrot durch das sonnendurchflutete Schlafzimmer. Seine süße Frau hatte längst unter der Dusche gestanden und in einem hauchdünnen Morgenmantel das Frühstück zubereitet, das sie jetzt auf einem Tablett servierte. Ihr langes blondes Haar fiel verlockend leicht über die Schultern ihres wunderschönen Körpers, der sich unter dem Nichts aus weißer Seide abzeichnete. Sie war so topfit und durchtrainiert. Und alles an ihr war wohl proportioniert und schön. Das Bild einer Frau, die ihn jetzt auf eine harte Probe stellte.
„Komm, lass uns schnell frühstücken. Ich habe um halb acht den ersten Patienten auf dem Behandlungstisch liegen.“
„Aber vorher ziehst Du Dir bitte noch was ordentliches an“, scherzte er. „Sonst erleidet der Mensch auf Deinem Tisch einen weiteren Schlaganfall. Und das wollen wir doch nicht riskieren.“ Beide lachten. Mit einem Blick auf den Wecker war ihm klar, dass sie wohl recht zügig frühstücken mussten. Es war zwanzig vor sieben. Und er eigentlich schon viel zu spät dran. In zwanzig Minuten hätte er zum Dienstbeginn in Berleburg sein müssen. Doch heute würde man ihm die halbe Stunde später ja wohl hoffentlich verzeihen.
Ute hatte sich schon mit ganz lieben Küssen verabschiedet und war mit ihrem weißen VW Beetle Cabrio bereits gestartet, als Klaus das Haus verließ. Seinen Dienstwagen hatte er an der Straße geparkt. Das war locker möglich. Denn sie wohnten in einer Sackgasse. Einer recht kurzen obendrein. Und als er einsteigen wollte, fiel sein Blick im Neubaugebiet „Auf dem Brunkel“ auf einen Kran, der dort gerade aufgerichtet wurde. ‚Ohne Dich hätten wir Deppe nie gekriegt’, dachte er fast in Dankbarkeit. Denn das gelbe Stahlgerippe konnte nur das sein, mit dem der LKW-Fahrer gestern so unheimliche Mühe hatte.
Als er über den Stöppel nach Berleburg fuhr, musste er an die junge Frau denken, die dort in unmittelbarer Nähe von Deppe gesehen worden war. Hatte sie zuvor wirklich in dem Porsche gesessen? Für Klaus unvorstellbar. Es sei denn, durchfuhr es ihn siedend heiß, es sei denn, sie hätte in dem Wagen gelegen. Aber warum hätte sie das machen sollen?
Die Fragen würden ihnen in diesem, seinem ersten Fall dieser Art, mit großer Sicherheit nicht ausgehen.
Hektische Aktivitäten, als er in die Wache kam. Über alle zwei Etagen Betrieb wie in einem Bienenstock. „Gut, dass Du kommst“, begrüßte ihn Bernd Dickel, als er in dessen Büro hineinschaute. „Komm rein und setz Dich“, forderte er Klaus auf. „Hier überschlagen sich die Informationen. In Siegen kommen sie mit diesem Frank Deppe nicht weiter. Der macht einfach auf stur. Und heute Nacht hat er plötzlich dermaßen viel Blut gespuckt, dass er sofort in die nächste Klinik gebracht worden ist. Da liegt er noch immer. Super schwer bewacht. Aber von Mönkemann bisher keine müde Spur. Die Fahndung nach ihm läuft intensivst. Die SOKO wird mit Euch erweitert. Aber wir kümmern uns zunächst nur um all das, was den Entführer hier nach Wittgenstein getrieben und was er hier ‚veranstaltet’ hat. Das ist mit Jörg Gabriel so abgesprochen. Grüße soll ich Dir bestellen.“
Dickel wischte sich Schweiß von der Stirn. Dabei war es gar nicht so warm. Aber Klaus hatte den Eindruck, dass der Dienststellenleiter einfach nur platt war. „Wie lange warst Du gestern noch im Einsatz?“, fragte er. „Was heißt ‚warst’? Ich bin immer noch. Hab´ mich heute Morgen bloß mit Kaffee und Ibuprofen voll gepumpt. Eigentlich sollte ich im Bett liegen. Hab‘ nämlich seit zwei Tagen schon ’ne Grippe. Die erste seit Jahren. Und das ausgerechnet jetzt.“
„Was kann ich tun, um Dir zu helfen?“ Seine Frage kam ein wenig zaghaft und deshalb für Bernd auch nicht sehr glaubwürdig. Denn beide wussten sehr genau, dass er zunächst einmal all die Vorgänge von gestern haarklein in seinem Bericht in den PC zu tippen hatte. Alle. Auch die Gründe, die ihn dazu bewogen hatten, die Verfolgung des wieder ausgekniffenen Gangsters allein und ohne Eigenschutz aufzunehmen. Nichts, was ihm Freude bereitete.
„Was