Название | Detektiv Dagobert |
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Автор произведения | Balduin Groller |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962818814 |
Er setzte sich, als er allein war, in seinem Fauteuil1 zurecht und begann nachzudenken. Gar so einfach war die Geschichte denn doch nicht. Die letzte Untat war am Tage vorher begangen worden. Er besah sich das Zigarrenkistchen, den Rauchtisch – da war nichts zu entdecken. Es war einfach ekelhaft, was in dem Hause für Reinlichkeit herrschte! Wie da täglich aufgeräumt und aufgewischt wird! Da soll dann ein Mensch etwa noch einen Fingerabdruck auf dem Holzrahmen des Rauchtisches entdecken, der die rote Tuchfüllung der Platte umgrenzt! Der Rahmen war wahrscheinlich auch gestern nicht staubig, und seither ist ja wieder unsinnig gewischt und gebürstet worden, – und da soll ein Mensch daktyloskopische Studien machen!
Damit war es also nichts.
Im Zimmer leuchteten jetzt vier elektrische Lampen. Er drehte mit einem Griff auch noch die übrigen acht auf. Strahlende Helle erfüllte nun den Raum, und jetzt untersuchte er weiter. Er schritt das Gemach nach allen Richtungen ab, und überall hin sandte er den forschenden Blick, ohne irgendeinen Anhaltspunkt finden zu können.
Dann setzte er sich wieder an den Rauchtisch. Es war klar, dass dieser das Zentrum für die Nachforschungen bilden müsse. Wie er aber auch spähte, hier ließ sich keine Spur und kein corpus delicti entdecken, – doch – eben als er wieder seine Wanderungen aufnehmen wollte, bemerkte er etwas. Eingebettet in der schmalen Spalte zwischen Tuch und Holzrahmen des Rauchtisches und über sie herausragend ein Haar, dunkel und glänzend, nicht lang – gerade gezogen vielleicht fünf Zentimeter, aber es hatte die Tendenz, sich zu einem Kreise zu schließen.
Dagobert fuhr mit der Hand über Tuch, Rahmen und Spalte, wo das Haar steckte. Dieses bog sich und blieb stecken. Es hat also auch Bürste und Staubtuch standhalten können. Anderseits – bei der Art, wie hier rein gemacht wurde, wie bereits erwähnt – geradezu ekelhaft! – war es wohl anzunehmen, dass der Widerstand kaum von Dauer sein würde. Mehrfache Angriffe würden das Haar doch wohl wegfegen. Es war also ganz gut möglich, ja wahrscheinlich, dass es erst gestern hingelangt ist.
Er dachte einen Augenblick daran, sich den Diener hereinzuläuten, um sich zu vergewissern, ob nicht heute schon irgendjemand, der nicht zum Hause gehörte, das Zimmer betreten hätte, vielleicht ihn auch darüber auszuholen, wer gestern dagewesen sei, aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Natürlich wollte er, musste er spionieren, aber nicht bei der Dienerschaft! Das konnte zu albernem Gerede führen, und eine gewisse Rücksicht war er doch dem Hause seines besten Freundes schuldig.
Er hob also das Haar mit den Fingerspitzen heraus und barg es mit aller Sorgfalt in seinem Taschenbuche. Dann setzte er seine Nachforschungen fort. Er sah sich in dem ganzen Zimmer noch einmal gut um; es war wohl kaum noch etwas zu holen. Die Beleuchtung war so hell, dass ihm nicht leicht etwas entgehen konnte. Oben auf der glatt polierten Fläche des schwarzmarmornen Kamingesimses bemerkte er ein dunkles Klümpchen, das den scharfen geraden Zug der Linie unterbrach. Ob es wohl verlohnte? Für einen Detektiv verlohnt sich alles, kann sich alles verlohnen.
Er rückte sich einen Ledersessel hin und stieg auf ihn. Ein Zigarrenstummel, etwa vier Zentimeter lang. Eine ganz leichte Staubdecke auf der polierten Platte. Wenn die Hausfrau das wüsste! Da ist heute nicht abgewischt worden. Der Herr Bediente hat sich’s bequem gemacht. Wahrscheinlich wischt er da nur jeden zweiten oder dritten Tag ab. Älter war die dünne Staubschicht nicht. Auch der Stummel war nicht älter. Das konnte ein Raucher schon beurteilen. Und noch eins. Auf der Staubfläche zeigte sich keine Spur einer Hand oder eines Fingers. Die Platte war also nicht schon staubig, als der Zigarrenrest da hingelegt wurde. Er dürfte also – er ist also gestern hingelegt worden.
Dagobert untersuchte den Rest. Er stammte von der inkriminierten Sorte.
Nun stieg Dagobert vom Sessel, steckte den bedachtsam verpackten Stumpf in die Tasche, löschte die überzähligen Lampen wieder aus und fuhr dann, als die Zeit gekommen war, mit in die Oper.
1 Lehnstuhl, Lehnsessel oder Armsessel <<<
2.
Grumbach hatte die ganze Zigarrenaffäre am nächsten Tage schon wieder vergessen. Der vielbeschäftigte Fabrikherr und Großkaufmann hatte wahrhaftig an anderes zu denken. Er kam auch später nicht wieder auf sie zurück, weil sich kein Anlass dazu ergab. Ganz zu Ende war sie aber doch noch nicht.
Dagobert hatte fast eine ganze Woche verstreichen lassen, bevor er sich wieder in dem Grumbachschen Hause sehen ließ. Das letzte Mal war er am Mittwoch dort gewesen, und erst am darauffolgenden Dienstagabend zeigte er sich wieder. Frau Violet empfing ihn im Rauchzimmer. Das Diner war vorbei, und zum Kaffee, den er mit ihr nehmen sollte, rauchte sie selber ganz gern eine Zigarette.
»Ich komme Ihnen ungelegen, gnädige Frau?« begann er die Unterhaltung.
»Sie sind mir immer willkommen, Herr Dagobert«, erwiderte sie liebenswürdig, aber etwas betreten schien sie doch, als sie sich auf der Kaminbank zurechtsetzte.
»Ich meinte nur«, fuhr er harmlos fort, »weil ich ja annehmen konnte, den Herrn Gemahl nicht zu Hause zu treffen.«
»Allerdings – Dienstag ist sein Klubtag; da ist er nie zu Hause. Desto angenehmer für mich, Gesellschaft zu haben.«
»Es wäre aber doch auch möglich gewesen, dass Gnädige sich bereits mit anderweitiger Gesellschaft versorgt hätten, und ich vielleicht nur störend gewesen sein würde.«
»Sie stören niemals, Herr Dagobert«, versicherte sie eifrig und lenkte dann ab, indem sie ihn, um dem Gespräche eine andere Wendung zu geben, bei seiner schwachen Seite packte und ihn mit seiner Detektivleidenschaft zu necken begann.
»Nun? Haben Sie den ruchlosen Zigarrenmarder noch immer nicht entdeckt?« fragte sie mit fröhlichem Spott.
»Spotten Sie nicht zu früh, Gnädige!«
»Mein Gott, ein paar Zigarren können leicht wegkommen, ohne dass man erfährt, wohin sie geraten sind. Man sollte gar nicht forschen. Am nächsten liegt es, den Diener zu beargwöhnen. Er ist sicherlich unschuldig, aber wenn einmal der Verdacht geweckt ist, – mein Mann ist sehr genau! – da kann der arme Teufel leicht um sein Brot kommen.«
»Wir werden uns ja gleich überzeugen«, entgegnete Dagobert und drückte auf den elektrischen Taster.
Frau Violet erschrak über seine